Präsidentschafts- und Parlamentswahl in Mexiko 2018

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Präsidentschaftswahl in Mexico 2018
Staat Mexiko Mexiko
Datum 1. Juli
Wahlbeteiligung 63,4 %
Kandidaten Andrés Manuel López Obrador Ricardo Anaya Cortés José Antonio Meade Kuribreña
Parteien MORENA PAN PRI
Koalitionen Juntos Haremos Historia Por México al Frente Todos por México
Stimmen 30.113.483
54,7 %
12.610.120
22,9 %
9.289.853
16,9 %
Zusammenfassung der Stimmen
Andrés Manuel López Obrador
(Juntos Haremos Historia)
54,7 %
Ricardo Anaya Cortés
(Por México al Frente)
22,9 %
José Antonio Meade Kuribreña
(Todos por México)
16,9 %
Jaime Rodríguez Calderón (Parteilos)
5,4 %
Sonstige < 0,1 %
0,1 %
Stimmenstärkste nach Bundesstaaten
Präsident vor der Wahl
Enrique Peña Nieto
2012 2024

Die Präsidentschafts- und Parlamentswahl in Mexiko 2018 fand am 1. Juli statt. Gewählt wurden der Präsident, die 500 Mitglieder der Abgeordnetenkammer und die 128 Mitglieder des Senat.

Gewählt wurden auch:

Sieger der Präsidentschaftswahlen wurde der Links-Nationalist Andrés Manuel López Obrador von der Koalition Juntos Haremos Historia (MORENA, PT und PES). Er trat sein Amt im Dezember 2018 als Nachfolger von Enrique Peña Nieto an.

Die Wahlen wurden als die größten in der mexikanischen Geschichte bezeichnet. Insgesamt wurden 3406 Ämter neu besetzt. Der Wahlkampf war der blutigste in der Geschichte Mexikos. Bis zum 26. Juni 2018 wurden 132 Politiker im Laufe des Wahlkampfs ermordet; die meisten gehörten den Oppositionsparteien an. Außerdem wurden mehr als 500 Anschläge ohne tödlichen Ausgang registriert. Während der letzten Präsidentschaftswahl 2012 waren „nur“ neun Morde an Politikern registriert worden.[2][3][4]

Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Juli 2018 waren in Mexiko mehr als 157.000 Wahlzentren geöffnet. Wahlberechtigt waren rund 89 Millionen Mexikaner.[5] In manchen Sonderwahlzentren fehlten laut Medienberichten Stimmzettel. Mexikanische Fernsehsender zeigten Bilder von wartenden Menschen vor Sonderwahlzentren, weil dort die Stimmzettel ausgegangen waren. In diesen speziellen Wahlzentren konnten Mexikaner wählen, die am Tag der Abstimmung nicht in dem Stimmkreis waren, in dem sie registriert sind.[6]

Nach Einschätzung von Leonel Fernández, dem Leiter der Wahlbeobachtungsgruppe der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), liefen die Wahlen selbst ohne große Zwischenfälle ab.[6]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wahlkampf in Mexiko war von Gewalt im ganzen Land begleitet. In den ersten Monaten des Jahres 2018 stieg die Zahl der Morde im Vergleich zum Vorjahr um 20 %, was mit der Unsicherheit über den Wahlausgang in Zusammenhang gebracht wird. Seit Ende September 2017 wurden im Schnitt alle vier Tage ein Bürgermeister, ein Kandidat, Kampagnenmanager oder Parteifunktionär ermordet. Politisch Aktive auf lokaler Ebene waren besonders von Gewalt betroffen. In den Bundesstaaten Veracruz, Guerrero, Oaxaca oder Michoacán war die Wahrscheinlichkeit von Gewalttaten besonders hoch.[7][8][9]

Der Demokratieforscher Edgardo Buscaglia verwies 2018 in diesem Zusammenhang auf den Umstand, dass es in Mexiko kein demokratisches Verfahren zur Nominierung der Kandidaten eines Wahlbündnisses gibt. Statt eines transparenten Verfahrens werden die jeweiligen Kandidaten in den Parteien „per Fingerzeig“ aufgestellt. Dieses Modell stamme aus der hegemonialen Tradition der „Partei der Institutionalisierten Revolution“ (PRI). Durch dieses Verfahren sei es besonders einfach für die kriminellen Kartelle, mittels Strohmännern Einfluss auf politische Ämter zu nehmen. Zwischen den Kartellen herrsche Konkurrenz um die Macht in einer jeweiligen Region, was wiederum zu Gewalt führe.[2]

Präsidentschaftskandidaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kandidat Wahlbündnis/Partei Anmerkung
Andrés Manuel López Obrador Juntos Haremos Historia („Zusammen schreiben wir Geschichte“) López Obrador (MORENA) war Regierungschef des Bundesdistrikts (D.F.) Mexiko-Stadt.
Movimiento Regeneración Nacional
Partido del Trabajo
Partido Encuentro Social
Ricardo Anaya Cortés Por México al Frente („Für Mexiko nach vorne“) Anaya Cortés war Parteipräsident der PAN.
Partido Acción Nacional
Partido de la Revolución Democrática
Movimiento Ciudadano
José Antonio Meade Kuribreña Todos por México („Alle für Mexiko“) Kuribreña (PRI) war
Finanz-, Sozial-, Außen- und Energieminister in der Regierung Peña Nieto
und davor Finanzminister in der Regierung Calderón
Partido Revolucionario Institucional
Partido Verde Ecologista de México
Partido Nueva Alianza
Jaime Rodríguez Calderón Parteilos
Margarita Zavala Parteilos

Umfragen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verlauf der Ergebnisse aus Umfragen, ausgewertet von Oraculus, von November 2017 bis Juni 2018

Ausgabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Präsidentschaftswahlen 2018 in Mexiko führten zu einem politischen Umbruch. Der Kandidat der Morena-geführten Koalition López Obrador gewann die Wahlen mit 53,2 % der Stimmen. Ricardo Anaya (PAN) kam auf 22,3 %, während der Kandidat der über Jahre regierenden PRI, José Antonio Meade, 16,4 % erreichte.

Als „historisch“ (Tagesschau) wurde die Wahl von López Obrador bezeichnet, da noch nie ein Präsidentschaftskandidat im demokratischen Mexiko in der ersten Runde mehr als die Hälfte der Stimmen erhalten hatte. Mit der Wahl ging auch eine seit fast hundert Jahren andauernde Dominanz der beiden bisher größten Parteien, der PRI und der PAN, zu Ende.[5]

Ergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Präsidentschaftswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kandidaten Parteien Stimmen %
Andrés Manuel López Obrador Juntos Haremos Historia (MORENAPTPES) 30.113.483 54,7
Ricardo Anaya Cortés Por México al Frente (PANPRDMC) 12.610.120 22,9
José Antonio Meade Kuribreña Todos por México (PRIPVEMPNA) 9.289.853 16,9
Jaime Rodríguez Calderón Parteilos 2.961.732 5,4
Margarita Zavala Parteilos 32.743 0,1
Nicht registrierte Kandidaten 31.982 0,1
Gesamt 55.039.913 100
Ungültige Stimmen 1.571.114 2,8
Wähler 56.611.027 63,4
Wahlberechtigte 89.250.881
Quelle: Instituto Nacional Electoral

Parlamentswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abgeordnetenkammer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Listen Stimmen Mandate
Anzahl %
Gesamt 100 500

Senat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Listen Stimmen Mandate
Anzahl %
Gesamt 100 128

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rocío Bravo Salazar: Präsidentschaftswahlen 2018 in Mexiko: Krise der politischen Institutionen und Aufstieg des Populismus (= Ibero-Analysen, Heft 30). Ibero-Amerikanisches Institut, Berlin 2018, ISBN 978-3-935656-71-9.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rocío Bravo Salazar: Präsidentschaftswahlen 2018 in Mexiko: Krise der politischen Institutionen und Aufstieg des Populismus. Ibero-Amerikanisches Institut, Berlin 2018, S. 3.
  2. a b Klaus Ehringfeld: Wahlen in Mexiko: „Wir werden noch mehr Gewalt gegen Politiker sehen“. In: Spiegel Online. 30. Juni 2018 (spiegel.de [abgerufen am 1. Juli 2018]).
  3. Enrique Anarte: Wahlkampf in Mexiko: Tödliches Risiko für Kandidaten. Deutsche Welle, 26. Juni 2018, abgerufen am 1. Juli 2018.
  4. Bereits 130 Politiker im mexikanischen Wahlkampf getötet. Deutsche Welle, 26. Juni 2018, abgerufen am 1. Juli 2018.
  5. a b tagesschau.de: Wahl in Mexiko: Lopez Obrador neuer Präsident. Abgerufen am 2. Juli 2018 (deutsch).
  6. a b Andrés Manuel López Obrador: Linksnationalist gewinnt Präsidentschaftswahl in Mexiko. In: ZEIT ONLINE. (zeit.de [abgerufen am 3. Juli 2018]).
  7. tagesschau.de: Kriminalität in Mexiko: Tod im Wahlkampf. Abgerufen am 28. Juni 2018 (deutsch).
  8. Organisierte Kriminalität: Vor der Wahl ermordet die Mafia in Mexiko mehr als 100 Politiker – „Mexiko ist eine Mafiokratie“. (handelsblatt.com [abgerufen am 28. Juni 2018]).
  9. Deutsche Welle (www.dw.com): Wahlkampf in Mexiko: Tödliches Risiko für Kandidaten | DW | 26.06.2018. Abgerufen am 28. Juni 2018.