Giswil

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Giswil
Wappen von Giswil
Wappen von Giswil
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Obwalden Obwalden (OW)
Bezirk: Keine Bezirkseinteilung
BFS-Nr.: 1403i1f3f4
Postleitzahl: 6074
Koordinaten: 656920 / 187179Koordinaten: 46° 50′ 0″ N, 8° 11′ 5″ O; CH1903: 656920 / 187179
Höhe: 485 m ü. M.
Fläche: 86,18 km²
Einwohner: 3806 (31. Dezember 2022)[1]
Einwohnerdichte: 44 Einw. pro km²
Website: www.giswil.ch
Giswil
Giswil

Giswil

Karte
Karte von Giswil
Karte von Giswil
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Giswil ist eine politische Gemeinde des Kantons Obwalden in der Schweiz.

Geographie

Die Ortschaft Giswil liegt im Süden der vom Sarnersee dominierten Talfläche des Kantons Obwalden auf einer Höhe von 485 m ü. M. Die Gesamtfläche der Gemeinde beträgt 8597 ha, davon sind 4541 ha (52,8 %) bestockte Flächen (mit Wald und Buschwerk), 3195 ha (37,2 %) Nutzflächen (wie Wiesen, Äcker, Alpen), 158 ha (1,8 %) Siedlungsflächen und der Rest (703 ha 8,2 %) unproduktiv (Gewässer, Gebirge vegetationslos).

Mit einer Fläche von knapp 86 km² ist Giswil gleich gross wie die Stadt Zürich. Im Grössenvergleich der etwa 2750 Schweizer Gemeinden liegt Giswil auf Platz 68.

Bevölkerung

Die Gemeinde zählt 3514 Einwohner (31. Dezember 2009). Davon waren 1224 Gemeindebürger, 1974 niedergelassene Schweizer und 316 Ausländer.

Der Kanton Obwalden ist traditionell katholischer Konfession, so auch in Giswil:

  • katholisch 83,4 %
  • reformiert 6,0 %
  • übrige Konfessionen und konfessionslos 10,6 %

Politik

Gemeindepräsident ist derzeit Bruno Enz. Die Giswiler entsenden 6 Kantonsräte ins Parlament nach Sarnen.

Gewässer

Die Gemeinde Giswil hat einen kleinen Anteil am Sarnersee und zwar im Bereich westlich der Mündung des Dreiwässerkanals. Ansonsten wird die Gemeinde vom Giswiler Lauibach geprägt. Dieser vereinigt sich im Talboden mit der Giswiler Aa, dem Abfluss des Lungernsees und der Kleinen Melchaa zum Dreiwässerkanal, der in den Sarnersee mündet. Der Lauibach hat der Gemeinde schon oft Unheil gebracht. So schwemmte er 1629 die alte Pfarrkirche fort und zwang die Giswiler zur Aufgabe eines ganzen Dorfteils.

Diese Katastrophe fiel in die Epoche der Hexenverfolgungen. Jemand musste für dieses Hochwasser und die Zerstörung der Kirche die Schuld tragen. Der Pfarrherr erkannte die Schuldigen in seiner Gemeinde und so kam es in Giswil zur grössten Hexenjagd der Geschichte der Schweiz. Dreiundsechzig Personen, neben den «Hexen», sieben Männer und fünf Kinder (vier Knaben und ein Mädchen) wurden gefoltert, zum Tode durch das Schwert verurteilt, hingerichtet, gevierteilt und verbrannt. Nach der Überlieferung geschah die Exekution an der Stelle, an der heute die Alte Kirche steht, die auf den Fundamenten des Turmes der zerstörten Kirche errichtet wurde.[2]

Bei schweren Gewittern und langanhaltenden Niederschlägen in seiner instabilen Quellregion ist der Giswiler Lauibach auch heute noch verantwortlich für Überschwemmungen im Talboden von Giswil. Hohe Dämme und ein grosses Ablagerungsgebiet erinnern an die Gefährlichkeit des in der Regel zahmen Baches. Immerhin kann in seinem Bachbett ein bedeutendes Kieswerk betrieben werden.

Geschichte

Die früheste erhaltene Nennung von Giswil erfolgt in einer Urkunde von 840. Er wurde damals «Kisewilare» geschrieben, was «zu den Höfen des Giso/Kiso oder Kiselbert gehörig» bedeutet.

Giswil war ein Meierhof des Klosters Murbach im Elsass. Für das Tal Obwalden war es auch Sitz der klösterlichen Verwaltungsbeamten.

