Sanguinarin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel von Sanguinarin
Abbildung des Sanguinarin-Kations
Allgemeines
Name Sanguinarin
Andere Namen

Pseudochelerythrin

Summenformel
  • C20H15NO5 (Hydroxid)
  • C20H14ClNO4 (Chlorid)
Kurzbeschreibung

orange Nadeln (Chlorid)[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
PubChem 5154
Wikidata Q347392
Eigenschaften
Molare Masse
  • 349,42 g·mol−1 (Hydroxid)
  • 367,79 g·mol−1 (Chlorid)
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt
Löslichkeit

löslich in Wasser[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301
P: 280​‐​301+310[2]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Sanguinarin ist eine quartäre Ammoniumverbindung aus der Gruppe der Isochinolin-Alkaloide, welche als Hydroxid oder Chlorid in vielen Mohngewächsen (Papaveraceae), Rautengewächsen (Rutaceae) und Erdrauchgewächsen (Fumariaceae),[1] etwa Schöllkraut, Mexikanischem Stachelmohn, Gelbem Hornmohn, Weißem Federmohn und der Kanadischen Blutwurz (Sanguinaria canadensis)[6] vorkommt.

Sanguinarin wirkt toxisch durch Außerkraftsetzen der Natrium-Kalium-Pumpe.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1839 stellte J. M. A. Probst aus dem Schöllkraut und aus dem Gelben Hornmohn das Alkaloid Chelerythrin dar. 1842 gab Jacob Heinrich Wilhelm Schiel (1813–1889) an, dass das 1828 durch den amerikanischen Chemiker James Freeman Dana (1793–1827) aus der Wurzel des Kanadischen Blutkrauts (Sanguinaria canadensis) dargestellte Sanguinarin identisch mit dem Chelerythrin von Probst sei. 1869 erprobte Ludwig Weyland Sanguinarin (Chelerythrin) im Tierversuch am Frosch.[7][8][9][10][11] Laut Husemann (1871 und 1883) bewirkte das als Chelerythrin bzw. Sanguinarin bezeichnete Alkaloid zu 0,06 g beim Menschen Erbrechen, und tötete zu 0,001 g subcutan Frösche und zu 0,02 g Kaninchen. Als Vergiftungserscheinungen resultierten Adynamie und klonische oder tonische Krämpfe. Der Tod erfolgte durch Lähmung des Atemzentrums. Auf Pulsfrequenz und Blutdruck wirkten kleine Dosen steigernd, große herabsetzend durch lähmende Einwirkung auf das vasomotorische Zentrum und das Herz.[12][13][14]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sanguinarin findet als natürliches Bakterizid in der Zahnmedizin Anwendung.[15]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Eintrag zu Sanguinarin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 15. Mai 2013.
  2. a b c Datenblatt Sanguinarin-nitrat Rotichrom (PDF) bei Carl Roth, abgerufen am 8. Mai 2013.
  3. Toxicologist. Vol. 5, 1985, S. 176.
  4. a b Eintrag zu Sanguinarine in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar)
  5. Farmakologiya i Toksikologiya. Vol. 29, 1966, S. 76.
  6. Heinrich Naschold: Ueber das Sanguinarin, seine Eigenschaften und seine Zusammensetzung. Fischer & Wittig, 1869 (Volltext in der Google-Buchsuche – Inaug. Diss).
  7. Sanguinarin, ein neues organisches Alkali in Sanguinaria canadiensis. Von Dana. In: Philipp Lorenz Geiger (Hrsg.): Magazin für Pharmacie und die dahin einschlagenden Wissenschaften. 6. Jg. (1828) Band XXIII, S. 124 (Digitalisat)
  8. Dr. Probst. Beschreibung und Darstellungsweise einiger bei der Analyse des Chelidonium majus neu aufgefundenen Stoffe. In: Annalen der Pharmacie. Band XXIX (1839), S. 113–131, hier: S. 120–123 (Digitalisat) --- Beschreibung und Darstellungsweise einiger bei der Untersuchung des Glaucium luteum aufgefundenen eigentümlichen Stoffe, als Materialbeitrag zu einer vergleichenden Analyse der Papaveraceen. In: Annalen der Pharmacie. Band XXXI (1839), S. 241–258, hier: S. 250–254 (Digitalisat)
  9. Schiel. Über das Sanguinarin. In: Annalen der Chemie und Pharmacie. Band XLIII (1842), S. 233–236 (Digitalisat) --- Sanguinarin identisch mit Chelerythrin. In: Journal für praktische Chemie. Band LXVII (1856), S. 61 (Digitalisat)
  10. Ludwig Weyland. Vergleichende Untersuchungen über Veratrin, Sabadillin, Delphinin, Emetin, Aconitin, Sanguinarin und Chlorkalium. Brühl, Giessen 1869 (Inaug. Diss.), S. 18–19 und S. 31–34: Sanguinarin (Digitalisat)
  11. M. Chastaing. Chimie organique. Alcaloïdes naturels. Chélérythrine. In: Edmond Frémy (Hrsg.): Encyclopédie chimique. Band VIII. Dunod, Paris 1885, S. 172–176 (Digitalisat)
  12. August Husemann und Theodor Husemann: Die Pflanzenstoffe in chemischer, physiologischer, pharmakologischer und toxikologischer Hinsicht. Für Aerzte, Apotheker, Chemiker und Pharmakologen. Springer, Berlin 1871, S. 199–202 : Chelerythrin. Sanguinarin. (Digitalisat)
  13. Theodor Husemann. Handbuch der gesammten Arzneimittellehre. Springer, Berlin, 2. Aufl., Band II (1883), S. 839–840 (Digitalisat)
  14. Atta-ur-Rahman: Studies in Natural Products Chemistry Bioactive Natural Products, Part H. Elsevier, 2002, ISBN 978-0-08-052785-7, S. 158 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. Eintrag im Zahnlexikon