Serge Youriévitch

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Serge Youriévitch russisch Сергей Александрович Юрьевич, (* 31. März 1876 in Paris; † 18. Dezember 1969 ebenda) war ein französischer Bildhauer russisch-adeliger Abstammung, Politiker, Autor und Kammerherr des Zaren Nikolaus II.[1] Die Zeitung Brooklyn Daily Eagle beschrieb Youriévitch als einen „Gentleman-Farmer in Russland, einen Wissenschaftler in Frankreich, einen Diplomat im Auswärtigen Amt des russischen Reiches, einen Maler, Grafiker und Bildhauer“.[2]

Die Krypta des Vaters Youriévitchs in Lopukhovka, Saratow, Russland.

Youriévitch wurde 1876 im 8. Arrondissement von Paris[3] in eine Familie von niederem belarussischen Adel geboren.

Sein Großvater Semyon Yurievich (1798–1865) entstammte einer adeligen Familie in Mogilyov und wurde 1825 zum Hauslehrer des späteren Zaren Alexander II. berufen.[4] Serges Eltern waren Alexander Semyonovich Yurievich und Yelizaveta Andreyevna Yurievich. Sein russischer Name Sergei Alexandrovich Yurevich wurde als Serge Youriévitch ins Französische übertragen.[5][6][7] Er hatte zwei ältere Brueder, Simon (* 1870) und Alexander (* 1871).

Youriévitch heiratete Prinzessin Helene Lipovatz, die Tochter des Prinzen Jovan Popović-Lipovac, einem montenegrinischen Aristokraten und General der Kaiserlich Russischen Armee.[8] Helene war eine Cousine der Prinzessin Elena von Serbien.[2] Der Verbindung entstammten zwei Töchter, Hélène[9] und Nika (* 2. August 1916).[10]

Im Zuge der Oktoberrevolution von 1917 verlor die Familie Yurievich ihre Ländereien im Gouvernement Saratow. Youriévitch war dorthin gereist, als ihn die Nachricht vom Zerfall der Monarchie erreichte, musste jedoch unverrichteter Dinge wieder abreisen, nachdem seine Ehefrau Helene beinah ein Opfer des Umsturz geworden war.[2]

Helene verstarb am 16. Mai 1957.[11] Serge Youriévitch starb 1969 im Alter von 93 Jahren. Er wurde mit seiner Familie auf dem russischen Friedhof in Sainte-Geneviève-des-Bois (Essonne) beigesetzt.[12]

Politische Karriere

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Youriévitch studierte Politik am kaiserlichen Lyzeum Zarskoje Selo in Petrograd (heute Sankt Petersburg).[2] 1895 kam er an das  Institut d’études politiques de Paris, wo er als Sekretär des russischen Botschafters tätig war, später als Kulturattaché.[13][14] In Sankt Petersburg arbeitete er als Staatsrat.[15] Er war Kammerherr des Zaren Nikolaus II.[16]

1903 wurde Youriévitch Schüler des Bildhauers Auguste Rodin, der einen starken Einfluss auf ihn ausübte. 1909 trat Youriévitch von seinen politischen Ämtern zurück und begann seine Arbeiten auf dem Salon der Société des Artistes Indépendants in Paris auszustellen.[7] Youriévitch beschrieb seinen Einstieg in die Bildhauerei mit diesen Worten: „Ich hatte wenig bis nichts mit Kunst zu tun, bis sich 1903 mein Gesundheitszustand verschlechterte. Ich hatte die gesamte Organisations- und Sekretariatsarbeit des Instituts übernommen, jedoch war die Belastung zu groß geworden. Ich ging in die Schweiz und begann zu meiner Entspannung zu malen. Ich habe in Öl, Aquarell, Pastell und Radierung gearbeitet und damit einige Erfolge auf Ausstellungen erzielt. Ich habe ein Studio in Rom. Eines Tages versuchte ich die Anatomie eines Fußes für ein Gemälde zu meistern. Ich entschied mich, diesen aus Ton zu formen. Der Eindruck, dass ich dieses Ding rund und fest in der Hand hatte – anstatt flach auf einer Leinwand – war so stark, dass ich mich fragte, warum ich eigentlich nicht schon vorher eine Skulptur angefertigt hatte. Ich begann sofort mich der Bildhauerei zuzuwenden, und als ich nach Paris zurückkehrte bekam ich im Hôtel Biron ein Atelier nur ein Stockwerk über Rodin.“[2][17]

