Spaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt

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Film
Titel Spaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt
Originaltitel Spaceman
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch, Tschechisch, Koreanisch
Erscheinungsjahr 2024
Länge 107 Minuten
Altersempfehlung ab 12[1]
Stab
Regie Johan Renck
Drehbuch Colby Day
Produktion Lia Buman,
Reid Carolin,
Tim Headington,
Peter Kiernan,
Michael Parets,
Max Silva,
Channing Tatum
Musik Max Richter
Kamera Jakob Ihre
Schnitt Scott Cummings,
Simon Smith,
John Axelrad
Besetzung
Synchronisation

Spaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt ist ein Abenteuerfilm und ein Science-Fiction-Drama von Johan Renck, das im Februar 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin seine Premiere feierte und ist am 1. März 2024 in das Programm von Netflix aufgenommen worden. Der Film basiert auf dem Roman Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt von Jaroslav Kalfař. Die von Adam Sandler gespielte Hauptfigur der Geschichte ist der Kosmonaut Jakub Procházka, der auf eine Ein-Mann-Mission zum Rand des Sonnensystems geschickt wird, wo er mysteriösen Urstaub sammeln soll. Auf seiner Reise entdeckt er an Bord eine riesige, außerirdische Spinne.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jakub Procházka wurde als Kind Waise und wuchs bei seinen recht eigenwilligen Großeltern auf dem Land in Tschechien auf. Er ist vom kleinen Wissenschaftler zum ersten Kosmonauten des Landes aufgestiegen. In einer gefährlichen Solo-Mission soll er den Staub der Chopra-Wolke untersuchen. Als er in die unbekannten Weiten des Weltalls startet, lässt er seine schwangere Ehefrau Lenka auf der Erde zurück.

Sechs Monate später, als sich Jakub mit der JanHus1 hinter dem Jupiter befindet, kann er Lenka nicht mehr über die Kommunikationeinheit erreichen, die in ihrem Haus installiert wurde.

Jakubs kommandierende Offizierin Tuma hat entschieden, dass eine Nachricht Lenkas an Jakub, in der sie ihm mitteilt, sich von ihm getrennt zu haben, nicht zur JanHus1 übermittelt wird. Sie befürchtet, diese könne den eh bereits psychisch destabilen Kosmonauten völlig aus der Bahn werfen.

Jakub entdeckt an Bord des Raumschiffs ein riesiges, spinnenartiges Wesen, das ihn fortan begleitet und sich mit ihm unterhält. Es verließ nach der Invasion einer befeindeten Spezies seine Heimatwelt und reist durch die Galaxie. Als es das Sonnensystem entdeckte und die Bewohner des Planeten Erde studierte, war es von den Gefühlen der Menschen fasziniert. Als es dann den einsamen Jakub in seinem Raumschiff weit weg von seinem Heimatplaneten entdeckte, fühlte es sich in einer ganz ähnlichen Situation und beschloss, ihm zu helfen.

Jakub tauft das fremde Wesen Hanuš, nach einem berühmten Tschechen, der die Astronomische Uhr in Prag konstruierte. Das Wesen will Jakub aufgrund dessen Einsamkeit helfen. Hanuš macht sich in Jakubs Erinnerungen auf die Suche nach solchen, die sein Kennenlernen von Lenka und die mit ihr erlebten Höhen und Tiefen zeigen. Hanuš bringt diese Erinnerungen wieder nach oben und spricht mit Jakub darüber.

Beim Durchforsten seiner Erinnerungen erfährt Hanuš mehr über Jakub: Sein Vater war ein Informant der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei und wurde getötet, als Jakub noch klein war. Jakubs Tätigkeit als Kosmonaut ist dabei auch ein Versuch, die Sünden des Vaters wiedergutzumachen. Er lernte Lenka kennen, vernachlässigte sie aber oft, da er sich mehr auf seine Karriere als Kosmonaut konzentrierte, und war auch nicht bei ihr, als sie eine Fehlgeburt erlitt. Hanuš, desillusioniert von dem, was er gesehen hat, verlässt das Schiff und lässt Jakub verzweifelt zurück.

Jakub überzeugt einen Techniker auf der Erde, Lenka eine Nachricht zu überbringen, in der er sie um Verzeihung bittet. Hanuš kehrt daraufhin zurück und offenbart, dass er aufgrund einer parasitären Infektion, die seine gesamte Spezies ausgelöscht hat, im Sterben liegt.

Die beiden erreichen schließlich die Chopra-Wolke, die sich als ein Überbleibsel vom Beginn des Universums entpuppt und in der jeder Moment der Zeit gleichzeitig existiert. Hanuš bricht auf, um im Weltraum zu sterben, aber Jakub folgt ihm. In der Wolke kommt Jakub zu dem Schluss, dass er nur bei seiner Frau sein möchte. Hanuš stirbt an den Folgen der Infektion, und Jakub wird von einem südkoreanischen Schiff aufgegriffen. Jakub und Lenka sprechen wieder miteinander.

