„Substanzinduzierte Psychose“ – Versionsunterschied

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== Krankheitsverlauf ==
== Krankheitsverlauf ==
Psychoaktive Substanzen können Psychosen verursachen oder auslösen; bereits abgeklungene Psychosen können erneut ausbrechen. Hierfür reicht unter Umständen bereits einmaliger Konsum.
Psychoaktive Substanzen können Psychosen verursachen oder auslösen; bereits abgeklungene Psychosen können erneut ausbrechen. Hierfür reicht unter Umständen bereits einmaliger Konsum. Drogenpsychosen werden wie andere Psychosen behandelt und heilen nicht immer durch Abstinenz vollständig aus.

Insbesondere bei LSD oder anderen [[Halluzinogen|halluzinogenen]] Substanzen kann es zu Rauschzuständen kommen, bei denen nicht von der Sinneswahrnehmung stammende Farben, Formen oder Bilder wahrgenommen werden. Diese Zustände können einer Psychose ähneln, sind jedoch von einer drogeninduzierten Psychose zu unterscheiden. Im Gegensatz zum psychisch Erkrankten können Konsumenten von Drogen in der Regel erkennen, dass die von ihnen wahrgenommenen Phänomene nicht äußeren, sondern inneren Ursprungs sind und lediglich Pseudohalluzinationen darstellen. Bei schizophrenen Formenkreisen dominieren akustische Halluzinationen und nur gelegentlich können optische Phänomene auftreten. Drogenpsychosen werden wie andere Psychosen behandelt und heilen nicht immer durch Abstinenz vollständig aus.


== Alkoholpsychose ==
== Alkoholpsychose ==
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== Kokainpsychose ==
== Kokainpsychose ==
Eine Kokainpsychose ist gekennzeichnet durch paranoid wahnhafte Wahrnehmungsstörungen sowie durch optische, akustische und [[taktil]]e Wahrnehmungsstörungen. [[Dermatozoenwahn]] ist ein charakteristisches Symptom, hierbei glaubt der Betroffene, Insekten krabbelten unter seiner Haut. Diese Zustände können chronisch bleiben. <ref name="bzga"/>
Eine Kokainpsychose ist gekennzeichnet durch paranoid wahnhafte Wahrnehmungsstörungen sowie durch optische, akustische und [[taktil]]e Wahrnehmungsstörungen. [[Dermatozoenwahn]] ist ein charakteristisches Symptom, hierbei glaubt der Betroffene, Insekten krabbelten unter seiner Haut. Diese Zustände können chronisch bleiben. <ref name="bzga"/>

== Halluzinogene ==
Insbesondere bei [[Halluzinogen|halluzinogenen]] Substanzen wie LSD kann es zu Rauschzuständen kommen, bei denen nicht von der Sinneswahrnehmung stammende Farben, Formen oder Bilder wahrgenommen werden. Diese Zustände können einer Psychose ähneln, sind jedoch von einer drogeninduzierten Psychose zu unterscheiden. Im Gegensatz zum psychisch Erkrankten können Konsumenten von Drogen in der Regel erkennen, dass die von ihnen wahrgenommenen Phänomene nicht äußeren, sondern inneren Ursprungs sind und lediglich Pseudohalluzinationen darstellen. Bei schizophrenen Formenkreisen dominieren akustische Halluzinationen und nur gelegentlich können optische Phänomene auftreten.

Eine [[Peer-Review|peer-reviewed]] Studie des ''Department of Neuroscience'' an der ''[[Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens|Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens]]'', die Daten von 130.152 erwachsenen Teilnehmern auswertete, konnte keinen Zusammenhang zwischen dem Gebrauch der "klassischen" psychedelischen Substanzen ([[LSD]], [[Psilocybin]], [[Meskalin]]/[[Peyote]]) und psychischen Störungen finden. Die Studie, die im August 2013 veröffentlicht wurde, untersuchte dabei Daten aus Fragebögen des ''National Survey on Drug Use and Health''. Von 130.152 Befragten gaben 21.967 an, mindestens einmal in ihrem Leben psychedelische Substanzen konsumiert zu haben. Die Studie verneint den Gebrauch von "klassischen" psychedelischen Substanzen als eigenständigen Risikofaktor für psychische Störungen.<ref name="DOI10.1371/journal.pone.0063972">Teri S. Krebs, Pål-Ørjan Johansen, Lin Lu: ''Psychedelics and Mental Health: A Population Study.'' In: ''PLoS ONE.'' 8, 2013, S.&nbsp;e63972, {{DOI|10.1371/journal.pone.0063972}}.</ref><ref>Heise online: [http://www.heise.de/tp/blogs/3/154816 Halluzinogene Drogen wie LSD oder Meskalin erhöhen nicht das Risiko für psychische Störungen], vom 22. August 2013</ref>


