Paul Römer (Mediziner, 1876)

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Paul Heinrich Römer (* 19. Mai 1876 in Kirchhain; † 30. März 1916 in Nowogrodek, heute Belarus) war ein deutscher Hygieniker.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Römer war Sohn von Hermann Römer, praktischer Arzt in Kirchhain, und Neffe von Ludwig Gundlach.[2]

Paul Römer begann an der Philipps-Universität Marburg Medizin zu studieren. Am 27. Oktober 1894 wurde er im väterlichen Corps Teutonia Marburg recipiert.[3] Zweimal zeichnete er sich als Senior aus. Als Inaktiver wechselte er an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und die Julius-Maximilians-Universität Würzburg[2] 1899 bestand er das Staatsexamen und wurde 1900 zum Dr. med. promoviert.[1][4] Er habilitierte sich 1903 in Marburg und wurde 1904 zum Privatdozenten ernannt.[5] Seit 1907 verbrachte er als außerordentlicher Professor ein Jahr in Argentinien, um die Tuberkulosemittel von Emil von Behring zu erproben. Er war von 1900 bis 1913 von Behrings Assistent.[1]

1908 wurde er von Behring zum Abteilungsvorsteher im Marburger Hygieneinstitut ernannt. Das Preußische Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten berief ihn 1913 als Nachfolger Friedrich Loefflers auf den Lehrstuhl der Königlichen Universität zu Greifswald.[1] Als Sanitätsoffizier zog er 1914 in den Ersten Weltkrieg. Am 1. Oktober 1915 wechselte er als Nachfolger von Carl Fraenkel auf den Lehrstuhl der Friedrichs-Universität Halle.[6] Noch keine 40 Jahre alt, starb er als Korpshygieniker an der Ostfront an Fleckfieber[1]. Er hinterließ seine Frau Luise geb. Bene aus Niederweimar und eine gemeinsame Tochter.[2]

Römer war der einzige Schüler Behrings, an dessen Forschung zur Tuberkulose er sich maßgeblich beteiligte. Außerdem befasste er sich mit Paul Ehrlichs Seitenkettentheorie und der Poliomyelitis.[1]

„Durch seine richtungweisenden Experimentalstudien über die Kinderlähmung hat Römer als eigentlicher Erfinder der später von Salk und Sabin verwirklichten Polio-Schutzimpfung zu gelten.“

Rudolf Siegert

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Über Trinkwasserversorgung mit besonderer Berücksichtigung der Wasserverhältnisse Marburgs. Elwert, Marburg 1903.
  • Die Ehrlichsche Seitenkettentheorie und ihre Bedeutung für die medizinischen Wissenschaften. Hölder, Wien 1904.
  • Die epidemische Kinderlähmung (Heine-Medinsche Krankheit). Springer, Berlin 1911.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerold Brandt: Paul Heinrich Römer, Lebenslauf und Tuberkuloseforschung. Diss. Univ. Marburg 1944.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Römer, Paul Heinrich. In: Deutsche Biographische Enzyklopädie Online. Abgerufen am 18. April 2023.
  2. a b c Blaubuch des Corps Teutonia Marburg 1825 bis 2000, S. 185
  3. Kösener Corpslisten 1930, 104/790
  4. Dissertation: Beiträge zur Auffassung des Faserverlaufs im Gehirn, auf Grund des Studiums von Kindergehirnen (WorldCat)
  5. Habilitationsschrift: Über Tuberkelbacillenstämme verschiedener Herkunft.
  6. Zur Geschichte des Institutes für Hygiene der Universität Halle-Wittenberg