Rechercheverbund NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung
Der Rechercheverbund NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung ist ein 2014 gegründeter deutscher Investigativ-Rechercheverbund. Leiter war ab Februar 2014 bis März 2022 der ehemalige Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo. 2022 übernahm der Investigativjournalist Daniel Drepper die Leitung.[1]
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hintergrund der Zusammenarbeit ist die sich enorm verändernde Medienlandschaft. Neben Kosteneinsparungen soll auch die Geschwindigkeit der Recherche gesteigert werden.[2] Seit seiner Gründung wird der Rechercheverbund regelmäßig in Nachrichtensendungen, u. a. in der Tagesschau, zitiert.
Der Verbund berichtete unter anderem über Auslandsgeschäfte der chinesischen Führung, über den Whistleblower Edward Snowden, die Salafistenszene in Deutschland[3] und den Abgasskandal[4]. Am 20. April 2016 gab der Rechercheverbund bekannt, dass neben Volkswagen auch viele andere Automobilhersteller Abgaswerte verfälscht hatten.
Im April 2016 berichtete der Verbund über die sogenannten Panama Papers; vertrauliche Unterlagen des panamaischen Offshore-Dienstleisters Mossack Fonseca, die der Süddeutschen Zeitung zugespielt und von hunderten Journalisten weltweit monatelang ausgewertet wurden. Die Unterlagen geben Einblicke in die undurchsichtigen Tätigkeiten der Offshore-Finanzwirtschaft. Am 5. November 2017 veröffentlichte der Verbund die sogenannten Paradise Papers.
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mitte März 2015 reichte der Verband Privater Rundfunk und Telemedien Rechtsaufsichtsbeschwerde gegen den Rechercheverbund ein. Sie warfen dem Verbund Wettbewerbsverzerrung zugunsten der Süddeutschen Zeitung vor. Außerdem seien die Aktivitäten der ARD-Anstalten vom öffentlich-rechtlichen Funktionsauftrag nicht gedeckt.[5][6][7] Weitere Kritiker, eher idealistischer oder medienethischer Natur, sind die Verleger Jakob Augstein und der Journalist Jörg Eigendorf.[8]
Das Medienmagazin Zapp thematisierte die Vorwürfe gegen den Rechercheverbund, ein „Zitier-Kartell“ und „eine Quersubventionierung für eine Zeitung durch beitragsfinanzierte Sender“ darzustellen.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rechercheverbund NDR, WDR und „Süddeutsche Zeitung“: „Ohne förmliche Vereinbarung“ ( vom 10. März 2014 im Internet Archive)
- Privatsender greifen Rechercheverbund an. Deutschlandfunk Wissen, 13. März 2015, abgerufen am 1. April 2020.
- Politischer Einfluss auf die freie Presse. Schweriner Volkszeitung, 8. Februar 2014, abgerufen am 1. April 2020.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Brigitte Baetz: Investigativjournalismus. Wie guter Quellenschutz funktioniert, Deutschlandfunk, 17. Juli 2023
- ↑ Fragwürdiger Recherche-Multi. Cicero vom 20. Februar 2014. Abgerufen am 2. April 2015.
- ↑ LKA-NI: Salafistenszene in Wolfsburg: Recherche-Verbund von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" werfen LKA Versäumnisse vor LKA Niedersachsen weist Vorwürfe zurück. In: Presseportal. 1. April 2015, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 2. April 2015 .
- ↑ VW hat offenbar auch in Europa manipuliert. In: sz.de. Süddeutsche Zeitung, 7. Oktober 2015, abgerufen am 8. Oktober 2015.
- ↑ Martin U. Müller: Protest privater Rundfunkanbieter: Beschwerde gegen Rechercheverbund von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung bei Spiegel Online, erschienen am 15. März 2015, abgerufen am 18. März 2016
- ↑ Kritik an NDR, WDR und SZ. Drei in einem Boot. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. März 2015, abgerufen am 1. April 2020.
- ↑ „Höchst bedenkliche Zusammenarbeit“. Focus, 30. Juni 2014, abgerufen am 1. April 2020.
- ↑ Was darf Recherche im Verbund? ZAPP – Das Medienmagazin der ARD vom 7. Juli 2014. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 10. Juli 2014; abgerufen am 2. April 2015.