Otto Prutscher

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. November 2015 um 17:43 Uhr durch Geher (Diskussion | Beiträge) (Auszeichnungsfehler korrigiert | Helfer gesucht). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Otto Prutscher (* 7. April 1880 in Wien; † 15. Februar 1949 ebenda) war ein österreichischer Architekt und Kunsthandwerker.

Leben

Otto Prutscher war der Sohn des Tischlermeisters Johann Prutscher und dessen Frau Maria Tondl, sein älterer Bruder war der Architekt Hans Prutscher. Er besuchte nach einer Tischlerlehre bei seinem Vater von 1895 bis 1897 zunächst eine Fachhochschule für Holzindustrie und machte 1895 eine Studienreise nach Paris und London. Anschließend studierte er 1897–1901 an der Kunstgewerbeschule, wo er Schüler von Franz Matsch und Josef Hoffmann war.

Bereits ab 1902 lehrte er an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt und ab 1909 als Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule bis 1938, später wieder von 1945 bis 1946. Er war Mitarbeiter der Wiener Werkstätte und gestaltete für die Kunstschau 1908 in Wien einen eigenen Raum. Von 1922 bis 1941 war er Mitglied des Wiener Künstlerhauses. Prutscher arbeitete bei der Zeitschrift Interieur mit und nahm an zahlreichen Ausstellungen teil.

1911 heiratete er Helene Süßmandl, mit der er zwei Töchter hatte. 1939 wurde Otto Prutscher zwangspensioniert, weil er sich von seiner Ehefrau, die jüdischer Herkunft war, nicht trennen wollte. Das Ehepaar konnte aber während der Kriegszeit unbehelligt in Wien leben. 1947 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für Architektur. Nach seinem Tod 1949 erhielt er ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 12 C, Reihe 16, Nr. 1)[1].

Leistung

Prutscher war ein vielbeschäftigter Architekt und führender Kunstgewerbetreibender Wiens am Anfang des 20. Jahrhunderts. Er schuf einige große Wohnhausanlagen im Roten Wien, sowie Einfamilienhäuser und Inneneinrichtungen. Er gestaltete Möbel, beispielsweise für Jacob & Josef Kohn, Schmuck, Porzellan, Bucheinbände und Textilien für die Wiener Werkstätte.

Werke

Heinehof
Lorenshof (Ansichtskarte von 1930)
„Russenkirche“ (1915/17), Wien 22
  • Miethaus, Wien 14, Salisstraße 3, 1904
  • Geschäftslokal der Hutfabrik P. & C. Habig, Wiedner Hauptstraße, um 1910
  • Geschäftslokal der Bettwarenfirma Anton Böck, Kärntner Straße, um 1910
  • Geschäftslokal der Leder- und Bronzenfirma Munk, Stephansplatz, um 1910
  • Villa Moriz Rothberger samt Gartenanlage, Baden bei Wien, Friedrichstraße 14 (auch: Radetzkystraße 10), 1912[2][3][Anm. 1]
  • Landhaus Rudolf Bienenfeld samt Gartenanlage, Baden bei Wien, Radetzkystraße 4, 1912–13[4][3]
  • Haus Theodor Flemmich in Jägerndorf (heute: Krnov), Österreichisch-Schlesien, 1914–15
  • Haus Dr. Friedrich Benesch, Kaulbachstraße 8, 1914–15
  • Inneneinrichtung des Dianabades, 1913–17 (1967 abgebrochen)
  • Russenkirche, Wien, 1917
  • Haus Arnfelser, Gleisdorf, 1919
  • Villa Knopf, Braungasse 44, 1919–22
  • Inneneinrichtung der Wohnung Dr. Franz Kindler, Wien-Mariahilf, 1920[5]
  • Geschäftslokal und Inneneinrichtung der Möbelfabrik Knobloch, Karl-Schweighofer-Gasse 10–12, 1921
  • Villa Hübl, Rooseveltova 2, Ústí nad Labem, 1923–24[6]
  • Wohnhausanlage Heinehof, 1925
  • Wohnhausanlage Lorenshof, Längenfeldgasse 14-18, Wien-Meidling, 1927
  • Wohnhausanlage Hermann-Fischer-Hof, 1928
  • Wohnhausanlage Harkortstraße 4, 1928–29
  • Wohnhausanlage Eiflerhof, 1929
  • Erweiterung eines Kirchenbaus, Murlingengasse, 1931
  • Wohnhaus Dr. Otto Wertheim, Mariazell, 1932
  • Landhaus Kapsch, Mitterbach, 1932
  • Landhaus Cerny, Erlaufsee, 1932
  • Café Palace, 1933 (zerstört)
  • Geschäftseinrichtung der Firma Piccini am Naschmarkt, 1934
  • Entwürfe für die Firmen Backhausen und Thonet
  • Villen und Wohnhäuser in Baden, Mitterbach, Mariazell und in Jägerndorf in Schlesien
  • Boulevardtheater im St. Annahof in der Annagasse, Wien, Innere Stadt

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hedwig Abraham: Prof. Otto Prutscher. In: viennatouristguide.at, abgerufen am 23. Dezember 2012.
  2. Villa Rothberger in Baden. In: Der Architekt, Jahrgang 1913, S. 136, 139 (Bildteil). (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/arc,
    Max Eisler: Otto Prutscher. In: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst. Band 34.1916 (XIX. Jahrgang), Bruckmann, München 1916, ZDB-ID 501102-4, S. 168–172. – online.
  3. a b Fritz SaxlZwei Landhäuser von Otto Prutscher. In: Der Architekt, Jahrgang 1913, S. 61 f. (Hauptteil). (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/arc.
  4. Landhaus R. B. in Baden. Gassenfassade. In: Der Architekt, Jahrgang 1913, S. 137 ff. (Bildteil). (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/arc,
    Villa R. Bienenfeld, Baden: Straszenfassade. (…) Gartenfassade.(…) Garten. In: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst. Band 34.1916 (XIX. Jahrgang), Bruckmann, München 1916, ZDB-ID 501102-4, S. 166 f. – online.
  5. Franz Arens: Neue Arbeiten von Otto Prutscher. In: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst. Band 42.1920 (XXIII. Jahrgang), Bruckmann, München 1920, ZDB-ID 501102-4, S. 245–255. – online.
  6. Matěj Páral, Martin Krsek, Jan Vaca: Villa Hübl. In: usti-aussig.net, abgerufen am 23. Dezember 2012.

Anmerkungen

  1. Die Liegenschaft war ursprünglich L-förmig, die Gartenanlage entsprach dem heutigen Grundstück Radetzkystraße 6 und lag somit parallel angrenzend zu Villa und Gartenanlage Landhaus Rudolf Bienenfeld, Radetzkystraße 4. – Siehe: Oben: Gartenanlage bei der Villa Rothberger in Baden. Unten: Gartenanlage bei dem Landhaus R. B. in Baden.. In: Der Architekt, Jahrgang 1913, S. 139 (Bildteil). (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/arc.
    1939 wurde die Liegenschaft zwangsveräußert. – Siehe: Koordinierungsstelle Magdeburg: Jüdische Sammler und Kunsthändler (Opfer nationalsozialistischer Verfolgung und Enteignung). Rothberger, Moriz.
Commons: Otto Prutscher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien