„Mohrscher Spannungskreis“ – Versionsunterschied

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{{Anker|Mohr’scherkreis}}
[[Datei:Mohrs circle LanguageNeutral.svg|mini|300px|Mohrscher Spannungskreis und Konstruktion]]
[[Datei:Mohr's circle with transformed stresses and angles.svg|mini|350px|Abb.&nbsp;1: Mohr’scher Spannungskreis im Spannungsraum mit Normalspannungen σ<sub>n</sub> auf der Abszisse und Schubspannungen σ<sub>t</sub> auf der Ordinate]]
[[Datei:Mohr example includingStresstensor.svg|mini|Mohrscher Kreis für 2D-Spannungs&shy;zustand <math>\begin{bmatrix} \sigma_{xx} & \tau_{xy} \\ \tau_{xy} & \sigma_{yy} \end{bmatrix} = \begin{bmatrix} -1 & 4 \\ 4 & 5 \end{bmatrix}</math>]]
'''Mohr’sche Spannungskreis''' oder kurz '''Mohr’sche Kreis''', benannt nach [[Christian Otto Mohr]], ist eine Möglichkeit, den 2D-[[Spannungszustand]] in einem Punkt eines [[Körper (Physik)|Körpers]] zu veranschaulichen oder zu untersuchen, siehe Abbildung&nbsp;1.


Seine Gleichung lautet im Spannungsraum, wo auf der [[Abszisse]] die [[Normalspannung]]en und auf der [[Ordinate]] die [[Schubspannung]]en aufgetragen sind:<ref name="tm2">{{Literatur
Der '''Mohrsche Kreis''' oder auch '''Mohrsche Spannungskreis,''' benannt nach [[Christian Otto Mohr]], ist eine Möglichkeit, den 3D-Spannungszustand eines Punktes, oder eines Volumens konstanter [[Spannungstensor|Spannung]], zu veranschaulichen oder zu untersuchen.
| Autor=D. Gross, W. Hauger, [[Jörg Schröder (Bauingenieur)| J. Schröder]], W. A. Wall
| Titel=Technische Mechanik
| TitelErg=Elastostatik
| Seiten=50
| Band=Band 2
| Verlag=Springer-Verlag
| Ort=Heidelberg
| Jahr=2014
| Online=[https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-40966-0_2 Spannungszustand]
| ISBN=978-3-642-40965-3
| DOI=10.1007/978-3-642-40966-0_6}}</ref>


:<math>\mathsf{(\sigma_{uu,vv}-M)^2+\sigma_{uv}^2=R^2}</math>
Dazu wird auf einem [[infinitesimal]]en Volumen ein Freischnitt durchgeführt, wodurch der [[Traktionsvektor]] ''t'' auf der Schnittfläche sichtbar wird. Dieser Traktionsvektor, auch Spannungsvektor genannt, wird zerlegt in seinen Anteil <math>\sigma_n</math> (hier auch <math>t_{\bar x}</math> bezeichnet) senkrecht zur Schnittfläche (den sogenannten Normalspannungsanteil) und seinen Anteil <math>\tau_n</math> (hier auch <math>t_{\bar y}</math> bezeichnet) parallel zur Schnittfläche (den so genannten Schubspannungsanteil). Abhängig vom Winkel <math>\varphi</math>, unter dem geschnitten wird, lassen sich Paare <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math> berechnen und in ein Diagramm als Punkte einzeichnen. Die Menge aller Punkte ist der Mohrsche Kreis. An ihm lassen sich z.&nbsp;B. die Hauptspannungen, die Hauptspannungsrichtungen oder die größte Schubspannung ablesen. Dadurch gewinnt man eine anschauliche Vorstellung von der Beanspruchung des Volumens. Bei Festigkeitskriterien, wie [[Bruchkriterium|Versagenskriterien]], [[Trescakriterium|Fließkriterien]] oder Elastizitätsgrenzen, von [[isotrop]]en, [[Homogenität (Physik)|homogenen]] Materialien sind ausschließlich die [[Hauptspannung]]en relevant. Bei einigen Festigkeitskriterien ist nur die Beanspruchung in der Ebene der größten und kleinsten Hauptspannung relevant. Zu ihrer Beurteilung wird auch im Computerzeitalter oft der Mohrsche Spannungskreis verwendet, denn er liefert schnell eine anschauliche Lösung.


mit
Der Mohrsche Kreis kann auch zur Berechnung des [[Traktionsvektor]]s auf eine beliebige Flächennormale verwendet werden und somit kann man die Komponenten des Spannungstensors rückbestimmen: Sind die Spannungstensor-Komponenten bezogen auf ein kartesisches <math>(x,y)</math>-Koordinatensystem gegeben, dann lassen sich mit dem Mohrschen Kreis die Spannungstensor-Komponenten bezogen auf ein kartesisches <math>(\bar x,\bar y)</math>-Koordinatensystem grafisch bestimmen. Vorausgesetzt ist hierbei, dass das <math>(\bar x,\bar y)</math>-Koordinatensystem durch eine Drehung um den Winkel <math>\varphi</math> aus dem <math>(x,y)</math>-Koordinatensystem hervorgeht.


:<math>\mathsf{M}=\mathsf{\frac12(\sigma_{xx}+\sigma_{yy})}</math>&nbsp;&nbsp;&nbsp;und&nbsp;&nbsp;&nbsp;<math>\mathsf{R}=\mathsf{\sqrt{\frac14(\sigma_{xx}-\sigma_{yy})^2+\sigma_{xy}^2}}
Neben dem Cauchy-Spannungstensor können auch andere symmetrische Tensoren mit dem Mohrschen Kreis veranschaulicht oder untersucht werden, z.&nbsp;B. der [[Verzerrungstensor]]. Und neben dem Mohrschen Kreis gibt es auch andere Verfahren zur Veranschaulichung symmetrischer Tensoren, z.&nbsp;B. [[Superquadrik]]en oder [[Ellipsoid]]e.
</math>

Darin ist
* {σ<sub>xx</sub>,&nbsp;σ<sub>yy</sub>,&nbsp;σ<sub>xy</sub>} ein gegebener Spannungszustand in der [[xy-Ebene]], die zu einer [[Hauptspannungsrichtung]] senkrecht ist, wie zum Beispiel im [[Ebener Spannungszustand|ebenen Spannungszustand]],
* {σ<sub>uu</sub>,&nbsp;σ<sub>vv</sub>,&nbsp;σ<sub>uv</sub>} ist der Spannungszustand im uv-Koordinatensystem, dessen u- und v-Achsen wie in [[#Koordinatentransformation|Abb.&nbsp;2]] um den Winkel α gegenüber den x- bzw. y-Achsen verdreht sind,
* M der Mittelpunkt des Kreises auf der Abszisse und
* R der Radius des Kreises.
Am Kreis kann abgelesen werden, in welchem Winkel β zur x-Achse die [[Hauptschubspannung]] τ<sub>I</sub> und in welchem Winkel γ die [[Hauptspannung]]en σ<sub>I,II</sub> auftreten.

Neben dem Cauchy-Spannungstensor können auch andere symmetrische Tensoren mit dem Mohr’schen Kreis veranschaulicht oder untersucht werden, z.&nbsp;B. der [[Verzerrungstensor]] und der [[Trägheitstensor]]. Neben dem Mohr’schen Kreis gibt es auch andere Verfahren zur Veranschaulichung symmetrischer Tensoren, z.&nbsp;B. [[Ellipsoid]]e oder [[Superquadrik]]en, je nachdem der Tensor [[positiv definit]] ist oder nicht.

Mohr führte den Spannungskreis 1882 ein.<ref group="Anm.">[Christian Otto] Mohr: ''„Über die Darstellung des Spannungszustandes und des Deformationszustandes eines Körperelementes und über die Anwendung derselben in der Festigkeitslehre.“'' In: ''Der Civilingenieur. Organ des sächsischen Ingenieur- und Architekten-Vereins.'' (Leipzig) N.F., Bd. 28 (1882), S. 112–156, darin auf S. 113; auf den Mohr’schen Kreis sowie auf die Originalarbeit wird hingewiesen durch: [[Stepan Tymoschenko|S. Timoshenko]]: ''History of strength of materials''. McGraw Hill, 1953, S. 285. Aufgeführt wird der Autor in der Zeitschrift als „Professor Mohr“; der Vorname bleibt unerwähnt.</ref><ref>[[Karl-Eugen Kurrer]], ''Geschichte der Baustatik. Auf der Suche nach dem Gleichgewicht''. Ernst & Sohn, 2016, S. 323</ref>

== Koordinatentransformation ==
[[Datei:Stresscomponents in different cartesian coordinate systems.svg|mini|350px|Abb.&nbsp;2: Spannungs&shy;komponenten in zwei Koordinaten&shy;systemen, die im Winkel α zueinander verdreht sind]]
Eine [[Koordinatentransformation|Koordinaten&shy;trans&shy;formation]] wird unter anderem bei einer [[Drehung]] wie im Bild notwendig, und wenn diese um eine [[Hauptspannungsrichtung|Haupt&shy;spannungs&shy;richtung]] als Drehachse erfolgt, kann der Spannungszustand in der zur Drehachse senkrechten Ebene mit dem Mohr’schen Spannungskreis veranschaulicht werden. Allgemein geschieht eine Drehung mathematisch mit einem [[Orthogonaler Tensor|orthogonalen Tensor]] '''Q''' und die Koordinaten&shy;trans&shy;formation beim [[Spannungstensor]] '''σ''' gemäß '''σ'''’='''Q'''·'''σ'''·[[Transponierte Matrix|'''Q'''<sup>⊤</sup>]], siehe [[Euklidische Transformation]]. In der Ebene bezüglich kartesischer Koordinaten der Abbildung kann das als Matrizengleichung mit [[Drehmatrix|Drehmatrizen]] und dem [[Sinus und Cosinus]] geschrieben werden:

:<math>\mathsf{\begin{pmatrix}\mathsf{\sigma_{uu}}&\mathsf{\sigma_{uv}}\\
\mathsf{\sigma_{uv}}&\mathsf{\sigma_{vv}}\end{pmatrix}
=\begin{pmatrix}\cos\alpha&-\sin\alpha\\\sin\alpha&\cos\alpha\end{pmatrix}
\cdot\begin{pmatrix}\mathsf{\sigma_{xx}}&\mathsf{\sigma_{xy}}\\
\mathsf{\sigma_{xy}}&\mathsf{\sigma_{yy}}\end{pmatrix}
\cdot\begin{pmatrix}\cos\alpha&\sin\alpha\\-\sin\alpha&\cos\alpha
\end{pmatrix}}</math>

