Phoenix (Film)

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Film
Titel Phoenix
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2014
Länge 98 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Christian Petzold
Drehbuch Christian Petzold, Harun Farocki
Produktion Schramm Film Koerner & Weber

Bayerischer Rundfunk (BR), Westdeutscher Rundfunk (WDR), Arte (Koproduktion)

Musik Stefan Will
Kamera Hans Fromm
Schnitt Bettina Böhler
Besetzung

Phoenix ist ein deutscher Spielfilm von Christian Petzold aus dem Jahr 2014 mit Nina Hoss, Ronald Zehrfeld und Nina Kunzendorf in den Hauptrollen. Der deutsche Kinostart war am 25. September 2014 .

Handlung

Der Film spielt in Deutschland im Herbst 1945, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Jüdin Nelly Lenz wird nach ihrer Gefangenschaft im KZ Auschwitz von ihrer Freundin Lene mit dem Auto nach Berlin gebracht. Nelly überlebte ihre Erschießung im Lager, hat aber dabei schwere Gesichts- bzw. Kopfverletzungen erlitten. Diese werden durch eine Gesichtsoperation behoben, aber ihr Aussehen ist dennoch verändert. Lene, die bei der Jewish Agency arbeitet, kümmert sich intensiv um Nelly's Wohlergehen und forscht in Archiven nach dem Schicksal der Angehörigen von Nelly. Sie findet heraus, dass deren ganze Familie umgekommen ist.

Außer Lene weiß niemand, dass Nelly überlebt hat. Lene möchte, wenn alle Erbschaftsangelegenheiten geregelt sind, gerne mit Nelly zusammen nach Palästina auswandern. Doch Nelly will von diesem Plan wenig wissen. Sie will stattdessen ihren Mann Johnny wiedersehen. Da Lene herausgefunden hat, dass dieser Nellys Versteck an die Nazis verraten hatte und sich kurz vor ihrer Verhaftung von ihr scheiden ließ, ist sie von dieser Idee nicht begeistert.

Nelly glaubt Lene nicht, dass Johnny sie verraten hat, und macht sich alleine auf die Suche nach Johnny. Als sie ihn in dem Nachtclub Phoenix schließlich findet, erkennt dieser seine Ex-Frau nicht. Er ist davon überzeugt, dass sie tot ist. Er bemerkt nur die große Ähnlichkeit und macht ihr ein Angebot: Sie soll ihre Rolle spielen, damit er an die Erbschaft der vermeintlich Verstorbenen herankommt. Nelly lässt sich darauf ein.[1][2]

Filmmusik

Das Lied Speak Low aus dem Musical One Touch of Venus von Kurt Weill spielt eine zentrale Rolle in dem Film.[3]

Hintergrund

Die Handlung des Films basiert auf dem Krimi Le retour des cendres (1961) von Hubert Monteilhet sowie auf der Kurzgeschichte Ein Liebesversuch von Alexander Kluge. Außerdem ist Phoenix beeinflusst von den Filmen Vertigo – Aus dem Reich der Toten von Alfred Hitchcock und Les yeux sans visage (1960) von Georges Franju. Er verwendet das Motiv des Mannes, der eine Frau nach dem Vorbild einer geliebten verstorbenen Frau formen will und erst spät erkennt, dass es dieselbe Person ist.[4]

Das Foto, das Johnny Nelly gibt, damit diese Ihr Aussehen nach diesem Vorbild verändern soll, zeigt die Schauspielerin Hedy Lamarr.

Der Film ist Fritz Bauer gewidmet.[2]

Kritik

Christian Buß lobt den Film im Spiegel: "Petzold bereitet die Nachwirkungen des Genozid an den Juden (...) in "Phoenix" als aufwühlendes und doch hoch präzises Krimi-Melodram auf. So wird das klassische Genrekino zur Möglichkeit, die Grenzen des starren deutschen Geschichtskinos zu weiten. Endlich."[5]

Ebenfalls im Spiegel kritisiert ihn Georg Diez: "Die Deutschen hausen in Löchern und hungern, die Juden residieren in Villen und haben eine Haushälterin - ist jemandem von der Produktion mal aufgefallen, dass so eine irrwitzige Darstellung genau die Vorurteile spiegelt, mit denen sich der Judenhass äußert? ... Was für ein Duldsamkeitsapostel müsste diese Frau sein, dass sie nicht zusammenbricht, als sich ihre Freundin Lene, die Nelly gerettet und umsorgt hat und die mit ihr nach Palästina gehen wollte, einfach umbringt - was übrigens ist hier genau die geschichtspolitische Aussage? ... Was "Phoenix" aber fast exemplarisch vorführt, ist das Scheitern eines privatistischen Verständnisses von Politik - Petzolds Versuch, das Riesenverbrechen auf Kammerspielgröße zu quetschen, und seine diffuse Sicht auf Geschichte als eine Aneinanderreihung von Zuständen ..."[6]

Cristina Nord schreibt in der Taz, dass der Film "einen harten, die Deutschen nicht schonenden Blick auf den Nationalsozialismus" werfe. "Anders als so viele Geschichtsmovies der letzten Jahre sucht Petzold nicht nach irgendwie anständig gebliebenen deutschen Figuren oder nach Nachkriegsopfererzählungen ... Die Klarheit, mit der „Phoenix“ die Möglichkeit einer Liebe zwischen einem nichtjüdischen Deutschen und einer jüdischen Deutschen verwirft, macht es unmöglich, die NS-Verbrechen aus den Augen zu verlieren."[2]

Julia Dettke meint in Der Zeit: "Phoenix ist ein fesselnder, ästhetisch exakt durchkomponierter Film mit zwei großartigen weiblichen Hauptdarstellerinnen (besonders Nina Kunzendorf kann über ihre Tatort-Rolle weit hinauswachsen). Aber was hier ausnahmsweise noch entscheidender ist: Es ist ein Film, der es sich nicht leicht macht. Keine einfachen Lösungen, keine binären Oppositionen."[1]

Im Perlentaucher sagt Lukas Foerster: "Exakt bis vor die Tore der Lager gelangt dieser Film, gelangt auch Petzolds Werk. Dem faschistischen Terror und dem Genozid nähert es sich strikt von der Gegenwart her an. Petzolds Kino ist ein Kino nicht über, sondern nach den Lagern; beziehungsweise: ein Kino über die Bedingungen der Möglichkeit von Kino nach den Lagern."[7]

Die marxistisch orientierte Junge Welt urteilt: "Ein kranker, öder Film für ein Hundevolk."[8]

Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Julia Dettke: Stunde null eines Ich, in: Die Zeit, 4. September 2014
  2. a b c Cristina Nord: Aus dem Reich der Toten, in Taz, 24. September 2014
  3. Jenny Jecke: Petzold über Phoenix: Kino darf keine Schule sein. In: MoviePilot, 26. September 2014
  4. Kira Taszman: Christian Petzold - Interview zu Phoenix, in: Negativ, 25. September 2014
  5. Christian Buß: Holocaust-Film von Christian Petzold: Auf High Heels aus dem KZ, in: Spiegel Online, 5. September 2014, abgerufen am 23. Oktober 2014
  6. Georg Diez: Was soll das? In: Spiegel online, 22. September 2014
  7. Lukas Foerster: Unmöglicher Gegenschuss. In: Perlentaucher, 24. September 2014
  8. Kritik der Junge-Welt-Redaktion auf Junge Welt, abgerufen am 21. Oktober 2014
  9. Preis für Christian Petzold in San Sebastián, in: Focus Online, 28. September 2014