Roßholzen

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Roßholzen, aus nordwestlicher Richtung gesehen, im Hintergrund links der Heuberg

Roßholzen ist ein Gemeindeteil von Samerberg im Landkreis Rosenheim, Regierungsbezirk Oberbayern.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeindeteile von Samerberg liegen östlich des Inns räumlich verstreut auf einem etwa sieben Kilometer langen hügeligen Hochplateau in ca. 600 bis 750 m Höhe ü. NN zwischen Nußdorf im Inntal im Südwesten und Frasdorf an der Autobahn A 8 MünchenSalzburg im Nordosten. Roßholzen, ein Weiler mit Kirche, befindet sich am südlichen Rand des Wohngebiets Samerberg, nordöstlich von Nußdorf im Inntal und südöstlich von Neubeuern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roßholzen, aus östlicher Richtung gesehen

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Roßholzen in der Notitia Arnonis, einer Aufstellung aller Güter und Besitzungen der Kirche Salzburg auf herzoglich-bayerischem Gebiet anlässlich der Eingliederung Bayerns in das Frankenreich Karls des Großen. Die Ortschaft hieß seinerzeit Hrossulza und ihre Kirche befand sich bereits im Besitz von Ländereien.[1] Die Kirche, die die erste Kirche am Samerberg war, war schon vor 798 Zentrum einer Pfarrei.[2] Im Jahr 1824 hatte Roßholzen selbst nur zwei Wohngebäude mit acht Einwohnern.[3] Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde von hier aus eine aus 24 kleinen Ortschaften[4] und 46 Häusern bestehende politische Gemeinde seelsorgerisch betreut, darunter die Weiler Friesing, Schilding und Schadhub sowie eine Reihe von Einödhöfen.[2][5]

Im Jahr 1969 wurde in Roßholzen, Grainbach, Steinkirchen und Törwang eine Volksbefragung durchgeführt, um darüber zu entscheiden, ob die vier bis dahin eigenständigen Gemeinden zu einer einzigen Gemeinde mit Verwaltungssitz in Törwang vereinigt werden sollten. Es entschieden sich 88 % der Wähler für dieses Vorhaben, und am 1. Januar 1970 wurde die neue Gemeinde Samerberg durch die Zusammenlegung von Roßholzen, Grainbach, Steinkirchen und Törwang gebildet.[6] Seither ist Roßholzen ein Gemeindeteil von Samerberg.

Gemeinde Roßholzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde bestand aus 26 Gemeindeteilen:[7]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
Gemeinde Roßholzen Ort Roßholzen
1817 9 am Jahresende 1817, in zwei Häusern[4]
1824 8 drei Familien, in zwei Häusern[3], gezählt im Verwaltungsjahr 1823/24 des Isarkreises[8]
1840 311 [9]
1861 282 [9]
1871 280 am 1. Dezember 1871, in 68 Wohngebäuden, 325 Katholiken, ein Protestant[10]
1880 269 [9]
1900 249 [9]
1905 283 [9]
1910 285 [9]
1919 280 [9]
1925 276 [9]
1933 278 [9]
1939 244 [9]
1946 371 [9] Aufnahme von Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg
1950 367 19 [11]
1952 310 [9]
1961 262 11 [7]
1970 17 [12]
1987 81 [13]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roßholzen liegt an einer Landstraße, die von Roßholzen aus südlich ins Inntal und nördlich nach Achenmühle führt. Das Dorf ist Endstation der DB-Omnibuslinie 9493 Roßholzen–TörwangLauterbachRosenheim. Die Autobahn A8 München–Salzburg kann in Achenmühle erreicht werden, die Autobahn Rosenheim–Innsbruck über Nußdorf am Inn in Brannenburg.

Kirche St. Bartholomäus
Moarhof

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kirche St. Bartholomäus, spätgotischer Bau mit Satteldach (quer zum Kirchenschiff aufgesetzt), beherbergt mittelalterliche sakrale Kunst[14][15]
  • Der Moarhof, ein Gebäude mit langer Tradition (1363), beherbergt heute anmietbare Veranstaltungsräumlichkeiten

Söhne und Töchter des Orts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Albert Hartl (1904–1982), Geistlicher, Schriftsteller sowie nationalsozialistischer Parteigänger und Aktivist

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schriftsteller Heinrich Mann (1871–1950) begann hier 1905 während eines Erholungsaufenthalts seinen Roman Zwischen den Rassen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sebastian Dachauer: Chronik von Brannenburg und den nächsten Orten der Umgebung (Fortsetzung). In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte (Historischer Verein von Oberbayern, Hrsg.), Band 4, München 1843, 9. Abschnitt: Beiträge zur Chronik des Pfarrbezirkes Rordorf, S. 244–270, insbesondere S. 254–260 (online).
  • Roßholzen, Landkreis Rosenheim, Oberbayern, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie alter Landkarte der Umgebung von Roßholzen).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Roßholzen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedrich Keinz (Hrsg.): Indiculus Arnonis und Breves Notitiae Salzburgenses, nach den bekannten und nach bisher unbenützten Handschriften neu herausgegeben und mit Erläuterungen versehen. E. A. Fleischmann’s Buchhandlung, München 1869, S. 22.
  2. a b Sebastian Dachauer: Chronik von Brannenburg und den nächsten Orten der Umgebung. 9. Abschnitt: Beiträge zur Chronik des Pfarrbezirks Rordorf. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte (Historischen Verein von Oberbayern, Hrsg.), Band 4, München 1843, S. 260 (online).
  3. a b Adolph von Schaden: Alphabetisches Verzeichniß sämmtlicher im Isarkreise gelegenen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Einöden usw. (Als Anhang zu dem topographisch=statistischen Handbuche für den Isarkreis des Königreichs Baiern, Digitalisat), München 1825, S. 413 (online)
  4. a b Martin von Deutinger: Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach der Ordnung der Decanate, München 1820, S. 489 (online)
  5. Georg Friedrich Kramer: Statistik des Regierungsbezirks von Oberbayern, Augsburg 1847, S. 215 ff. (online).
  6. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 561.
  7. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 189 (Digitalisat).
  8. Adolph von Schaden: Topographisch=Statistisches Handbuch für den Isarkreis des Königreichs Baiern, gedruckt und verlegt auf Kosten der Königl. Regierung des Isarkreises, München 1825 (online).
  9. a b c d e f g h i j k l Historisches Gemeindeverzeichnis – Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952, Heft 192 der Beiträge zur Statistik Bayerns, herausgegeben vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1953, S. 40 (online, MDZ).
  10. Königl. bayerisches Statistisches Bureau: Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern - mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875, München 1877, Sp. 255 (online).
  11. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 256 (Digitalisat).
  12. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 51 (Digitalisat).
  13. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 139 (Digitalisat).
  14. Joachim Sighart: Die mittelalterliche Kunst in der Erzdiöcese München-Freising - dargestellt in ihren Denkmälern. Freising 1855, S. 176 (online.)
  15. Hildegard Osterhammer und Franz Osterhammer: Flurdenkmäler auf dem Samerberg, herausgegeben von der Gemeinde Samerberg und der Pfarrei Törwang, 2. Auflage, Samerberg 2018, S. 99–100.

Koordinaten: 47° 45′ N, 12° 11′ O