Die Komponenten in der uv-Ebene auf der linken Seite können mit den [[Formelsammlung Trigonometrie#Additionstheoreme|Additionstheoremen der Winkelfunktionen]] ausgerechnet werden:<ref name="balke">{{Literatur
| Autor=H. Balke
| Titel=Einführung in die Technische Mechanik
| TitelErg=Festigkeitslehre
| Auflage=3.
| Verlag=Springer-Vieweg
| Jahr=2014
| ISBN=978-3-642-40980-6}}</ref>{{rp|35f}}

:<math>\begin{align}
\mathsf{\sigma_{uu}}=&\mathsf{
\sigma_{xx}\cos^2\alpha-2\sigma_{xy}\sin\alpha\,\cos\alpha
+\sigma_{yy}\sin^2\alpha}
\\=&\mathsf{\frac12(\sigma_{xx}+\sigma_{yy})
+\frac12(\sigma_{xx}-\sigma_{yy})\cos2\alpha-\sigma_{xy}\sin2\alpha}
\\
\mathsf{\sigma_{vv}}=&\mathsf{
\sigma_{xx}\sin^2\alpha+2\sigma_{xy}\cos\alpha\sin\alpha
+\sigma_{yy}\cos^2\alpha}
\\=&\mathsf{\frac12(\sigma_{xx}+\sigma_{yy})
-\frac12(\sigma_{xx}-\sigma_{yy})\cos2\alpha+\sigma_{xy}\sin2\alpha}
\\
\mathsf{\sigma_{uv}}=&\mathsf{
\sigma_{xx}\sin\alpha\,\cos\alpha+(\cos^2\alpha-\sin^2\alpha)\sigma_{xy}
-\sigma_{yy}\sin\alpha\,\cos\alpha}
\\=&\mathsf{\frac12(\sigma_{xx}-\sigma_{yy})\sin2\alpha+\sigma_{xy}\cos2\alpha}
\end{align}</math>

Hier zeigt sich mit M=(σ<sub>xx</sub>+σ<sub>yy</sub>)/2:

:<math>\mathsf{(\sigma_{uu}-M)^2=(\sigma_{vv}-M)^2
=\left(\frac12(\sigma_{xx}-\sigma_{yy})\cos2\alpha
-\sigma_{xy}\sin2\alpha\right)^2
}</math>

und

:<math>\mathsf{
(\sigma_{uu}-M)^2+\sigma_{uv}^2
=(\sigma_{vv}-M)^2+\sigma_{uv}^2
=\frac14(\sigma_{xx}-\sigma_{yy})^2+\sigma_{xy}^2=:R^2
}</math>

Letzteres ist die Gleichung des Mohr’schen Kreises in einem Koordinatensystem, in dem die Normalkomponenten σ<sub>uu,vv</sub> auf der [[Abszisse]] und die Schubkomponenten σ<sub>uv</sub> auf der [[Ordinate]] aufgetragen werden. Der Mittelpunkt des Kreises liegt auf der Abszisse bei M und sein Radius ist R.

Die folgenden Punkte sind von besonderem Interesse:
* Bei σ<sub>uu</sub>=σ<sub>vv</sub>=M ist die Schubkomponente σ<sub>uv</sub> extremal, also gleich der [[Hauptschubspannung]], und der Winkel β im [[#Mohr’scherkreis|Bild]] errechnet sich aus seinem [[Tangens und Kotangens|Tangens]] gemäß <math>\mathsf{\tan2\beta=\tfrac{\sigma_{xx}-\sigma_{yy}}{2\sigma_{xy}}}</math>
* Bei σ<sub>uv</sub>=0 sind die Normalkomponenten extremal, also gleich den [[Hauptspannung]]en σ<sub>I,II</sub> in der Ebene. Die Hauptspannungen stellen sich im Winkel γ oder γ±90° ein mit <math>\mathsf{\tan2\gamma=\tfrac{2\sigma_{xy}}{\sigma_{yy}-\sigma_{xx}}
=-\tfrac1{\tan2\beta}}</math>.
Der Kehrwert des Tangens von 2β gehört zum Ergänzungswinkel 90°−2β=2γ, worin sich zeigt, dass die Hauptschubspannung im 45°-Winkel zu den Hauptspannungen auftritt.

Der Radius ist eine Invariante, denn

:<math>\begin{align}
\mathsf{\sigma_{uu}+\sigma_{vv}}=&\mathsf{\sigma_{xx}+\sigma_{yy}}
\\
\mathsf{\sigma_{uu}\sigma_{vv}-\sigma_{uv}^2}
=&\mathsf{\sigma_{xx}\sigma_{yy}-\sigma_{xy}^2}
\\
\mathsf{R^2}=&\mathsf{\frac14[(\sigma_{xx}+\sigma_{yy})^2
-4(\sigma_{xx}\sigma_{yy}-\sigma_{xy}^2)]}
\end{align}</math>

Die ersten beiden Größen entsprechen den [[Hauptinvariante]]n [[Spur (Mathematik)|Spur]] und [[Determinante]], weswegen auch der Radius R eine Invariante ist.<ref name="tm2"/>{{rp|44}}

Die Situation im [[#Mohr’scherkreis|Bild]] entspricht den Zahlenwerten (die Einheiten werden der Übersichtlichkeit halber unterschlagen)

: σ<sub>xx</sub>=11, σ<sub>yy</sub>=3, σ<sub>xy</sub>=3, α=36,565°

Mit obigen Transformationsformeln berechnet sich in augenscheinlicher Übereinstimmung mit dem Bild auf vier [[signifikante Stellen]] gerundet:

: σ<sub>uu</sub>=5,290, σ<sub>vv</sub>=8,710, σ<sub>uv</sub>=4,698,
: β=26,57°, τ<sub>I</sub>=5
: γ=-18,44°, σ<sub>I</sub>=12
: γ=71,57°, σ<sub>II</sub>=2

== Mohr'scher Spannungskreis und Schnittspannungsvektoren ==
Der Spannungs- oder [[Traktionsvektor]] ''t'' wird auf einem [[infinitesimal]]en Volumen durch einen Freischnitt sichtbar. Der Vektor wird zerlegt in seinen Anteil <math>\sigma_n</math> (hier auch <math>t_{\bar x}</math> bezeichnet) senkrecht zur Schnittfläche (den sogenannten Normalspannungsanteil) und seinen Anteil <math>\tau_n</math> (hier auch <math>t_{\bar y}</math> bezeichnet) parallel zur Schnittfläche (den so genannten Schubspannungsanteil). Abhängig vom Winkel <math>\varphi</math>, unter dem geschnitten wird, lassen sich Paare <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math> berechnen und in ein Diagramm als Punkte einzeichnen. Die Menge aller Punkte ist der Mohr’sche Kreis. An ihm lassen sich z.&nbsp;B. die Hauptspannungen, die Hauptspannungsrichtungen oder die größte Schubspannung ablesen. Dadurch gewinnt man eine anschauliche Vorstellung von der Beanspruchung des Volumens. Bei Festigkeitskriterien, wie [[Bruchkriterium|Versagenskriterien]], [[Trescakriterium|Fließkriterien]] oder Elastizitätsgrenzen, von [[isotrop]]en, [[Homogenität (Physik)|homogenen]] Materialien sind ausschließlich die [[Hauptspannung]]en relevant. Bei einigen Festigkeitskriterien ist nur die Beanspruchung in der Ebene der größten und kleinsten Hauptspannung relevant. Zu ihrer Beurteilung wird auch im Computerzeitalter oft der Mohr’sche Spannungskreis verwendet, denn er liefert schnell eine anschauliche Lösung.


Der Mohr’sche Kreis kann auch zur Berechnung des [[Traktionsvektor]]s auf eine beliebige Flächennormale verwendet werden und somit kann man die Komponenten des Spannungstensors rückbestimmen: Sind die Spannungstensor-Komponenten bezogen auf ein kartesisches <math>(x,y)</math>-Koordinatensystem gegeben, dann lassen sich mit dem Mohr’schen Kreis die Spannungstensor-Komponenten bezogen auf ein kartesisches <math>(\bar x,\bar y)</math>-Koordinatensystem grafisch bestimmen. Vorausgesetzt ist hierbei, dass das <math>(\bar x,\bar y)</math>-Koordinatensystem durch eine Drehung um den Winkel <math>\varphi</math> aus dem <math>(x,y)</math>-Koordinatensystem hervorgeht.
Mohr führte den Spannungskreis 1882 ein.<ref group="Anm.">[Christian Otto] Mohr: ''„Über die Darstellung des Spannungszustandes und des Deformationszustandes eines Körperelementes und über die Anwendung derselben in der Festigkeitslehre.“'' In: ''Der Civilingenieur. Organ des sächsischen Ingenieur- und Architekten-Vereins.'' (Leipzig) N.F., Bd. 28 (1882), S. 112–156, darin auf S. 113; auf den Mohrschen Kreis sowie auf die Originalarbeit wird hingewiesen durch: [[Stepan Tymoschenko|S. Timoshenko]]: ''History of strength of materials''. McGraw Hill, 1953, S. 285. Aufgeführt wird der Autor in der Zeitschrift als „Professor Mohr“; der Vorname bleibt unerwähnt.</ref><ref>[[Karl-Eugen Kurrer]], ''Geschichte der Baustatik. Auf der Suche nach dem Gleichgewicht''. Ernst & Sohn, 2016, S. 323</ref>


== Schnittspannungsvektor ==
=== Schnittspannungsvektor ===
=== (x, y)-Komponenten ===
==== (x, y)-Komponenten ====
[[Datei:Spannung 5.svg|mini|Teilchen mit Spannung <math>\sigma</math> geschnitten senkrecht zu x (links) und unter einem Winkel <math>\varphi</math> (rechts), Normalen-Einheits&shy;vektor ''n'', Schnitt&shy;spannungs&shy;vektor&nbsp;''t'']]
[[Datei:Spannung 5.svg|mini|Teilchen mit Spannung <math>\sigma</math> geschnitten senkrecht zu x (links) und unter einem Winkel <math>\varphi</math> (rechts), Normalen-Einheits&shy;vektor ''n'', Schnitt&shy;spannungs&shy;vektor&nbsp;''t'']]


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|}
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Die Komponenten des Spannungstensors sind also auch die Komponenten der Spannungen auf den Schnittflächen.
Die Komponenten des Spannungstensors sind also auch die Komponenten der Spannungen auf den Schnittflächen.
Und der Mohrsche Kreis beschreibt, wie diese Spannungen von der Schnittrichtung abhängen.
Und der Mohr’sche Kreis beschreibt, wie diese Spannungen von der Schnittrichtung abhängen.
{{Absatz}}
{{Absatz}}


