Süberde

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Koordinaten: 37° 20′ 59″ N, 31° 56′ 43″ O

Reliefkarte: Türkei
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Süberde

Süberde,[1] in der archäologischen englischsprachigen Literatur durch Weglassen des Umlauts auch Suberde, heute Gölyüzü,[2] ist ein Dorf in der Provinz Konya, 13 km südöstlich von Seydişehir am Suğla-See in der südlichen Zentraltürkei.

Akeramischer Fundort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf einem Hügel südöstlich des Dorfes liegt die akeramische neolithische Siedlung Görüklük Tepe.[3] Sie wird ins 8. Jahrtausend v. Chr. datiert, ins späte ECA (Early Central Anatolian Neolithic) III.[4] Die Siedlung hat eine Fläche von ungefähr 5000 m² und liegt am nordwestlichen Ufer des Suğla-Sees, der zum Zeitpunkt der Ausgrabungen trockengefallen war, auf 1070 m NN. Während des Bestehens der Siedlung war der Seespiegel höher als heute und die Siedlung eine Insel. Sie wurde schließlich wegen des steigenden Wasserspiegels aufgegeben.[3]

Ausgrabungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fundstelle wurde 1964 durch Ralph Solecki entdeckt und zwischen 1964 und 1965 durch Jacques Bordaz ausgegraben, eine abschließende Publikation steht noch aus. Die Siedlung weist drei Bauschichten auf.

Die neolithischen Schichten II und III enthielten die Reste von Lehmziegelhäusern mit Fußböden aus Brandkalk.

Wirtschaftsweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter den über 300.000 Tierknochen herrschen Ovicapriden (Schafe und Ziegen) vor (81,5 %), gefolgt von Schweinen (12,7 %), Rothirschen (3,1 %) und Rindern (2,7 %). Des Weiteren wurden Damhirsch, Reh, Hase, Igel, Schakal, Fuchs, Bär und Dachs nachgewiesen. Süberde wurde zunächst als Siedlung sesshafter Jäger interpretiert, mit dem Hund als einzigem Haustier.[5] Milling et al. untersuchten die Knochenstruktur von Rindern, Schafen und Ziegen aus Süberde und dem nahegelegenen neolithischen Erbaba und kamen zu dem Schluss, dass es sich in Süberde um Wildtiere handele.[6] Dies wurde jedoch unter anderem von Louise Martin wegen der Altersverteilung der Capridenknochen bestritten.[7]

Funde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Silexobjekte bestanden vor allem aus Obsidian (90 %). Es kamen Rückenmesser, Pfeilspitzen, Bohrer, Kratzer und Sichelklingen vor. In der unteren Schicht sind Mikrolithen häufiger. Es wurden einige menschengestaltige Figurinen aus Ton gefunden.[3]

Datierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bordaz publizierte sechs Radiokarbondaten, weitere wurden durch Arbuckle in Auftrag gegeben. Sie datieren die Siedlung auf 7600–6500 cal. BC.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Benjamin S. Arbuckle: Revisiting Neolithic Caprine Exploitation at Suberde, Turkey. In: Journal of Field Archaeology. Band 33/2, 2008, S. 219–236 (JSTOR:25608506).
  • Jacques Bordaz: Current Research in the Neolithic of South Central Turkey: Suberde, Erbaba and their chronological Implications. In: American Journal of Archaeology. Band 77/3, 1973, S. 282–288 (JSTOR:503442).
  • Jacques Bordaz: The Suberde Excavations, Southwestern Turkey: An Interim Report. In: Türk Arkeoloji Dergisi. Band 17, 1969, S. 43–71.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Index Anatolicus
  2. Geonames
  3. a b c Mihriban Özbaşaran: The Neolithic on the Plateau. In: Gregory McMahon, Sharon Steadman: The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000-323 BCE). Oxford University Press, Oxford 2011, S. 99–124. doi:10.1093/oxfordhb/9780195376142.013.0005
  4. Mihriban Özbaşaran, Hijlke Buitenhuis: Proposal for a regional Terminology for Central Anatolia. In: Frederic Gerard, Laurens Thissen (Hrsg.): The Neolithic of Central Anatolia: Internal Developments and External Relations During the 9th–6th Millennia cal B.C. Ege Yayinlan, Istanbul 2002, S. 67–77.
  5. Dexter P. Perkins, Patricia Daly: A Hunters’ Village in Neolithic Turkey. In: Scientific American. Band 219, 1968, S. 96–106.
  6. Isabella Milling Drew, Dexter Perkins Jr., Patricia Daly: Prehistoric Domestication of Animals: Effects on Bone Structure. In: Science. New Series, Band 171 (No. 3968), 1971, S. 280–282. JSTOR:1730999
  7. Louise Martin, Nerissa Russell, Denise Carruthers: Animal Remains from the Central Anatolian Neolithic. In: Frederic Gerard, Laurens Thissen (Hrsg.): The Neolithic of Central Anatolia: Internal Developments and External Relations during the 9th–6th Millennia cal B.C. Ege Yayinlari, İstanbul 2002, S. 193–216.
  8. Arkadiusz Marciniak, Lech Czerniak: Social Transformations in the Late Neolithic and the Early Chalcolithic Periods in Central Anatolia. In: Anatolian Studies, 57, 2007, S. 124, JSTOR:20455397.