„Landé-Faktor“ – Versionsunterschied

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Der '''gyromagnetische Faktor''' (kurz: '''g-Faktor''') ist für ein [[Atom]], einen [[Atomkern]] oder ein [[Elementarteilchen]] das Verhältnis des gemessenen [[Magnetisches Moment|magnetischen Moments]] zu dem magnetischen Moment, das hierfür nach der [[klassische Physik|klassischen Physik]] theoretisch zu erwarten wäre. Er wird jeweils für [[Spin]] (<math>g_s</math>) und [[Bahndrehimpuls]] (<math>g_\ell</math>) berechnet.
Der '''gyromagnetische Faktor''' (kurz: '''g-Faktor''') ist für ein [[Atom]], einen [[Atomkern]] oder ein [[Elementarteilchen]] das Verhältnis des gemessenen [[Magnetisches Moment|magnetischen Moments]] zu dem magnetischen Moment, das bei dem vorliegenden [[Drehimpuls]] nach der [[klassische Physik|klassischen Physik]] theoretisch zu erwarten wäre. Er hat für [[Spin]]drehimpuls (<math>g_s</math>) und [[Bahndrehimpuls]] (<math>g_\ell</math>) unterschiedliche Werte.


Der '''Landé-Faktor''' <math>g</math> (nach [[Alfred Landé]]) ist der g-Faktor unter Berücksichtigung von Spin und Bahndrehimpuls. Er ist eine Kombination aus <math>g_s</math> und <math>g_\ell</math> nach der [[#Landé-Formel|Landé-Formel]] (s.&nbsp;u.).
Der '''Landé-Faktor''' <math>g</math> (nach [[Alfred Landé]]) ist der g-Faktor, wenn eine Kombination beider Arten Drehimpuls vorliegt. Er ist eine Kombination aus <math>g_s</math> und <math>g_\ell</math> nach der [[#Landé-Formel|Landé-Formel]] (s.&nbsp;u.).


Als klassischer Vergleichswert wird das magnetische Moment für ein System berechnet, das die gleiche [[Masse (Physik)|Masse]], die gleiche [[elektrische Ladung]] und den gleichen [[Drehimpuls]] besitzt. Bei reinem Bahndrehimpuls herrscht Übereinstimmung, daher ist <math>g_\ell \mathord = 1</math>. Abweichende Fälle <math>g \mathord{ \ne} 1</math> erklären sich, wenn der Gesamtdrehimpuls ganz oder teilweise vom Spin herrührt.
Der g-Faktor ist ein Faktor im [[Gyromagnetisches Verhältnis|gyromagnetischen Verhältnis]].


Liegt reiner Spindrehimpuls vor, heißt der g-Faktor <math>g_s</math> auch ''Spin-g-Faktor'' oder ''anomaler g-Faktor des Spins'' und hat für jede Teilchenart einen feststehenden charakteristischen Wert. Z.&nbsp;B. ist für das [[Elektron]] <math>g_s \mathord \approx 2</math>, für das [[Proton]] <math>g_s\mathord \approx 5{,}6</math>, für das [[Neutron]] <math>g_s \mathord \approx \mathord -3{,}8</math>, für deren [[Antiteilchen]] dieselben Werte mit entgegengesetztem Vorzeichen.
Als klassischer Vergleichswert wird das magnetische Moment für ein System berechnet, das die gleiche [[Masse (Physik)|Masse]], die gleiche [[elektrische Ladung]] und den gleichen [[Drehimpuls]] besitzt. Bei Übereinstimmung gilt <math>g \mathord = 1</math>. Abweichende Fälle <math>g \mathord{ \ne} 1</math> erklären sich daraus, dass es mit [[Bahndrehimpuls]] <math>\vec L</math> und [[Spin]]drehimpuls <math>\vec S</math> zwei Arten von Drehimpuls mit verschieden großer magnetischer Wirkung gibt, während die klassische Physik nur den Bahndrehimpuls kennt.

