Maqluba

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Die Vertiefung il-Maqluba

Il-Maqluba (maltesisch maqluba ‚umgestürzt‘) ist eine Doline in der maltesischen Gemeinde Qrendi.

Il-Maqluba ist ein Einbruchkrater mit einer Tiefe von etwa 15 Meter unter dem Oberflächenhorizont. Er umfasst eine Fläche von ca. 6000 m² und hat einen Durchmesser von 294 Meter. Der Umfang ist elliptisch mit einem Unterschied beider Achsen von etwa 36 Meter. Der maximale Höhenunterschied zwischen den Rändern der Doline beträgt 4 Meter.[1]

Während die meisten anderen Dolinen auf den maltesischen Inseln entweder durch Sedimente verfüllt sind oder unter der Meeresoberfläche liegen (wie etwa die Dwejra Bay), zeigt sich Il-Maqluba mit ihren steilen Wänden als eine der wenigen offenen Dolinen des Archipels.[1]

Der Oberflächenhorizont der maltesischen Inseln besteht im Wesentlichen aus oligozänen und miozänen globigerinen Kalksteinen (maltesisch Qawwi ta’ Fuq).[2] Wegen der guten Löslichkeit des Carbonats ist Kalkstein ein für chemische Verwitterung sehr anfälliges Gestein. Daher bilden sich im Kalkstein häufig oberflächennahe Höhlen. Bricht deren Decke ein, entsteht eine Erdfalldoline.[3] Der in der Gegend von Qrendi anstehende „weiche“ Kalkstein, dort tas-sekonda genannt, erodiert besonders leicht.[4] Ähnliche dolinenartige Formationen finden sich als Dwejra Bay und Dwejra North Bay vor der nahegelegenen Küste.[1]

Il-Maqluba entstand, zeitgenössischen Berichten zufolge, am 14. November 1343 während eines heftigen Gewittersturms, zu dem möglicherweise ein Erdbeben hinzukam, das allerdings seine Ursache auch im Einsturz gehabt haben könnte. Obwohl das Datum naturwissenschaftlich nicht exakt festgestellt werden kann, deuten viele Anhaltspunkte auf einen Einsturz in der frühen Neuzeit hin. In einer der schroff abfallenden, gezackten Wände der Doline befinden sich die Überreste einer Zisterne, die durch den Einsturz zerstört wurde. Sie besteht aus gebranntem Ton und ist mit einer braunen Substanz beschichtet, die als porcellana (maltesisch deffun) vor der Erfindung des Zements Verwendung zur wasserdichten Versiegelung von Gefäßen unter der Erde fand. Erhalten geblieben ist etwa ein Sechstel des Behältnisses, der Rest könnte noch unter dem Schutt des Einbruchs auf dem Grund der Doline verborgen sein.[1]

Flora und Fauna

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Im witterungsgeschützten Raum der Maqluba hat sich ein eigenes Mikrohabitat entwickelt. So wurde es im 16. und 17. Jahrhundert als Weinbaugebiet genutzt, wie es Giovanni Francesco Abela, einer der ersten Schriftsteller, der die maltesischen Inseln behandelt, folgendermaßen beschreibt:

„Die Maqluba, das heißt „Die Umgestürzte“, ist eine gewaltige Grube, und ihre Tiefe ist so groß, dass Männer an ihrem Boden Zwergen gleichen. Vor etwa 60 Jahren wurde dort ein Weingarten angepflanzt und aufgrund der Fruchtbarkeit des Bodens gedeihen die Reben und bringen sehr süße und köstliche Früchte hervor. Es ist sehr schwierig, sowohl die steilen Seiten hinunter als auch die steilen Seiten hinauf zu klettern, doch die Weingärtner selbst, die sich darauf verstehen, jene für diese Zwecke geschnittenen Löcher als Fuß- und Handgriffe zu verwenden, machen sich auf den Weg, und kehren reich beladen mit Früchten zurück.“

F.G. Abela: Descrittione di Malta (1647)

Heute (21. Jahrhundert) beherbergt die Maqluba einen dichten Maquis, bestehend aus Lorbeer, dem maltesischen Nationalbaum, dem Sandarakbaum, Johannisbrotbäumen und Weißdorn. In den Zweigen brütet der maltesische Nationalvogel, die Blaumerle.[5]

Das Gebiet der Maqluba wurde 2009 zum Naturschutzgebiet erklärt.[5]

  • Leo Barrington: The Maqluba near Qrendi. In: B. Hilary (Hrsg.): The Malta Year Book 1967. St. Michael’s College Publications, Malta 1967, S. 323–325.
  • John Sare: II-Qrendi : xiehda ta' kultura - sagra u profana. Festa Santa Marija, Gudja 2010, S. 90–94.
  • Ivan Calleja, Chiara Tonelli: Dwejra and Maqluba: Emblematic Sinkholes in the Maltese Islands. In: Ritienne Gauci, John A. Schembri (Hrsg.): Landscapes and Landforms of the Maltese Islands. Springer, 2019, S. 131 ff.

Einzelnachweise

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  1. a b c d Ivan Calleja, Chiara Tonelli: Dwejra and Maqluba: Emblematic Sinkholes in the Maltese Islands. S. 131
  2. Joseph Caruana: Geology and Geomorphology of the Djeira Bay. Abgerufen am 15. Januar 2021 (englisch).
  3. Jovan Cvijić: La géographie des terrains calcaires. Belgrad 1960.
  4. Melanie Drury: The legend of il-Maqluba: fact or fiction? GuideMeMalta.com, 23. November 2020, abgerufen am 15. Januar 2021 (englisch).
  5. a b MEPA schedules Wardija Ridge, Il-Ballut tal-Wardija, Wied ta' San Martin and Il-Maqluba. MEPA, 2009, archiviert vom Original am 21. Juli 2009; abgerufen am 15. Januar 2021 (englisch).

Koordinaten: 35° 49′ 58″ N, 14° 27′ 34″ O