Trompe

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Zwei Arten von Trompen: links Ecktrompe in einer Außenecke, rechts Winkeltrompe in einer Innenecke.

Eine Trompe (englisch: squinch; französisch: trompe; spanisch: trompa) ist in der Architektur ein eckständiger, schräg über Eck gemauerter Bogen, wobei das Innere als Kalotte gewölbt oder in mehreren Bögen stufig gestaffelt ist. Trompen dienen bei Innenecken als Nischentrompe der baukonstruktiven Überleitung vom quadratischen Grundriss in darüber einen oktogonalen Grundriss – oder umgekehrt bei Außenecken als Ecktrompe von einer Abschrägung darüber in eine Ecke.

Winkeltrompe und Trompenkuppel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bekanntere Trompe ist als Winkeltrompe oder Nischentrompe[1] ein architektonisches Mittel zur Überführung aus der Innenecke einer Vierung (z. B. eines Kirchengebäudes) darüber in eine Kuppel. Bei der Trompenkuppel[2] sind die vier Ecken eines Quadrats als Trompen abgeschrägt, so dass darüber ein Oktogon entsteht. (Eine baukonstruktiv andere und auch anders gestaltete Überleitung vom Viereck in das Achteck bzw. in die Kuppel ist das Pendentiv der Pendentifkuppel.)

Ebenso wie Winkeltrompen unter einer Kuppel müssen auch Gewölbebögen über Fenster- und Türöffnungen in der Mauer eines runden Turms konstruiert werden[3], was im Quaderbau zu den schwierigsten Aufgaben des Steinschnitts gehört.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ob Trompen bereits in der römischen Antike bekannt waren, ist unklar; in der sassanidischen Architektur gibt es einige wenige frühe Beispiele (z. B. im Palast Ardaschirs in Firuzabad). In der byzantinischen Baukunst treten Winkel- oder Nischentrompen hinter den Pendentifs zurück und erscheinen nur selten. Wahrscheinlich ausgehend von der armenischen und georgischen Baukunst finden Trompen ihren Weg in die romanische und islamische Architektur des Mittelalters. In der gotischen Architektur verschwinden Winkeltrompen und Nischentrompen nahezu gänzlich. Spätestens in der Renaissance und im Barock wurden sie unter Kuppeln von den eleganter wirkenden Pendentifs fast vollständig verdrängt.

Dekor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Winkel- oder Nischentrompen, insbesondere unter Kuppeln, waren oft auch Trägerflächen für Schmuck und Dekor. In der islamischen Kunst sind sie manchmal muschelförmig gestaltet oder mit Muqarnas-Stuckdekor verkleidet. In der ehemaligen Abteikirche Ste-Foy in Conques sind vier Engelsfiguren in die Trompen eingepasst; die Kathedrale von Valencia zeigt einen oktogonalen Laternenturm mit muschelförmigen Trompen und den – zu Beginn des 19. Jahrhunderts hinzugefügten – vier Evangelisten.

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Winkeltrompen in Innenhöfen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ecktrompe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während Winkeltrompen immer an Innenecken auftreten, werden Ecktrompen (französisch: trompe sur le coin[4]) an Außenecken gebildet, was selten ist. Eine Ecktrompe bildet den architektonischen Übergang von der Schräge in eine darüberliegende Ecke, z. B. bei einer abgeschrägten Hausecke.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Trompen – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 742: Trompe. (Digitalisat auf zeno.org, abgerufen am 3. März 2024)
  2. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 2. März 2024), S. 483: Trompenkuppel.
  3. Johann Friedrich Penter: Ausführliche Anleitung zur bürgerlichen Bau-Kunst (Band 1): Enthaltend ein Lexicon Architectonicum oder Erklärungen der üblichsten Deutschen, Französischen, Italiänischen Kunst-Wörter der Bürgerlichen Bau-Kunst. Augsburg 1744, S. 157: Trompe. (Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 2. März 2024)
  4. a b Oscar Mothes (Hrsg.): Illustrirtes Bau-Lexikon, Band 4: Q bis Z. Leipzig 1884, S. 375. (Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 2. März 2024)