Für Systeme ohne Spindrehimpuls (<math>\vec S \mathord=0</math>) ist die klassische Berechnung richtig, der g-Faktor (mit <math>g_\ell</math> bezeichnet) ist entsprechend <math>g_\ell\mathord =1</math>.

Liegt hingegen reiner Spindrehimpuls vor, heißt der g-Faktor auch ''Spin-g-Faktor'' oder ''anomaler g-Faktor des Spins'' <math>g_s</math> und hat für jede Teilchenart einen feststehenden charakteristischen Wert. Z.&nbsp;B. ist für das Elektron <math>g_s \mathord \approx 2</math>, für das Proton <math>g_s\mathord \approx 5{,}6</math>, für das Neutron <math>g_s \mathord \approx \mathord -3{,}8</math>, für deren [[Antiteilchen]] dieselben Werte mit entgegengesetztem Vorzeichen.


Ein negativer g-Faktor zeigt an, dass das magnetische Moment zur erwarteten Richtung entgegengesetzt ist.
Ein negativer g-Faktor zeigt an, dass das magnetische Moment zur erwarteten Richtung entgegengesetzt ist.


Wenn sich das System in einem Magnetfeld befindet, präzedieren die Vektoren <math>\vec J</math> (Drehimpuls) und <math>\vec \mu</math> (magnetisches Moment), die immer zueinander parallel sind, mit der [[Larmor-Frequenz]] um die Richtung des Magnetfelds und verursachen eine Aufspaltung des Energieniveaus, durch die sie beobachtet und bestimmt werden können (siehe [[Zeeman-Effekt]], [[Kernspinresonanzspektroskopie|magnetische Kernresonanz]], [[Elektronenspinresonanz]]). Solche Messungen haben entscheidend zur Entdeckung des Spin und zur Aufklärung des Aufbaus der Elektronenhülle und der Atomkerne beigetragen.
Wenn sich das System in einem Magnetfeld befindet, präzedieren die Vektoren <math>\vec J</math> (Drehimpuls) und <math>\vec \mu</math> (magnetisches Moment), die immer zueinander parallel sind, mit der [[Larmor-Frequenz]] um die Richtung des Magnetfelds und verursachen eine beobachtbare Aufspaltung des Energieniveaus, durch die der g-Faktor bestimmt werden kann (siehe [[Zeeman-Effekt]], [[Kernspinresonanzspektroskopie|magnetische Kernresonanz]], [[Elektronenspinresonanz]]). Solche Messungen haben entscheidend zur Entdeckung des Spin und zur Aufklärung des Aufbaus der Elektronenhülle und der Atomkerne beigetragen.


== Theorie ==
== Theorie ==
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=== Bestimmungsgeschichte ===
=== Bestimmungsgeschichte ===
Der g-Faktor, insbesondere der Wert <math>g_s=2</math> für das Elektron, wurde 1921 von Landé phänomenologisch eingeführt, um die Beobachtungen am anomalen Zeeman-Effekt in Formeln zu fassen. Eine theoretische Erklärung wurde 1928 mit der [[Dirac-Gleichung]] gefunden. Die stark abweichenden Werte für Proton (1933) und Neutron (1948) konnten erst Jahrzehnte später im [[Quark (Physik)|Quark-Modell]] verstanden werden. Die kleine Abweichung vom Dirac-Wert <math>g_s=2</math> beim Elektron wurde bei [[Gebundener Zustand|gebundenen]] Elektronen durch [[Polykarp Kusch]] und andere ab 1946 entdeckt, für [[Freies Teilchen|freie]] Elektronen durch [[H. Richard Crane]] ab 1954, bis hin zu einer Präzisionsmessung auf 13 Dezimalstellen 2011 durch D. Hanneke, in Übereinstimmung mit der theoretischen Berechnung im [[Standardmodell]] der Elementarteilchen<ref>D. Hanneke, S. Fogwell Hoogerheide, G. Gabrielse: ''Cavity control of a single-electron quantum cyclotron: Measuring the electron magnetic moment'', ''Physical Review A'', Bd. 83, S. 052122, 2011</ref>
Die Bestimmung des g-Faktors des Elektrons erfolgte bei [[Gebundener Zustand|gebundenen]] Elektronen durch [[Polykarp Kusch]] und andere in den 1950er Jahren, für [[Freies Teilchen|freie]] Elektronen durch [[H. Richard Crane]] ab 1954.


