Rudolf Warnecke

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Rudolf Warnecke (1985)
Grab Rudolf Warnecke in Ravenstein Merchingen

Rudolf Warnecke (* 4. September 1905 in Bautzen; † 12. Oktober 1994 in Ravenstein-Merchingen) war ein deutscher Grafiker und Holzschneider.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Sohn eines Architekten besuchte Warnecke 1918 die Kunstanstalt der Gebrüder Weigang in Bautzen. 1923 gründete er gemeinsam mit dem Maler Karl W. Schmidt ein Atelier für Werbegrafik in Zittau und kam ein Jahr später als Pressezeichner in den Ostsachsendienst.

1926 studierte er an der Akademie für graphische Künste Leipzig in der Radierklasse bei Alois Kolb und arbeitete ab 1928 als Illustrator bei verschiedenen Verlagen. 1931 folgte die erste Publikation als Holzschneider „Der Holzschnitt“ im Körner-Verlag, Stuttgart.

Mit seinen 1933 entstandenen Arbeiten Alt-Bautzen, Lob der Arbeit; Mutterliebe und Totentanz wandte sich Warnecke dem freien Holzschnitt zu. Ein Jahr später erfolgte die erste Veröffentlichung im Abreißkalender Kunst und Leben vom Fritz Heyder Verlag, Berlin-Zehlendorf.

1936 folgten Ausstellungen mit Ankäufen der graphischen Kabinette Bautzen, Dresden, Leipzig, der Ruhmeshalle Görlitz und des Nationalmuseums Stockholm. Die Nationalsozialisten vereinnahmten sein künstlerisches Werk 1940 mit einer Grafik-Ausstellung in Leipzig mit Arthur Kampf und Karl Truppe. 1942 war Warnecke mit dem Holzschnitt „Stillende Mutter“ auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München vertreten.[1]

Aufgrund Warneckes Weigerung, der NSDAP und der Reichskulturkammer beizutreten, folgten die Kündigung der Position des Ausstellungsleiters im Stadtmuseum Bautzen und die Einberufung zum Heeresdienst.

Nach der Kriegsgefangenschaft 1945 im Lager Heilbronn wurde er in Dinkelsbühl ansässig. 1946 folgten Porträts prominenter Persönlichkeiten: Apostolischer Nuntius Aloysius Muench, Marschall des Internationales Militärtribunal Nürnberg Robert H. Jackson, Matthias Wiemann, Marianne Hoppe, Hermann Claudius, Ludwig Tügel, Victor von Gostomski u. a.

1947 ermöglichten amerikanische und sowjetische Drucklizenzen für den Dohlen-Verlag in Dinkelsbühl und Römer-Verlag in Dresden erste Publikationen nach dem Krieg. 1949–1951 schuf er mehrere Sgraffito, vorwiegend an öffentlichen Gebäuden in der Bundesrepublik und des europäischen Auslandes wie z. B. Wandmalereien im Haus der Jugend in Tempelhof und Sgraffitos in Barksen, Westerland und Hörnum (Sylt). Reisen nach Sylt markierten den Beginn ganzjähriger Ausstellungen ab 1952 in Westerland und Kampen.

1959 erwarb Warnecke ein Anwesen in Dinkelsbühl als Atelierhaus mit Ausstellungsräumen. Ein Jahr später folgte die Einrichtung eines zweiten Ateliers in einem Turm in Crailsheim. Ab 1961 hielt Warnecke ganzjährige Porträt-Ausstellungen in Bad Mergentheim und wurde Grafiker des dort ansässigen Deutschherren-Verlages. Drei Jahre später fanden Porträt-Ausstellungen in Bad Pyrmont statt.

1966 heiratete Rudolf Warnecke seine Frau Friedlinde, aus dieser Ehe ging die Tochter Tatjana Warnecke hervor. Er ließ sich 1969 in Ravenstein-Merchingen nieder. 1975–77 folgten mehrere Ausstellungen in München und Crailsheim und eine Sonder-Ausstellung in Rothenburg ob der Tauber. 1980 erschien das Werkbuch „Mit Geißfuß und Stichel durch ein Künstlerleben – 100 Holzschnitte aus 6 Jahrzehnten“, Verlag der Galerie Ravenstein. 1981–1982 unternahm Warnecke Studienreisen nach Griechenland, Italien und Kalifornien, gefolgt von der Gemeinschaftsausstellung in Paso Robles (USA), Berlin und München zusammen mit Frans Masereel, A. Paul Weber und Josef Hegenbarth.

Im Jahr darauf schuf er das 36 m große Wandgemälde „Bauernkrieg“ im Götzenschloß Ravenstein. 1985 erfolgten Jubiläums-Ausstellungen in München, Bautzen, Dinkelsbühl, Mölln und Kronach. Im gleichen Jahr wurde er Ehrenbürger der Stadt Ravenstein. 1989 schuf er das Porträt des Weltraumpioniers Hermann Oberth.

Einige Jahre vor seinem Tode wendete sich Warnecke künstlerisch wieder seiner Geburtsstadt Bautzen zu und schuf mit „Alt-Bautzen“ 20 großformatige Ölgemälde, das „Budissin’sches Mosaik“ mit 50 Illustrationen zur Geschichte von Bautzen, ihren Sagen und Originalen (Lusatia-Verlag, Bautzen), sowie eine Neuauflage von 20 Holzschnitten der mittelalterlichen Stadt Bautzen (Verlag der Galerie Ravenstein) anlässlich der Feierlichkeiten der tausendjährigen Stadt erschien.

Rudolf Warnecke starb 1994 im Alter von 89 Jahren in Merchingen.

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Preisträger im Illustrationswettbewerb des Main-Presse-Verlages in Würzburg „Das Deutsche Volkslied“ (1950)
  • Preisträger im Plakat-Wettbewerb der Stadt Dinkelsbühl (1951)
  • Pygmalion-Medaille der Deutschen Wirtschaft in München (1988)
  • Goldene Ehrennadel des Deutschen Sportbundes (1990)
  • Auszeichnung mit der internationalen Goldmedaille „Recherche de la Qualité“ vom OSF Paris (1983)
  • Goldener Ehrenring für bildende Kunst des Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes, München (1975)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Holzschneider Rudolf Warnecke. Dohlen-Verlag, 1956, DNB 455376689.
  • Emil Eichhorn: Laderhosn und Pelzweste. Gereimtes und Ungereimtes in Oberlausitzer Mundart. (= Stimmen der Landschaft. Band 19). Bastei-Verlag Dresden, DNB 579715205. (Mit 4 Zeichnungen von Rudolf Warnecke)
  • Rudolf Warnecke: Mit Geissfuss und Stichel durch ein Künstlerleben. 100 Holzschnitte aus 6 Jahrzehnten. Galerie Ravenstein, 1980, OCLC 631809593.
  • Erich Klausnitzer, Rudolf Warnecke: Budissinische Sagen. (= Lausitzer Land. 1). 3. überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Lausitzer Druckhaus, Bautzen 1991, OCLC 312835135.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stillende Mutter — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937–1944/45. Abgerufen am 30. November 2021.