Literarische Vorlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film basiert auf dem Roman Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt von Jaroslav Kalfař. Darin startet der Professor für Astrophysik Jakub Procházka mit der JanHus 1 in den Himmel. Er ist das einzige Mitglied der Besatzung, und die Mission der erste Versuch Tschechiens, in die Raumfahrt einzusteigen. Die ganze Nation verfolgt dieses historische Ereignis mit. Nach dreizehn eintönigen Wochen im All ist der Forscherdrang Jakubs jedoch beinahe erloschen. Einziger Lichtblick sind die wöchentlichen Video-Chats mit seiner Frau Lenka. Die Geschichte findet im Jahr 2018 statt.

Jaroslav Kalfař wurde 1989 in Prag geboren und migrierte im Alter von 15 Jahren in die USA zu seiner Mutter. Er studierte Literatur, Politik und europäische Geschichte und belegte anschließend einen Master in Kreativem Schreiben an der University of New York. Heute lebt und arbeitet Jaroslav Kalfař in Brooklyn. Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt war sein erster Roman.[2][3]

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drehbuch und Regie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regisseur Johan Renck

Kalfařs Roman wurde von Colby Day für den Film adaptiert. Regie führte Johan Renck.[4] Es handelt sich für ihn bei Spaceman um seinen ersten Spielfilm nach Downloading Nancy von 2008, nachdem er zwischenzeitlich bei Fernsehserien und Musikvideos Regie führte, unter anderem für Künstler wie David Bowie, Madonna, New Order und Beyoncé.[5] Bekannt wurde Renck vor allem als Regisseur der erfolgreichen Miniserie Chernobyl.

Nach eigenen Aussagen sieht der Regisseur Spaceman weniger als Science-Fiction-Film, sondern eher als eine Liebesgeschichte mit einer einzigartigen und spezifischen Kulisse, in der es um Isolation, Distanziertheit und die Unerreichbarkeit der Liebe geht. Jakub könnte genauso gut auch alleine über den Pazifischen Ozean segeln.[6]

Besetzung und Synchronisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adam Sandler spielt den erwachsenen Jakub, Petr Papánek spielt ihn als Jugendlichen. In weiteren Rollen sind Carey Mulligan als seine Ehefrau Lenka, Kunal Nayyar als Peter, der in Kontrollstation arbeitet und in ständigem Kontakt mit Jakub steht, und Isabella Rossellini als Tuma zu sehen.[7][8][9] Paul Dano leiht Hanuš seine Stimme. Der Regisseur beschreibt Hanuš als eine Stimme der Vernunft für Jakub, ein Geschöpf, das seit Anbeginn der Zeit existiert und den einsamen Astronauten besucht, um ihm bei der Lösung seiner Probleme zu helfen. Hanuš zeige, dass wir nicht allein im Universum sind.[6]

Carey Mulligan und Adam Sandler im Februar 2024 bei der Premiere des Films bei der Berlinale

Die deutsche Synchronisation entstand nach einem Dialogbuch von Sven Hasper und der Dialogregie von Axel Malzacher im Auftrag der FFS Film- & Fernseh-Synchron GmbH in Berlin.[10]

Darsteller/Originalsprecher Synchronsprecher Rolle
Adam Sandler Dietmar Wunder Jakub Procházka
Carey Mulligan Maria Koschny Lenka Procházka
John Flanders Frank Röth Gregor
Isabella Rossellini Susanna Bonaséwicz Tuma
Kunal Nayyar Marius Clarén Peter
Lena Olin Petra Barthel Zdena
Paul Dano Timmo Niesner Hanuš

Dreharbeiten, Creature Design und Szenenbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dreharbeiten fanden ab Juni 2021 in Prag statt, im historischen Zentrum und im nördlichsten Bezirk der Stadt.[11][12] Weitere Aufnahmen entstanden in anderen Teilen Böhmens und in New York.[13] Als Kameramann fungierte Jakob Ihre, mit dem Renck bereits für Chernobyl zusammenarbeitete. Zur Simulation von Schwerelosigkeit wurde Sandler an Drähten aufgehängt, die an seiner Hüfte befestigt waren.[6] Am Set wurde auch eine Plüschtierspinne aufgehängt, damit der Schauspieler und der Kameramann wussten, wo die von Carlos Huant designte und von VFX-Supervisor Matt Sloan und Animation Supervisor Brett Purmal digital zum Leben erweckte Spinne Hanuš im Film platziert ist.[6]

Das Szenenbild gestaltete Jan Houllevigue. Um die im Raumschiff herrschende Enge und ein klaustrophobisches Gefühl zu vermitteln, entwarf er dieses in der Art eines U-Boots. Jakubs kleines Raumschiff ist in Module unterteilt und in seiner Ästhetik brutalistisch.[6]