=== (x̅, y̅)-Komponenten ===
==== (x̅, y̅)-Komponenten ====
[[Datei:Spannung 8.svg|mini|<math>(t_x, t_y)</math> und <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math>]]{{Anker|ZählrichtungSchnittwinkel}}
[[Datei:Spannung 8.svg|mini|<math>(t_x, t_y)</math> und <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math>]]{{Anker|ZählrichtungSchnittwinkel}}
[[Datei:Mohr 3 v1.svg|mini|Zählrichtung für Schnitt&shy;winkel <math>\varphi</math> sowie <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math> für 12 Schnitt&shy;winkel. Beispiel: <math>\begin{bmatrix} \sigma_{xx} & \tau_{xy} \\ \tau_{xy} & \sigma_{yy} \end{bmatrix} = \begin{bmatrix} -1 & 4 \\ 4 & 5 \end{bmatrix}</math>]]
[[Datei:Mohr 3 v1.svg|mini|Zählrichtung für Schnitt&shy;winkel <math>\varphi</math> sowie <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math> für 12 Schnitt&shy;winkel. Beispiel: <math>\begin{bmatrix} \sigma_{xx} & \tau_{xy} \\ \tau_{xy} & \sigma_{yy} \end{bmatrix} = \begin{bmatrix} -1 & 4 \\ 4 & 5 \end{bmatrix}</math>]]
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</math>
</math>
Auf diesen beiden Gleichungen basiert die Konstruktion des Mohrschen Kreises. Für das Beispiel:
Auf diesen beiden Gleichungen basiert die Konstruktion des Mohr’schen Kreises. Für das Beispiel:
:<math>
:<math>
\begin{align}
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sind diese Formeln im Bild „[[#ZählrichtungSchnittwinkel|Zählrichtung für Schnittwinkel]]“ für 12 verschiedene Winkel ausgewertet.
sind diese Formeln im Bild „[[#ZählrichtungSchnittwinkel|Zählrichtung für Schnittwinkel]]“ für 12 verschiedene Winkel ausgewertet.


Das Bild „[[#ZählrichtungSchnittwinkel|Zählrichtung für Schnittwinkel]]“ zeigt '''nicht''' den Mohrschen Kreis, sondern veranschaulicht die Formeln für <math>t_{\bar x}</math> und <math>t_{\bar y}</math>. Man sieht an jedem Schnitt den dort wirkenden Schnittspannungsvektor und seine <math>(\bar x,\bar y)</math>-Komponenten.
Das Bild „[[#ZählrichtungSchnittwinkel|Zählrichtung für Schnittwinkel]]“ zeigt '''nicht''' den Mohr’schen Kreis, sondern veranschaulicht die Formeln für <math>t_{\bar x}</math> und <math>t_{\bar y}</math>. Man sieht an jedem Schnitt den dort wirkenden Schnittspannungsvektor und seine <math>(\bar x,\bar y)</math>-Komponenten.
Den Mohrschen Kreis erhält man, indem man <math>t_{\bar y}</math> über <math>t_{\bar x}</math> aufträgt&nbsp;– indem man also ein Diagramm zeichnet, worin die Paare <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math> als Punkte dargestellt sind. Dies wird im folgenden Abschnitt getan.
Den Mohr’schen Kreis erhält man, indem man <math>t_{\bar y}</math> über <math>t_{\bar x}</math> aufträgt&nbsp;– indem man also ein Diagramm zeichnet, worin die Paare <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math> als Punkte dargestellt sind. Dies wird im folgenden Abschnitt getan.


Für Schnitte parallel zu den <math>(x,y)</math>-Koordinatenflächen ist:
Für Schnitte parallel zu den <math>(x,y)</math>-Koordinatenflächen ist:
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{{Absatz}}
{{Absatz}}


== Kreisgleichung und Hauptspannungen ==
=== Kreisgleichung und Hauptspannungen ===
=== Kreisgleichung ===
==== Kreisgleichung ====
[[Datei:Mohr example v2 svg.svg|mini|Innen: Zähl&shy;richtung für <math>2\varphi</math> im Uhrzeigersinn sowie Punkte <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math> für <math>2\varphi=60^\circ, 120^\circ </math> etc. Außen: Zähl&shy;richtung für <math>\varphi</math> entgegen Uhrzeigersinn sowie Schnitte für <math>\varphi=30^\circ, 60^\circ </math> etc., vgl. Bild „[[#ZählrichtungSchnittwinkel|Zähl&shy;richtung für Schnitt&shy;winkel]]“.]]
[[Datei:Mohr example v2 svg.svg|mini|Innen: Zähl&shy;richtung für <math>2\varphi</math> im Uhrzeigersinn sowie Punkte <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math> für <math>2\varphi=60^\circ, 120^\circ </math> etc. Außen: Zähl&shy;richtung für <math>\varphi</math> entgegen Uhrzeigersinn sowie Schnitte für <math>\varphi=30^\circ, 60^\circ </math> etc., vgl. Bild „[[#ZählrichtungSchnittwinkel|Zähl&shy;richtung für Schnitt&shy;winkel]]“.]]


Aus den Gleichungen für <math>t_{\bar x}</math> und <math>t_{\bar y}</math> wird die [[Kreisgleichung]] des Mohrschen Kreises abgeleitet. Quadrieren beider Gleichungen liefert zunächst:
Aus den Gleichungen für <math>t_{\bar x}</math> und <math>t_{\bar y}</math> wird die [[Kreisgleichung]] des Mohr’schen Kreises abgeleitet. Quadrieren beider Gleichungen liefert zunächst:
: <math>
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Der '''Mittelpunkt''' des Mohrschen Kreises liegt bei:
Der '''Mittelpunkt''' des Mohr’schen Kreises liegt bei:
: <math>
: <math>
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=== Hauptspannungen und Hauptspannungsrichtungen ===
==== Hauptspannungen und Hauptspannungsrichtungen ====
[[Datei:Mohr 5 v1.svg|mini|Freischnitte entlang der Hauptspannungsrichtungen und <math>(\bar x,\bar y)</math>-Komponenten von ''t'' für <math>\begin{bmatrix} \sigma_{xx} & \tau_{xy} \\ \tau_{xy} & \sigma_{yy} \end{bmatrix} = \begin{bmatrix} -1 & 4 \\ 4 & 5 \end{bmatrix}</math>]]
[[Datei:Mohr 5 v1.svg|mini|Freischnitte entlang der Hauptspannungsrichtungen und <math>(\bar x,\bar y)</math>-Komponenten von ''t'' für <math>\begin{bmatrix} \sigma_{xx} & \tau_{xy} \\ \tau_{xy} & \sigma_{yy} \end{bmatrix} = \begin{bmatrix} -1 & 4 \\ 4 & 5 \end{bmatrix}</math>]]
Die [[Mechanische Spannung#Hauptspannung und Hauptspannungsrichtung|Hauptspannungen]] sind die [[Eigenwertproblem|Eigenwerte]] (der Komponentenmatrix) des Spannungstensors. Die charakteristische Gleichung zur Berechnung der Eigenwerte ist:
Die [[Mechanische Spannung#Hauptspannung und Hauptspannungsrichtung|Hauptspannungen]] sind die [[Eigenwertproblem|Eigenwerte]] (der Komponentenmatrix) des Spannungstensors. Die charakteristische Gleichung zur Berechnung der Eigenwerte ist:
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Die Einheitsvektoren der Eigenvektoren bilden eine [[Orthonormalbasis]], die den physikalischen Raum aufspannen, diese Eigenvektoren werden mit <math>e_{I}, e_{II}, e_{III}</math> bezeichnet. Da der [[Spannungstensor]] mit den Einheitseigenvektoren multipliziert (<math>\vec T=\mathbf{\sigma}\cdot\vec n</math>) jeweils eine der Hauptspannungen ergeben, werden sie in diesem Zusammenhang auch <math>n_{I}, n_{II}, n_{III}</math> bezeichnet.
Die Einheitsvektoren der Eigenvektoren bilden eine [[Orthonormalbasis]], die den physikalischen Raum aufspannen, diese Eigenvektoren werden mit <math>e_{I}, e_{II}, e_{III}</math> bezeichnet. Da der [[Spannungstensor]] mit den Einheitseigenvektoren multipliziert (<math>\vec T=\mathbf{\sigma}\cdot\vec n</math>) jeweils eine der Hauptspannungen ergeben, werden sie in diesem Zusammenhang auch <math>n_{I}, n_{II}, n_{III}</math> bezeichnet.


== Mohrsche Spannungskreise in 3D ==
== Mohr’sche Spannungskreise in 3D ==
[[Datei:Mohr Circle RomanNumbers withStressVector.svg|300px|mini|Mohrsche Kreise für einen dreidimensionalen Spannungszustand. Die drei Radien berechnen sich wie im Bild ersichtlich jeweils aus der Differenz zweier Hauptspannungen.]]
[[Datei:Mohr Circle RomanNumbers withStressVector.svg|300px|mini|Mohr’sche Kreise für einen dreidimensionalen Spannungszustand. Die drei Radien berechnen sich wie im Bild ersichtlich jeweils aus der Differenz zweier Hauptspannungen.]]
Die dreidimensionale Realität kann man mit 3 Mohrschen Spannungskreisen darstellen. Es gibt einen äußeren, der die Ebene von σ<sub>III</sub> und σ<sub>I</sub> aufspannt. Jeder Traktionsvektor muss innerhalb des äußeren Kreises (oder auf dem äußeren Kreis) liegen. Jene Spannungskombinationen aus Normalspannung und Schubspannung, die innerhalb der inneren Kreise liegt, können nicht auftreten, woraus auch folgt, dass es ausschließlich 3 Normalspannungen gibt, bei denen die Schubspannung null ist. Bei einem Spannungszustand, bei dem zwei [[Hauptspannung]]en null sind, degeneriert ein Kreis zu einem Punkt und der andere innere Kreis ist identisch mit dem äußeren Kreis. Bei einem hydrostatischen Spannungszustand degenerieren alle drei Kreise zu einem Punkt, da hier keine Schubspannungen vorhanden sind und in jeder Richtung dieselbe Normalspannung vorliegt.
Die dreidimensionale Realität kann man mit 3 Mohr’schen Spannungskreisen darstellen. Es gibt einen äußeren, der die Ebene von σ<sub>III</sub> und σ<sub>I</sub> aufspannt. Jeder Traktionsvektor muss innerhalb des äußeren Kreises (oder auf dem äußeren Kreis) liegen. Jene Spannungskombinationen aus Normalspannung und Schubspannung, die innerhalb der inneren Kreise liegt, können nicht auftreten, woraus auch folgt, dass es ausschließlich 3 Normalspannungen gibt, bei denen die Schubspannung null ist. Bei einem Spannungszustand, bei dem zwei [[Hauptspannung]]en null sind, degeneriert ein Kreis zu einem Punkt und der andere innere Kreis ist identisch mit dem äußeren Kreis. Bei einem hydrostatischen Spannungszustand degenerieren alle drei Kreise zu einem Punkt, da hier keine Schubspannungen vorhanden sind und in jeder Richtung dieselbe Normalspannung vorliegt.


