„Heinrich Joseph Hermann Lemp“ – Versionsunterschied

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Bei [[Röntgenfilm|Röntgenfilmen]] brauchte man für kontrastreiche Bilder lange Durchstrahlungszeiten. Mit dem von ihm entwickelten doppelt wirkenden [[Gleichrichter#Geschichte|mechanischen Gleichrichter]] ''Selector'' stieg die Strahlstärke so stark, dass die Röntgenröhren schmolzen – bis 1913 [[Tungsram]]-Elektroden eingesetzt wurden.
Bei [[Röntgenfilm|Röntgenfilmen]] brauchte man für kontrastreiche Bilder lange Durchstrahlungszeiten. Mit dem von ihm entwickelten doppelt wirkenden [[Gleichrichter#Geschichte|mechanischen Gleichrichter]] ''Selector'' stieg die Strahlstärke so stark, dass die Röntgenröhren schmolzen – bis 1913 [[Tungsram]]-Elektroden eingesetzt wurden.


Ab 1923 war er beratend tätig beim Bau [[Dieselelektrischer Antrieb|dieselelektrischer Lokomotiven]] mit Lemp-Steuerung bei ''Erie Steam Shovel'' und der [[Ingersoll Rand]] Company. Dies musste er in den 1940ern wegen Problemen mit den Augen aufgeben und zog zu seiner Tochter nach Ridgewood.

=== Die Lemp-Steuerung ===
Bei einem Treffen mit [[Rudolf Diesel]] 1910 in den USA, klärte dieser ihn über die [[Traktion (Bahn)|Traktions]]probleme [[Diesellokomotive#Vorteile und Nachteile|bei Diesellokomotiven]] auf, dass diese nicht aus dem Stand Zugkraft entwickeln können. Hermann Lemp entwickelte eine automatischer Leistungsregelung für die elektrische Übertragung, die er 1914 zum Patent anmeldete.<ref>{{Patent
Bei einem Treffen mit [[Rudolf Diesel]] 1910 in den USA, klärte dieser ihn über die [[Traktion (Bahn)|Traktions]]probleme [[Diesellokomotive#Vorteile und Nachteile|bei Diesellokomotiven]] auf, dass diese nicht aus dem Stand Zugkraft entwickeln können. Hermann Lemp entwickelte eine automatischer Leistungsregelung für die elektrische Übertragung, die er 1914 zum Patent anmeldete.<ref>{{Patent
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Die Steuerung arbeitetet weitgehend selbsttätig und besteht aus einem von einem [[Verbrennungsmotor]] angetriebenen [[Elektrischer Generator|Generator]] mit zweifacher Fremderregung ([[Wendepolwicklung]] und Gegenverbundwicklung). Dieser ist mit einer auf der gleichen Welle sitzenden [[Erregermaschine]] mit Fremderregung (durch Batteriestrom) und Gegenverbundwicklung (durch den Generatorstrom durchflossen) verbunden, welche das Magnetfeld des Generators erregt. Dieses wird bei hohem Motorstrom vermindert und bei niedrigem verstärkt und ist verhältnisgleich umgekehrt zum Motorstrom.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Max Süberkrüb |Titel=Fahrzeug-Getriebe: Beschreibung, kritische Betrachtung und wirtschaftlicher Vergleich der bei Maschinen verwendeten Getriebe mit fester und veränderlicher Übersetzung und ihre Anwendung auf Gleis- und gleislose Fahrzeuge |Verlag=Springer-Verlag |Datum=2013-04-09 |ISBN=978-3-662-02128-6 |Online=https://books.google.at/books?id=XKzNBgAAQBAJ&pg=PA143&lpg=PA143&dq=lemp+steuerung&source=bl&ots=zE2CpuMnGE&sig=ACfU3U3nW0iA4Q3tc9GNjKZ7GPY3T7gfSg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiouPKuiNr3AhXJPOwKHY9_AJcQ6AF6BAgWEAM#v=onepage&q=lemp%20steuerung&f=false |Abruf=2022-05-12}}</ref><ref name=":1">{{Literatur |Autor=Karl Sachs |Titel=Elektrische Triebfahrzeuge. Ein Handbuch für die Praxis sowie für Studierende: Band 1: Allgemeine Grundlagen und Mechanischer Teil. - Band 2: Elektrischer Teil und Spezialfahrzeuge. - Band 3: Tabellen und Tafeln |Verlag=Springer-Verlag |Datum=2019-06-12 |ISBN=978-3-7091-4380-3 |Online=https://books.google.at/books?id=s7SnDwAAQBAJ&pg=RA1-PA918&lpg=RA1-PA918&dq=lemp+steuerung&source=bl&ots=xV70uaaScT&sig=ACfU3U2cBLxY5RZiz-fkn1kUpTOmvsEBdg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiouPKuiNr3AhXJPOwKHY9_AJcQ6AF6BAgXEAM#v=onepage&q=lemp%20steuerung&f=false |Abruf=2022-05-12}}</ref><ref name=":2">{{Internetquelle |url=https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=emb&datum=1928&page=1225&size=45&qid=053UYKA7GLO7QCKV1YBYLD54MOKVXX |titel=ÖNB-ANNO - Elektrotechnik und Maschinenbau |abruf=2022-05-12}}</ref><ref name=":3">{{Internetquelle |url=https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=emb&datum=1928&page=1470&size=45&qid=WQAIY8ZVRPA09NFZOUJ4IIM35NK090 |titel=ÖNB-ANNO - Elektrotechnik und Maschinenbau |abruf=2022-05-12}}</ref>
Ab 1923 war er beratend tätig beim Bau [[Dieselelektrischer Antrieb|dieselelektrischer Lokomotiven]] mit Lemp-Steuerung bei ''Erie Steam Shovel'' und der [[Ingersoll Rand]] Company. Dies musste er in den 1940ern wegen Problemen mit den Augen aufgeben und zog zu seiner Tochter nach Ridgewood.