Youriévitch trug auch zur britischen Kunst bei, besonders zur Sportkunst[18] und der modernen Bildhauerei.[19] In den 1950er Jahren lehrte Youriévitch Bildhauerei an der Guildford School of Art, wo er auch die Bildhauerin Lorne McKean (* 1939) zu seinen Schülern zählte.[20]

In der Psychologie

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Youriévitch war Vizepräsident des Institut Général Psychologique in Paris und verfasste einige psychologische Arbeiten, unter anderem Concerning some Manifestations of Psychic Entities.[21] Er war Stifter des 1900 gegründeten Institut Psychologique International.[14]

1930 besagte ein Artikel der American Society for Psychical Research, dass „Youriévitch über viele Jahre mit den führenden Wissenschaftlern und Psychologen von Paris eng bekannt war und an vielen ihrer Experimente teilnehmen konnte.“[22] Er war Mitglied der Soziologischen Gesellschaft in Paris.[23]

1913 nahm ihn die französische Ehrenlegion als Offizier auf. 1933 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft.[3] Die Kunstsammlung seiner Familie ist heute im Staatlichen Museum Saratov ausgestellt.[4]

Werke (Auswahl)

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Youriévitch war ein versierter Bildhauer, der sich mit seinen Arbeiten hauptsächlich auf Exponate für Gärten und auf Brunnen konzentrierte. 1923 stellte er auf dem Salon der Société du Salon d’Automne seine Bronze La danseuse Nattowa aus.[24] Er stellte auch Büsten von bekannten Persönlichkeiten und Vertretern des Adels des der damaligen Zeit her, so fertigte er 1928 eine Büste nach dem Vorbild der Herzogin von Atholl, Katharine Stewart-Murray, anlässlich ihrer silbernen Hochzeit mit John Stewart-Murray, 8. Duke of Atholl.[25][26] 1930 erstellte Youriévitch eine Büste von Franklin D. Roosevelt, der damals noch Gouverneur von New York war. Seine Ehefrau Helene überreichte das Werk, nachdem Roosevelt zum Präsidenten gewählt worden war.[27] Eine weitere Büste Youriévitchs zeigte den englischen Dichter Thomas Hardy.[28]

Neben der Bildhauerei betätigte sich Youriévitch auch als Maler und Zeichner.[29] Zu seinen Arbeiten zählen:[6]

  • La divine danseuse Nattova (1923)
  • First nations female (1920–1929)
  • Portrait d’homme barbu (1926)
  • Portrait de femme au fond bleu (1929)
  • Indien Iroquois (1929–1930)
  • Morning dew (1929)
  • Portrait de Sa’ad Zaghlul (1926)
  • Buste de Franklin D Roosevelt (1930)
  • Buste de femme aux seins nus
  • Tête de Pierrot
  • Paysage de neige
  • Thomas Hardy (1924)
  • Femme nue assise
  • Jeune femme à genoux (1931)
  • Symphonie humaine (1920)
  • Polin (1922)
  • Femme et enfants
  • Le printemps

Bei einer vom Auktionshaus Christie’s 2007 durchgeführten Auktion erzielte seine Bronzeskulptur Morning Dew (deutsch Morgentau) nach einer Wertschätzung von $40.000 bis $60.000 einen Verkaufspreis von $60.000.[30]