=== Bestimmung des Normalenvektors bzw. des Traktionsvektors ===
=== Bestimmung des Normalenvektors bzw. des Traktionsvektors ===
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Durch die [[Hauptnormalspannung]]en σ<sub>I</sub> und σ<sub>III</sub> wird eine Seite eines gleichseitigen Dreiecks aufgespannt. Der Abstand zwischen dem Punkt des soeben aufgespannten Dreiecks, der nicht auf der Abszisse liegt, und σ<sub>II</sub> entspricht der Von-Mises-[[Vergleichsspannung]].{{Absatz}}
Durch die [[Hauptnormalspannung]]en σ<sub>I</sub> und σ<sub>III</sub> wird eine Seite eines gleichseitigen Dreiecks aufgespannt. Der Abstand zwischen dem Punkt des soeben aufgespannten Dreiecks, der nicht auf der Abszisse liegt, und σ<sub>II</sub> entspricht der Von-Mises-[[Vergleichsspannung]].{{Absatz}}


== Mohrscher Kreis: Konstruktion und Auswertung ==
== Mohr’scher Kreis: Konstruktion und Auswertung ==
=== Konstruktion ===
=== Konstruktion ===
[[Datei:Mohr example v3 svg.svg|mini|Mohrscher Kreis, Hauptspannungen und Hauptspannungsrichtungen für Beispiel <math>\begin{bmatrix} \sigma_{xx} & \tau_{xy} \\ \tau_{xy} & \sigma_{yy} \end{bmatrix} = \begin{bmatrix} -1 & 4 \\ 4 & 5 \end{bmatrix}</math>]]
[[Datei:Mohr example v3 svg.svg|mini|Mohr’scher Kreis, Hauptspannungen und Hauptspannungsrichtungen für Beispiel <math>\begin{bmatrix} \sigma_{xx} & \tau_{xy} \\ \tau_{xy} & \sigma_{yy} \end{bmatrix} = \begin{bmatrix} -1 & 4 \\ 4 & 5 \end{bmatrix}</math>]]
Die Konstruktion des Mohr’schen Kreises geschieht wie in nebenstehenden Bild dargestellt nach folgendem Schema:
<hr width="350" style="height:0;border:none;color:#FFFFFF;background:#FFFFFF;" />
Die Konstruktion des Mohrschen Kreises geschieht wie in nebenstehenden Bild dargestellt nach folgendem Schema:
# Zeichnen eines kart. Koordinatensystems für Punkte <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math>.
# Zeichnen eines kart. Koordinatensystems für Punkte <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math>.
# Eintragen der zwei Punkte:
# Eintragen der zwei Punkte:
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=== Auswertung ===
=== Auswertung ===
; 1. Schnittrichtung / Schnittspannung
; 1. Schnittrichtung / Schnittspannung
: Jeder Punkt auf dem Mohrschen Kreis im [[:Datei:Mohr example v3 svg.svg|Bild im Absatz Konstruktion]] entspricht einem Schnittwinkel <math>\varphi</math>, siehe Bild „[[#ZählrichtungSchnittwinkel|Zähl&shy;richtung für Schnitt&shy;winkel]]“. <math>\varphi</math> ist einerseits der Winkel zwischen der ''x''-Achse und dem Normalen-Einheitsvektor ''n''&nbsp;– ausgehend von ''x'' entgegen dem Uhrzeigersinn positiv gezählt (in Bild „[[#ZählrichtungSchnittwinkel|Zähl&shy;richtung für Schnitt&shy;winkel]]“). Andererseits ist <math>2\varphi</math> im Mohrschen Kreis, bzw. dem [[:Datei:Mohr example v3 svg.svg|Bild im Absatz Konstruktion]], der Winkel zwischen <math> P_{0^\circ}</math> und dem zur jeweiligen Schnittrichtung passenden Punkt <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math>&nbsp;– von <math> P_{0^\circ}</math> ausgehend im Uhrzeigersinn positiv gezählt.
: Jeder Punkt auf dem Mohr’schen Kreis im Bild im Absatz [[#Konstruktion]] entspricht einem Schnittwinkel <math>\varphi</math>, siehe Bild „[[#ZählrichtungSchnittwinkel|Zähl&shy;richtung für Schnitt&shy;winkel]]“. <math>\varphi</math> ist einerseits der Winkel zwischen der ''x''-Achse und dem Normalen-Einheitsvektor ''n''&nbsp;– ausgehend von ''x'' entgegen dem Uhrzeigersinn positiv gezählt (in Bild „[[#ZählrichtungSchnittwinkel|Zähl&shy;richtung für Schnitt&shy;winkel]]“). Andererseits ist <math>2\varphi</math> im Mohr’schen Kreis, bzw. dem Bild im Absatz [[#Konstruktion]], der Winkel zwischen <math> P_{0^\circ}</math> und dem zur jeweiligen Schnittrichtung passenden Punkt <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math>&nbsp;– von <math> P_{0^\circ}</math> ausgehend im Uhrzeigersinn positiv gezählt.
: Für jeden vorgegebenen Schnittwinkel <math>\varphi</math> liest man im Mohrschen Kreis die <math>(\bar x,\bar y)</math>-Komponenten des zu dieser Schnittrichtung passenden '''Schnittspannungsvektors''' ab. Diese Komponenten sind das Paar <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math>, das abzulesen ist an der Stelle <math>2\varphi</math>.
: Für jeden vorgegebenen Schnittwinkel <math>\varphi</math> liest man im Mohr’schen Kreis die <math>(\bar x,\bar y)</math>-Komponenten des zu dieser Schnittrichtung passenden '''Schnittspannungsvektors''' ab. Diese Komponenten sind das Paar <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})</math>, das abzulesen ist an der Stelle <math>2\varphi</math>.
; 2. Hauptspannungen
; 2. Hauptspannungen
: An den Schnittpunkten des Kreises mit der <math>t_{\bar x}</math>-Achse sind die <math>(\bar x,\bar y)</math>-Komponenten der Spannungsvektoren <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})=(\lambda_{1},0)</math> bzw. <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})=(\lambda_{2},0)</math>. Der Schnittspannungsvektor ''t'' ist an diesen Schnittpunkten also parallel zu ''n,'' und darum sind <math>\lambda_{1}</math> bzw. <math>\lambda_{2}</math> die Hauptspannungen.
: An den Schnittpunkten des Kreises mit der <math>t_{\bar x}</math>-Achse sind die <math>(\bar x,\bar y)</math>-Komponenten der Spannungsvektoren <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})=(\lambda_{1},0)</math> bzw. <math>(t_{\bar x}, t_{\bar y})=(\lambda_{2},0)</math>. Der Schnittspannungsvektor ''t'' ist an diesen Schnittpunkten also parallel zu ''n,'' und darum sind <math>\lambda_{1}</math> bzw. <math>\lambda_{2}</math> die Hauptspannungen.
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\end{align}
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</math>
</math>
: Die zugehörigen Schnittwinkel sind um <math>45^\circ</math> versetzt zu den Schnittwinkeln, unter denen die Hauptspannungen auftreten (siehe rote gestrichelte Linien im [[:Datei:Mohr example v3 svg.svg|Bild im Absatz Konstruktion]]).
: Die zugehörigen Schnittwinkel sind um <math>45^\circ</math> versetzt zu den Schnittwinkeln, unter denen die Hauptspannungen auftreten (siehe rote gestrichelte Linien im Bild im Absatz [[#Konstruktion]]).


Spezialfall: Wenn der [[Deviator]]-Anteil des Spannungstensors Null ist –&nbsp;d.&nbsp;h., wenn der Spannungstensor
Spezialfall: Wenn der [[Deviator]]-Anteil des Spannungstensors Null ist –&nbsp;d.&nbsp;h., wenn der Spannungstensor
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== Verwandte Themen ==
== Verwandte Themen ==
=== Mohrsche Verzerrungskreise ===
=== Mohr’sche Verzerrungskreise ===
Analog zu den Mohrschen Spannungskreisen kann man Mohrsche Verzerrungskreise zeichnen, die einem aufzeigen, welche Verzerrungszustände angenommen werden. Jedoch gibt es hier keinen [[Traktionsvektor]], der die Spannungskomponenten auf eine beliebige Fläche angibt, wie bei den Spannungskreisen.
Analog zu den Mohr’schen Spannungskreisen kann man Mohr’sche Verzerrungskreise zeichnen, die einem aufzeigen, welche [[Verzerrungszustand|Verzerrungszustände]] angenommen werden. Jedoch gibt es hier keinen [[Traktionsvektor]], der die Spannungskomponenten auf eine beliebige Fläche angibt, wie bei den Spannungskreisen.