Gesteuert wird auf einfache Weise über eine stufenförmige Veränderung der Verbrennungsmotor-Drehzahl und ein [[Relais]], welches die [[Erregermaschine]] beim Erhöhen der Drehzahl aus dem Leerlauf auf Last einschaltet. Diese wird vom selben Relais ab einer bestimmten Drehzahl wieder abschaltet und auf Selbsterregung und Batterieladung umschaltet. Zusätzlich können die [[Fahrmotor|Fahrmotore]] zwischen Serien- und Parallelschaltung umgeschaltet werden. Die Geschwindigkeitsregelung erfolgt selbsttätig aufgrund der eingestellten Drehzahl des Verbrennungsmotors, wodurch eine gute Anpassung an die Zugkräfte ermöglicht wird.<ref name=":0" /><ref name=":1" /><ref name=":2" /><ref name=":3" />

Die von [[General Electric]] vertriebene Lemp-Steuerung war lange Zeit die billigste und einfachste Steuerung für elektrische Kraftübertragung. Sie wurde bis in die 1960er Jahre von den von [[Electro-Motive Division|General Motors EMD]] und [[American Locomotive Company|ALCO]] gebauten und lizensierten Dieselloks und den in den 1920er Jahren von der [[AEG]] gebauten benzin- und dieselelektrischen Triebfahrzeugen angewendet. In Europa konnte sie sich jedoch im Gegensatz zu den USA trotz Weiterentwicklung durch die AEG vor dem Zweiten Weltkrieg nicht flächendeckend durchsetzen und stand in Konkurrenz zu der auf dem [[Ward-Leonard|Ward-Leonard-Prinzip]] aufbauenden [[Brown, Boveri & Cie.|BBC]]-Steuerung bzw. der später entwickelten BBC-Servofeldregelung sowie dem sehr einfach aufgebauten [[GEBUS]]-Prinzip. Erst die von [[Henschel & Sohn|Henschel]] und [[NOHAB AA16|NOBAB in Lizenz gebauten EMD-Lokomotiven]] brachten die Steuerung in größerem Stil nach Europa.<ref name=":2" /><ref name=":1" /><ref>{{Literatur |Autor=Otto Judtmann |Titel=Motorzugförderung auf Schienen |Verlag=Springer-Verlag |Datum=2013-03-13 |ISBN=978-3-7091-5697-1 |Online=https://books.google.at/books?id=F-q0BgAAQBAJ&pg=PA130&lpg=PA130&dq=lemp-steuerung&source=bl&ots=XMgCrQq8-S&sig=ACfU3U179UpbvCA2lhEcIL7296EE_76JgA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjv4Ov2ktr3AhXS8rsIHSkuCRYQ6AF6BAgfEAM#v=onepage&q=lemp-steuerung&f=false |Abruf=2022-05-12}}</ref>


