Rüdiger Weida

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Bruder Spaghettus, Ehrenvorsitzender der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland bei einer Nudelmesse
Rüdiger Weida (Bruder Spaghettus), 2019

Rüdiger Weida (auch Bruder Spaghettus,[1] geboren 12. März 1951 in Sandersdorf) ist ein deutscher Satiriker, Aktionskünstler und Blogger. Er ist Mitbegründer und Ehrenvorsitzender der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland, deren Vorsitzender er bis 2021 war.[2] Er lebt in Templin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weida studierte von 1970 bis 1972 Informationselektronik an der Ingenieurhochschule Dresden. Nach einer zum Hochschulfasching gehaltenen Büttenrede im Jahr 1972, die als Verleumdung der SED ausgelegt wurde, erhielt er das Verbot, weiterhin Räume der Schule zu betreten und Schulveranstaltungen zu besuchen.[3]

Danach arbeitete er als Arbeitsvorbereiter, Ausstellungsleiter der Wanderausstellung des Deutschen Hygiene-Museums, Heizer, Elektriker und nach der Wende als Bürgermeister und Rechtsanwaltsgehilfe. Nach der Geburt seines Sohnes Wolf im Jahr 1983 und der folgenden Eheschließung mit Cornelia Weida 1985, verließ er Dresden und zog mit seiner Familie 1988 auf einen Hof in der Uckermark.[4]

1993 gründete er den Verein „Kids Company“, einen Träger der freien Jugendhilfe und absolvierte von 1995 bis 1998 ein berufsbegleitendes Erzieherstudium an der Fachschule für Sozialwesen Templin. Von 1993 an bis 2009 war er als Sozialarbeiter in der mobilen Jugendarbeit tätig.[5]

Neben seinem politischen Engagement ist Rüdiger Weida im Bereich Fotografie künstlerisch tätig. Arbeiten von ihm waren mehrfach Teil von Gruppenausstellungen in Gandenitz im Naturfärbeatelier und in den Jahren 2014, 2016 und 2019 in Templin im Neuen Rathaus in der Galerie des Kunstvereins. Einzelausstellungen zeigten Weidas Fotografien im Jahr 2016 in Dresden im Club Passage und in Rieck in der Kunstscheune. 2018 belegte er den ersten Platz beim Fotowettbewerb des Nordkuriers.[6]

Politisches Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weida interessierte sich ab Mitte der 1970er Jahre zunehmend für Politik und gehörte zum Kreis um Manfred Rinke, genannt Kiste, in dem sich unangepasste und andersdenkende Dresdner trafen. Von dort aus bekam er auch Kontakt zur aktiven Jenaer Szene, die er mehrmals besuchte und die seine Anschauungen mitprägte.

Bei der Einführung des Faches Wehrkunde in der DDR sprühte Weida an Schulen in Dresden Losungen wie „Militär raus“ und „Stoppt Wehrkunde“. Das vertraute er Rinke an, der später als bestbezahlter Stasispitzel der DDR enttarnt wurde. Die Folge war ein operativer Vorgang der Staatssicherheit mit dem Ziel, die Gruppierung um Weida zu zerstören und ihn zu vereinzeln. Die von ihm durchgeführten Hausabende wurden abgehört, die Besucher fotografiert und beim Verlassen verfolgt, um die Namen feststellen zu können. Gleichzeitig wurden elf Inoffizielle Mitarbeiter gegen ihn eingesetzt.

