Progressive Organisationen der Schweiz
Die Progressiven Organisationen der Schweiz, meist kurz POCH genannt, waren eine linke politische Partei, die bis Anfang der 1990er-Jahre aktiv war.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die POCH wurden im Zuge der 1968er-Studentenbewegung als Partei mit kommunistischer Orientierung gegründet.
1977 gründeten Frauengruppen der POCH die Organisation für die Sache der Frau (OFRA), die autonom agierte, der Partei aber weiterhin nahe stand.
Auf dem Kongress im Jahr 1978 propagierte man eine «demokratische Erneuerung» als «neue[s] Leitmotiv», «der historisch gewordene Pluralismus [… wurde] ausdrücklich anerkannt. […] Eine Überwindung des Kapitalismus» sei «nur durch weltweites Zusammenwirken aller revolutionären und demokratischen Bewegungen einschliesslich der kommunistischen Parteien möglich», doch floss «nun eine gewisse Kritik am ‹Machtmissbrauch› in den Oststaaten ein.»[1] 1980 befand sich die Partei «im Aufwind […] infolge des Gewinns neuer parlamentarischer Positionen (1979 in Zürich, Basel-Land, Luzern und Tessin; Gemeindewahlresultaten in Luzern)» und verstärkte ihre Zentralorgane.[2]
1987 distanzierten sich die POCH vom Marxismus-Leninismus[3] und nannten sich fortan POCH-Grüne. Nach der Auflösung der einzelnen Kantonalparteien zwischen Ende der 1970er Jahre und 1993 traten viele POCH-Mitglieder der Grünen Partei bei, manche auch den Sozialdemokraten, und die Partei wurde aufgelöst. Als letzte kantonale Sektion löste sich 1993 diejenige in Basel-Stadt auf, aus der die heute noch bestehende Partei BastA hervorging. Auf POCH-Listen gewählte Parlamentarier in kantonalen und kommunalen Parlamenten versahen jedoch ihre Funktion noch bis ans Ende ihrer Amtszeit.[4]
Seinen Ursprung in den POCH hat der Rotpunktverlag in Zürich. Dieser wurde 1976 als Genossenschaft «Rotpunkt Verlag (RPV)» auf Beschluss der Parteileitung mit dem Zweck gegründet,[5] «die Herausgabe und Verbreitung sozialistischer Literatur zu fördern».[6] Mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft 1997[7] wurde der Zweck zurückhaltender formuliert; demnach geht es nun um gesellschaftskritisches Engagement.[8]
Indirekter Nachfolger der POCH in der Stadt Zürich ist die Alternative Liste, die nach Auflösung der dortigen POCH-Sektion gegründet wurde.
Ergebnisse der Wahlen zum Nationalrat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1971: 0,09 %
- 1975: 0,99 %
- 1979: 1,70 % – 2 Sitze, Ruth Mascarin und Andreas Herczog[9]
- 1983: 2,23 % – 3 Sitze, Ruth Mascarin, Barbara Gurtner und Andreas Herczog[10]
- 1987: 3 Sitze (Kandidatur auf Listen des Grünen Bündnis, das einen Wähleranteil von 4,00 % erzielte), Anita Fetz, Susanne Leutenegger Oberholzer, Andreas Herczog[11]
- 1991: Kandidatur auf Listen des Wahlbündnisses Die Andere Schweiz – DACH (gemeinsam mit dem Grünen Bündnis) sowie der PdA
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bernard Degen: Progressive Organisationen (POCH). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 14. Dezember 2011-
- Grüne Partei der Schweiz und Gruppierungen, die teilweise in ihr aufgegangen sind (Grünes Bündnis, POCH, SAP). (pdf; 175 kB) In: Année politique suisse. Hrsg. vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern, 26. Februar 2007 .
- Publikationen von und über Progressive Organisationen der Schweiz im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Bestand: POCH Bern in den Findmitteln des Schweizerischen Sozialarchivs
- Bestand: POCH Zürich in den Findmitteln des Schweizerischen Sozialarchivs
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Peter Gilg: Der POCH-Kongress in 1978. In: anneepolitique.swiss. 10. Oktober 2018, abgerufen am 16. September 2021.
- ↑ Peter Gilg: Linke und ökologische Parteien. In: anneepolitique.swiss. 8. August 2021, abgerufen am 16. September 2021.
- ↑ Lucien Scherrer: Die 68er und die Kunst des Verdrängens – wie linke Veteranen ihre Vergangenheit beschönigen. In: Neue Zürcher Zeitung. 17. August 2018, abgerufen am 16. September 2021.
- ↑ Vgl. Stefan Hess: Progressive Organisationen Riehen. In: Gemeinde Lexikon Riehen.
- ↑ Patrizia Grab: 30 Jahre Rotpunktverlag. Engagierte Bücher für engagierte Leserinnen und Leser. (pdf; 3,2 MB) In: brandes-apsel-verlag.de. 31. Mai 2007, S. 6, abgerufen am 16. September 2021.
- ↑ Eintrag der Genossenschaft «Rotpunkt Verlag (RPV)» im Handelsregister des Kantons Zürich. In: zh.powernet.ch. Ehemals im ; abgerufen am 16. September 2021. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Patrizia Grab: 30 Jahre Rotpunktverlag. Engagierte Bücher für engagierte Leserinnen und Leser. (pdf; 3,2 MB) In: brandes-apsel-verlag.de. 31. Mai 2007, S. 13, abgerufen am 16. September 2021.
- ↑ Rotpunktverlag AG. In: zh.chregister.ch. 12. Juni 1997, abgerufen am 16. September 2021.
- ↑ Bericht an den Nationalrat über die Nationalratswahlen für die 41. Legislaturperiode. (pdf; 3,8 MB) 14. November 1979, S. 884, 932, abgerufen am 16. September 2021.
- ↑ Bericht an den Nationalrat über die Nationalratswahlen für die 42. Legislaturperiode. (pdf; 4,7 MB) 9. November 1983, S. 302, 337, 378, abgerufen am 16. September 2021.
- ↑ Bericht an den Nationalrat über die Nationalratswahlen für die 43. Legislaturperiode. (pdf; 4,7 MB) 11. November 1987, S. 500, 583, 593, abgerufen am 16. September 2021.