== Anerkennungen ==
== Anerkennungen ==

Version vom 12. Mai 2022, 19:06 Uhr

Heinrich Joseph Hermann Lemp (* 8. August 1862 in Bern; † 31. März 1954 in Ridgewood, New York) war ein schweizerisch-amerikanischer Ingenieur. Er gilt als einer der Väter der dieselelektrischen Kraftübertragung und arbeitete für die Elektro-Pioniere Thomas Edison, Sigmund Bergmann und Elihu Thomson.

Leben und Wirken

Seine Eltern, Heinrich Lemp und Else, geb. Wälchli, verstarben, als er zwölf Jahre alt war. Er besuchte kurz das Gymnasium Bern und das Technikum Burgdorf.

Während der drei Jahre, die er in Hipps Telegrafenfabrik in Neuenburg arbeitete, besuchte er die Fachschule für Elektromechanik in Neuenburg. Nach Besuch der Pariser Elektrizitätsausstellung im Jahre 1881 wanderte Lemp im folgenden Jahr in die Vereinigten Staaten aus, wo er für Thomas Edison Fabrikationseinrichtungen zur Herstellung der Kohlenfadenlampen entwarf.

Nachdem er 1883/84 die Neuenburger Lehrerin Marie Cusin geheiratet hatte, arbeitete er kurzzeitig bei Sigmund Bergmann in New York und ab 1884 bei der Schuyler Electric Light Company in Hartford (Connecticut). Nachdem diese 1887 an die Thomson-Houston Electric Company übergegangen war, wurde er Mitarbeiter von Elihu Thomson, für den er Schweißstromquelle baute. Lemp wurde Chef der von Thomson 1889 in Lynn (Massachusetts) gegründeten Electric Welding Company. Nachdem diese sechs Jahre später an General Electric verkauft wurde, wurde er Thomsons Forschungsassistent und suchte während der Wirtschaftskrise nach neuen Verdienstmöglichkeiten. Die Kompressorkühlschränke fanden wegen zu schwacher Netze keinen Absatz. Für Akkumulatorenwagen fanden sich auch keine Käufer.

Sein Ausglühschweissverfahren zum Bohren von Löchern in Panzerplatten für Kriegsschiffe fand bei der amerikanischen und englischen Marine Anwendung.

Bei Röntgenfilmen brauchte man für kontrastreiche Bilder lange Durchstrahlungszeiten. Mit dem von ihm entwickelten doppelt wirkenden mechanischen Gleichrichter Selector stieg die Strahlstärke so stark, dass die Röntgenröhren schmolzen – bis 1913 Tungsram-Elektroden eingesetzt wurden.

Ab 1923 war er beratend tätig beim Bau dieselelektrischer Lokomotiven mit Lemp-Steuerung bei Erie Steam Shovel und der Ingersoll Rand Company. Dies musste er in den 1940ern wegen Problemen mit den Augen aufgeben und zog zu seiner Tochter nach Ridgewood.

