Philipp Friedrich Gwinner

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Philipp Friedrich Gwinner, Lithographie um 1860

Philipp Friedrich Gwinner (* 11. Januar 1796 in Frankfurt am Main; † 11. Dezember 1868 ebenda) war ein deutscher Jurist, Kunsthistoriker und einer der letzten Bürgermeister der Freien Stadt Frankfurt vor der preußischen Okkupation.

Leben und Werk

Gwinner besuchte das Städtische Gymnasium in Frankfurt und nahm mit sechzehn Jahren als Kriegsfreiwilliger am Feldzug gegen Frankreich teil. Anschließend studierte er Jura in Berlin, Gießen und Jena. Gwinner war ab 1816 Mitglied der Christlich-teutschen Burschenschaft / Ehrenspiegelburschenschaft Gießen und wurde 1817 Mitglied der Urburschenschaft[1] und nahm am 18. Oktober 1817 am Wartburgfest teil.

Nach seiner Promotion 1818 in Gießen ließ er sich in seiner Vaterstadt nieder und übte verschiedene Ämter aus. Er wurde 1823 Criminalrath (Untersuchungsrichter), 1826 Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung, 1831 der Ständigen Bürgerrepräsentation, 1835 Senator, 1836 Mitglied des Stadtgerichtes, 1854 Schöffe des Appellationsgerichtes und 1862 Syndikus der Freien Stadt Frankfurt.

Seine Versuche, zum Bürgermeister gewählt zu werden, blieben dagegen zunächst erfolglos. Erst im zwölften Anlauf gelang ihm 1864 die Wahl zum Älteren Bürgermeister. Er war der letzte, der eine volle Amtszeit absolvieren konnte (1. Januar bis 31. Dezember 1865). Sein Nachfolger wurde Karl Konstanz Viktor Fellner, der mit der Besetzung der Stadt durch preußische Truppen am 18. Juli 1866 sein Amt verlor und wenige Tage darauf Selbstmord beging.

Gwinner war Kunstliebhaber und veröffentlichte zahlreiche kleinere Aufsätze zur Kunstgeschichte, unter anderem im Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. Sein bedeutendstes Werk war die 1862 erschienene Schrift Kunst und Künstler in Frankfurt am Main vom 13. Jahrhundert bis zur Eröffnung des Städelschen Instituts 1862. Er war Mitglied der Frankfurter Freimaurerloge „Sokrates zur Standhaftigkeit“.

Nachdem Heinrich Sebastian Hüsgen 1780 mit seinen Nachrichten von Franckfurter Künstlern und Kunst-Sachen sowie dem Artistischen Magazin 1790 erstmals Versuche einer Frankfurter Kunstgeschichte unternommen hatte, war Gwinner mit seinem Werk erst der zweite Autor überhaupt, der dem Thema umfassende Forschungen widmete. Obgleich Gwinner Hüsgen in der Einleitung ausdrücklich für seinen Mut lobte, stellte er doch vieles richtig, was durch die Forschungen der vergangenen 80 Jahre überholt worden war.

Trotz des für die Frankfurter Kunstgeschichte maßgeblichen, 1935 erschienenen Frankfurter Künstler 1223 – 1700 von Karl Walther Zülch hat der „Gwinner“ auch heute kaum an Aktualität verloren. Er beinhaltet das von Zülch nicht abgehandelte 18. Jahrhundert und geht darüber hinaus bei einzelnen Künstlern, etwa dem Werk von Merian, weitaus mehr in die Tiefe. Zudem dokumentierte Gwinner über Künstlerbiographien hinaus die Frankfurter Baudenkmäler und privaten Kunstsammlungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Damit hielt er einen Zustand noch vor dem gewaltigen Bauboom der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fest, was dem Werk einen hohen dokumentarischen Stellenwert verleiht.

Er starb nach kurzer Krankheit am 11. Dezember 1868 in Frankfurt am Main. Nach Gwinner ist eine Straße im Frankfurter Stadtteil Seckbach benannt. Sein Grab befindet sich auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Kaupp (Bearb.): Stamm-Buch der Jenaischen Burschenschaft. Die Mitglieder der Urburschenschaft 1815–1819 (= Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen. Bd. 14). SH-Verlag, Köln 2005, ISBN 3-89498-156-3, S. 116.