=== Tensorkomponenten aus zwei Schnitten ===
=== Tensorkomponenten aus zwei Schnitten ===
[[Datei:Mohr example v5.svg|mini|Spannungstensor-Komponenten <math>(\sigma_{xx},\sigma_{yy}, \tau_{xy})</math> bezogen auf das <math>(x,y)</math>-Koordinaten&shy;system; Spannungs&shy;tensor-Komponenten <math>(\sigma_{\bar x \bar x},\sigma_{\bar y \bar y},\tau_{\bar x \bar y })</math> bezogen auf das um <math>\varphi</math> gedrehte <math>(\bar x,\bar y)</math>-Koordinaten&shy;system für Beispiel <math>\begin{bmatrix} \sigma_{xx} & \tau_{xy} \\ \tau_{xy} & \sigma_{yy} \end{bmatrix} = \begin{bmatrix} -1 & 4 \\ 4 & 5 \end{bmatrix}</math>]]
[[Datei:Mohr example v5.svg|mini|Spannungstensor-Komponenten <math>(\sigma_{xx},\sigma_{yy}, \tau_{xy})</math> bezogen auf das <math>(x,y)</math>-Koordinaten&shy;system; Spannungs&shy;tensor-Komponenten <math>(\sigma_{\bar x \bar x},\sigma_{\bar y \bar y},\tau_{\bar x \bar y })</math> bezogen auf das um <math>\varphi</math> gedrehte <math>(\bar x,\bar y)</math>-Koordinaten&shy;system für Beispiel <math>\begin{bmatrix} \sigma_{xx} & \tau_{xy} \\ \tau_{xy} & \sigma_{yy} \end{bmatrix} = \begin{bmatrix} -1 & 4 \\ 4 & 5 \end{bmatrix}</math>]]


Seien die Spannungstensor-Komponenten bezüglich <math>(x,y)</math>-Koordinatensystem gegeben. Sei genau '''ein''' <math>(\bar x,\bar y)</math>-Koordinatensystem definiert, das um einen Winkel <math>\varphi</math> gegenüber dem <math>(x,y)</math>-Koordinatensystem gedreht ist, siehe nebenstehendes Bild. Seien weiterhin die Spannungstensors-Komponenten bezogen auf dieses eine <math>(\bar x,\bar y)</math>-Koordinatensystem <math>(\sigma_{xx},\sigma_{yy}, \tau_{xy})</math> '''gesucht.'''
Seien die Spannungstensor-Komponenten bezüglich <math>(x,y)</math>-Koordinatensystem gegeben. Sei genau '''ein''' <math>(\bar x,\bar y)</math>-Koordinatensystem definiert, das um einen Winkel <math>\varphi</math> gegenüber dem <math>(x,y)</math>-Koordinatensystem gedreht ist, siehe nebenstehendes Bild. Seien weiterhin die Spannungstensor-Komponenten bezogen auf dieses eine <math>(\bar x,\bar y)</math>-Koordinatensystem <math>(\sigma_{xx},\sigma_{yy}, \tau_{xy})</math> '''gesucht.'''


Dann lassen sich diese Komponenten bestimmen durch einen Schnitt unter <math>\varphi</math>&nbsp;– und einen zweiten Schnitt unter <math>\varphi+90^\circ</math>, denn:
Dann lassen sich diese Komponenten bestimmen durch einen Schnitt unter <math>\varphi</math>&nbsp;– und einen zweiten Schnitt unter <math>\varphi+90^\circ</math>, denn:
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</math>
</math>
Die letzten Formeln ermöglichen es, die Komponenten des Spannungstensors in Bezug auf ein um einen Winkel <math>\varphi</math> gedrehtes Koordinatensystem zu berechnen.
Die letzten Formeln ermöglichen es, die Komponenten des Spannungstensors in Bezug auf ein um einen Winkel <math>\varphi</math> gedrehtes Koordinatensystem zu berechnen.
Die Funktionen <math>t_{\bar x}</math> und <math>t_{\bar y}</math>, die dazu verwendet werden, sind dieselben wie die zur Konstruktion des Mohrschen Kreises. Und darum kann man die Komponenten des Spannungstensors in Bezug auf ein gedrehtes Koordinatensystem auch aus dem Mohrschen Kreis ablesen, siehe hierzu das Bild am Beginn dieses Absatzes.
Die Funktionen <math>t_{\bar x}</math> und <math>t_{\bar y}</math>, die dazu verwendet werden, sind dieselben wie die zur Konstruktion des Mohr’schen Kreises. Und darum kann man die Komponenten des Spannungstensors in Bezug auf ein gedrehtes Koordinatensystem auch aus dem Mohr’schen Kreis ablesen, siehe hierzu das Bild am Beginn dieses Absatzes.


=== Tensorkomponenten aus Transformationsbeziehung ===
=== Tensorkomponenten aus Transformationsbeziehung ===
Diese <math>(\bar x,\bar y)</math>-Komponenten des Spannungstensors lassen sich auch direkt aus den <math>(x,y)</math>-Komponenten des Spannungstensors berechnen. Denn der Koordinatenwechsel von <math>(x,y)</math> auf <math>(\bar x,\bar y)</math> erzeugt folgende Transformationsbeziehung (auch ''Pushforward'' genannt) für die Komponenten des (2,0)-Spannungstensors:
Diese <math>(\bar x,\bar y)</math>-Komponenten des Spannungstensors lassen sich auch direkt aus den <math>(x,y)</math>-Komponenten des Spannungstensors berechnen, siehe [[#Koordinatentransformation]]. Denn der Koordinatenwechsel von <math>(x,y)</math> auf <math>(\bar x,\bar y)</math> erzeugt folgende Transformationsbeziehung (auch ''Pushforward'' genannt) für die Komponenten des (2,0)-Spannungstensors:


:<math>
:<math>
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&
&
\begin{bmatrix}
\begin{bmatrix}
c_{\varphi} & s_{\varphi} \\
c_{\varphi} & -s_{\varphi} \\
-s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
\end{bmatrix}
\end{bmatrix}
\begin{bmatrix}
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\end{bmatrix}
\end{bmatrix}
\begin{bmatrix}
\begin{bmatrix}
c_{\varphi} & -s_{\varphi} \\
c_{\varphi} & s_{\varphi} \\
s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
-s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
\end{bmatrix}
\end{bmatrix}
\\
\\
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&
&
\begin{bmatrix}
\begin{bmatrix}
c_{\varphi} \sigma_{xx} + s_{\varphi} \tau_{xy} & c_{\varphi} \tau_{xy} + s_{\varphi} \sigma_{yy} \\
c_{\varphi} \sigma_{xx} - s_{\varphi} \tau_{xy} & c_{\varphi} \tau_{xy} - s_{\varphi} \sigma_{yy} \\
- s_{\varphi} \sigma_{xx} + c_{\varphi} \tau_{xy} & - s_{\varphi} \tau_{xy} + c_{\varphi} \sigma_{yy} \\
s_{\varphi} \sigma_{xx} + c_{\varphi} \tau_{xy} & s_{\varphi} \tau_{xy} + c_{\varphi} \sigma_{yy} \\
\end{bmatrix}
\end{bmatrix}
\begin{bmatrix}
\begin{bmatrix}
c_{\varphi} & -s_{\varphi} \\
c_{\varphi} & s_{\varphi} \\
s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
-s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
\end{bmatrix}
\end{bmatrix}
\\
\\
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&
&
\begin{bmatrix}
\begin{bmatrix}
(c_{\varphi} \sigma_{xx} + s_{\varphi} \tau_{xy})c_{\varphi} + (c_{\varphi} \tau_{xy} + s_{\varphi} \sigma_{yy}) s_{\varphi} & (c_{\varphi} \sigma_{xx} + s_{\varphi} \tau_{xy})(-s_{\varphi}) + (c_{\varphi} \tau_{xy} + s_{\varphi} \sigma_{yy}) c_{\varphi} \\
(c_{\varphi} \sigma_{xx} - s_{\varphi} \tau_{xy})c_{\varphi}
- (c_{\varphi} \tau_{xy} - s_{\varphi} \sigma_{yy})s_{\varphi} &
(c_{\varphi} \sigma_{xx} - s_{\varphi} \tau_{xy})s_{\varphi}
+ (c_{\varphi} \tau_{xy} - s_{\varphi} \sigma_{yy}) c_{\varphi} \\
(-s_{\varphi} \sigma_{xx} + c_{\varphi} \tau_{xy})c_{\varphi} + (-s_{\varphi} \tau_{xy} + c_{\varphi} \sigma_{yy}) s_{\varphi} & (-s_{\varphi} \sigma_{xx} + c_{\varphi} \tau_{xy})(-s_{\varphi}) + (-s_{\varphi} \tau_{xy} + c_{\varphi} \sigma_{yy}) c_{\varphi} \\
(s_{\varphi} \sigma_{xx} + c_{\varphi} \tau_{xy})c_{\varphi}
- (s_{\varphi} \tau_{xy} + c_{\varphi} \sigma_{yy})s_{\varphi} &
(s_{\varphi} \sigma_{xx} + c_{\varphi} \tau_{xy})s_{\varphi}
+ (s_{\varphi} \tau_{xy} + c_{\varphi} \sigma_{yy}) c_{\varphi}
\end{bmatrix}
\end{bmatrix}
\\
\\
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&
&
\begin{bmatrix}
\begin{bmatrix}
(\sigma_{xx} c_{\varphi} + \tau_{xy} s_{\varphi} )c_{\varphi} + (\tau_{xy} c_{\varphi} + \sigma_{yy} s_{\varphi}) s_{\varphi} & -(\sigma_{xx} c_{\varphi}+ \tau_{xy} s_{\varphi}) s_{\varphi} + (\tau_{xy} c_{\varphi}+ \sigma_{yy} s_{\varphi}) c_{\varphi} \\
(\sigma_{xx} c_{\varphi} - \tau_{xy}s_{\varphi} )c_{\varphi}
- (\tau_{xy} c_{\varphi} - \sigma_{yy}s_{\varphi})s_{\varphi} &
(\sigma_{xx} c_{\varphi}- \tau_{xy}s_{\varphi})s_{\varphi}
+ (\tau_{xy} c_{\varphi} - \sigma_{yy}s_{\varphi}) c_{\varphi} \\
-(\sigma_{xx} c_{\varphi}+ \tau_{xy} s_{\varphi}) s_{\varphi} + (\tau_{xy} c_{\varphi}+ \sigma_{yy} s_{\varphi}) c_{\varphi} & (\sigma_{xx} c_{\varphi+\tfrac{\pi}{2}} + \tau_{xy} s_{\varphi+\tfrac{\pi}{2}})c_{\varphi+\tfrac{\pi}{2}} + (\tau_{xy}c_{\varphi+\tfrac{\pi}{2}} +\sigma_{yy} s_{\varphi+\tfrac{\pi}{2}}) s_{\varphi+\tfrac{\pi}{2}} \\
(\sigma_{xx} c_{\varphi}- \tau_{xy}s_{\varphi})s_{\varphi}
+ (\tau_{xy} c_{\varphi} - \sigma_{yy}s_{\varphi}) c_{\varphi} &
(\sigma_{xx} c_{\varphi+\tfrac{\pi}{2}}
+ \tau_{xy} s_{\varphi+\tfrac{\pi}{2}})c_{\varphi+\tfrac{\pi}{2}}
+ (\tau_{xy}c_{\varphi+\tfrac{\pi}{2}}
+\sigma_{yy} s_{\varphi+\tfrac{\pi}{2}}) s_{\varphi+\tfrac{\pi}{2}}
\end{bmatrix}
\end{bmatrix}
\end{align}
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</math>
</math>


Vergleich mit den Gleichungen für <math>t_{\bar x}</math> und <math>t_{\bar y}</math> aus Abschnitt [[#(n,m)-Komponenten]] liefert:
Vergleich mit den Gleichungen für <math>t_{\bar x}</math> und <math>t_{\bar y}</math> aus Abschnitt [[#(,)-Komponenten]] liefert:


: <math>
: <math>
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</math>
</math>

Dieses Ergebnis ist äquivalent zum Ergebnis aus dem letzten Abschnitt, siehe hierzu auch das [[:Datei:Mohr example v5.svg|Bild im Absatz ''Tensorkomponenten aus zwei Schnitten'']].
Dieses Ergebnis ist äquivalent zum Ergebnis aus dem letzten Abschnitt, siehe hierzu auch das Bild im Absatz [[#Tensorkomponenten aus zwei Schnitten]].


Häufig wird dieses Ergebnis auch geschrieben als:
Häufig wird dieses Ergebnis auch geschrieben als:
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=== Umrechnung Flächenträgheitsmomente ===
=== Umrechnung Flächenträgheitsmomente ===
[[Datei:Mohr example v3 mom inertia.svg|mini|Mohrscher Trägheits&shy;kreis, Haupt&shy;trägheit&shy;smomente <math>I_1, I_2</math> für Beispiel <math>\begin{bmatrix} I_{y} & I_{yz} \\ I_{yz} & I_{z} \end{bmatrix} = \begin{bmatrix} 3 & 4 \\ 4 & 9 \end{bmatrix}</math>]]
[[Datei:Mohr example v3 mom inertia.svg|mini|Mohr’scher Trägheits&shy;kreis, Haupt&shy;trägheit&shy;smomente <math>I_1, I_2</math> für Beispiel <math>\begin{bmatrix} I_{y} & I_{yz} \\ I_{yz} & I_{z} \end{bmatrix} = \begin{bmatrix} 3 & 4 \\ 4 & 9 \end{bmatrix}</math>]]
Die Transformationsregel für Flächenträgheitsmomente kann genau wie die Transformationsregel für die Komponenten des Spannungstensors bestimmt werden. Der Spannungstensor ist eine lineare Abbildung zwischen Vektoren gemäß:
Die Transformationsregel für Flächenträgheitsmomente kann genau wie die Transformationsregel für die Komponenten des Spannungstensors bestimmt werden. Der Spannungstensor ist eine lineare Abbildung zwischen Vektoren gemäß:
: <math>
: <math>
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</math>
</math>


Damit diese Abbildungen unabhängig von der Wahl des Koordinatensystems gelten, müssen die Komponenten des Spannungstensors folgenden Transformationsregeln erfüllen:
Damit diese Abbildungen unabhängig von der Wahl des Koordinatensystems gelten, müssen die Komponenten des Spannungstensors folgende Transformationsregeln erfüllen:


:<math>
:<math>
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&=
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\begin{bmatrix}
\begin{bmatrix}
c_{\varphi} & s_{\varphi} \\
c_{\varphi} & -s_{\varphi} \\
-s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
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\end{bmatrix}
\begin{bmatrix}
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\end{bmatrix}
\end{bmatrix}
\begin{bmatrix}
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c_{\varphi} & -s_{\varphi} \\
c_{\varphi} & s_{\varphi} \\
s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
-s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
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\end{bmatrix}
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</math>
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Völlig analog gilt bei einem Profilstab zwischen Biegemomenten <math>M_y, M_z</math> und Verkrümmungen <math>\psi_y, \psi_z</math> (bezogen auf die Neutralachse) mit den Flächenträgheitsmomenten definiert als
siehe [[Euklidische Transformation]]. Analog gilt bei einem Profilstab zwischen Biegemomenten <math>M_y, M_z</math> und Verkrümmungen <math>\psi_y, \psi_z</math> (bezogen auf die Neutralachse) mit den Flächenträgheitsmomenten definiert als
: <math>
: <math>
\begin{align}
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</math>
</math>

Die Momente und die Verkrümmungen transformieren sich wie Pseudovektoren&nbsp;– also bei Drehung des Koordinatensystems wie Vektoren. Und darum ist die Transformationsregel für die Flächenträgheitsmomente:
Die Momente und die Verkrümmungen transformieren sich wie Pseudovektoren&nbsp;– also bei Drehung des Koordinatensystems wie Vektoren. Und darum ist die Transformationsregel für die Flächenträgheitsmomente:

:<math>
:<math>
\begin{align}
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&=
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\begin{bmatrix}
\begin{bmatrix}
c_{\varphi} & s_{\varphi} \\
c_{\varphi} & -s_{\varphi} \\
-s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
\end{bmatrix}
\end{bmatrix}
\begin{bmatrix}
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\end{bmatrix}
\end{bmatrix}
\begin{bmatrix}
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c_{\varphi} & -s_{\varphi} \\
c_{\varphi} & s_{\varphi} \\
s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
-s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
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\\
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&=
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\begin{bmatrix}
\begin{bmatrix}
c_{\varphi} & s_{\varphi} \\
c_{\varphi} & -s_{\varphi} \\
-s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
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\end{bmatrix}
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c_{\varphi} & -s_{\varphi} \\
c_{\varphi} & s_{\varphi} \\
s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
-s_{\varphi} & c_{\varphi} \\
\end{bmatrix}
\end{bmatrix}
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</math>
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Der Mohrsche Kreis kann also zur Umrechnung der Flächenträgheitsmomente bei Koordinatenwechsel ebenso verwendet werden wie zur Umrechnung der Komponenten des Spannungstensors.
Der Mohr’sche Kreis kann also zur Umrechnung der Flächenträgheitsmomente bei Koordinatenwechsel ebenso verwendet werden wie zur Umrechnung der Komponenten des Spannungstensors.


== Programm zum Ausprobieren ==
== Programm zum Ausprobieren ==
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</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>
<div style="clear:both"></div>
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== Literatur ==
* {{Literatur
|Autor=Gross, Hauger, Schröder, Wall
|Titel=Technische Mechanik 2
|Auflage=12.
|Verlag=Springer Vieweg
|Datum=2012
|ISBN=978-3-642-40965-3}}
* F. Jung: ''Der Culmannsche und der Mohrsche Kreis.'' In: ''Österreichisches Ingenieur-Archiv.'' 1, Nr.&nbsp;4–5, 1946/47, {{ISSN|0369-7819}}, S.&nbsp;408–410.
* [[István Szabó (Ingenieur)|Istvan Szabo]]: ''Einführung in die Technische Mechanik.'' Springer, 1984, ISBN 3-540-13293-7.
* [[Jerrold E. Marsden]], [[Thomas J. R. Hughes]]: ''Mathematical Foundations of Elasticity.'' 1994, ISBN 0-486-67865-2.
* [[Christian Otto Mohr|Otto Mohr]]: ''Abhandlungen aus dem Gebiete der technischen Mechanik.'' 3. erw. Auflage. Hrsg. v. K. Beyer, H. Spangenberg. Ernst & Sohn, Berlin 1928
* [[Walter Noll (Mathematiker)|Walter Noll]], [[Clifford Truesdell]]: ''The Non-Linear Field Theories of Mechanics.'' Springer-Verlag, New York 1965, ISBN 3-540-02779-3.
* Walter Noll: ''Foundations of Mechanics and Thermodynamics, Selected Papers.'' Springer-Verlag, New York 1974, ISBN 0-387-06646-2.
* {{Literatur
|Autor= [[Stephen Timoshenko|Stephen P. Timoshenko]], [[James N. Goodier|James Norman Goodier]]
|Titel=Theory of Elasticity
|Auflage=3.
|Verlag=McGraw-Hill International Editions
|Datum=1970
|ISBN=0-07-085805-5}}
* {{Literatur
|Autor=Stephen P. Timoshenko
|Titel=History of strength of materials: with a brief account of the history of theory of elasticity and theory of structures
|Reihe=Dover Books on Physics
|Verlag=Dover Publications
|Datum=1983
|ISBN=0-486-61187-6}}
* {{Literatur
|Autor=Johannes Wiedemann
|Titel=Leichtbau
|Band=Band 1: ''Elemente''
|Verlag=Springer
|Datum=1986
|ISBN=3-540-16404-9}}
* {{Literatur
|Autor=Christian Spura
|Titel=Technische Mechanik
|Band=2. ''Elastostatik''
|Verlag=Springer
|Datum=2019
|ISBN=978-3-658-19978-4}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Mohr's circle}}
{{Commonscat|Mohr's circle}}
* Visualisierung symmetrischer Tensoren mit [http://www.cs.utah.edu/~gk/papers/vissym04/web/index.html Superquadriken]
* Visualisierung symmetrischer Tensoren mit [http://www.cs.utah.edu/~gk/papers/vissym04/web/index.html Superquadriken]

== Anmerkungen ==
<references group="Anm." />


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


== Anmerkungen ==
== Literatur ==
* {{Literatur
<references group="Anm." />
| Autor=[[Christian Otto Mohr|Otto Mohr]]
| Titel=Abhandlungen aus dem Gebiete der technischen Mechanik
| Verlag=Ernst & Sohn
| Ort=Berlin
| Jahr=1906
| Online=https://archive.org/details/abhandlungenaus00mohrgoog/page/n206/mode/2up}}
* {{Literatur
| Autor=Gross, Hauger, Schröder, Wall
| Titel=Technische Mechanik 2
| Auflage=12.
| Verlag=Springer Vieweg
| Datum=2012
| ISBN=978-3-642-40965-3}}
* {{Literatur
| Autor=F. Jung
| Titel=Der Culmannsche und der Mohr’sche Kreis
| Sammelwerk=Österreichisches Ingenieur-Archiv
| Band=1
| Nummer=4–5
| Jahr=1946
| ISSN=0369-7819
| Seiten=408–410}}
* {{Literatur
| Autor=[[István Szabó (Ingenieur)|Istvan Szabo]]
| Titel=Einführung in die Technische Mechanik
| Verlag=Springer
| Jahr=1984
| ISBN=3-540-13293-7}}
* {{Literatur
| Autor=[[Jerrold E. Marsden]], [[Thomas J. R. Hughes]]
| Titel=Mathematical Foundations of Elasticity
| Jahr=1994
| ISBN=0-486-67865-2}}
* {{Literatur
| Autor=[[Walter Noll (Mathematiker)|Walter Noll]], [[Clifford Truesdell]]
| Titel=The Non-Linear Field Theories of Mechanics
| Verlag=Springer-Verlag
| Ort=New York
| Jahr=1965
| ISBN=3-540-02779-3}}
* {{Literatur
| Autor=[[Walter Noll (Mathematiker)|Walter Noll]]
| Titel=Foundations of Mechanics and Thermodynamics, Selected Papers
| Verlag=Springer-Verlag
| Ort=New York
| Jahr=1974
| ISBN=0-387-06646-2}}
* {{Literatur
| Autor= [[Stephen Timoshenko|Stephen P. Timoshenko]], [[James N. Goodier|James Norman Goodier]]
| Titel=Theory of Elasticity
| Auflage=3.
| Verlag=McGraw-Hill International Editions
| Datum=1970
| ISBN=0-07-085805-5}}
* {{Literatur
| Autor=Stephen P. Timoshenko
| Titel=History of strength of materials: with a brief account of the history of theory of elasticity and theory of structures
| Reihe=Dover Books on Physics
| Verlag=Dover Publications
| Datum=1983
| ISBN=0-486-61187-6}}
* {{Literatur
| Autor=Johannes Wiedemann
| Titel=Leichtbau
| Band=Band 1: ''Elemente''
| Verlag=Springer
| Datum=1986
| ISBN=3-540-16404-9}}
* {{Literatur
| Autor=Christian Spura
| Titel=Technische Mechanik
| Band=2. ''Elastostatik''
| Verlag=Springer
| Datum=2019
| ISBN=978-3-658-19978-4}}


[[Kategorie:Festigkeitslehre]]
[[:Kategorie:Festigkeitslehre]]

Version vom 24. Mai 2022, 12:01 Uhr

Abb. 1: Mohr’scher Spannungskreis im Spannungsraum mit Normalspannungen σn auf der Abszisse und Schubspannungen σt auf der Ordinate

Mohr’sche Spannungskreis oder kurz Mohr’sche Kreis, benannt nach Christian Otto Mohr, ist eine Möglichkeit, den 2D-Spannungszustand in einem Punkt eines Körpers zu veranschaulichen oder zu untersuchen, siehe Abbildung 1.

Seine Gleichung lautet im Spannungsraum, wo auf der Abszisse die Normalspannungen und auf der Ordinate die Schubspannungen aufgetragen sind:[1]

mit

   und   

Darin ist

  • xx, σyy, σxy} ein gegebener Spannungszustand in der xy-Ebene, die zu einer Hauptspannungsrichtung senkrecht ist, wie zum Beispiel im ebenen Spannungszustand,
  • uu, σvv, σuv} ist der Spannungszustand im uv-Koordinatensystem, dessen u- und v-Achsen wie in Abb. 2 um den Winkel α gegenüber den x- bzw. y-Achsen verdreht sind,
  • M der Mittelpunkt des Kreises auf der Abszisse und
  • R der Radius des Kreises.

Am Kreis kann abgelesen werden, in welchem Winkel β zur x-Achse die Hauptschubspannung τI und in welchem Winkel γ die Hauptspannungen σI,II auftreten.

Neben dem Cauchy-Spannungstensor können auch andere symmetrische Tensoren mit dem Mohr’schen Kreis veranschaulicht oder untersucht werden, z. B. der Verzerrungstensor und der Trägheitstensor. Neben dem Mohr’schen Kreis gibt es auch andere Verfahren zur Veranschaulichung symmetrischer Tensoren, z. B. Ellipsoide oder Superquadriken, je nachdem der Tensor positiv definit ist oder nicht.

Mohr führte den Spannungskreis 1882 ein.[Anm. 1][2]

Koordinatentransformation

Abb. 2: Spannungs­komponenten in zwei Koordinaten­systemen, die im Winkel α zueinander verdreht sind

Eine Koordinaten­trans­formation wird unter anderem bei einer Drehung wie im Bild notwendig, und wenn diese um eine Haupt­spannungs­richtung als Drehachse erfolgt, kann der Spannungszustand in der zur Drehachse senkrechten Ebene mit dem Mohr’schen Spannungskreis veranschaulicht werden. Allgemein geschieht eine Drehung mathematisch mit einem orthogonalen Tensor Q und die Koordinaten­trans­formation beim Spannungstensor σ gemäß σ’=Q·σ·Q, siehe Euklidische Transformation. In der Ebene bezüglich kartesischer Koordinaten der Abbildung kann das als Matrizengleichung mit Drehmatrizen und dem Sinus und Cosinus geschrieben werden:

Die Komponenten in der uv-Ebene auf der linken Seite können mit den Additionstheoremen der Winkelfunktionen ausgerechnet werden:[3]:35f

Hier zeigt sich mit M=(σxxyy)/2:

und

Letzteres ist die Gleichung des Mohr’schen Kreises in einem Koordinatensystem, in dem die Normalkomponenten σuu,vv auf der Abszisse und die Schubkomponenten σuv auf der Ordinate aufgetragen werden. Der Mittelpunkt des Kreises liegt auf der Abszisse bei M und sein Radius ist R.

Die folgenden Punkte sind von besonderem Interesse:

  • Bei σuuvv=M ist die Schubkomponente σuv extremal, also gleich der Hauptschubspannung, und der Winkel β im Bild errechnet sich aus seinem Tangens gemäß
  • Bei σuv=0 sind die Normalkomponenten extremal, also gleich den Hauptspannungen σI,II in der Ebene. Die Hauptspannungen stellen sich im Winkel γ oder γ±90° ein mit .

Der Kehrwert des Tangens von 2β gehört zum Ergänzungswinkel 90°−2β=2γ, worin sich zeigt, dass die Hauptschubspannung im 45°-Winkel zu den Hauptspannungen auftritt.

Der Radius ist eine Invariante, denn

Die ersten beiden Größen entsprechen den Hauptinvarianten Spur und Determinante, weswegen auch der Radius R eine Invariante ist.[1]:44

Die Situation im Bild entspricht den Zahlenwerten (die Einheiten werden der Übersichtlichkeit halber unterschlagen)

σxx=11, σyy=3, σxy=3, α=36,565°

Mit obigen Transformationsformeln berechnet sich in augenscheinlicher Übereinstimmung mit dem Bild auf vier signifikante Stellen gerundet:

σuu=5,290, σvv=8,710, σuv=4,698,
β=26,57°, τI=5
γ=-18,44°, σI=12
γ=71,57°, σII=2

Mohr'scher Spannungskreis und Schnittspannungsvektoren

Der Spannungs- oder Traktionsvektor t wird auf einem infinitesimalen Volumen durch einen Freischnitt sichtbar. Der Vektor wird zerlegt in seinen Anteil (hier auch bezeichnet) senkrecht zur Schnittfläche (den sogenannten Normalspannungsanteil) und seinen Anteil (hier auch bezeichnet) parallel zur Schnittfläche (den so genannten Schubspannungsanteil). Abhängig vom Winkel , unter dem geschnitten wird, lassen sich Paare berechnen und in ein Diagramm als Punkte einzeichnen. Die Menge aller Punkte ist der Mohr’sche Kreis. An ihm lassen sich z. B. die Hauptspannungen, die Hauptspannungsrichtungen oder die größte Schubspannung ablesen. Dadurch gewinnt man eine anschauliche Vorstellung von der Beanspruchung des Volumens. Bei Festigkeitskriterien, wie Versagenskriterien, Fließkriterien oder Elastizitätsgrenzen, von isotropen, homogenen Materialien sind ausschließlich die Hauptspannungen relevant. Bei einigen Festigkeitskriterien ist nur die Beanspruchung in der Ebene der größten und kleinsten Hauptspannung relevant. Zu ihrer Beurteilung wird auch im Computerzeitalter oft der Mohr’sche Spannungskreis verwendet, denn er liefert schnell eine anschauliche Lösung.

Der Mohr’sche Kreis kann auch zur Berechnung des Traktionsvektors auf eine beliebige Flächennormale verwendet werden und somit kann man die Komponenten des Spannungstensors rückbestimmen: Sind die Spannungstensor-Komponenten bezogen auf ein kartesisches -Koordinatensystem gegeben, dann lassen sich mit dem Mohr’schen Kreis die Spannungstensor-Komponenten bezogen auf ein kartesisches -Koordinatensystem grafisch bestimmen. Vorausgesetzt ist hierbei, dass das -Koordinatensystem durch eine Drehung um den Winkel aus dem -Koordinatensystem hervorgeht.

Schnittspannungsvektor

(x, y)-Komponenten

Teilchen mit Spannung geschnitten senkrecht zu x (links) und unter einem Winkel (rechts), Normalen-Einheits­vektor n, Schnitt­spannungs­vektor t

Der Spannungszustand an einem Teilchen ist festgelegt durch den symmetrischen Cauchy-Spannungstensor , der meist als (2,0)-Tensor definiert wird. An diesem Teilchen und durch seine unmittelbare Umgebung lässt sich ein Freischnitt führen in beliebiger Richtung. An der entstandenen Schnittfläche lässt sich der Schnittspannungsvektor t (traction vector) berechnen. Der Zusammenhang zwischen dem Spannungstensor und dem Schnittspannungsvektor t ist

wobei n ein Normalen-Einheitsvektor ist, der senkrecht auf der Schnittfläche steht und „nach außen“ zeigt. Die Komponenten des Spannungsvektors t bezogen auf das kartesische -Koordinatensystem werden aus den Komponenten des Spannungstensors und denen des Normalen-Einheitsvektors mittels Matrixmultiplikation bzw. nach der Summenkonvention berechnet als:

Wenn an einem Schnittufer n der Normalen-Einheitsvektor ist, ist am gegenüber liegenden Schnittufer −n der Normalen-Einheitsvektor. Damit ist das Reaktionsprinzip mit der Definition des Spannungstensors von vornherein erfüllt.

Zusammenhang zwischen den Komponenten des Spannungs­tensors und denen der Schnitt­spannungs­vektoren

Die Komponenten von t bezogen auf das -Koordinatensystem lassen sich für jede beliebige Schnittrichtung berechnen:

mit den Abkürzungen:

Besonders einfach ist die Berechnung für Schnitte parallel zu den Koordinatenflächen. Bei ist wegen :

Bei ist wegen :

Schnittwinkel

Die Komponenten des Spannungstensors sind also auch die Komponenten der Spannungen auf den Schnittflächen. Und der Mohr’sche Kreis beschreibt, wie diese Spannungen von der Schnittrichtung abhängen.

(x̅, y̅)-Komponenten

und

Zählrichtung für Schnitt­winkel sowie für 12 Schnitt­winkel. Beispiel:

Im Abschnitt (x, y)-Komponenten wurden die Komponenten von t bezogen auf das -Koordinatensystem angegeben. Die Komponenten von t bezogen auf das -Koordinatensystem sind:

Durch Einsetzen und mit Hilfe der Umformungen

erhält man:

Auf diesen beiden Gleichungen basiert die Konstruktion des Mohr’schen Kreises. Für das Beispiel:

sind diese Formeln im Bild „Zählrichtung für Schnittwinkel“ für 12 verschiedene Winkel ausgewertet.