Die Lemp-Steuerung

Bei einem Treffen mit Rudolf Diesel 1910 in den USA, klärte dieser ihn über die Traktionsprobleme bei Diesellokomotiven auf, dass diese nicht aus dem Stand Zugkraft entwickeln können. Hermann Lemp entwickelte eine automatischer Leistungsregelung für die elektrische Übertragung, die er 1914 zum Patent anmeldete.[1]

Die Steuerung arbeitetet weitgehend selbsttätig und besteht aus einem von einem Verbrennungsmotor angetriebenen Generator mit zweifacher Fremderregung (Wendepolwicklung und Gegenverbundwicklung). Dieser ist mit einer auf der gleichen Welle sitzenden Erregermaschine mit Fremderregung (durch Batteriestrom) und Gegenverbundwicklung (durch den Generatorstrom durchflossen) verbunden, welche das Magnetfeld des Generators erregt. Dieses wird bei hohem Motorstrom vermindert und bei niedrigem verstärkt und ist verhältnisgleich umgekehrt zum Motorstrom.[2][3][4][5]

Gesteuert wird auf einfache Weise über eine stufenförmige Veränderung der Verbrennungsmotor-Drehzahl und ein Relais, welches die Erregermaschine beim Erhöhen der Drehzahl aus dem Leerlauf auf Last einschaltet. Diese wird vom selben Relais ab einer bestimmten Drehzahl wieder abschaltet und auf Selbsterregung und Batterieladung umschaltet. Zusätzlich können die Fahrmotore zwischen Serien- und Parallelschaltung umgeschaltet werden. Die Geschwindigkeitsregelung erfolgt selbsttätig aufgrund der eingestellten Drehzahl des Verbrennungsmotors, wodurch eine gute Anpassung an die Zugkräfte ermöglicht wird.[2][3][4][5]

Die von General Electric vertriebene Lemp-Steuerung war lange Zeit die billigste und einfachste Steuerung für elektrische Kraftübertragung. Sie wurde bis in die 1960er Jahre von den von General Motors EMD und ALCO gebauten und lizensierten Dieselloks und den in den 1920er Jahren von der AEG gebauten benzin- und dieselelektrischen Triebfahrzeugen angewendet. In Europa konnte sie sich jedoch im Gegensatz zu den USA trotz Weiterentwicklung durch die AEG vor dem Zweiten Weltkrieg nicht flächendeckend durchsetzen und stand in Konkurrenz zu der auf dem Ward-Leonard-Prinzip aufbauenden BBC-Steuerung bzw. der später entwickelten BBC-Servofeldregelung sowie dem sehr einfach aufgebauten GEBUS-Prinzip. Erst die von Henschel und NOBAB in Lizenz gebauten EMD-Lokomotiven brachten die Steuerung in größerem Stil nach Europa.[4][3][6]

Anerkennungen

Quellen

Einzelnachweise

  1. Patent US1154785: Controlling mechanism for internal-combustion engines. Angemeldet am 8. April 1914, veröffentlicht am 28. September 1915, Anmelder: General Electric, Erfinder: Hermann Lemp.
  2. a b Max Süberkrüb: Fahrzeug-Getriebe: Beschreibung, kritische Betrachtung und wirtschaftlicher Vergleich der bei Maschinen verwendeten Getriebe mit fester und veränderlicher Übersetzung und ihre Anwendung auf Gleis- und gleislose Fahrzeuge. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-02128-6 (google.at [abgerufen am 12. Mai 2022]).
  3. a b c Karl Sachs: Elektrische Triebfahrzeuge. Ein Handbuch für die Praxis sowie für Studierende: Band 1: Allgemeine Grundlagen und Mechanischer Teil. - Band 2: Elektrischer Teil und Spezialfahrzeuge. - Band 3: Tabellen und Tafeln. Springer-Verlag, 2019, ISBN 978-3-7091-4380-3 (google.at [abgerufen am 12. Mai 2022]).
  4. a b c ÖNB-ANNO - Elektrotechnik und Maschinenbau. Abgerufen am 12. Mai 2022.
  5. a b ÖNB-ANNO - Elektrotechnik und Maschinenbau. Abgerufen am 12. Mai 2022.
  6. Otto Judtmann: Motorzugförderung auf Schienen. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-7091-5697-1 (google.at [abgerufen am 12. Mai 2022]).