Der Bestimmung des g-Faktors des Myons widmete sich insbesondere [[Vernon Hughes]], gipfelnd in einem Experiment am [[Brookhaven National Laboratory]], dessen Ergebnisse 2002 vorgelegt wurden.<ref>[http://de.arxiv.org/abs/hep-ex/0602035 G. W. Bennett, Hughes u.&nbsp;a. Final Report, Brookhaven, Physical Review D, Bd.&nbsp;73, 2006]</ref> Der Vergleich mit der Theorie ist beim Myon insofern schwieriger, als in den theoretischen Wert zusätzliche experimentelle Werte mit geringerer Genauigkeit mit einfließen. Eine Analyse ergab 2007 aber eine Abweichung von den Vorhersagen des Standardmodells.<ref>[http://arxiv.org/abs/hep-ph/0611102 Hagiwara, Martin, Nomura, Teubner, Improved prediction for g-2 of the muon, Physics Letters B, Bd.&nbsp;649, 2007, S.&nbsp;173]</ref>
Der Bestimmung des g-Faktors des Myons widmete sich insbesondere [[Vernon Hughes]], gipfelnd in einem Experiment am [[Brookhaven National Laboratory]], dessen Ergebnisse 2002 vorgelegt wurden.<ref>[http://de.arxiv.org/abs/hep-ex/0602035 G. W. Bennett, Hughes u.&nbsp;a. Final Report, Brookhaven, Physical Review D, Bd.&nbsp;73, 2006]</ref> Der Vergleich mit der Theorie ist beim Myon insofern schwieriger, als in den theoretischen Wert zusätzliche experimentelle Werte mit geringerer Genauigkeit mit einfließen. Eine Analyse ergab 2009 eine Abweichung von den Vorhersagen des Standardmodells.<ref>Fred Jegerlehner, Andreas Nyffeler: ''The muon g<math>-</math>2'', ''Physics Reports'' Bd. 477 (2009) S. 1-111</ref>


==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[Gyromagnetisches Verhältnis]]
* [[Dirac-Gleichung#Herleitung des gyromagnetischen Faktors|Herleitung des gyromagnetischen Faktors aus der Dirac-Gleichung]]
* [[Dirac-Gleichung#Herleitung des gyromagnetischen Faktors|Herleitung des gyromagnetischen Faktors aus der Dirac-Gleichung]]


== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==
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<references group="Anm." />
== Literatur ==
{{Literatur|Autor=Jörn Bleck-Neuhaus|Titel=Elementare Teilchen. Moderne Physik von den Atomen bis zum Standard-Modell|Verlag=Springer|Ort=Heidelberg|Jahr=2010|ISBN=978-3-540-85299-5}}
==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
<references />
<references />

Version vom 14. November 2012, 13:06 Uhr

Der gyromagnetische Faktor (kurz: g-Faktor) ist für ein Atom, einen Atomkern oder ein Elementarteilchen das Verhältnis des gemessenen magnetischen Moments zu dem magnetischen Moment, das bei dem vorliegenden Drehimpuls nach der klassischen Physik theoretisch zu erwarten wäre. Er hat für Spindrehimpuls () und Bahndrehimpuls () unterschiedliche Werte.

Der Landé-Faktor (nach Alfred Landé) ist der g-Faktor, wenn eine Kombination beider Arten Drehimpuls vorliegt. Er ist eine Kombination aus und nach der Landé-Formel (s. u.).