Einzelnachweise

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  1. B. Brower: Unruly Spirits. The Science of Psychic Phenomena in Modern France. University of Illinois Press, 2010, ISBN 978-0-252-09005-9.
  2. a b c d e The Amazing Serge Yourievitch. In: Brooklyn Daily Eagle vom 22. März 1925.
  3. a b Yourivitch In: Kultusministerium Frankreich.
  4. a b Памятник-мемориал семье Юрьевичей (Memento des Originals vom 10. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/atkarsk24.ru In: atkarsk24.ru
  5. Sergei Aleksandrovich Yurevich. (Memento des Originals vom 4. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.blouinartinfo.com In: Blouin Art Info
  6. a b Serge Youriévitch (French, 1876–1969). In: artnet
  7. a b Serge Youriévitch. (Memento vom 21. Oktober 2014 im Internet Archive) In: Hickmet Fine Arts
  8. F.C. Westley: The Spectator. 1953.
  9. Mariages. In: Le Figaro vom 24. September 1932.
  10. Who was who. A Companion to Who’s Who, Containing the Biographies of Those who Died. Ausgabe 8, A. & C. Black, 1981, S. 373.
  11. L’Intermediaire des Chercheurs et Curieux. Band 7. 1957, S. 339.
  12. Sergey Alexandrovich Yourievitch in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 9. Juli 2022.
  13. Hereward Carrington: Eusapia Palladino and Her Phenomena. B.W. Dodge & Co., 1909, S. 129.
  14. a b Henri F. Ellenberger: The Discovery of the Unconscious. The History and Evolution of Dynamic Psychiatry. Basic Books, 2008, ISBN 978-0-7867-2480-2, S. 342.
  15. Kelly’s Handbook to the Titled, Landed and Official Classes Band 95, Kelly’s Directories, 1969, S. 1049
  16. Correspondance à trois. 1944-1953. Gallimard - promeneur, 2008, S. 507.
  17. Originaltext in englischer Sprache: „I had little or nothing to do with art until my health broke down in 1903. I had been doing all the organizing and secretarial work of the Institut and the strain was too heavy. I went to Switzerland and began to paint as a relaxation. I worked in oil, water color, pastel and etching and made some success at exhibitions. I got a studio in Rome. And one day while I was trying to master the anatomy of a foot for a painting, I decided to make it, first in clay. The impression I received on having the thing round and solid in my hand instead of flat on a canvas was so strong that I wondered why I had done no sculpture before. I immediately took up sculpture, and on coming back to Paris I got a studio in the Hotel Biron upstairs over Rodin.“
  18. Stella A. Walker: British sporting art in the twentieth century. Sportsman’s Press, 1989, ISBN 978-0-948253-36-2, S. 224.
  19. Herbert Maryon: Modern Sculpture. Its Methods and Ideals. Sir I. Pitman & Sons, 1933, S. XIII.
  20. Christopher Payne: Animals in Bronze. Reference and Price Guide. Antique Collectors’ Club, 1986, ISBN 978-0-907462-45-3, S. 412.
  21. The Journal of the American Society for Psychical Research. Band 15. American Society for Psychical Research, 1921, S. 550.
  22. Originaltext: „Youriévitch enjoyed for many years an intimate acquaintance with the leading scientists and psychic researchers of Paris and was able to take part in many of their experiments.“ In: Psychic Research. Band 24. American Society for Psychical Research, 1930, S. 240.
  23. Address by the Right Hon. James Bryce on the Aims & Programme of the Sociological Society. With First Annual Report and List of Members. The Society, 1905, S. 47.
  24. Robert E. Dechant, Filipp Goldscheider: Goldscheider. Firmengeschichte und Werkverzeichnis. Historismus, Jugendstil, Art Déco, 1950er Jahre. Arnold, Stuttgart 2007. ISBN 978-3-89790-216-9, 640 S.
  25. Duchess’s Portrait. In: Aberdeen Journal vom 18. Januar 1927.
  26. Gifts to Duchess of Atholl. In: Dundee Courier vom 18. Januar 1927.
  27. Serge Yourievitch. In: Smithsonian American Art Museum
  28. Lot: 322@1@2Vorlage:Toter Link/s3.amazonaws.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) In: amazonaws.com
  29. Le Bulletin de l’art ancien et moderne. 1919, S. 56.
  30. Russian Paintings and Works of Art. 18. April 2007. In: christies.com