In den Jahren 1979/80 besuchte Weida immer häufiger die Weinbergskirche mit dem damaligen Jugendpfarrer Christoph Wonneberger (später Pfarrer der Montagsgebete in der Nikolaikirche (Leipzig)). Er beteiligte sich aktiv an der Friedensbewegung Schwerter zu Pflugscharen und erregte dadurch erneut die Aufmerksamkeit der Staatssicherheit, die einen weiteren Operativen Vorgang einleitete. Letztendlich wurde 1983 im Bericht festgestellt, dass das Ziel, Weida zu vereinzeln und die Gruppierung um ihn zu zerstören, erreicht wurde.[7]

Im Rahmen dieser Maßnahmen gegen ihn wurde Weida im Auftrag des MfS auch aus einem Amateurkabarett ausgeschlossen. Danach begann er, im Studentenclub Bärenzwinger in Dresden, dessen Mitglied er seit etwa 1977 war, Faschingsprogramme aufzuführen, die er zum Großteil selbst verfasste, die Regie führte und anfänglich auch noch eine Hauptrolle spielte. Obwohl die Programme eingereicht und später sogar vor FDJ- und Parteileitung der Universität auf der Bühne abgenommen werden mussten, gelang es immer, starke politische Aussagen unterzubringen. Die Programme wurden Kult und Weida ab 1984 Ehrenmitglied des Studentenclubs.

Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 2. Dezember 2005 eröffnete Rüdiger Weida die Gemeinde Uckermark der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters.[8] Gemeinsam mit den Gemeinden Barnim und Berlin gründete er am 16. September 2006 in Templin die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Berlin-Brandenburg,[9] aus der nach der deutschlandweiten Öffnung die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland wurde. Er stand dem Verein von 2006 bis 2021 als Vorsitzender vor und wurde 2021 zum Ehrenvorsitzenden ernannt.[2]

Im August 2011 erreichte Weida überregionale Bekanntheit, als ihm als erstem Pastafari ein Passfoto mit Kopfbedeckung auf dem Führerschein aus religiösen Gründen genehmigt wurde.[10] Auf dem Personalausweis wurde ihm ein solches Foto jedoch verwehrt. Er klagte gegen diese Entscheidung bis zum Bundesverfassungsgericht und kündigte an, seine Rechte bis zum Europäischen Gerichtshof verfolgen zu wollen.[11] Im Juni 2019 wurde sein bisheriges Pseudonym Bruder Spaghettus durch Eintrag auf seinem Ausweis offiziell in der Rubrik Ordens- oder Künstlername anerkannt.

Im August 2014 weihte Rüdiger Weida in Templin die erste[12][13] pastafarianische Kirche der Welt ein,[14] in der, meist von ihm, regelmäßig freitags Nudelmessen gehalten werden. Internationale Schlagzeilen machte er im selben Jahr, als er diese mit Hinweisschildern am Ortseingang Templins ankündigen ließ. Dies sorgte bei den Vertretern der übrigen Kirchen für Empörung. Die Hinweisschilder wurde entfernt und hängt nun an einem Mast der Stadt Templin.[15]

Im Jahr 2013 veröffentlichte er eine CD unter dem Titel Wir singen dem Monster ein Lied – Das Pastafarijahr, die Vereinsmitglieder bei Kirchenbeitritt erhalten oder kostenlos an Interessenten ausgegeben wird.[16] Weida schrieb für jeden pastafarianischen Feiertag einen Text und suchte sich via Facebook Musiker, die aus diesen Texten Lieder komponierten und einspielten.[17][18]

Weida war darüber hinaus einer der Protagonisten im 2019 erschienenen Dokumentarfilm I, Pastafari des US-amerikanischen Filmemachers Michael Arthur[19], der im Rahmen des Internationalen Dokumentarfilmfestivals München im Mai 2020 seine Deutschlandpremiere feierte.[20] Der ebenfalls in den USA beheimatete Filmemacher Alex Alford veröffentlichte im Jahr 2023 eine Kurzdokumentation über Rüdiger Weida unter dem Titel The Man and the Monster.[21]

Weidas Frau (unter dem Namen Elli Spirelli)[22] und sein Sohn sind ebenfalls Mitglieder der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters.