Als klassischer Vergleichswert wird das magnetische Moment für ein System berechnet, das die gleiche Masse, die gleiche elektrische Ladung und den gleichen Drehimpuls besitzt. Bei reinem Bahndrehimpuls herrscht Übereinstimmung, daher ist . Abweichende Fälle erklären sich, wenn der Gesamtdrehimpuls ganz oder teilweise vom Spin herrührt.

Liegt reiner Spindrehimpuls vor, heißt der g-Faktor auch Spin-g-Faktor oder anomaler g-Faktor des Spins und hat für jede Teilchenart einen feststehenden charakteristischen Wert. Z. B. ist für das Elektron , für das Proton , für das Neutron , für deren Antiteilchen dieselben Werte mit entgegengesetztem Vorzeichen.

Ein negativer g-Faktor zeigt an, dass das magnetische Moment zur erwarteten Richtung entgegengesetzt ist.

Wenn sich das System in einem Magnetfeld befindet, präzedieren die Vektoren (Drehimpuls) und (magnetisches Moment), die immer zueinander parallel sind, mit der Larmor-Frequenz um die Richtung des Magnetfelds und verursachen eine beobachtbare Aufspaltung des Energieniveaus, durch die der g-Faktor bestimmt werden kann (siehe Zeeman-Effekt, magnetische Kernresonanz, Elektronenspinresonanz). Solche Messungen haben entscheidend zur Entdeckung des Spin und zur Aufklärung des Aufbaus der Elektronenhülle und der Atomkerne beigetragen.

Theorie

Magnetisches Moment

Nach der klassischen Physik hat ein Körper mit Masse und elektrischer Ladung , der mit dem Drehimpuls eine Kreisbahn beschreibt, ein magnetisches Moment


(kleine Buchstaben für 1 Teilchen, große für Mehrteilchensysteme).

Dies gilt auch für den Bahndrehimpuls in der Quantenmechanik (wobei hier genau genommen die Operatoren bzw. gemeint sind). Der Faktor wird gyromagnetisches Verhältnis genannt. Analog gilt für den Spindrehimpuls (den es in der klassischen Physik nicht gibt), aber nun mit dem anomalen Spin-g-Faktor :

Die Operatoren für den Gesamtdrehimpuls bzw. das gesamte magnetische Moment eines Teilchens sind:

.

Um diese Formeln allgemein und auch für neutrale Teilchen (wie das Neutron) verwenden zu können, obwohl deren Bahndrehimpuls wegen kein magnetisches Moment erzeugt, wählt man konstant und schreibt

wobei für Teilchen mit Ladung , und für neutrale Teilchen gilt.[1]

Wenn das System aus mehreren Teilchen derselben Art besteht (z. B. Elektronen in der Atomhülle), dann addieren sich alle Bahndrehimpulsoperatoren zum gesamten Bahndrehimpuls und alle Spinoperatoren zum Gesamtspin . Die Operatoren für den Gesamtdrehimpuls des Systems und sein gesamtes magnetisches Moment sind die Vektorsummen

.

Landé-Formel

Wegen sind die oben definierten Vektoren und nicht parallel. Wenn aber in einem durch die Energie festgelegten Zustand die Quantenzahlen für die Beträge von Bahn-, Spin- und Gesamtdrehimpuls (und dessen z-Komponente) bestimmte Werte haben, wirkt sich das magnetische Moment nur durch seine Komponente parallel zu aus (Wigner-Eckart-Theorem, veranschaulicht durch „Die zum Drehimpuls senkrechten Komponenten mitteln sich heraus.“). Zur Unterscheidung von den Quantenzahlen werden die Operatoren jetzt "mit Dach" (etc.) geschrieben. Als Operator ist also nicht ein Vielfaches von , aber effektiv tritt an seine Stelle die zu parallele Komponente , mit der auch der resultierende g-Faktor festgelegt wird:

Der resultierende g-Faktor ist demnach der Wert des Operators

Wenn man quadriert, lässt sich das erste Skalarprodukt gemäß

durch die Quantenzahlen ausdrücken, das zweite analog. Es folgt die verallgemeinerte Landé-Formel

Für ein Elektron setzt man und erhält so die gewöhnliche Landé-Formel

Für eine ganze Atomhülle mit mehreren Elektronen muss die Art der Kopplung der Drehimpulse berücksichtigt werden. Die einfache Landé-Formel ist im Fall der LS-Kopplung richtig, weil nur dann in dem betrachteten Zustand der gesamte Bahndrehimpuls und der gesamte Spindrehimpuls wohldefinierte Werte haben. Für die Berechnung werden nur die Valenzelektronen berücksichtigt, die sich nach den Hundschen Regeln auf die verschiedenen Niveaus der höchsten besetzten Schale verteilen, da die Drehimpuls- und Spin-Quantenzahlen abgeschlossener Schalen zu Null koppeln.

Die einfache Landé-Formel enthält noch nicht den genaueren Spin-g-Faktor des Elektrons, der aufgrund von Effekten der Quantenelektrodynamik um 1,1 ‰ größer ist.

Landé selbst hatte 1923 (fast richtig) angegeben.[2] Erst nach der Entdeckung der quantenmechanischen Formeln für den Drehimpuls 1925 entstand die korrekte Version.

Anomale g-Faktoren des Spins

Elektron

In der theoretischen Beschreibung des Elektrons durch die Schrödinger-Gleichung gibt es zunächst keinen Spin. Mit der Entdeckung des halbzahligen Spins musste dem Elektron aufgrund der Beobachtungen am anomalen Zeeman-Effekt der anomale gyromagnetische Faktor zugeschrieben werden. In der Erweiterung der Schrödingergleichung zur Pauli-Gleichung wird der Spin einbezogen, wobei der gyromagnetische Faktor frei wählbar, also unerklärt ist. Erst die relativistische Beschreibung des Elektrons durch die Dirac-Gleichung für Spin-½-Fermionen ergab theoretisch . Entgegen verbreiteter Meinung kann dieser Wert auch aus der nichtrelativistischen Schrödingergleichung begründet werden, wenn man sie geeignet modifiziert. [Anm. 1]

Experimente der Elektronenspinresonanz zeigten später geringe Abweichungen. Zuweilen werden nur diese zusätzlichen Abweichungen anomales magnetisches Moment genannt, Experimente zu ihrer Bestimmung heißen auch (g-2)-Experimente. Die Dirac-Gleichung berücksichtigt nicht die mögliche Erzeugung und Vernichtung von Photonen und Elektron-Positron-Paaren. Dies leistet erst die Quantenelektrodynamik. Das führt zu Korrekturen in der Ankopplung des Elektrons an das Magnetfeld. Sie liefern einen theoretischen Wert von

wohingegen Experimente nach derzeitiger Messgenauigkeit einen Wert von

[3]

ergeben. Daran ist bemerkenswert, dass der Wert experimentell mit höherer Genauigkeit bekannt ist, als er sich theoretisch berechnen lässt. Die präzise Berechnung des g-Faktors und der Vergleich mit dem Experiment etwa beim Myon dient für Präzisionstests des Standardmodells der Elementarteilchen.

Zusammengesetzte Teilchen

Zusammengesetze Teilchen haben deutlich andere gyromagnetische Faktoren:

  • [4]
  • [5]

Die g-Faktoren dieser Nukleonen sind nicht genau berechenbar, da das Verhalten ihrer Bestandteile, Quarks und Gluonen, nicht genügend genau bekannt ist.

Beim gyromagnetischen Faktor des Neutrons handelt es sich genau genommen um die Stärke der Spin-Magnetfeld-Energie des Neutrons im Vergleich zur Bahndrehimpuls-Magnetfeld-Energie des Protons, denn das Neutron ist ungeladen und hat keine Bahndrehimpuls-Magnetfeld-Energie.

Ebenso wie die gyromagnetischen Faktoren der Protonen und Neutronen kann der Kern-g-Faktor nicht a-priori berechnet werden, sondern muss experimentell bestimmt werden.

Bestimmungsgeschichte

Der g-Faktor, insbesondere der Wert für das Elektron, wurde 1921 von Landé phänomenologisch eingeführt, um die Beobachtungen am anomalen Zeeman-Effekt in Formeln zu fassen. Eine theoretische Erklärung wurde 1928 mit der Dirac-Gleichung gefunden. Die stark abweichenden Werte für Proton (1933) und Neutron (1948) konnten erst Jahrzehnte später im Quark-Modell verstanden werden. Die kleine Abweichung vom Dirac-Wert beim Elektron wurde bei gebundenen Elektronen durch Polykarp Kusch und andere ab 1946 entdeckt, für freie Elektronen durch H. Richard Crane ab 1954, bis hin zu einer Präzisionsmessung auf 13 Dezimalstellen 2011 durch D. Hanneke, in Übereinstimmung mit der theoretischen Berechnung im Standardmodell der Elementarteilchen[6]

Der Bestimmung des g-Faktors des Myons widmete sich insbesondere Vernon Hughes, gipfelnd in einem Experiment am Brookhaven National Laboratory, dessen Ergebnisse 2002 vorgelegt wurden.[7] Der Vergleich mit der Theorie ist beim Myon insofern schwieriger, als in den theoretischen Wert zusätzliche experimentelle Werte mit geringerer Genauigkeit mit einfließen. Eine Analyse ergab 2009 eine Abweichung von den Vorhersagen des Standardmodells.[8]

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Zwei mögliche Vorgehensweisen:
    • (nach Shankar, Principles of quantum mechanics, Plenum Press, N.Y. 1980) Die kinetische Energie statt durch mit der identischen Größe ansetzen. Nach Ankopplung des elektromagnetischen Felds in üblicher Form, , ergibt sich g=2.
    • (nach Greiner: Quantenmechanik. Einführung. Band 4, Kapitel XIV, ISBN 3-8171-1765-5) Die Schrödingergleichung direkt linearisieren, d. h. als Produkt zweier Differentialoperatoren 1. Ordnung zu schreiben. Es ergeben sich die 4-komponentigen Dirac-Spinoren und entsprechend g=2.

Literatur

Jörn Bleck-Neuhaus: Elementare Teilchen. Moderne Physik von den Atomen bis zum Standard-Modell. Springer, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-540-85299-5.

Einzelnachweise

  1. Entgegen dieser Konvention nimmt man in der Atomphysik für das Elektron beide Werte positiv und berücksichtigt das Vorzeichen (wenn überhaupt erforderlich) an anderer Stelle, z. B. bei der Energie.
  2. A. Landé: Termstruktur und Zeemaneffekt der Multipletts, in: Zeitschrift für Physik', Bd. 15, Seiten 189-205, 1923
  3. CODATA Recommended Values. National Institute of Standards and Technology, abgerufen am 19. Juni 2011. Wert für
  4. CODATA Recommended Values. National Institute of Standards and Technology, abgerufen am 19. Juni 2011. Wert für
  5. CODATA Recommended Values. National Institute of Standards and Technology, abgerufen am 19. Juni 2011. Wert für
  6. D. Hanneke, S. Fogwell Hoogerheide, G. Gabrielse: Cavity control of a single-electron quantum cyclotron: Measuring the electron magnetic moment, Physical Review A, Bd. 83, S. 052122, 2011
  7. G. W. Bennett, Hughes u. a. Final Report, Brookhaven, Physical Review D, Bd. 73, 2006
  8. Fred Jegerlehner, Andreas Nyffeler: The muon g2, Physics Reports Bd. 477 (2009) S. 1-111