== Cannabis ==
== Cannabis ==

Version vom 17. Mai 2014, 12:41 Uhr

Klassifikation nach ICD-10
F10.- Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol
F11.- Psychische und Verhaltensstörungen durch Opioide
F12.- Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide
F13.- Psychische und Verhaltensstörungen durch Sedativa oder Hypnotika
F14.- Psychische und Verhaltensstörungen durch Kokain
F15.- Psychische und Verhaltensstörungen durch alternative Stimulanzien, inklusive Koffein
F16.- Psychische und Verhaltensstörungen durch Halluzinogene
F17.- Psychische und Verhaltensstörungen durch Tabak
F18.- Psychische und Verhaltensstörungen durch flüchtige Lösungsmittel
F19.- Psychische und Verhaltensstörungen durch multiplen Substanzgebrauch und Konsum anderer psychotroper Substanzen
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Eine substanzinduzierte Psychose (auch bekannt als Drogenpsychose, medizinisch: drogeninduzierte Psychose, psychiatrisch: klassifiziert unter exogene Psychosen) ist eine psychotische Störung, die durch psychotrope Substanzen (mit oder ohne ärztliche Verordnung), beispielsweise Alkohol, Cannabinoide, Kokain, Amphetamin, LSD, psilocybinhaltige Pilze, Meskalin, ausgelöst wurde. Substanzinduzierte Psychosen können unter Umständen irreversibel, also unheilbar, aber auch vorübergehend sein.[1]

Eine spezielle Form der substanzinduzierten Psychose wird, ursprünglich im US-amerikanischen Raum, als Hallucinogen persisting perception disorder oder HPPD bezeichnet.

Einordnung nach ICD-10

Nach ICD-10 (2014) ist eine psychotische Störung durch Substanzgebrauch (F10.5-F19.5) von:

  • (F1x.0) akuter Intoxikation [akuter Rausch]
  • (F1x.1) schädlichem Gebrauch
  • (F1x.2) Abhängigkeitssyndrom
  • (F1x.3) Entzugssyndromen
  • (F1x.4) Entzugssyndrom mit Delir
  • (F1x.6) Amnestisches Syndrom
  • (F1x.7) Restzustand und verzögert auftretender psychotischer Störung
  • (F1x.8) Sonstigen psychischen und Verhaltensstörungen
  • (F1x.9) Nicht näher bezeichneter psychischer und Verhaltensstörung

zu unterscheiden.[2]

Es gibt folgende Formen der substanzinduzierten Psychose:

  • schizophrenieform (F1x.50)
  • vorwiegend wahnhaft (F1x.51)
  • vorwiegend halluzinatorisch (F1x.52)
  • vorwiegend polymorph (F1x.53)
  • vorwiegend affektiv (F1x.54-56)

Krankheitsverlauf

Psychoaktive Substanzen können Psychosen verursachen oder auslösen; bereits abgeklungene Psychosen können erneut ausbrechen. Hierfür reicht unter Umständen bereits einmaliger Konsum. Drogenpsychosen werden wie andere Psychosen behandelt und heilen nicht immer durch Abstinenz vollständig aus.

Alkoholpsychose

Neben organischen Schäden an Magen, Herz und vor allem der Leber wird auch das Gehirn durch regelmäßigen Alkoholkonsum beeinträchtigt. Erkrankungen des Gehirns sind insbesondere das Delirium tremens, eine lebensgefährliche Erkrankung mit wahnhafter Wahrnehmung wie beispielsweise Spinnen, „weiße Mäuse“ usw. mit heftiger Erregung, Schlaflosigkeit, Angst und Desorientierung; das Korsakow-Syndrom, mit einer Geistesschwäche, die auf einem Versagen des Gedächtnisses beruht; den Alkoholwahn z. B. in der Form eines Eifersuchtswahns und die Alkohol-Halluzinose mit Wahnvorstellungen des Kranken, bei denen er beispielsweise Stimmen hört, welche ihn beschimpfen. Die Alkohol-Psychose kann wenige Wochen bis Monate dauern.

Kokainpsychose

Eine Kokainpsychose ist gekennzeichnet durch paranoid wahnhafte Wahrnehmungsstörungen sowie durch optische, akustische und taktile Wahrnehmungsstörungen. Dermatozoenwahn ist ein charakteristisches Symptom, hierbei glaubt der Betroffene, Insekten krabbelten unter seiner Haut. Diese Zustände können chronisch bleiben. [1]

Halluzinogene

Insbesondere bei halluzinogenen Substanzen wie LSD kann es zu Rauschzuständen kommen, bei denen nicht von der Sinneswahrnehmung stammende Farben, Formen oder Bilder wahrgenommen werden. Diese Zustände können einer Psychose ähneln, sind jedoch von einer drogeninduzierten Psychose zu unterscheiden. Im Gegensatz zum psychisch Erkrankten können Konsumenten von Drogen in der Regel erkennen, dass die von ihnen wahrgenommenen Phänomene nicht äußeren, sondern inneren Ursprungs sind und lediglich Pseudohalluzinationen darstellen. Bei schizophrenen Formenkreisen dominieren akustische Halluzinationen und nur gelegentlich können optische Phänomene auftreten.

Eine peer-reviewed Studie des Department of Neuroscience an der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens, die Daten von 130.152 erwachsenen Teilnehmern auswertete, konnte keinen Zusammenhang zwischen dem Gebrauch der "klassischen" psychedelischen Substanzen (LSD, Psilocybin, Meskalin/Peyote) und psychischen Störungen finden. Die Studie, die im August 2013 veröffentlicht wurde, untersuchte dabei Daten aus Fragebögen des National Survey on Drug Use and Health. Von 130.152 Befragten gaben 21.967 an, mindestens einmal in ihrem Leben psychedelische Substanzen konsumiert zu haben. Die Studie verneint den Gebrauch von "klassischen" psychedelischen Substanzen als eigenständigen Risikofaktor für psychische Störungen.[3][4]

Cannabis

Im Sinne des Vulnerabilitäts-Stress-Modells schizophrener Psychosen wird vermutet, dass chronischer Cannabiskonsum bei vulnerablen Personen im Sinne eines Stressors zu verstehen ist, der eine länger anhaltende psychotische Episode auslösen kann. Einige Studien belegen ein leicht erhöhtes Risiko. 1,2 % der in einer australischen Erhebung erfassten Konsumenten wiesen diese Symptome auf. Der Durchschnitt in der Bevölkerung liegt bei 1 %.[5][6][7]

Substanzinduzierte Psychosen in den Medien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Suchtmittel, Behandlungsmöglichkeiten, Beratungsstellen BZgA, Köln (PDF, 0,8MB)
  2. ICD-10-GM Version 2014: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (F10-F19)
  3. Teri S. Krebs, Pål-Ørjan Johansen, Lin Lu: Psychedelics and Mental Health: A Population Study. In: PLoS ONE. 8, 2013, S. e63972, doi:10.1371/journal.pone.0063972.
  4. Heise online: Halluzinogene Drogen wie LSD oder Meskalin erhöhen nicht das Risiko für psychische Störungen, vom 22. August 2013
  5. http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/076-005.htm Uni-Düsseldorf - Australische Erhebung
  6. http://www.aerzteblatt.de/V4/news/news.asp?p=cannabis+psychose&src=suche&id=32977
  7. Schmidbauer, vom Scheidt: Handbuch der Rauschdrogen München: Herbig Verlagsbuchhandlung, 2004. ISBN 3-596-16277-7 Seite 67 ff