m-Toluidin

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Strukturformel
Strukturformel von m-Toluidin
Allgemeines
Name m-Toluidin
Andere Namen
  • 3-Methylanilin
  • meta-Toluidin
  • m-Aminotoluol
  • meta-Aminotoluol
  • 3-Aminotoluol
  • m-Methylanilin
  • meta-Methylanilin
  • 3-Methylanilin
  • 1-Amino-3-methylbenzol
Summenformel C7H9N
Kurzbeschreibung

farblose bis rotbraune ölige Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 108-44-1
EG-Nummer 203-583-1
ECHA-InfoCard 100.003.258
PubChem 7934
ChemSpider 13860692
Wikidata Q1880736
Eigenschaften
Molare Masse 107,16 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig[1]

Dichte

0,99 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

−31 °C[1]

Siedepunkt

203 °C[1]

Dampfdruck

0,3 mbar (20 °C)[1]

pKS-Wert

4,70[2] (der konjugierten Säure BH+)

Löslichkeit

wenig in Wasser (10 g·l−1 bei 20 °C)[1]

Brechungsindex

1,5670[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[4] ggf. erweitert[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301+311+331​‐​373​‐​410
P: 273​‐​280​‐​301+310+330​‐​302+352+312​‐​304+340+311​‐​314[1]
MAK

Schweiz: 2 ml·m−3 bzw. 9 mg·m−3[5]

Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

m-Toluidin (meta-Toluidin) ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der aromatischen, einfach methylierten Aniline und ist isomer zu o-Toluidin und p-Toluidin.

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle drei isomeren Toluidine werden aus Nitrotoluolen (aus Toluol durch Nitrierung zugänglich) durch Reduktion hergestellt. Die Reduktion kann zum einen mit Eisen, Essigsäure und Salzsäure durchgeführt werden (Béchamp-Reduktion). Heute überwiegt die katalytische Hydrierung mit Raney-Nickel. Als Lösungsmittel werden hier oft niedere, aliphatische Alkohole (Methanol, Ethanol, n-Propanol oder iso-Propanol) eingesetzt. Die Hydrierung findet in der Regel bei Drücken zwischen 3 bar und 20 bar H2-Druck (sog. Niederdruckhydrierung) oder bei 20 bis 50 bar (sog. Mitteldruckhydrierung) statt.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

m-Toluidin ist eine ölige, farblose bis gelbliche, sich bei Licht- und Luftzutritt rotbraun verfärbende, wenig flüchtige, schwer entzündliche Flüssigkeit, die wenig löslich in Wasser ist. Sie hat eine Leitfähigkeit von 5,5 × 10−8 S/m bei 25 °C.[1]

Alle Toluidine sind schwache Basen, ihre pKs-Werte liegen in der gleichen Größenordnung wie Anilin (4,603[2]).

Die Dampfdruckfunktionen ergeben sich nach Antoine entsprechend log10(p) = A−(B/(T+C)) (p in bar, T in K) wie folgt:

Dampfdruckfunktionen der Toluidine
Typ T in K A B C
o-Toluidin[6] 391,6–473,4 4,19168 1617,232 −87,126
m-Toluidin[6] 394,9–476,5 4,19983 1618,386 −90,631
p-Toluidin[7] 315–473,5 4,71884 1961,716 −57,0

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Toluidine hatten früher fast ausschließlich als Zwischenprodukte zur Herstellung von Farbstoffen und Pigmenten sehr große Bedeutung. Mittlerweile werden auch einige Herbizide auf Basis dieser Verbindungen hergestellt.

Über eine Diazotierung (und anschließende „Verkochung“) können aus den Toluidinen die Kresole erhalten werden.

m-Toluidin ist enthalten in Flugzeugbenzin, Entwicklern in der Farbfotografie, elektrophotographischen Materialien und wird zur Herstellung von Farbstoffen, Vulkanisationsbeschleunigern, Textilhilfsmitteln, Pharmaka und Polyesterharzen verwendet.[1]

Ein wichtiger Azofarbstoff auf Basis des 3-Methylanilins ist Direct Yellow 50 (C.I. 29025).

Chemische Struktur Name Verwendung
6-Chlor-3-methylanilin für Azofarbstoffe
3-Aminotoluol-4-sulfonsäure als Zwischenprodukt für Azofarbstoffe und Triphenylmethanfarbstoffe
3-Aminotoluol-6-sulfonsäure als Zwischenprodukt für Azofarbstoffe
3-Amino-6-chlortoluol-4-sulfonsäure als Diazo-Komponente für Azofarbstoffe

Sicherheitshinweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dämpfe von m-Toluidin können mit Luft ein explosionsfähiges Gemisch (Flammpunkt 85 °C, Zündtemperatur 480 °C) bilden. Sie greift verschiedene Kunststoffe an.[1]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l m n Eintrag zu m-Toluidin in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 20. Januar 2022. (JavaScript erforderlich)
  2. a b CRC Handbook of Tables for Organic Compound Identification, Third Edition, 1984, ISBN 0-8493-0303-6.
  3. J.S. Bowers, Jr.: Toluidines in Ullmann’s Encyclopedia of Industrial Chemistry, 2012 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim, doi:10.1002/14356007.a27_159.
  4. Eintrag zu m-toluidine im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  5. Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva): Grenzwerte – Aktuelle MAK- und BAT-Werte (Suche nach 108-44-1 bzw. M-Toluidin), abgerufen am 2. November 2015.
  6. a b R. R. Dreisbach, S. A. Shrader: Vapor Pressure–Temperature Data on Some Organic Compounds. In: Ind. Eng. Chem. Band 41, Nr. 12, 1949, S. 2879–2880, doi:10.1021/ie50480a054.
  7. Daniel R. Stull: Vapor Pressure of Pure Substances. Organic and Inorganic Compounds. In: Ind. Eng. Chem. Band 39, Nr. 4, 1947, S. 517–540, doi:10.1021/ie50448a022.