Im 13. Jahrhundert gelang es den Freiherren von Wolhusen, Meieramt und Vogtei zu vereinigen und sie der Kontrolle des Abtes weitgehend zu entziehen. Murbach verkaufte daher 1291 alle seine Territorien in der heutigen Schweiz an die Habsburger.

Als Zentrum der Gemeinde galt bis zum Untergang der Kirche von 1629 der Ortsteil Kleinteil. 1607 wurde zwar im Grossteil eine erste Kapelle gebaut, aber nur, weil der Weg zur Pfarrkirche in den Kleinteil gefährlich war. Schon 1429 bestanden Ansätze einer Selbständigkeit von Gross- und Kleinteil. Urkunden erwähnen zwei Korporationen «teil rütihalb» und «teil kilchehalb».

Als letzte Talstation der Brünigstrasse erlebte Giswil in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen starken Aufschwung. Mit dem Bau der Brünigbahn (vollendet 1889) begann der wirtschaftliche Aufstieg. Auch die Trockenlegung des Aariedes, ein ungesunder Sumpf trug dazu bei. Auch die Wasserkräfte des Lungerersees konnten verwertet werden, was die bis dahin üblichen Auswanderungen, die von der Gemeinde mit Reisegeld subventioniert wurden, abnehmen liess.

Heute lebt Giswil dank einer grosse Zahl von Gewerbe- und kleineren Industriebetrieben. Auch der Fremdenverkehr trägt zum Gemeindeeinkommen bei.

Einwohnerzahl gemäss Eidgenössischer Volkszählung:

  • 1950: 2642 Einwohner
  • 1960: 2679 Einwohner
  • 1970: 2890 Einwohner
  • 1980: 2734 Einwohner
  • 1990: 3146 Einwohner
  • 2000: 3513 Einwohner
  • 2007: 3450 Einwohner
  • 2008: 3520 Einwohner
  • 2009: 3514 Einwohner

Verkehrsanbindung

Bahnhof in Giswil mit S-Bahn und InterRegio

Die Gemeinde liegt am Nordfuss des Brünigpasses. Sowohl die Brünigbahn bzw. die heutige Zentralbahn mit der S3 der S-Bahn Luzern wie auch eine Hauptstrasse, die bis Giswil als Autobahn/-strasse A8 geführt wird, queren das Dorf. Seit 2004 entlastet der Umfahrungstunnel Giswil den Ort vom starken Durchgangsverkehr, worauf nach Jahrzehnten des Lärms und Gestanks wieder Ruhe ins beschauliche Dorf eingekehrt ist. Die beiden Anschlüsse Giswil-Süd und Giswil-Nord ermöglichen trotzdem eine optimale Verkehrsanbindung.

Für die Brünigbahn beginnt unmittelbar südlich des Bahnhofs Giswil die zahnradunterstützte Strecke nach Kaiserstuhl OW und weiter nach Lungern und auf den Brünigpass.

Die Autostrasse über den Brünig nach Meiringen im Oberhasli (Kanton Bern) wurde in den Jahren 1861–1868 gebaut. Weiterhin führt die die Panoramastrasse mit bis zu 12 % Steigung vorbei am Skigebiet Mörlialp über den 1611 m hohen Glaubenbühlpass via Sörenberg ins Entlebuch nach Schüpfheim.

Sehenswürdigkeiten

Auffallend ist die weitgehend unverbaute Landschaft. Sie ist geprägt vom Sarnersee und der Talebene, umringt von Bergen. Besonders hervorstechend ist der Giswilerstock.

Die Pfarrkirche St. Laurentius steht auf dem ehemaligen Burghügel der Hunwil. Die Burgruine lieferte einen Grossteil des Materials für den Neubau der Pfarrkirche, der 1635 eingeweiht wurde. Unmittelbar daneben liegt Beinhauskapelle St. Michael, die in den Jahren 1657 bis 1661 erbaut und 2001 renoviert wurde.

Zwischen Brünigbahn und Brünigstrasse findet man noch die Burgruine Rudenz, den ehemaligen Sitz derer von Rudenz.

Die Überreste der Rosen-Burg stehen im Ortsteil Kleinteil zwischen der Kapelle und dem Hotel Alpenrösli.

Im Talboden von Giswil sind zahlreiche mittelalterliche Holzbauten zu bewundern. Das vermutlich älteste Haus (Schrotenmatt) wurde 1467 erbaut.

Einzelnachweise

  1. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  2. Kapitel «Hexenverfolgung» in: Pirmin Meier: Schweiz. Geheimnisvolle Landschaft im Schatten der Alpen. Goldmann (Magisch Reisen), 1993, ISBN 978-3442122981.

Weblinks