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2014 ernannte die Italienische pastafarianische Kirche, die Chiesa Pastafariana Italiana durch Bischof von Brixen im Namen des Konklave der Chiesa Rüdiger Weida zum Ordensführer und Feldherrn der bissfesten Lochnudel vom Schutzorden des saftigen Glaubens.[23]

Im Jahr 2019 wurde Weida auf einer Faschingsveranstaltung in Radeberg, im Ortsteil Großerkmannsdorf, für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der Preis bestand aus einer Flasche Sekt und einem Paket Spaghetti.

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rüdiger Weida gehört zu den Gründungsmitgliedern der Grünen Partei Templin Ende 1989 und war deren Delegierter beim Gründungsparteitag der Grünen Partei in der DDR am 9. Februar 1990. Er trat 1994 aus der Partei aus.

Er war von 1990 bis 1993 Mitglied des Jugendhilfeausschusses für die Grünen im damaligen Kreis Templin, der in den Kreis Uckermark aufging, war von 1995 bis 2000 erneut Mitglied des Jugendhilfeausschusses im Kreis Uckermark, diesmal für den Kreisjugendring[24] und Vorsitzender des Kreisjugendringes von 1997 bis 2001 sowie für zwei Amtsperioden Schöffe am Jugendschöffengericht des Amtsgerichts Prenzlau und eine Amtsperiode beim Landgericht Neuruppin.[25]

Weida ist darüber hinaus dank seines Engagements für die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland seit Dezember 2016 Ehrenmitglied der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters von Trinidad und Tobago[26] und seit Februar 2019 auch der russischen Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters.[27]

Darüber hinaus ist Rüdiger Weida aufgrund seiner langjährigen Beschäftigung mit fotokünstlerischen Arbeiten Mitglied im Kunstverein Templin.[28]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wir singen dem Monster ein Lied – Das Pastafarijahr. (CD, 2013).
  • Ausstellungskatalog Fotogruppe des Kunstvereins Templin (Hrsg.): Handschriften. Kunstverein Templin 2016.
  • „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ ... und schon gar nicht am gleichen Mast. In: Rolf Heinrich (Hrsg.): Kreuzschmerzen adieu! Kirchenkritische Karikaturen und Texte. Alibri Verlag, Aschaffenburg 2023, ISBN 978-3-86569-386-0, S. 120–123.

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2019: I, Pastafari, Regie: Michael Arthur
  • 2023: The Man and the Monster, Regie: Alex Alford

