Rothenberg (Festung)
Die Festung Rothenberg ist eine Festung auf dem gleichnamigen, 588 m hohen Berg bei Schnaittach in der Fränkischen Alb.
Anfänge
Vermutlich entstand die erste befestigte Anlage zwischen 1300 und 1330 durch Dietrich von Wildenstein. Dieser verkaufte sie 1360 an den Kaiser und böhmischen König Karl IV. Dieser ließ die Burg als Grenzburg weiter ausbauen, um sein böhmisches Hausgebiet abzusichern.
Ganerbenburg
Pfalzgraf Otto II. schuf im Jahr 1478 für Burg Rothenberg die Bedingungen einer Ganerbenburg. 44 Ganerben, die die Burg mit der Stadt Rothenberg und dem Markt Schnaittach als Afterlehen erwarben, waren zwar mit verhältnismäßig wenig Besitz und Rechten ausgestattet, jedoch war die Gemeinschaft der Ganerben ein starkes Bündnissystem, zu dem auch weitere Angehörige der Adelsfamilien im Umland aktiviert werden konnten.[1] Die Burg verfügte auch über mehrere Patronatsrechte im Nürnberger Raum. Die Gemeinschaft der Ganerben trug die Züge einer Einung. Zur Zeit des Silvester von Schaumberg galt die Burg als „Wespennest“ - mit dem selbst Fürsten ungern in Konflikt gerieten.[2]
Aus der Gemeinschaft der Ganerben wurde ein Burggraf benannt.[3]
- Heinz von Guttenberg, 1483
- Lamprecht von Seckendorff, Rinhofen genannt, 1487
- Hans Zollner von Rottenstein, 1487
- Dietz von Heßberg, 1488
- Jacob Stiebar zum Regensberg, 1494
- Konrad Schott von Schottenstein, 1497
- Albrecht Stiebar, 1499
- Christoff von Sparneck, 1502
- Albrecht Gotsmann, 1505
- Hans von der Thann, 1508
- Sixt von Seckendorff, 1509
- Sebastian Stiebar, 1512
- Hans Stiebar, 1537
- Wolf Adolf von Waldenfels, 1546
- Sigmund von Failtsch (Feilitzsch?), 1549
- Sebastian Erlbeck, 1553
- Hans Ludwig von Eyb, 1553
- Hans Ludwig von Schaumburg, 1569
- Balthasar von Seckendorff, 1580
- Hans von Steinau, 1585
- Georg Sebastian Stiebar, 1604
- Joachim Christoff von Seckendorff, 1610
- Wolff Endres Stiebar, 1617
- Sebastian von Rotenhan, 1618
Festung
Im 18. Jahrhundert wurde die Anlage vom Kurfürsten von Bayern und deutschen Kaiser Karl VII. nach französischem Vorbild als bedeutende Rokoko-Festung errichtet (Bauzeit von etwa 1729 bis 1750). Nach ihm und seiner Frau Maria Amalia wurden zwei Bastionen benannt. Zeitweise waren 400 Soldaten untergebracht. Erbaut ist sie auf einer geschleiften älteren und kleineren Befestigungsanlage, die auf den Resten einer noch älteren Burgruine errichtet worden war.
Die Anlage wurde nach geometrischen Grundsätzen gebaut. Da tote Winkel vermieden werden sollten, ergaben sich die typischen Bastionen, die eine Sternform bildeten. Grundform war ein Vieleck mit einem bastionierten Turm an jeder Ecke. Die Wallkrone war niedrig gehalten, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Die Umwallung begann nordseitig mit einem sanft ansteigenden Glacis, gefolgt von einem gedeckten Weg und einem Graben. Dahinter erhob sich, kaum höher als der Kamm des Glacis, der Wall. Dadurch war es artilleristisch nur schwer möglich das Mauerwerk zu treffen, da es durch den Kamm des Glacis abgedeckt wurde. Die Lage auf einem Bergrücken ähnelt der Anlage mittelalterlicher Burgen, die oft auf schwer zugänglichen Höhen errichtet wurden. So schützte der Berghang die Festung nach Süden, Osten und Westen vor Sturmangriffen, aber nicht vor den damals schon leistungsfähigen Belagerungsgeschützen.
Die Festung wurde vollständig aus Mauerwerk errichtet. Dieses war umlaufend sechzehn Meter hoch und innen mit zehn Meter hohen Gewölben ausgestattet.
Auf der Festung befanden sich zwei zweistöckige Kasernengebäude, ein Zeughaus, die Kommandantur und eine Kirche. Die Besatzung wohnte mit ihren Familien auf der Festung. Die Wasserversorgung wurde über den Festungsbrunnen und später zusätzlich über den 1759–1767 errichteten Schneckenbrunnen (in der Kontergarde außerhalb der Festungsmauer) sichergestellt.
Erbaut gegen das nur 25 Kilometer entfernte Nürnberg, sollte die Festung die bayerische Grenze und die kurbayerische Enklave bei Schnaittach gegen die Stadt schützen.
1806 gliederte Napoleon Franken an das Königreich Bayern an und damit wurde die Festung für die bayerische Armee als Grenzfestung überflüssig. Sie wurde aber noch als Festungsgefängnis verwendet.
Ab 1838 verkaufte das Kriegsministerium das gesamte Inventar, einschließlich Türen, Balken und allem, was sich entfernen ließ. Die Festung wurde aufgelassen und dem Verfall preisgegeben. Sie diente auch als Steinbruch zum Bau des Nürnberger Hauptbahnhofs. 1876 wurden am Ravelin Sprengversuche durchgeführt.
Die Anlage ist im Rahmen von Führungen zugänglich, die unterirdischen Kasematten sind zum Schutz von Fledermäusen zwischen November und April gesperrt.
Literatur
- Johannes Müllner: Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623, Teil II: Von 1351-1469. Nürnberg 1972. S.30-35.
- Martin Schütz: Die Ganerbschaft Rothenberg. Nürnberg 1924.
- Sven Thole: Die Festung Rothenberg - Der Festungsbau im 18. Jahrhundert, Maßnahmen der Erhaltung und Möglichkeiten der Konservierung. Dissertation, Universität Bamberg 2007 (Volltext)
- August Wörler: Veste und Festung Rothenberg. Heimat- und Geschichtsverein Neunkirchen am Sand, Neunkirchen am Sand 2008 ISBN 978-3-00-025554-0
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Müllner, S.31ff.
- ↑ Friedrich Kipp: Silvester von Schaumberg, der Freund Luthers - Ein Lebensbild aus der Reformationszeit. Leipzig 1911. S.15ff.
- ↑ Müllner, S.34f.
Koordinaten: 49° 33′ 16″ N, 11° 21′ 36″ O