Wilhelmskirche (Bad Nauheim)
Die Wilhelmskirche in Bad Nauheim im Wetteraukreis in Hessen ist die ehemalige reformierte Kirche der Stadt.
Kirchenpolitischer Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Tod des letzten (lutherischen) Grafen von Hanau, Johann Reinhard III., fiel die Grafschaft Hanau-Münzenberg, zu der (Bad) Nauheim gehörte, 1736 an den (reformierten) Landgrafen von Hessen-Kassel. Die Lutheraner (Bad) Nauheims hatten einige Jahre zuvor – noch unter dem lutherischen Grafen – einen eigenen Kirchenneubau erhalten, die Reinhardskirche. Nachdem der neue Landesherr nun reformierter Konfession war, versprach sich die reformierte Gemeinde Hilfe von ihm bei ihren Neubauplänen. Der neue Landesherr, Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel, war bereit zu helfen, falls ein ordnungsgemäßer Bauablauf sichergestellt war.[Anm. 1] Diesen sah er als gewährleistet an, falls die Aufsicht darüber bei dem Hanauer Baumeister Christian Ludwig Hermann lag. So wurde dann auch verfahren.
Gebäude
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bauausführung lag in den Händen von Johann Philipp Wörrishöfer, der nach Vorgaben von Christian Ludwig Hermann arbeitete. Die Kirche entstand an der Stelle eines mittelalterlichen Vorgängerbaus in den Jahren 1740–1742. Ursprünglich sollte der mittelalterliche Kirchturm erhalten bleiben und für die neue Kirche verwendet werden. Während der Abbrucharbeiten am alten Kirchenschiff stellte sich aber heraus, dass die Bausubstanz des Turms zu schlecht und nicht zu halten war.
Errichtet wurde ein längsrechteckiges Gebäude mit abgeschrägten Ecken und einem Glockenturm vor der westlichen Schmalseite, der zugleich den Haupteingang betont. Der Innenraum wurde als Querkirche gestaltet, Kanzel und Altar vor der südlichen Längswand angeordnet.[1] Im Gegensatz zu den anderen Kirchen von Christian Ludwig Hermann wurde die Wilhelmskirche statt mit Rundbogenfenstern mit Stichbogenfenstern versehen.
Weiteres Schicksal des Gebäudes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem die Hanauer Union 1818 die beiden konfessionsunterschiedlichen evangelischen Gemeinden auch in (Bad) Nauheim vereinigt hatte, wurde, der konfessionelle Unterschied war ja weggefallen, die ehemals „Reformierte Kirche“ jetzt in „Wilhelmskirche“ (nach dem Bauförderer, Landgraf Wilhelm VIII.) umbenannt. Die größere Wilhelmskirche wurde ab 1824/25 allein als Ort für Gottesdienste genutzt, die Reinhardskirche für diesen Zweck aufgegeben. Nachdem 1906 die Dankeskirche errichtet worden war, wurde die Wilhelmskirche für reguläre Gottesdienste aufgegeben.
Seit 1926 ist das Gebäude der Wilhelmskirche evangelisches Gemeindezentrum und wurde dafür mehrmals umgebaut.
Zeitweilig wurden Räumlichkeiten des Gebäudes als Schulräume für die nahe gelegene Ernst-Ludwig-Schule genutzt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Folkhard Cremer, Tobias Michael Wolf (Bearb.): Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Hessen II, Regierungsbezirk Darmstadt. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2008, ISBN 978-3-422-03117-3, S. 43.
- Leonhard Kraft: Wetterauer Dorfkirchen. Beiträge zur Geschichte des Kirchenbaues im Kreise Friedberg. (Dissertation, Technische Hochschule Darmstadt, 1919) Historischer Verein für das Großherzogtum Hessen, Darmstadt 1919.
- Inge Wolf: Christian Ludwig Hermann. Baudirektor am Hanauer Hof. In: Hanauer Geschichtsblätter, Band 30 (1988), S. 445 ff., S. 494–497.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Angabe in Gerhard Bott: Schlösser und öffentliche Bauten in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg im 17. und 18. Jahrhundert. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte (Mitteilungen des Hanauer Geschichtsvereins 1844 e.V.) 2015, S. 35–80 (64), dass der Bau schon unter der Regierung des Grafen Johann Reinhard III. durchgeführt worden sei, trifft nicht zu.
Koordinaten: 50° 21′ 45,4″ N, 8° 44′ 14,2″ O
- ↑ Kathrin Ellwardt: Kirchenbau zwischen evangelischen Idealen und absolutistischer Herrschaft. Die Querkirchen im hessischen Raum vom Reformationsjahrhundert bis zum Siebenjährigen Krieg. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2004, ISBN 3-937251-34-0