Wald-Ruhrkraut

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wald-Ruhrkraut

Wald-Ruhrkraut (Gnaphalium sylvaticum)

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Gnaphalieae
Gattung: Ruhrkräuter (Gnaphalium)
Art: Wald-Ruhrkraut
Wissenschaftlicher Name
Gnaphalium sylvaticum
L.

Das Wald-Ruhrkraut (Gnaphalium sylvaticum) ist eine weit verbreitete Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stängel mit einnervigen Laubblättern
Korbstand
Körbe: die Hüllblätter sind gegen den Rand zu durchscheinend hell.
Geöffneter Korb mit Früchten. Die Pappushaare sind am Grund miteinander verbunden.
Achänen

Die mehrjährige Pflanze wird zwischen 10 und 40 Zentimeter, ausnahmsweise bis 80 Zentimeter hoch. Sie bildet zahlreiche nichtblühende frischgrüne Rosettenblätter. Der kräftige, aufrechte, meist unverzweigte Stängel ist weißfilzig.

Die grundständigen Blätter sind lanzettlich und kurzstielig, die zahlreichen wechselständigen einnervigen Stängelblätter linealisch und sitzend. Sie haben eine Länge von zwei bis sechs Zentimetern und eine Breite von drei bis vier Millimetern. Ihre Unterseite ist filzig, die Oberseite verkahlend.

Die Blütenköpfe bilden einen ährenförmigen Gesamtblütenstand, der ein Drittel bis fünf Sechstel der Stängellänge einnimmt. Sie haben einen Durchmesser von sechs bis neun Millimetern, eine bräunlich- bis gelblichweiße Farbe und enthalten jeweils etwa siebzig einzelne Blüten. Die fünf verwachsenen, meist zerschlitzten Hüllblätter sind überwiegend trockenhäutig und tragen in der Mehrzahl einen auffälligen dunklen Fleck. Der Same ist eine gelbbraune, längliche Nuss, deren mit unverzweigten oder nur schwach verzweigten kurzen Härchen besetzter Pappus leicht bräunlich oder rötlich ist.

Blütezeit ist von Juli bis September.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 56.[1]

Ähnliche Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ähnliche Norwegische Ruhrkraut hat eine kürzere Blütenähre, die mittleren Stängelblätter sind dreinervig, die nichtblühenden Rosettenblätter sind weniger und die am Blütenstand vorhandenen hinfällig.

Verbreitung und Standort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wald-Ruhrkraut ist in Europa heimisch und kommt auch in Ost-Amerika vor. Es wächst häufig an Waldwegen, Lichtungen, Bahnstrecken, Sandgruben und Magerrasen. In den Alpen erreicht es meist eine Höhenlage von 1700 Metern. In den Allgäuer Alpen steigt es in Bayern am Iseler bis zu einer Höhenlage von 1860 Metern auf.[2] Die lichtliebende, stickstoffzeigende Pflanze bevorzugt kalkarme, mäßig frische Lehmböden. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Ordnung Atropetalia.[1]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wald-Ruhrkraut ist ein Nitrifizierungszeiger und ein Humuszehrer. Es erfolgt Selbstbestäubung und Insektenbestäubung.[1]

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wald-Ruhrkraut wurde von Carl von Linné als Gnaphalium sylvaticum in Sp. Pl.: 85, 1753 erstbeschrieben. Synonyme sind Omalotheca sylvatica (L.) Sch. Bip. & F.W. Schultz, Gnaphalium rectum Sm. und Gnaphalium sylvaticum subsp. carpetanum (Willk.) Rivas Mart.[3]

Heil- und Zierpflanze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wald-Ruhrkraut wurde früher gegen Durchfälle, Ruhr und Atemwegsprobleme eingesetzt. Heute findet es sich in Steingärten als Zierpflanze.

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. - Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 5. Auflage, 1983. ISBN 3-8001-3454-3
  • Herbert Weymar: Buch der Korbblütler. - Melsungen, Verlag J. Neumann-Neudamm, 2. Auflage 1966
  • Schmeil-Fitschen: Flora von Deutschland und seinen angrenzenden Gebieten. - Heidelberg, Quelle & Meyer, 84. Auflage, 1968

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 919.
  2. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 579.
  3. Werner Greuter (2006+): Compositae (pro parte majore). – In: W. Greuter & E. von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae. Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Gnaphalium sylvaticum In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wald-Ruhrkraut (Gnaphalium sylvaticum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien