„Schlafsucht“ – Versionsunterschied

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=== Klassifikation nach ICSD-2 ===
=== Klassifikation nach ICSD-2 ===
In der Schlafmedizin werden nach dem Klassifikationssystem für Schlafstörungen „[[International Classification of Sleep Disorders]]“ (ICSD-2) aus dem Jahr 2005 verschiedene Formen der Hypersomnien zentralnervösen Ursprungs unterschieden, die ihre Ursache nicht in [[Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörung|zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen]], schlafbezogenen Atmungsstörungen oder einem anderen Grund für gestörten Nachtschlaf haben<ref name="Thorpy">{{Literatur | Autor=Michael J. Thorpy | Titel=Classification of Sleep Disorders | Sammelwerk=Neurotherapeutics | Band=9| Nummer=4 | Jahr=2012 | Seiten=687-701 | Originalsprache=en | PMID=22976557}}</ref>:
Nach der ''internationalen Klassifikation der Schlafstörungen'' (''ICSD-2'') von 2005 können Schlafstörungen in 8 Gruppen eingeteilt werden:<ref>{{Internetquelle | url=http://www.schlafzentrum.med.tum.de/index.php/page/schlafstoerungen-klassifikation | titel=Schlafmedizinisches Zentrum der TU München: Klassifikation von Schlafstörungen | zugriff=2011-02-03}}</ref>

# Insomnien (mit verschiedener Ursache)
* [[Narkolepsie]] in den unterschiedlichen Formen mit und ohne [[Kataplexie]] (ICD-10-Code G47.4),
# Schlafbezogene Atmungsstörungen (z.&nbsp;B. Schlafapnoe)
* Rezidivierende Hypersomnie in der Form [[Kleine-Levin-Syndrom]] und als „Menstruationsbezogene Hypersomnie“ (ICD-10-Code G47.8),
# Hypersomnien zentralen Ursprungs, nicht bedingt durch circadiane Rhythmusstörungen, schlafbezogene Atmungsstörungen oder andere Ursachen eines gestörten Schlafes (z.&nbsp;B. Narkolepsie)
* Idiopathische Hypersomnie in unterschiedlichen Formen (ICD-10-Code G47.1/F51.1),
# zirkadiane Rhythmusstörungen ([[Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörung]]en, zum Beispiel bei [[Schichtarbeit]] oder [[Jetlag]]).
* Verhaltensinduziertes Schlafmangelsyndrom (ICD-10-Code F51.8),
# Parasomnien (z.&nbsp;B. Schlafwandeln, Pavor nocturnus, Alpträume)
sowie
# Schlafbezogene Bewegungsstörungen (z.&nbsp;B. [[Restless-Legs-Syndrom]], Bruxismus)
* Hypersomnie durch körperliche Erkrankung, Medikamente, Drogen oder Substanzen (ICD-10-Code G47.1+Grunderkrankung)
# Isolierte Symptome, augenscheinlich normale Varianten, und ungeklärte Probleme (z.&nbsp;B. Schnarchen, Sprechen im Schlaf)
* Nicht näher bezeichnete unspezifische nichtorganische Hypersomnie (ICD-10-Code Code F51.9)
# andere Schlafstörungen (z.&nbsp;B. umweltbedingte Schlafstörung, Lärm)
* Nicht näher bezeichnete unspezifische organische Hypersomnie (ICD-10-Code Code G47.1)


== Schweregrad der Hypersomnie ==
== Schweregrad der Hypersomnie ==

Version vom 14. Februar 2013, 12:34 Uhr

Hypersomnie (im allgemeinen Sprachgebrauch Syn.: Schlafsucht) ist eines der Leitsymptome in der Schlafmedizin und tritt in Gestalt von Tagesschläfrigkeit auf. Darunter ist eine Reduktion der zentralnervösen Aktivierung (Wachheit, Daueraufmerksamkeit) und Einschlafdrang zu verstehen. Als Folge des nicht erholsamen Schlafs führt Tagesschläfrigkeit in monotonen Situationen mit kurzer Latenz zum Einschlafen.[1]

Mit dem anderen Leitsymptom, der Insomnie, sind hingegen Ein- und Durchschlafstörungen gemeint.

Das alte Einteilungsschema in Insomnie (auch Agrypnie, Hyposomnie oder Schlafstörung[2] genannt) gegenüber Hypersomnie (syn. auch Schlafsucht[3] genannt) ist aus heutiger schlafmedizinischer Sicht überholt. Einerseits gibt es keine wissenschaftlich exakte Quantifizierung für eine notwendige Schlafmenge, andererseits gibt es nosologische Krankheitsentitäten, die sowohl als Insomnie als auch als Hypersomnie in Erscheinung treten und sekundäre Schlafstörungen, bei denen nebeneinander Insomnie, Hypersomnie, Parasomnien und schlafbezogene Atmungsstörungen auftreten können.[1]

Ursachen

Bei hypersomnischen Patienten besteht auch tagsüber eine Tagesschläfrigkeit „Reduzierung der zentralnervösen Aktivierung (Wachheit und Daueraufmerksamkeit) und Einschlafdrang“ (zitiert nach [4]). Ursächlich ist dabei auch an eine Insomnie zu denken. Aber auch erbliche Faktoren können eine Rolle spielen. So konnte beispielsweise bei Patienten mit Narkolepsie eine Veränderung am Chromosom 17 (Genort 17q21.2) gefunden werden.[5]

Einteilung

Vorlage:Infobox ICD und DSM

Die Anfänge der quantitativen Schlafforschung gehen auf das Jahr 1862 zurück. Damals ermittelte Ernst Kohlschütter die Schlaftiefe und stellte sie graphisch in Bezug zur Schlafdauer dar. Für sein Experiment benutzte er akustische Reize unterschiedlicher Stärke und zeichnete auf, ab welcher Intensität seine Probanden aufwachten (Weckschwelle).[6][7] Einen weiteren wesentlichen Meilenstein der Grundlagenforschung in diesem Bereich stellt das von Hans Berger erfundene EEG dar. 1968 war es, zusammen mit Elektromyographie und Elektrookulographie die Grundlage für die Beschreibung der Schlafstadien bei gesunden Menschen durch Allan Rechtschaffen und Anthony Kales. Zur Erfassung von Schlafstörungen eignete sich diese Einteilung nur sehr bedingt. 1979 erfolgte deren erste Klassifikation in vier Gruppen: Insomnie (Ein- und Durchschlafstörungen), Hypersomnie (übermäßige Schläfrigkeit), Störungen des (Schlaf-Wach-) Rhythmus und Parasomnien (teilweises Erwachen und Störungen der Schlafstadien).[6]

Schlafwandeln, Pavor nocturnus und Schlaftrunkenheit zählen als sogenannte Aufwachstörungen zur Gruppe der Parasomnien genauso wie Störungen des Überganges vom Schlaf- zum Wachzustand, wie das Sprechen im Schlaf, Wadenkrämpfe und Einschlafzuckungen oder rhythmische Bewegungen im Schlaf.

Parasomien können auch mit dem REM-Schlaf assoziiert sein, was durch Alpträume oder Schlaflähmungen einhergehen kann. Auch der Bruxismus, die Enuresis nocturna und paroxysmale Dystonie zählen zu dieser Gruppe von Schlafstörungen.[8][6]

Weitere Ursachen sind insbesondere internistische, neurologische und psychiatrische Erkrankungen, die den Schlaf beeinträchtigen. Genannt seien hier beispielhaft die Herzinsuffizienz, Psychosen, Epilepsie, Demenz und Morbus Parkinson.[8][6][6]

Zur Einteilung der Schlafstörungen liegen verschiedene Klassifikationssysteme vor:

Klassifikation nach ICD-10

Nach ICD-10 werden Schlafstörungen je nach vermuteter Ursache (psychogen versus organisch) klassifiziert unter

  • F51 nichtorganische Schlafstörungen (Kapitel Psychische und Verhaltensstörungen) oder
  • G47 (organische) Schlafstörungen (Kapitel Krankheiten des Nervensystems) unterschieden.

Mögliche Ursachen der Schlafsucht

Hierunter fallen

  • krankhaft gesteigertes Schlafbedürfnis (G47.1)
  • Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus (G47.2)
  • Narkolepsie und Kataplexie (G47.4)

Klassifikation nach DSM-IV

Das DSM-IV unterteilt - im Gegensatz zum ICD-10 - die Schlafstörungen nicht nach psychogener vs. organischer Ursache, sondern ob die Schlafstörung primär vorhanden oder die Folge eines anderen Faktors (andere psychische Erkrankung, medizinischer Krankheitsfaktor oder Substanzeinnahme) ist.

Mögliche Ursachen der Schlafsucht

Hierunter fallen

2. Schlafstörungen im Zusammenhang mit einer anderen psychischen Störung

Hierunter fallen Schlafstörungen, die im Zusammenhang mit einer anderen psychischen Störung auftreten.

3. Schlafstörungen aufgrund eines medizinischen Krankheitsfaktors

Hierunter fallen Schlafstörungen, die im Zusammenhang mit einer körperlichen Erkrankung auftreten.

4. Substanzinduzierte Schlafstörung

Hierunter fallen Schlafsüchte, die im Zusammenhang mit der Einnahme einer psychotropen Substanz (Alkohol, Opiat, oder Medikamente) auftreten.

Klassifikation nach ICSD-2

In der Schlafmedizin werden nach dem Klassifikationssystem für Schlafstörungen „International Classification of Sleep Disorders“ (ICSD-2) aus dem Jahr 2005 verschiedene Formen der Hypersomnien zentralnervösen Ursprungs unterschieden, die ihre Ursache nicht in zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen, schlafbezogenen Atmungsstörungen oder einem anderen Grund für gestörten Nachtschlaf haben[9]:

  • Narkolepsie in den unterschiedlichen Formen mit und ohne Kataplexie (ICD-10-Code G47.4),
  • Rezidivierende Hypersomnie in der Form Kleine-Levin-Syndrom und als „Menstruationsbezogene Hypersomnie“ (ICD-10-Code G47.8),
  • Idiopathische Hypersomnie in unterschiedlichen Formen (ICD-10-Code G47.1/F51.1),
  • Verhaltensinduziertes Schlafmangelsyndrom (ICD-10-Code F51.8),

sowie

  • Hypersomnie durch körperliche Erkrankung, Medikamente, Drogen oder Substanzen (ICD-10-Code G47.1+Grunderkrankung)
  • Nicht näher bezeichnete unspezifische nichtorganische Hypersomnie (ICD-10-Code Code F51.9)
  • Nicht näher bezeichnete unspezifische organische Hypersomnie (ICD-10-Code Code G47.1)

Schweregrad der Hypersomnie

Die Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“ [1] enthält eine aus der ICSD-R übernommene Tabelle für die Einteilung einer hypersomnischen Erkrankung in Schweregrade. Die Bewertung des Schweregrades der Hypersomnie über die Stufen „leicht“, „mittel“ und „schwer“ berücksichtigt als Kriterien die Häufigkeit unfreiwilliger Einschlafepisoden, die Bedingungen, unter denen diese auftreten und die soziale und berufliche Beeinträchtigung.

„Leicht“ ist danach eine Hypersomnie, bei der nicht täglich vorkommende, unfreiwillige Einschlafepisoden in entspannten und eher monotonen Situationen wie beim Fernsehen, beim Lesen oder als Beifahrer mit einer geringen sozialen und beruflichen Beeinträchtigung verbunden sind.

„Mittel“ ist danach eine Hypersomnie, bei der täglich vorkommende, unfreiwillige Einschlafepisoden auch bei leichter körperlicher Betätigung und dem Willen, wach zu bleiben in Situationen wie als Zuschauer im Kino oder Theater auftreten und mit einer mäßigen sozialen und beruflichen Beeinträchtigung verbunden sind.

„Schwer“ ist danach eine Hypersomnie, bei der täglich vorkommende, unfreiwillige Einschlafepisoden auch bei körperlicher Betätigung und in Situationen wie beim Essen, im (persönlichen) Gespräch, beim Autofahren oder beim Arbeiten auftreten und mit schweren sozialen und beruflichen Beeinträchtigungen verbunden sind.

Einzelnachweise

  1. a b c S3-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). In: AWMF online (Stand 2009)
  2. Peter Reuter: Der grosse Reuter: Springer-Universalwörterbuch Medizin, Pharmakologie und Zahnmedizin, Birkhäuser, 2005, S.446, 469 und 732, ISBN 3540251022, hier online
  3. Peter Reuter: Der grosse Reuter: Springer-Universalwörterbuch Medizin, Pharmakologie und Zahnmedizin, Birkhäuser, 2005, S.721, ISBN 3540251022, hier online
  4. AWMF-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf / Schlafstörungen (S3) pdf
  5. omim.org: NARCOLEPSY 1; NRCLP1, hier online
  6. a b c d e Stuck B., e.a.: Praxis der Schlafmedizin, Springer, 2009, S.2ff., ISBN 3540886990, hier online
  7. Ernst Otto Heinrich Kohlschütter: Messung der Festigkeit des Schlafes. In: Zeitschrift für rationelle Medicin. Dritte Reihe, Nr. 17, 1863, S. 209–253., hier online (PDF, 5,88 MB), abgerufen am 29. Januar 2013
  8. a b Delank H.-W., e.a.: Neurologie, Georg Thieme Verlag, 2006, S.345-6, ISBN 3131297719, hier online
  9. Michael J. Thorpy: Classification of Sleep Disorders. In: Neurotherapeutics. Band 9, Nr. 4, 2012, S. 687–701, PMID 22976557.