Unterrödel

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Unterrödel
Koordinaten: 49° 10′ N, 11° 10′ OKoordinaten: 49° 9′ 32″ N, 11° 10′ 22″ O
Höhe: 380 m ü. NHN
Fläche: 4,58 km²
Einwohner: 285
Bevölkerungsdichte: 62 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 91161
Vorwahl: 09177
Ortsansicht
Ortsansicht
Fachwerkstadel in Unterrödel
Florianskapelle von 1999
Gefallenengedenkstein

Unterrödel ist ein Gemeindeteil der Stadt Hilpoltstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt etwa fünf Kilometer südwestlich der Altstadt von Hilpoltstein beiderseits der Roth, einem rechten Nebenfluss der Rednitz.[1]

Die Ortsflur war Anfang des 19. Jahrhunderts circa 432 und Anfang des 20. Jahrhunderts 458 Hektar groß.[2][3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Rota“ bei „Tyufenbach“ erscheint urkundlich erstmals 1129, und zwar als bischöflich-eichstättischer Besitz.[4] 1384 erwarb Friedrich II. von Heideck einige Höfe bei Rödel.[5] 1480 gab Johann Jahrsdorfer zu Zell bei der von ihm betriebenen Erhebung der Walburgiskapelle zu Zell zur Pfarrei den vom Eichstätter Domkapitel gekauften Kleinzehent von „Niederrödl“, wozu auch die Nußhacken-, Rothen- und Weihersmühle gehörten, dem Pfarrer zu Zell.[6] Das seit 1505 zum neu gegründeten Territorium Pfalz-Neuburg und dort zum Pflegamt Heideck gehörende Dorf wurde mit der Pfarrei Zell im Zuge der Verpfändung des Pflegamtes Heideck an die Reichsstadt Nürnberg 1542 von der Reformation erfasst. 1627 wurde Zell durch die Gegenreformation wieder eine katholische Pfarrei, so dass auch Unterrödel zum alten Glauben zurückkehrte.[7] Im Dreißigjährigen Krieg kam es zu Zerstörungen im Dorf, so dass es 1642 heißt, alles sei „eingefallen und niemand vorhanden“.[8] Bei der Aufbauarbeit dürften auch Exulanten aus Österreich beteiligt gewesen sein.

Gegen Ende des Alten Reiches, um 1800, bestand Unterrödel aus 17 Untertanen-Anwesen und einem Hirtenhaus; ein Anwesen war eine Taferne. Acht Untertanen gehörten dem Amt Heideck, vier der Kreßischen Eigenherrschaft Nürnberg, drei dem eichstättischen Kastenamt Obermässing, zwei dem kurfürstlich-baierischen Amt Sulzbürg und eines dem Almosenamt Nürnberg. Die hohe Gerichtsbarkeit übte das Pflegamt Heideck aus.[9]

Im neuen Königreich Bayern (1806) wurde ein Steuerdistrikt Unterrödel gebildet, dem die Rothenmühle und die Weihersmühle, dann Tiefenbach mit Lochmühle und mit Oberrödel mit Mühle, Selingstadt und auch Zell mit seinem Schloss angehörte.[10] Die Gemeinde Unterrödel (Unterrödel mit der Rothen- und der Weihersmühle) hatte 1861 121 Einwohner, davon 17 in den beiden Mühlen,[11] 1900 97 Einwohner, davon ebenfalls 17 in den beiden Mühlen,[3] 1961 168 Einwohner, davon 18 in den Mühlen.[12]

1875 wurden in der Gemeinde neun Pferde, 108 Rinder, 1 Schaf, 26 Schweine und 1 Ziege gehalten, davon im Dorf selbst vier Pferde und 83 Rinder.[13] 1904 wies der Viehbestand der Gemeinde nach amtlicher Zählung fünf Pferde, 104 Rinder, 71 Schweine und zwei Ziegen auf; auch andernorts war im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts die Schweinehaltung stark angewachsen.[3]

Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde die Gemeinde Unterrödel, also das Dorf selbst und die beiden Mühlen Rothen- und Weihersmühle, zum 1. Januar 1972 in die Stadt Hilpoltstein eingegliedert.[14]

1999 erbaute die Freiwillige Feuerwehr von Unterrödel eine Florianskapelle. Bei ihr steht ein Jurastein mit einer Gedenktafel für die in den beiden Weltkriegen gefallenen Kameraden der Feuerwehr.

Einwohner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(nur das Dorf Unterrödel, ohne die Einöden Rothenmühle und Weihersmühle)

  • 1818: 95 (21 „Feuerstellen“ = Anwesen, 24 Familien)[15]
  • 1836: 92 (18 Anwesen)[16]
  • 1861: 104 (42 Gebäude)[11]
  • 1871: 99 (33 Gebäude, 43 Wohngebäude)[13]
  • 1900: 80 (18 Wohngebäude)[3]
  • 1937: 92 (darunter 4 Protestanten, nach Eysölden gepfarrt)[17]
  • 1950: 125 (21 Wohngebäude)[18]
  • 1961: 150 (29 Wohngebäude)[12]
  • 1970: 194 (37 Wohngebäude)[19]
  • 1987: 253 (71 Wohngebäude, 85 Wohnungen)[20]
  • um 2015: 285[21]

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Baudenkmäler gelten ein Wappenrelief am Anwesen Unterrödel A 6 und das Sandstein-Türgewände des Anwesens Unterrödel C 6, beide aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Infrastruktur und Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterrödel liegt zwischen Hilpoltstein und Oberrödel an der Staatsstraße 2225, von der im Ort die nach Heideck führende Staatsstraße 2226 abzweigt. Eine Gemeindeverbindungsstraße geht parallel zur Roth in nordwestlicher Richtung zur Fuchsmühle, in südöstlicher Richtung zur Weihersmühle. Eine weitere Gemeindeverbindungsstraße führt ebenfalls südöstlich zur Lochmühle bei Oberrödel. Von Unterrödel aus gelangt man nach 100 Metern zur Rothenmühle.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Unterrödel befindet sich ein Transportbetonwerk der Märker-Gruppe.[22]

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Freiwillige Feuerwehr Unterrödel
  • Bulldogfreunde Unterrödel-Oberrödel-Tiefenbach
  • DJK Zell, Ober- u. Unterrödel e. V.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Unterrödel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Unterrödel im Bayern
  2. Wiessner, S. 37.
  3. a b c d K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1222 (Digitalisat).
  4. Pastoralblatt des Bisthums Eichstätt, Nr. 48 vom 1. Dezember 1860, S. 208.
  5. Wiessner, S. 107.
  6. Buchner II, S. 813.
  7. Buchner II, S. 813 f.
  8. Wiessner, S. 180.
  9. Wiessner, S. 236.
  10. Wiessner, S. 258.
  11. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 715, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  12. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 798 (Digitalisat).
  13. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 892, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  14. hilpoltstein.de (Memento des Originals vom 21. Januar 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hilpoltstein.de
  15. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 96 (Digitalisat).
  16. Th. D. Popp: Matrikel des Bissthumes Eichstätt. Eichstätt: Ph. Brönner 1836, S. 165 (Nr. 199)
  17. Buchner, S. 818.
  18. Wiessner, S. 258.
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 180 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 348 (Digitalisat).
  21. hilpoltstein.de (Memento des Originals vom 21. Januar 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hilpoltstein.de
  22. "Übersicht unserer Standorte", maerker-gruppe.net, abgerufen am 15. Oktober 2021