Schwarzbrustkolibri

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Schwarzbrustkolibri

Schwarzbrustkolibri (Oreotrochilus melanogaster)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Tribus: Coquettes (Lophornitini)
Gattung: Bergnymphen (Oreotrochilus)
Art: Schwarzbrustkolibri
Wissenschaftlicher Name
Oreotrochilus melanogaster
Gould, 1847

Der Schwarzbrustkolibri (Oreotrochilus melanogaster), auch Schwarzbrust-Andenkolibri oder Samtkolibri, ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae), die endemisch in Peru ist. Der Bestand wird von der IUCN als „nicht gefährdet“ (least concern) eingeschätzt. Die Art ist monotypisch.[1]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwarzbrustkolibri illustriert von John Gould und Henry Constantine Richter

Der Schwarzbrustkolibri erreicht eine Körperlänge von etwa 13 bis 14 cm bei einem Gewicht von ca. 8,4 g. Der leicht gebogene Schnabel ist schwarz. Die Oberseite des Männchens ist graubraun und etwas dunkler als beim Estellakolibri. Der Kehlkragen schimmert smaragdgrün, der Rest der Unterseite ist schwarz. Die Flanken sind eintönig gräulich braun. Der blauschwarze Schwanz ist leicht gegabelt. Das Weibchen ist durchweg graubraun, aber deutlich heller auf der Unterseite. Der Schwanz ist grünschwarz. Die weiße Basis der Steuerfedern wie im Weibchen des Estellakolibris fehlt.[2]

Verhalten und Ernährung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Region Junín bezieht der Schwarzbrustkolibri seinen Nektar hauptsächlich von den Blüten von Chuquiraga spinosa-Gestrüpp, doch in der Region Huancavelica besucht er auch die Blüten von Kakteen. Je nach Futterverfügbarkeit fliegt er als sogenannter Trapliner regelmäßig in rascher Folge ganz bestimmte verstreute Blüten an. Hier besucht er vor allem rote Blüten wie Caiophora, Castilleja und Puya. Gelegentlich sucht er auch Kassien und Eukalypten auf. Insekten jagt er hoch in der Luft.[2]

Lautäußerungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gesang des Schwarzbrustkolibris ist wenig erforscht. Ein quietschendes Zwitschern, das ansteigt und abfällt, gibt er während der Jagd von sich.[2]

Fortpflanzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Brutsaison des Schwarzbrustkolibris ist von Dezember bis April. Sein Nest baut er an geschützten Felsen oder am Rande der Dächer von Bauernhäusern. Es ist ein großes kelchartiges Nest, welches am Trägermaterial angebracht wird. Ein Gelege besteht aus zwei weißen Eiern. Vermutlich hat der Schwarzbrustkolibri seine erste Brut in seinem zweiten Lebensjahr.[2]

Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbreitungsgebiet des Schwarzbrustkolibris

Der Schwarzbrustkolibri bevorzugt die Puna-Hänge mit einer dichten Chuquiraga spinosa-Vegetation und Kakteen mit tiefem Unterbau, sowie felsige Gebiete, in denen es normalerweise in geschützten Nischen reichlich Kräuter gibt. Öfters bewegt er sich in Gärten, wurde aber auch schon in Höhenlagen von 3500 bis 4000 Meter an Puya raimondii beobachtet. Neben den Regionen Junín und Huancavelica, kommt er in den angrenzenden Bergen der Regionen Ancash, Lima, Pasco und Ayacucho vor.[2]

Migration[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch wenn der Schwarzbrustkolibri im Altiplano von Junín als Standvogel gilt, scheint er die Puna von Huancavelica zu verlassen, wenn die Kakteen nicht blühen.[2]

Etymologie und Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstbeschreibung des Schwarzbrustkolibris erfolgte 1847 durch John Gould unter dem wissenschaftlichen Namen Oreotrochilus melanogaster. Das Typusexemplar hatte er von John Leadbeater. Mit der Art führte Gould die neue Gattung Oreotrochilus ein.[3][A 1] Der Name leitet sich aus den griechischen Wörtern ὄρος, ὄρεος óros, óreos für „Berg“ und τροχίλος trochílos für „Kiebitz, Zaunkönig, (neugriechisch: Kolibri)“ ab.[4][5] Der Begriff Trochilus, den Carl von Linné 1758 für eine neue Gattung verwendete,[6] ist historisch etwas problematisch. Dieser Begriff wurde bereits von Aristoteles für einen Vogel, der den Mund eines Krokodils aufsucht, ohne von diesem verletzt oder gar gefressen zu werden verwendet. Étienne Geoffroy Saint-Hilaire vermutete, dass Aristoteles damit den Krokodilwächter (Pluvianus aegyptius) beschrieb.[7] Trotzdem hat sich unter den Wissenschaftlern eingebürgert, diesen Begriff im Zusammenhang mit Kolibris zu verwenden. Der Artname melanogaster leitet sich von den griechischen Wörtern μέλας, μέλανος mélas, mélanos für „schwarz“ und γαστήρ, γαστρός gastḗr, gastrós für „Bauch“ ab.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter H. Barthel, Christine Barthel, Einhard Bezzel, Pascal Eckhoff, Renate van den Elzen, Christoph Hinkelmann, Frank Dieter Steinheimer: Die Vögel der Erde – Arten, Unterarten, Verbreitung und deutsche Namen. 3. Auflage. Deutsche Ornithologen-Gesellschaft, Radolfzell 2022 (do-g.de [PDF]).
  • Jon Fjeldså, Peter Boesman: Black-breasted Hillstar (Oreotrochilus melanogaster). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona 4. März 2020 (englisch, hbw.com).
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • John Gould: Drafts for an arrangement of the Trochilidae, with descriptions of some species. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 15, Nr. 168, 1847, S. 7–11 (biodiversitylibrary.org).
  • Carl von Linné: Systema Naturae per Regna Tria Naturae, Secundum Classes, Ordines, Genera, Species, Cum Characteribus, Differentiis, Synonymis, Locis. 10. Auflage. Band 1. Imprensis Direct Laurentii Salvii, Stockholm 1758 (biodiversitylibrary.org).
  • Étienne Geoffroy Saint-Hilaire: Mémoire sur deux espèces d'animaux nommés Trochilus et Bdella par Hérodote, leur guerre, et la part qu'y prend le Crocodile. In: Mémoires du Muséum d'histoire naturelle. Band 15, 1827, S. 459–474 (biodiversitylibrary.org).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schwarzbrustkolibri (Oreotrochilus melanogaster) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. IOC World Bird List Hummingbirds
  2. a b c d e f Jon Fjeldså u. a.
  3. John Gould (1847), S. 9–11
  4. James A. Jobling S. 283
  5. Karl-Heinz Schäfer, Bernhard Zimmermann: Langenscheidts Taschenwörterbuch der griechischen und deutschen Sprache. Hrsg.: Langenscheidt. Berlin / München / Wien / Zürich / New York 1993, ISBN 3-468-11032-4, S. 425.
  6. Carl von Linné, S. 119.
  7. Étienne Geoffroy Saint-Hilaire, S. 466

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Neben dem Schwarzbrustkolibri (Oreotrochilus melanogaster) ordnete er auch den Weißflankenkolibri (Oreotrochilus leucopleurus Gould, 1847), den Purpurkopfkolibri (Oreotrochilus chimborazo (Delattre & Bourcier, 1846)), den Rotflankenkolibri (Oreotrochilus adela (d’Orbigny & Lafresnaye, 1839)) und den Estellakolibri (Oreotrochilus estella (d’Orbigny & Lafresnaye, 1839)) der Gattung zu.