Zollern (Unternehmen)

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Zollern GmbH & Co. KG

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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1708
Sitz Sigmaringendorf-Laucherthal, Deutschland
Leitung
  • Jerry Mackel
  • Oliver Picht
  • Mario Zirn
Mitarbeiterzahl 1.974 (2021/22)
Umsatz 379,2 Mio. Euro (2021/22)
Branche metallverarbeitende Industrie
Website www.zollern.com
Stand: 31. Januar 2022

Die Zollern GmbH & Co. KG (ehemals Fürstlich Hohenzollernsche Hüttenwerke; Eigenschreibweise ZOLLERN) ist ein Unternehmen der metallverarbeitenden Industrie mit Stammsitz im Sigmaringendorfer Ortsteil Laucherthal.

Das Unternehmen befindet sich noch teils im Besitz der Familie von Hohenzollern-Sigmaringen und ist Teil der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern. Gesellschafter sind zu jeweils 50 % Karl Friedrich von Hohenzollern und seit 1989 die Merckle Unternehmensgruppe.[1] Mit einer 300-jährigen Geschichte ist es das älteste noch existierende Familienunternehmen Baden-Württembergs.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemaliges Logo

Die Gründung des Unternehmens geht auf die Errichtung einer Eisenschmelze durch Fürst Meinrad II. von Hohenzollern-Sigmaringen im Jahre 1708 zurück. Zunächst wurde hier oberirdisch gefundenes Bohnerz verhüttet. Im Jahre 1715 wurden die Fürstlich Hohenzollernschen Hüttenwerke als „bestes Eisenwerk in Schwaben“ eingeschätzt.[3]

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Betrieb des Hochofens zunehmend unrentabel und die Konkurrenz größer, weswegen der Hochofen ab 1879 nicht mehr betrieben wurde. Das Unternehmen hatte seinen Schwerpunkt inzwischen längst auf die Metallverarbeitung gelegt.

Von 1906 bis 1924 gehörte das älteste noch bestehende Stahlwerk Europas, das Stahlwerk Annahütte, zum Unternehmen.[4]

In der Krise der Metallindustrie in den 1970er- und 1980er-Jahren reagierte das Fürstenhaus auf den wirtschaftlichen Niedergang nicht wie die meisten anderen Metallunternehmen mit Entlassungen, sondern versuchte, durch Investitionen in Kunststoffunternehmen, sowie durch den Verkauf eigener Immobilien ohne Entlassungen durch die Krise zu kommen. Dies gelang weitgehend, eine Folge war jedoch das Ende des reinen Familienunternehmens: Auf Drängen von Banken wurde nach Investoren gesucht und der Unternehmer Adolf Merckle übernahm im Jahre 1989 50 Prozent der Zollern-Werke. Nach Merckles Freitod 2009 garantierte dessen Sohn Ludwig, die Zollern-Anteile nicht zu verkaufen.[5]

Zum 1. März 2003 übernahm die Zollern GmbH & Co. KG die Federal Mogul TLC. Das Unternehmen in Frankreich sollte unter dem Namen Zollern TLC in den Geschäftsbereich der deutschen Zollern BHW mit Standorten in Braunschweig und Osterode integriert werden, die Zollern BHW und Zollern TLC wollten zukünftig gemeinsam am Markt auftreten.

Am 1. Januar 2004 übernahm die Zollern GmbH + Co. KG die Geschäftsanteile der Gleitlagerfabrik und Metallgießerei Herzberg (GMH Herzberg) und ergänzte damit das Produktprogramm der Zollern-Gleitlagertechnik.

Ebenfalls 2004 kaufte die Zollern-Gruppe die 1999 gegründete Mimtec AG mit Sitz in Rorschach (Schweiz). Mit diesem Kauf erweiterte die Zollern-Gruppe ihre Fähigkeiten um das MIM-Verfahren (Metal Injektion Molding), ein relativ neues, aber sehr aufstrebendes Verfahren im Bereich der Metallverarbeitung.

Im Jahr 2008 überschritt Zollern erstmals die Schwelle von 500 Millionen Euro Umsatz.

Im August 2011 übernahm Zollern seinen niederländischen Wettbewerber, die zur börsennotierten Aalberts-Gruppe gehörende Eurocast B.V. um seine Wettbewerbsposition im Bereich Feinguss für Hightech-Anwendungen in Luft- und Raumfahrt, optischer Industrie, Medizintechnik und Elektroindustrie weiter auszubauen. Marke und Werk wurden ins damalige Zollern-Werk Soest übertragen. Im September 2011 eröffnete Zollern ein Werk zur Nachbearbeitung von Gussteilen in Rumänien.[6]

2014 wurde eine Tochtergesellschaft in Indien gegründet, 2015 der Rundtischhersteller Rückle und die Treibacher Auermet d.o.o. im slowenischen Ravne übernommen.[7]

Im Januar 2019 untersagte das Bundeskartellamt die geplante Schaffung eines Gemeinschaftsunternehmens mit der österreichischen Miba AG, das die Gleitlagergeschäfte der beiden Unternehmen bündeln sollte. Die beteiligten Unternehmen reichten daraufhin einen Antrag auf Ministererlaubnis ein, der im August 2019 bewilligt wurde.[8][9]

Zollern-Gruppe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Zollern-Gruppe gehören in Deutschland die Zollern GmbH & Co. KG mit dem Werk Laucherthal (Stahlprofile, Feinguss, Sandguss und Schmiede), Werk Herbertingen (Antriebstechnik; Getriebe und Winden, Automation, Direktantriebe, Hydrostatische Lagersysteme, Rundtischsysteme) sowie mit der Friedrich Blickle & Co. GmbH ein Werk in Winterlingen. Die Zollern Maschinenbauelemente GmbH & Co. KG in Aulendorf (Führungswellen, Leisten) mit 84 Mitarbeitern wurde im August 2021 an Audita Consult, eine Gesellschaft für Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung aus Hannover, verkauft.[10][11]

Gemeinsam mit der Miba AG ist ZOLLERN außerdem in einem Joint-Venture für Gleitlagertechnik aktiv.