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rüdiger Weida – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Horst Skoupy: Templiner Pastafari heißt jetzt offiziell Bruder Spaghettus. In: nordkurier.de. 16. Juli 2019, abgerufen am 29. Februar 2020.
  2. a b Bruder Spaghettus: Wir haben gewählt. In: Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland. 2. Juni 2021, abgerufen am 28. September 2023 (deutsch).
  3. Björn Stephan: Nudelgericht. Eine Meldung und ihre Geschichte. In: spiegel.de. 20. Dezember 2014, abgerufen am 29. Februar 2020.
  4. Cornelia Weida. In: who-is-hu.de. 4. September 2012, abgerufen am 8. März 2020.
  5. Evelin Frerk: Rüdiger Weida. Wissenswertes. In: who-is-hu.de. Gesichter im gegenwärtigen Humanismus: Agnostiker, Atheisten, Humanisten, 4. September 2012, abgerufen am 16. Januar 2020.
  6. Martin Lindner: 200 Euro für Froschbild: Diese Fotos räumten beim Medienturmfest ab. In: nordkurier.de. 7. Mai 2018, abgerufen am 8. März 2020.
  7. Gunnar Leue: Kirche des fliegenden Spaghettimonsters: „Unser Gott ist ein Kumpel“. In: taz.de. 25. Juli 2016, abgerufen am 29. Februar 2020.
  8. Rüdiger Weida: Das Wort zum Freitag - Die Rolle der Gemeinden im Pastafaritum. In: Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland Gemeinde Uckermark. 26. Mai 2016, abgerufen am 29. Februar 2020.
  9. Rüdiger Weida: Die frohe Botschaft. In: Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland Gemeinde Uckermark. 23. September 2006, abgerufen am 29. Februar 2020.
  10. sei: Religiöse Kopfbedeckung: Deutscher trägt Piratentuch auf Führerscheinfoto. In: derstandard.at. 31. August 2011, abgerufen am 29. Februar 2020.
  11. Religiöse Kopfbedeckung auf dem Personalausweisfoto: Spaghettimonster kämpft vor dem BVerfG für Gleichberechtigung. In: weltanschauungsrecht.de – Institut für Weltanschauungsrecht. 26. September 2019, abgerufen am 29. Februar 2020.
  12. Mathias Ostertag: Hallo Pastafari. Gleichberechtigung für die Spaghetti-Kirche. In: noise-online.de. Heidenheimer Zeitung, 2. Dezember 2014, abgerufen am 8. März 2020.
  13. Finn Rütten: Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters: Gleichberechtigung für Pastafari. In: stern.de. Gruner+Jahr, 30. November 2014, abgerufen am 8. März 2020.
  14. Nudel-Freaks eröffnen ihre erste Pasta-Kirche. In: welt.de. 18. September 2014, abgerufen am 29. Februar 2020.
  15. Matthew Bell: German atheists seek recognition for 'Church of the Flying Spaghetti Monster'. In: pri.org. 23. Februar 2015, abgerufen am 29. Februar 2020.
  16. Propagandamittel. In: Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland. Abgerufen am 29. Februar 2020.
  17. Rüdiger Weida: Das Wort zum Freitag - Das Pastafarijahr. In: Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland Gemeinde Uckermark. 17. Januar 2013, abgerufen am 29. Februar 2020.
  18. Bruder Spaghettus: Wir singen dem Monster ein Lied – Das Pastafarijahr (Trailer). In: youtube.de. Abgerufen am 29. Februar 2020.
  19. Leslie Felperin: I, Pastafari review – inside the Church of the Flying Spaghetti Monster. In: theguardian.com. 21. Mai 2020, abgerufen am 4. Juni 2020.
  20. I, Pastafari: A Flying Spaghetti Monster Story. In: dokfest-muenchen.de. Internationales Dokumentarfilmfestival München, abgerufen am 4. Juni 2020.
  21. Bobby Henderson: Bruder Spaghettus Documentary – The Man and the Monster – Church of the Flying Spaghetti Monster. In: spaghettimonster.org. Bobby Henderson, 15. Februar 2023, abgerufen am 23. Februar 2024 (amerikanisches Englisch).
  22. Laura Weigele: Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters: Nudelmessen für Pastafaris. In: taz.de. 2. August 2017, abgerufen am 8. März 2020.
  23. Rüdiger Weida: Erste pastafarianische Kirche der Welt nach Papst Al Zarkawi I benannt. In: Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland Gemeinde Uckermark. 15. September 2014, abgerufen am 29. Februar 2020.
  24. Ulrike Buchmann: Kreisjugendring will kämpferischer agieren / Zum Teil neu besetzter Vorstand: Lobby für die Jugend sein. In: nordkurier.de. 21. September 2001, abgerufen am 8. März 2020.
  25. Bruder Spaghettus: Wir sind gemeinnützig! In: fsm-uckermark.blogspot.com. Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland Gemeinde Uckermark, 19. April 2011, abgerufen am 8. März 2020.
  26. Bruder Spaghettus: Danke, Trinidad – Tobago. In: pastafari.eu. Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland, 6. Februar 2017, abgerufen am 8. März 2020.
  27. Bruder Spaghettus: Das Wort zum Freitag – Hoher Besuch aus Nischni Nowgorod. In: fsm-uckermark.blogspot.com. Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland Gemeinde Uckermark, 21. Februar 2019, abgerufen am 8. März 2020.
  28. Fotogruppe IV Mit meinen Augen gesehen. In: kunstverein-templin.de. Abgerufen am 8. März 2020.