Rainer Maria Bösel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Rainer Maria Bösel (* 31. Januar 1944 in Wien) ist ein österreichisch-deutscher Hirnforscher.

Rainer Bösel studierte ab 1962 Mathematik, Zoologie und Psychologie an den Universitäten Wien und Salzburg. Er promovierte 1969 mit einer Arbeit über Gliazellen bei Schildkröten zum Dr. phil. Nach Forschungsaufenthalten an der Universität für Bodenkultur Wien und am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen erhielt er eine Assistenzprofessur am Institut für Psychologie der Freien Universität Berlin. Er war von 1980 bis 2010 Professor für Psychologie und Leiter der Arbeitsgruppe für Kognitive Neuropsychologie an der Freien Universität Berlin, in der u. a. Axel Mecklinger, Stefan Pollmann, Rainer Wieland und Wolf Schwarz arbeiteten.[1][2] Von 2010 bis 2013 war Rainer Bösel Professor für Allgemeine Psychologie an der International Psychoanalytic University Berlin, wo er den BA-Studiengang für Psychologie aufbaute.[3]

Rainer Bösel war bis 2001 im Wissenschaftlichen Beirat des Instituts für den wissenschaftlichen Film in Göttingen.

Rainer Bösel beschäftigte sich vor allem mit der Entwicklung von EEG-Methoden, mit denen er Aufmerksamkeitsprozesse untersuchte.[4] Gegenwärtig ist er als Sachbuchautor zu Fragen des Zusammenhangs von Gehirntätigkeit und Denken tätig. Er vertritt in der Bewusstseinsfrage einen naturalistischen Standpunkt.[5][6] Allerdings verteidigt er die Nützlichkeit einer Zuschreibung von Willensfreiheit, nicht zuletzt weil die psychologische Forschung autonome Personen voraussetzt.[7][8] Das Konstrukt der Person erklärt er als Verallgemeinerung oder Weiterführung von Einzelbeobachtungen und von Fremdzuschreibungen und damit als Produkt typischer Funktionen von Stirnhirnmechanismen. Diese greifen beim Menschen auch auf den medialen Präfrontalcortex zu, der veranlasst, dass das Selbst (bzw. der Andere) als Akteur verstanden wird.[9] Aufgrund informationstheoretischer Überlegungen schließt er, dass ästhetisches Empfinden aus Aggregaten entsteht, deren Entstehung Zufallsgesetzen gehorcht.[10]

Werke (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Forschungsfilme

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Svenja Radtke: Dank und Anerkennung. Im Porträt: Professorinnen und Professoren aus Anlass ihrer Emeritierung oder Pensionierung. Freie Universität Berlin, 21. Januar 2009, abgerufen am 13. September 2014 (Danksagung der FU Berlin anlässlich der Emeritierung von Prof. Rainer Bösel).
  2. Link zur Webseite der ehemaligen Arbeitsgruppe für Kognitive Neuropsychologie an der FU Berlin
  3. Profil von Rainer Bösel an der IPU
  4. R. Bösel, A. Mecklinger, M. Kranz-Raphaélian, R. Stolpe: Evozierte Frequenzen: Neue Indikatoren der Aufmerksamkeitsforschung. In: J. Beckmann, H. Strang, E. Hahn (Hrsg.): Aufmerksamkeit und Energetisierung. Hogrefe, Göttingen 1993, S. 211–228.
  5. Vgl. R. Bösel: Das Gehirn. Kohlhammer, Stuttgart 2006, S. 248.
  6. R. Bösel: Klugheit Schattauer, Stuttgart 2014, S. 151 f.
  7. R. Bösel: Das Gehirn. 2006, S. 243.
  8. R. Bösel: Warum ich weiß... 2012, S. 169 f.
  9. R. Bösel: Wie das Gehirn „Wirklichkeit“ konstruiert. 2016, S. 76 u. 89 ff.
  10. R. Bösel: Ästhetisches Empfinden: neuropsychologische Zugänge. In: J. Küpper, C. Menke (Hrsg.) Dimensionen ästhetischer Erfahrung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 264–283.