Außerhalb Deutschlands gehören zur Zollern-Gruppe unter anderem Zollern & Comandita mit dem Werk Portugal (Gießereitechnik), die Zollern (Tianjin) Machinery CO., LTD. mit dem Werk China (Antriebstechnik, Getriebe und Winden), die Zollern North America L.P. mit dem Werk USA und die S.C. Zollern S.R.L. mit dem Werk Rumänien sowie ein Werk in Slowenien.

Zollern verfügt (Stand: April 2022) über Produktionsstandorte in folgenden Ländern:

  • Europa: Deutschland, Portugal, Rumänien, Slowenien
  • Asien: China

Zur Zollern-Gruppe gehören außerdem Tochtergesellschaften in:

  • den Niederlanden, Italien, Russland, Indien, USA.

Geschäftsfelder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschäftsfelder, in denen Zollern heute tätig ist, sind die Erstellung von Stahlprofilen, die Gießereitechnik mit Feinguss sowie Sandguss und Schmiede, und die Antriebstechnik. Das Unternehmen ist Zulieferer in den Bereichen Luft- und Raumfahrttechnik, Schiffs- und Motorenbau, Energie- und Informationstechnik, sowie Fahrzeug- und Maschinenbau.

Bergbaumuseum Laucherthal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zollern-Stammwerk in Laucherthal entstand im ehemaligen Hochofengebäude, das ab 1707 erbaut wurde, für etwa eine Million Euro ein Museum, das die Geschichte der Fürstlich Hohenzollernschen Hüttenwerke Laucherthal und die Funktionsweise des Hochofens erläutert. Die Eröffnung fand im September 2009 statt. Von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wurde die Einrichtung des Museums in dem denkmalgeschützten Gebäude mit einer Summe von 125.000 Euro gefördert. Bei der Übergabe dieser Summe durch Friedhelm Repnik wurde der Hochofen als „einzigartiges Zeugnis des Eisenhüttenwesens in Süddeutschland“ bezeichnet. Neben dem Hochofen sind Exponate aus der einstigen Produktion wie Säulen, Pressbarren, Geländerstützen, Gussplatten und vieles mehr ausgestellt.[12][13]

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Stammwerk Laucherthal besteht seit dem Jahre 1919 eine Werkfeuerwehr. Außerdem unterhält das Unternehmen dort seit 1926 eine eigene Blaskapelle, die Hüttenkapelle Laucherthal. Eine Güterbahnlinie der Hohenzollerischen Landesbahn durchquert das Laucherthaler Werk. Neben dem Hochofengebäude befindet sich ein Ehrenmal für die in den Kriegen gefallenen Werksangehörigen.[14]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gemeinde Sigmaringendorf (Hrsg.): Chronik von Sigmaringendorf 1249–1981. Sigmaringendorf, 1982.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. wiwo.de
  2. Christoph Kiefer: Zollern startete mit Hochofen. Schwäbische Zeitung, 7. Juli 2007.
  3. Pressemitteilung der Zollern GmbH: Zollern-Werke bereiten Jubiläum vor In: Schwäbische Zeitung Sigmaringen, 25. Mai 2007.
  4. Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (Hrsg.): Deutsche Wirtschaftsarchive: Bestände von Unternehmen, Unternehmern, Kammern und Verbänden der Wirtschaft in öffentlichen Archiven der Bundesrepublik Deutschland. Band 3. Franz Steiner Verlag, 1991, ISBN 3515053425, S. 375.
  5. Janko Tietz: Bohnerz und Turbolader. In: Uwe Klußmann, Norbert F. Pötzl: Die Hohenzollern: Preußische Könige, deutsche Kaiser – Ein SPIEGEL-Buch. DVA 2011, ISBN 978-3-641-07074-8.
  6. Übernahme: Zollern kauft Firma Eurocast. Marke und Werk des niederländischen Unternehmens werden ins Werk Soest übertragen. In: Schwäbische Zeitung vom 7. September 2011
  7. Unternehmensgeschichte. Zollern, abgerufen am 28. Dezember 2015.
  8. Längere Prüfung im Zollern-Fall. In: Stuttgarter Zeitung vom 18. Juni 2019
  9. Wirtschaftsminister Altmaier erlaubt umstrittene Fusion. In: Stuttgarter Zeitung vom 19. August 2019
  10. Maschinenbauer Zollern verkauft sein Werk in Aulendorf. Abgerufen am 2. August 2021.
  11. ZOLLERN GmbH & Co KG: ZOLLERN stellt Weichen für die Zukunft. Abgerufen am 2. August 2021.
  12. Ignaz Stösser: Zollern haucht Hochofen Leben ein. In: Schwäbische Zeitung. 11. Oktober 2007.
  13. Vera Romeu: Historischer Hochofen erzählt von harter Arbeit. In: Schwäbische Zeitung. 29. Januar 2009.
  14. Barbarafeier. Zollern gedenkt der Kriegs- und Terroropfer. In: Schwäbische Zeitung. 1. Dezember 2010.