„Industriestammgleis“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Karte Industriebahn Feuerbach 1989.png|mini|Das Streckennetz der Industriebahn Feuerbach als Beispiel für ein weit verzweigtes Industriestammgleis im städtischen Raum]]
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[[Datei:Industrie- und Hafenbahn Heilbronn.png|mini|Die acht Stammgleise der Industrie- und Hafenbahn Heilbronn]]
[[Datei:Industrie- und Hafenbahn Heilbronn.png|mini|Die acht Stammgleise der Industrie- und Hafenbahn Heilbronn]]
Ein '''Industriestammgleis''', alternativ '''Industriegleis''',<ref>[http://www.stadtwerke-singen.de/index.php?page=017 ''Industriegleise der Stadtwerke Singen'' auf stadtwerke-singen.de]</ref><ref>[http://www.goevb.de/flycms/Industriegleis/3435404652.html ''Industriegleis der Göttinger Verkehrsbetriebe'' auf goevb.de]</ref> '''Industriebahn''', '''Stammgleis''',<ref>[http://www.stadt-fuessen.de/stammgleis.html ''Stammgleis der Stadt Füssen'' auf stadt-fuessen.de]</ref> '''Güterstammgleis'''<ref>[http://www.staedtebauliche-laermfibel.de/pdf/Anlagen-Verkehr.pdf ''Bayerisches Landesamt für Umwelt: Beurteilung anlagenbezogener Verkehrsgeräusche'' auf lfu.bayern.de]</ref> oder in [[Österreich]] auch '''Schleppgleis''' genannt, ist eine Sonderform eines [[Gleisanschluss|Anschlussgleises]]. Es handelt sich hierbei um eine – oft weit verzweigte – [[Eisenbahnstrecke]] in [[Industriegebiet]]en größerer Ortschaften, auf der ausschließlich [[Schienengüterverkehr]] stattfindet. Das Industriestammgleis bündelt dabei diverse [[Gleisanschluss|Gleisanschlüsse]] – in diesem Fall ''Nebenanschlüsse'', ''Nebenanschließer'', ''Anschließer'' oder ''Anschlussnehmer'' genannt – von überwiegend privaten Unternehmen, die abseits öffentlicher Eisenbahnstrecken liegen und daher keinen direkten Gleisanschluss besitzen. Diese Betriebe verbindet das Industriestammgleis mit dem [[Übergabegruppe|Übergabebahnhof]] einer öffentlichen Bahn, meistens der jeweiligen [[Staatsbahn]]. Es handelt es sich somit um eine ''Hauptanschlussbahn'', die den Verkehr zwischen einer ''Nebenanschlussbahn'' und der öffentlichen Bahn vermittelt.<ref>Thomas Berndt: Eisenbahngüterverkehr, Teubner Verlag, Seite 92, ISBN 978-3-519-06387-2</ref>
Ein '''Industriestammgleis''', alternativ '''Industriegleis''',<ref>[http://www.stadtwerke-singen.de/index.php?page=017 ''Industriegleise der Stadtwerke Singen'' auf stadtwerke-singen.de]</ref><ref>[http://www.goevb.de/flycms/Industriegleis/3435404652.html ''Industriegleis der Göttinger Verkehrsbetriebe'' auf goevb.de]</ref> '''Industriebahn''', '''Stammgleis''',<ref>[http://www.stadt-fuessen.de/stammgleis.html ''Stammgleis der Stadt Füssen'' auf stadt-fuessen.de]</ref> '''Güterstammgleis'''<ref>[http://www.staedtebauliche-laermfibel.de/pdf/Anlagen-Verkehr.pdf ''Bayerisches Landesamt für Umwelt: Beurteilung anlagenbezogener Verkehrsgeräusche'' auf lfu.bayern.de]</ref> oder in [[Österreich]] auch '''Schleppgleis''' genannt, ist eine Sonderform eines [[Gleisanschluss]]es. Es handelt sich dabei um ein – oft weit verzweigtes – [[Eisenbahn]]-[[Gleis]] in einem [[Industriegebiet]], auf dem ausschließlich [[Schienengüterverkehr]] stattfindet. Das Industriestammgleis bündelt diverse nachrangig angeordnete Gleisanschlüsse – in diesem Fall ''Nebenanschluss'', ''Nebenanschlussbahn'', ''Nebenanschließer'', ''Anschließer'' oder ''Anschlussnehmer'' genannt – von [[Industrie]]betrieben die abseits öffentlicher [[Eisenbahnstrecke]]n liegen und daher keinen direkten eigenen Gleisanschluss besitzen. Diese Unternehmen verbindet das Industriestammgleis mit dem [[Übergabegruppe|Übergabebahnhof]] einer Eisenbahn des [[Öffentlicher Verkehr|öffentlichen Verkehrs]],<ref name="Handbuch Logistik">{{Literatur|Autor=D. Arnold, H. Isermann, A. Kuhn, [[Horst Tempelmeier]], K. Furmans (Hrsg.)|Titel=Handbuch Logistik |Auflage=3. |Verlag=VDI / Springer|Ort=Heidelberg|Jahr=2008|ISBN=978-3-540-72928-0}}</ref> meistens der jeweiligen [[Staatsbahn]]. Es handelt es sich somit um eine ''Hauptanschlussbahn'', die den Verkehr zwischen einer ''Nebenanschlussbahn'' und der öffentlichen Bahn vermittelt.<ref>Thomas Berndt: Eisenbahngüterverkehr, Teubner Verlag, Seite 92, ISBN 978-3-519-06387-2</ref>


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Industriestammgleise stammen überwiegend aus der Zeit der [[Industrialisierung]], ihre Einrichtung diente damit nicht zuletzt der [[Wirtschaftsförderung]] beziehungsweise Standortsicherung. In der Regel befindet sich ihre Infrastruktur daher in kommunaler Hand, zum Beispiel als (städtischer) [[Eigenbetrieb]]. Das heißt die jeweilige Gemeinde fungiert als [[Eisenbahninfrastrukturunternehmen]] (EIU) im Sinne des [[Allgemeines Eisenbahngesetz|Alllgemeinen Eisenbahngesetzes]] (AEG),<ref>[http://meckenheim.de/imperia/md/content/cms117/pdf/verkehr-_und_gruenflaechen/industriestammgleis/2013-10-30_nutzungsbedingungen_f__r_serviceeinrichtungen_nbs-bt.pdf Stadt Meckenheim, Nutzungsbedingungen für Serviceeinrichtungen – Allgemeiner Teil (NBS-BT), Industriestammgleis]</ref> rechtlich handelt es sich somit um eine [[Privatbahn]]. Teilweise sind die Industriestammgleise auch an die jeweiligen [[Stadt- und Gemeindewerke]] und/oder lokalen [[Verkehrsunternehmen|Verkehrsbetriebe]] angegliedert, so beispielsweise in [[Ulm]].<ref>Manfred Pötzl: ''Die Industriegleisanlagen der Stadt Ulm – Westgleis''</ref> In größeren Städten können dabei auch mehrere Industriestammgleise bestehen, die dann in der Regel durchnummeriert sind oder lagebezogene Namen tragen. So betreibt beispielsweise die [[Industrie- und Hafenbahn Heilbronn]] gleich acht Stammgleise parallel zueinander. In den meisten Fällen hält der Betreiber des Industriestammgleises keine eigenen [[Lokomotive]]n vor. Das heißt die öffentliche Bahn an die das Gleis anschließt, fährt mit ihren eigenen Lokomotiven im [[Subunternehmen|Auftragsverkehr]] direkt zu den Fabriken. Für die Nutzung der Gleisinfrastruktur muss das jeweilige [[Eisenbahnverkehrsunternehmen]] (EVU) dabei entsprechende Entgelte an die Kommunen entrichten.<ref>[http://www.stadtwerke-giessen.de/fileadmin/user_upload/PDF/Produkte_und_Dienstleistungen/Verkehr/Nutzungsbedingungen_Allgemeiner_Teil_Industriegleis_Europaviertel.pdf Nutzungsbedingungen der Serviceeinrichtung Industriestammgleis Europaviertel] auf ''stadtwerke-giessen.de''</ref>
Industriestammgleise stammen teilweise noch aus der Zeit der [[Industrialisierung]] und dienen der [[Wirtschaftsförderung]] beziehungsweise Standortsicherung. Ihre Infrastruktur steht deshalb überwiegend in [[Öffentliche Hand|öffentlicher Hand]],<ref name="Handbuch Logistik" /> zum Beispiel in Form eines (städtischen) [[Eigenbetrieb]]s.<ref>[https://www.kreis-wesel.de/de/tourismus-wirtschaft/eigenbetrieb-kreisbahn/ ''Eigenbetrieb Kreis Wesel - Kreisbahn'' auf kreis-wesel.de]</ref> Das heißt die jeweilige Gemeinde fungiert als [[Eisenbahninfrastrukturunternehmen]] (EIU) im Sinne des [[Allgemeines Eisenbahngesetz|Alllgemeinen Eisenbahngesetzes]] (AEG),<ref>[http://meckenheim.de/imperia/md/content/cms117/pdf/verkehr-_und_gruenflaechen/industriestammgleis/2013-10-30_nutzungsbedingungen_f__r_serviceeinrichtungen_nbs-bt.pdf Stadt Meckenheim, Nutzungsbedingungen für Serviceeinrichtungen – Allgemeiner Teil (NBS-BT), Industriestammgleis]</ref> rechtlich handelt es sich somit um eine [[Privatbahn]]. Teilweise sind die Industriestammgleise auch an die jeweiligen [[Stadt- und Gemeindewerke]] und/oder lokalen [[Verkehrsunternehmen|Verkehrsbetriebe]] angegliedert, so beispielsweise in [[Ulm]].<ref>Manfred Pötzl: ''Die Industriegleisanlagen der Stadt Ulm – Westgleis''</ref> In größeren Städten können dabei auch mehrere Industriestammgleise bestehen, die dann in der Regel durchnummeriert sind oder lagebezogene Namen tragen. So betreibt beispielsweise die [[Industrie- und Hafenbahn Heilbronn]] gleich acht Stammgleise parallel zueinander. In den meisten Fällen hält der Betreiber des Industriestammgleises keine eigenen [[Lokomotive]]n vor. Das heißt die öffentliche Bahn an die das Gleis anschließt, fährt mit ihren eigenen Lokomotiven im [[Subunternehmen|Auftragsverkehr]] direkt zu den Fabriken. Für die Nutzung der Gleisinfrastruktur muss das jeweilige [[Eisenbahnverkehrsunternehmen]] (EVU) dabei entsprechende Entgelte an die Kommunen entrichten.<ref>[http://www.stadtwerke-giessen.de/fileadmin/user_upload/PDF/Produkte_und_Dienstleistungen/Verkehr/Nutzungsbedingungen_Allgemeiner_Teil_Industriegleis_Europaviertel.pdf Nutzungsbedingungen der Serviceeinrichtung Industriestammgleis Europaviertel] auf ''stadtwerke-giessen.de''</ref>


Oft verlaufen Industriestammgleise auf längeren Abschnitten – ähnlich einer [[Straßenbahn]] – im öffentlichen Straßenraum, das heißt entweder fahrbahnbündig auf [[Rillenschiene]]n oder parallel zur Straße auf [[Vignolschiene]]n. Typischerweise werden dabei zahlreiche [[Spitzkehre (Eisenbahn)|Spitzkehren]] beziehungsweise [[Ausziehgleis]]e oder [[Drehscheibe]]n verwendet, die einen teils aufwändigen [[Rangieren|Rangierbetrieb]] erfordern.
Oft verlaufen Industriestammgleise auf längeren Abschnitten – ähnlich einer [[Straßenbahn]] – im öffentlichen Straßenraum, das heißt entweder fahrbahnbündig auf [[Rillenschiene]]n oder parallel zur Straße auf [[Vignolschiene]]n. Typischerweise werden dabei zahlreiche [[Spitzkehre (Eisenbahn)|Spitzkehren]] beziehungsweise [[Ausziehgleis]]e oder [[Drehscheibe]]n verwendet, die einen teils aufwändigen [[Rangieren|Rangierbetrieb]] erfordern.

Version vom 22. Oktober 2015, 18:27 Uhr

Das Streckennetz der Industriebahn Feuerbach als Beispiel für ein weit verzweigtes Industriestammgleis im städtischen Raum
Die acht Stammgleise der Industrie- und Hafenbahn Heilbronn

Ein Industriestammgleis, alternativ Industriegleis,[1][2] Industriebahn, Stammgleis,[3] Güterstammgleis[4] oder in Österreich auch Schleppgleis genannt, ist eine Sonderform eines Gleisanschlusses. Es handelt sich dabei um ein – oft weit verzweigtes – Eisenbahn-Gleis in einem Industriegebiet, auf dem ausschließlich Schienengüterverkehr stattfindet. Das Industriestammgleis bündelt diverse nachrangig angeordnete Gleisanschlüsse – in diesem Fall Nebenanschluss, Nebenanschlussbahn, Nebenanschließer, Anschließer oder Anschlussnehmer genannt – von Industriebetrieben die abseits öffentlicher Eisenbahnstrecken liegen und daher keinen direkten eigenen Gleisanschluss besitzen. Diese Unternehmen verbindet das Industriestammgleis mit dem Übergabebahnhof einer Eisenbahn des öffentlichen Verkehrs,[5] meistens der jeweiligen Staatsbahn. Es handelt es sich somit um eine Hauptanschlussbahn, die den Verkehr zwischen einer Nebenanschlussbahn und der öffentlichen Bahn vermittelt.[6]

Beschreibung

Industriestammgleise stammen teilweise noch aus der Zeit der Industrialisierung und dienen der Wirtschaftsförderung beziehungsweise Standortsicherung. Ihre Infrastruktur steht deshalb überwiegend in öffentlicher Hand,[5] zum Beispiel in Form eines (städtischen) Eigenbetriebs.[7] Das heißt die jeweilige Gemeinde fungiert als Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU) im Sinne des Alllgemeinen Eisenbahngesetzes (AEG),[8] rechtlich handelt es sich somit um eine Privatbahn. Teilweise sind die Industriestammgleise auch an die jeweiligen Stadt- und Gemeindewerke und/oder lokalen Verkehrsbetriebe angegliedert, so beispielsweise in Ulm.[9] In größeren Städten können dabei auch mehrere Industriestammgleise bestehen, die dann in der Regel durchnummeriert sind oder lagebezogene Namen tragen. So betreibt beispielsweise die Industrie- und Hafenbahn Heilbronn gleich acht Stammgleise parallel zueinander. In den meisten Fällen hält der Betreiber des Industriestammgleises keine eigenen Lokomotiven vor. Das heißt die öffentliche Bahn an die das Gleis anschließt, fährt mit ihren eigenen Lokomotiven im Auftragsverkehr direkt zu den Fabriken. Für die Nutzung der Gleisinfrastruktur muss das jeweilige Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) dabei entsprechende Entgelte an die Kommunen entrichten.[10]

Oft verlaufen Industriestammgleise auf längeren Abschnitten – ähnlich einer Straßenbahn – im öffentlichen Straßenraum, das heißt entweder fahrbahnbündig auf Rillenschienen oder parallel zur Straße auf Vignolschienen. Typischerweise werden dabei zahlreiche Spitzkehren beziehungsweise Ausziehgleise oder Drehscheiben verwendet, die einen teils aufwändigen Rangierbetrieb erfordern.

Mit der zunehmenden Verlagerung des Güterverkehrs auf die Straße sowie der Schließung zahlreicher traditioneller Fabriken verloren Industriestammgleise im Laufe der Jahre an Bedeutung und sind heute nur noch vereinzelt anzutreffen, beziehungsweise bedienen im Vergleich zum Zeitpunkt der größten Ausdehnung nur noch einen Bruchteil der einst vorhandenen Gleisanschlüsse. Andererseits wurden vereinzelt reguläre Eisenbahnstrecken nach Einstellung des Schienenpersonennahverkehrs in Industriestammgleise umgewidmet.

Beispiele

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Industriegleise der Stadtwerke Singen auf stadtwerke-singen.de
  2. Industriegleis der Göttinger Verkehrsbetriebe auf goevb.de
  3. Stammgleis der Stadt Füssen auf stadt-fuessen.de
  4. Bayerisches Landesamt für Umwelt: Beurteilung anlagenbezogener Verkehrsgeräusche auf lfu.bayern.de
  5. a b D. Arnold, H. Isermann, A. Kuhn, Horst Tempelmeier, K. Furmans (Hrsg.): Handbuch Logistik. 3. Auflage. VDI / Springer, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-72928-0.
  6. Thomas Berndt: Eisenbahngüterverkehr, Teubner Verlag, Seite 92, ISBN 978-3-519-06387-2
  7. Eigenbetrieb Kreis Wesel - Kreisbahn auf kreis-wesel.de
  8. Stadt Meckenheim, Nutzungsbedingungen für Serviceeinrichtungen – Allgemeiner Teil (NBS-BT), Industriestammgleis
  9. Manfred Pötzl: Die Industriegleisanlagen der Stadt Ulm – Westgleis
  10. Nutzungsbedingungen der Serviceeinrichtung Industriestammgleis Europaviertel auf stadtwerke-giessen.de