Wiktor Medwedtschuk

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Dezember 2019 um 18:06 Uhr durch Михаил Семёнов (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kyrillisch (Ukrainisch)
Ві́ктор Володи́мирович Медведчу́к
Transl.: Viktor Volodymyrovyč Medvedčuk
Transkr.: Wiktor Wolodymyrowitsch Medwedtschuk
Kyrillisch (Russisch)
Ви́ктор Влади́мирович Медведчу́к
Transl.: Viktor Vladimirovyč Medvedčuk
Transkr.: Wiktor Wladimirowitsch Medwedtschuk

Wiktor Medwedtschuk (ukrainisch Віктор Медведчук; * 7. August 1954 im Bezirk Aban in der Region Krasnojarsk, Russische SFSR) ist ein ukrainischer Politiker, Rechtsanwalt und Oligarch.

Medwedtschuk wurde in der Region Krasnojarsk in Sibirien geboren. Einigen Quellen zufolge war sein Vater wegen Kollaboration mit den deutschen Besatzungstruppen bzw. der "Teilnahme an nationalistischen Aktivitäten" zu einer Gefängnisstrafe und anschließender Verbannung in Sibirien verurteilt worden.[1] Mitte der 1960er Jahre kehrte die Familie in die Ukraine zurück und ließ sich in einem Dorf in der Oblast Schytomyr nieder.

Wiktor Medwedtschuk nahm 1972 ein Studium der Rechtswissenschaften und 1979 eine Tätigkeit als Rechtsanwalt in Kiew auf, einige Quellen erwähnen, dass Medwedtschuk zur damaligen Zeit inoffizieller Mitarbeiter des sowjetischen Geheimdienstes KGB gewesen sein soll.[2] Als eingesetzter Anwalt des Dichters Wassyl Stus verlangte er eine höhere Strafe als der Staatsanwalt.[3]

In den frühen 1990er Jahren stieg Medwedtschuk zu einem der einflussreichsten Männer der Ukraine auf, zu seinen Geschäftspartnern zählten unter anderem die Brüder Ihor und Hryhorij Surkis. Er gehörte zu den Anführern des sogenannten "Kiewer Clans", eines Netzwerks von mehreren ukrainischen Großindustriellen.[4][5]

Von 1997 bis 2002 war Medwedtschuk Abgeordneter der Werchowna Rada, des ukrainischen Parlamentes. Seit 1998 war er Präsident der Vereinten Sozialdemokratischen Partei SDPU. Zeitweise war er stellvertretender Parlamentsvorsitzender der Rada sowie Vorsitzender des Ukrainischen Anwaltsverbandes.

Nach den Parlamentswahlen 2002 wurde Medwedtschuk zum Leiter der Präsidialverwaltung von Leonid Kutschma ernannt. In dieser Funktion galt er zur damaligen Zeit als einer der mächtigsten Männer der Ukraine, dem ein großer Einfluss auf Kutschma zugeschrieben wurde. Vor und während der Orangefarbenen Revolution war er einer der Gegenspieler des Präsidentschaftskandidaten Wiktor Juschtschenko.

Nach dem Wahlsieg von Juschtschenko wurde gegen Medwedtschuk wegen Machtmissbrauch und Geldwäsche ermittelt, wobei es zu keiner gerichtlichen Verurteilung kam.[6] Medwedtschuk zog sich zunächst weitgehend aus der Politik zurück, bis zum März 2010 war er Mitglied des Obersten Rates der Justiz der Ukraine.[7] 2012 gründete Medwedtschuk die politische Bewegung Ukrainische Wahl (Український вибір) die sich gegen die Annäherung der Ukraine an die EU und für eine weitgehende wirtschaftliche Integration mit Russland ausspricht. Medwedtschuk gilt als ein persönlicher Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin.[8] Während der Krise in der Ukraine 2014 übernahm Medwedtschuk die Rolle eines Vermittlers zwischen der Übergangsregierung in Kiew und den Aufständischen in der Ostukraine.[9]

Im Zusammenhang mit der Krimkrise wurde er am 17. März 2014 von den Vereinigten Staaten und Kanada mit Sanktionen in Form eines Einreiseverbots und einer Vermögenssperre belegt. Gut ein Jahr später, im August 2015, wurde bekannt, dass sich Medwedtschuk trotz dieser Sanktionen für 214 Millionen Euro die Mega-Yacht Royal Romance gekauft hat.[10]

Medwedschuk blieb der wichtigste pro-russische Politiker der Ukraine.[11] Er war auch an Gefangenenfreilassungen beteiligt.[12] Medwedschuk konnte während des laufenden Krieges in der Ukraine ab 2014 große Gewinne erwirtschaften, doch sein politischer Einfluss tendierte laut einer Einschätzung von Serhij Leschtschenko im Frühjahr 2019 gegen Null, er wurde gar als "giftiger" Player bezeichnet, bei dem alles, was er berühre, unbeliebt würde.[13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://forum.pravda.com.ua/archive/read.php?9,3575495@1@2Vorlage:Toter Link/forum.pravda.com.ua (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Court processes against journalists and mass media. Human Rights in Ukraine, 29. Dezember 2003, abgerufen am 6. Februar 2014 (englisch, aus: «Silski Visti», No. 130, 6. November 2003).
  3. Internetlexikon DIE WELT |zugriff=2015-12-29 Der Sohn von Stus, Dimitro Stus, nannte ihn den Mörder seines Vaters.
  4. Paul Flückiger: Ukraine: Die Cliquen-Wirtschaft. In: Zeit Online. 4. Januar 2005, abgerufen am 6. Februar 2014.
  5. Eberhard Schneider: Ukraine - gespalten zwischen Ost und West. Bundeszentrale für Politische Bildung, 20. Februar 2007, abgerufen am 6. Februar 2014.
  6. Medvedchuk questioned by prosecutors on March 30 as a witness in Kuchma case. In: Kjiv Post. 31. März 2011, abgerufen am 6. Februar 2014 (englisch).
  7. Biografie auf der Webseite des Obersten Rates der Justiz
  8. Ukraine als Föderation: Fluch oder Segen?, Webseite der Deutschen Welle vom 1. Februar 2014. Putin soll Pate seiner Tochter sein. Putins Mann in Kiew in Neue Zürcher Zeitung vom 24. Juni 2014
  9. Ukraine-Vermittler Medwedtschuk: "Mit Militär gibt es keinen Frieden", Interview mit Medwedtschuk bei SPON vom 16. Juli 2014
  10. Anna Mostovych: Putins point man in Ukraine buys 214 million yacht. euromaidanpress.com, abgerufen am 26. Mai 2016.
  11. INTERVIEW "Sie müssen nicht das Territorium zurückgeben, sondern die Menschen", Nowaja Gaseta, 14. Februar 2018
  12. Viktor Medvedchuk: "Ich bin kreativ zur Unterdrückung", Nowaja Gaseta, 8. Februar 2019
  13. "Trump bricht ein gutes System in den USA, und Zelensky bricht ein schlechtes", Nowaja Gaseta, 22. März 2019