Filmmusik und Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Komponist Max Richter

Die Filmmusik komponierte der in Deutschland geborene britische Komponist Max Richter, der bereits für den Science-Fiction-Film Ad Astra von James Gray tätig war.[14] Renck wollte, dass die Musik nicht wie von Menschenhand gemacht klingt und etwas von der Science-Fiction-Atmosphäre von Filmen aus den 1970er Jahren hat.[6] Das Soundtrack-Album mit insgesamt 17 Musikstücken soll am 1. März 2024 von Decca Records und Netflix Music als Download veröffentlicht werden.[15] Der Song Don’t Go Away wurde vorab veröffentlicht.[16]

Der erste Trailer wurde im Dezember 2023 veröffentlicht.[17] Die Weltpremiere fand am 21. Februar 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin statt, wo der Film in der Reihe Berlinale Special gezeigt wird.[18][5] Am 1. März 2024 wurde der Film in das Programm von Netflix aufgenommen.[19][20]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film stieß auf eine gemischte Resonanz von Kritikern. Bei Rotten Tomatoes hält er ein Bewertung von 51 Prozent.[21] Auf Metacritic hält Spaceman 56 von 100 Punkten, basierend auf 31 ausgewerteten Kritiken.[22]

Altersempfehlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den deutschsprachigen Ländern wird Spaceman von Netflix ab 12 Jahren empfohlen. In den USA erhielt der Film von der MPAA ein R-Rating, was einer Freigabe ab 17 Jahren entspricht.[23]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jaroslav Kalfař: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt. Aus dem Englischen von Barbara Heller, Klett-Cotta, 2017. ISBN 978-3-608-50377-7

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Spaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Spaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt bei Netflix, abgerufen am 2. März 2024.
  2. Jaroslav Kalfar. In: klett-cotta.de. Abgerufen am 15. März 2022.
  3. Günter Keil: Gefeierter Debütautor Kalfar: "Ich habe die typisch gebrochene Identität". In: spiegel.de, 6. August 2017.
  4. Brian Welk: Carey Mulligan Joins Adam Sandler Sci-Fi Film 'Spaceman' at Netflix. In: thewrap.com, 15. April 2021.
  5. a b Spaceman. In: berlinale.de. Abgerufen am 13. Februar 2024.
  6. a b c d e f Spaceman – Presseheft. In: berlinale.de. Abgerufen am 19. Februar 2024. (PDF; 187 KB)
  7. Jochen Müller: Carey Mulligan spielt Ehefrau von „Spaceman“ Adam Sandler. In: Blickpunkt:Film, 16. April 2021.
  8. Anthony D'Alessandro: Paul Dano & Kunal Nayyar Buckle Up For Netflix Adam Sandler Movie 'Spaceman'. In: deadline.com, 19. April 2021.
  9. Tilly Pearce: The Big Bang Theory’s Kunal Nayyar joins forces with Adam Sandler for new Netflix project. In: metro.co.uk, 19. April 2021.
  10. https://www.synchronkartei.de/film/57506
  11. Adam Sandler has landed in Prague to shoot 'Spaceman'. In: praguereporter.com, 8. Juni 2021.
  12. 'Spaceman', starring Adam Sandler and Carey Mulligan, now shooting in Prague. In: praguereporter.com, 23. Juni 2021.
  13. „Spaceman“: Neuer Film von Adam Sandler und Carey Mulligan feiert auf Berlinale Weltpremiere. In: tagesschau.de, 20. Dezember 2023.
  14. Max Richter Scoring Johan Renck’s 'Spaceman'. In: filmmusicreporter.com, 11. Juli 2023.
  15. 'Spaceman' Soundtrack Album Details. In: filmmusicreporter.com, 23. Februar 2024.
  16. Max Richter’s & Sparks’ Original Song 'Don’t Go Away' from Johan Renck’s 'Spaceman' Released. In: filmmusicreporter.com, 22. Februar 2024.
  17. Oneal Redux: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt: Seht den ersten Teaser-Trailer zum Sci-Fi-Abenteuer "Spaceman" mit Adam Sandler. In: moviebreak.de, 19. Dezember 2023.
  18. Jochen Müller: Julia von Heinz’ „Treasure“ feiert Weltpremiere im Berlinale Special. In: Blickpunkt:Film, 20. Dezember 2023.
  19. Björn Becher: Endlich wissen wir, wann das Netflix-Sci-Fi-Abenteuer mit Adam Sandler und einem Monster im All erscheint – hier ist die 1. Vorschau. In: Filmstarts.de. 19. Dezember 2023, abgerufen am 19. Dezember 2023.
  20. Bernd Kronsbein: Netflix-Filme 2023. In: diezukunft.de, 19. Januar 2023.
  21. Spaceman. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 3. März 2024.
  22. Metacritic: Spaceman
  23. Spaceman. In: censorwatch.co.uk. Abgerufen am 19. Dezember 2023.