Das Bild „Zählrichtung für Schnittwinkel“ zeigt nicht den Mohr’schen Kreis, sondern veranschaulicht die Formeln für und . Man sieht an jedem Schnitt den dort wirkenden Schnittspannungsvektor und seine -Komponenten. Den Mohr’schen Kreis erhält man, indem man über aufträgt – indem man also ein Diagramm zeichnet, worin die Paare als Punkte dargestellt sind. Dies wird im folgenden Abschnitt getan.

Für Schnitte parallel zu den -Koordinatenflächen ist:

Schnittwinkel

Kreisgleichung und Hauptspannungen

Kreisgleichung

Innen: Zähl­richtung für im Uhrzeigersinn sowie Punkte für etc. Außen: Zähl­richtung für entgegen Uhrzeigersinn sowie Schnitte für etc., vgl. Bild „Zähl­richtung für Schnitt­winkel“.

Aus den Gleichungen für und wird die Kreisgleichung des Mohr’schen Kreises abgeleitet. Quadrieren beider Gleichungen liefert zunächst:

Und durch Addieren dieser Gleichungen erhält man die Gleichung eines Kreises mit Radius R und Mittelpunkt bei (a,b), nämlich:

Der Mittelpunkt des Mohr’schen Kreises liegt bei:

Für das Beispiel ergibt sich (vgl. Bild „Zählrichtung innen/außen“):

Und der Radius beträgt:

Für das Beispiel ergibt sich (vgl. Bild „Zählrichtung innen/außen“):

Hauptspannungen und Hauptspannungsrichtungen

Freischnitte entlang der Hauptspannungsrichtungen und -Komponenten von t für

Die Hauptspannungen sind die Eigenwerte (der Komponentenmatrix) des Spannungstensors. Die charakteristische Gleichung zur Berechnung der Eigenwerte ist:

Einfache Umformungen

Umformungen

führen auf:

sodass man die Hauptspannungen als Schnittpunkte des Kreises mit der -Achse abliest. Für das konkrete Beispiel ergeben sich die Hauptspannungen:

Es gibt verschiedene Methoden, um die Hauptspannungsrichtungen zu bestimmen.

Berechnung aus Kreisgleichung

Im Spezialfall ist t parallel zum Normalen-Einheitsvektor n.

Aus der Kreisgleichung folgt dann:

Und für das Beispiel ergeben sich die positiven Schnittwinkel:

Berechnung aus Eigenvektoren

Die Richtungen lassen sich alternativ mit den Eigenvektoren bestimmen. Der zu gehörende Eigenvektor ist Lösung von:

Die Hauptspannungsrichtung für ergibt sich entsprechend zu:

Nun liegen die (x,y)-Komponenten beider Eigenvektoren fest. Der Winkel zwischen x-Achse und erstem Eigenvektor ist damit:

Die zweite Eigenrichtung ist um 90 Grad gegenüber der ersten gedreht, sodass:

Die Einheitsvektoren der Eigenvektoren bilden eine Orthonormalbasis, die den physikalischen Raum aufspannen, diese Eigenvektoren werden mit bezeichnet. Da der Spannungstensor mit den Einheitseigenvektoren multipliziert () jeweils eine der Hauptspannungen ergeben, werden sie in diesem Zusammenhang auch bezeichnet.

Mohr’sche Spannungskreise in 3D

Mohr’sche Kreise für einen dreidimensionalen Spannungszustand. Die drei Radien berechnen sich wie im Bild ersichtlich jeweils aus der Differenz zweier Hauptspannungen.

Die dreidimensionale Realität kann man mit 3 Mohr’schen Spannungskreisen darstellen. Es gibt einen äußeren, der die Ebene von σIII und σI aufspannt. Jeder Traktionsvektor muss innerhalb des äußeren Kreises (oder auf dem äußeren Kreis) liegen. Jene Spannungskombinationen aus Normalspannung und Schubspannung, die innerhalb der inneren Kreise liegt, können nicht auftreten, woraus auch folgt, dass es ausschließlich 3 Normalspannungen gibt, bei denen die Schubspannung null ist. Bei einem Spannungszustand, bei dem zwei Hauptspannungen null sind, degeneriert ein Kreis zu einem Punkt und der andere innere Kreis ist identisch mit dem äußeren Kreis. Bei einem hydrostatischen Spannungszustand degenerieren alle drei Kreise zu einem Punkt, da hier keine Schubspannungen vorhanden sind und in jeder Richtung dieselbe Normalspannung vorliegt.

Bestimmung des Normalenvektors bzw. des Traktionsvektors

Wie man die Komponenten von n konstruktiv ermittelt
Konstruktion der Von-Mises-Vergleichs­spannung

Man zeichnet die drei Spannungskreise und jenen Spannungspunkt (den Punkt, auf den der Traktionsvektor T(n) hinweisen soll) ein, der gesucht ist. Dieser Punkt muss sich zwischen den drei Kreisen befinden, liegt er exakt auf einem Kreis kann der Normalenvektor wie bei dem 2D-Spannungskreis ermittelt werden. Ein Spannungspunkt außerhalb des äußeren oder innerhalb eines der kleineren Kreise kann nicht angenommen werden. Durch Einstechen in einem der drei Mittelpunkte der Spannungskreise und Abtragen des Abstandes auf einem der beiden Kreise mit einem anderen Mittelpunkt, kann man wie in 2D den doppelten Winkel zu einer Hauptspannungsrichtung bestimmen. Damit kann man den Normalenvektor bestimmen:

Dabei reicht es aus, zwei Winkel zu bestimmen und den dritten über n²=cos²(αI)+cos²(αII)+cos²(αIII) zu bestimmen. Ebenso ist eine grafische Bestimmung des Traktionsvektors für einen bestimmten Normalenvektor möglich, hier muss man die zuvor erwähnten Schritte in umgekehrter Reihenfolge durchführen.

Durch die Hauptnormalspannungen σI und σIII wird eine Seite eines gleichseitigen Dreiecks aufgespannt. Der Abstand zwischen dem Punkt des soeben aufgespannten Dreiecks, der nicht auf der Abszisse liegt, und σII entspricht der Von-Mises-Vergleichsspannung.

Mohr’scher Kreis: Konstruktion und Auswertung

Konstruktion

Mohr’scher Kreis, Hauptspannungen und Hauptspannungsrichtungen für Beispiel

Die Konstruktion des Mohr’schen Kreises geschieht wie in nebenstehenden Bild dargestellt nach folgendem Schema:

  1. Zeichnen eines kart. Koordinatensystems für Punkte .
  2. Eintragen der zwei Punkte:
    • .
    Verbinden dieser zwei Punkte durch eine Gerade (strich-punktierte Linie).
  3. Zeichnen des Kreises, der die Punkte und beinhaltet und dessen Mittelpunkt der Schnittpunkt der strichpunktierten Linie mit der -Achse ist.
  4. Eintragen/Ablesen der zwei Punkte:
    Verbinden dieser zwei Punkte mit (blaue gestrichelte Linien).
  5. Eintragen/Ablesen der zwei Punkte:
    Verbinden dieser zwei Punkte mit (rote gestrichelte Linien).

Auswertung

1. Schnittrichtung / Schnittspannung
Jeder Punkt auf dem Mohr’schen Kreis im Bild im Absatz #Konstruktion entspricht einem Schnittwinkel , siehe Bild „Zähl­richtung für Schnitt­winkel“. ist einerseits der Winkel zwischen der x-Achse und dem Normalen-Einheitsvektor n – ausgehend von x entgegen dem Uhrzeigersinn positiv gezählt (in Bild „Zähl­richtung für Schnitt­winkel“). Andererseits ist im Mohr’schen Kreis, bzw. dem Bild im Absatz #Konstruktion, der Winkel zwischen und dem zur jeweiligen Schnittrichtung passenden Punkt  – von ausgehend im Uhrzeigersinn positiv gezählt.
Für jeden vorgegebenen Schnittwinkel liest man im Mohr’schen Kreis die -Komponenten des zu dieser Schnittrichtung passenden Schnittspannungsvektors ab. Diese Komponenten sind das Paar , das abzulesen ist an der Stelle .
2. Hauptspannungen
An den Schnittpunkten des Kreises mit der -Achse sind die -Komponenten der Spannungsvektoren bzw. . Der Schnittspannungsvektor t ist an diesen Schnittpunkten also parallel zu n, und darum sind bzw. die Hauptspannungen.
3. Hauptspannungsrichtungen
Die zwei zugehörigen Hauptspannungsrichtungen stehen senkrecht aufeinander. Darum reicht es aus, die zu gehörende Richtung abzulesen. Diese ist gegeben durch den Schnittwinkel , d. h. die Hälfte des Winkels bzw. die blaue gestrichelte Linie zwischen und . Diese Linie/Richtung ist die Hauptspannungsrichtung. Die Richtung, unter der der Freischnitt ausgeführt wird, steht senkrecht dazu. Sie ist durch die blaue gestrichelte Linie zwischen und gegeben.
4. Extremwerte der Schubspannung
Der Radius des Kreises ist die größte auftretende Schubspannung, d. h.:
Die zugehörigen Schnittwinkel sind um versetzt zu den Schnittwinkeln, unter denen die Hauptspannungen auftreten (siehe rote gestrichelte Linien im Bild im Absatz #Konstruktion).

Spezialfall: Wenn der Deviator-Anteil des Spannungstensors Null ist – d. h., wenn der Spannungstensor ein Kugeltensor ist – entartet der Kreis zu einem Punkt. Für die Komponenten des Spannungstensors gilt dann in jedem Koordinatensystem:

Verwandte Themen

Mohr’sche Verzerrungskreise

Analog zu den Mohr’schen Spannungskreisen kann man Mohr’sche Verzerrungskreise zeichnen, die einem aufzeigen, welche Verzerrungszustände angenommen werden. Jedoch gibt es hier keinen Traktionsvektor, der die Spannungskomponenten auf eine beliebige Fläche angibt, wie bei den Spannungskreisen.

Tensorkomponenten aus zwei Schnitten

Spannungstensor-Komponenten bezogen auf das -Koordinaten­system; Spannungs­tensor-Komponenten bezogen auf das um gedrehte -Koordinaten­system für Beispiel

Seien die Spannungstensor-Komponenten bezüglich -Koordinatensystem gegeben. Sei genau ein -Koordinatensystem definiert, das um einen Winkel gegenüber dem -Koordinatensystem gedreht ist, siehe nebenstehendes Bild. Seien weiterhin die Spannungstensor-Komponenten bezogen auf dieses eine -Koordinatensystem gesucht.

Dann lassen sich diese Komponenten bestimmen durch einen Schnitt unter  – und einen zweiten Schnitt unter , denn:

Die letzten Formeln ermöglichen es, die Komponenten des Spannungstensors in Bezug auf ein um einen Winkel gedrehtes Koordinatensystem zu berechnen. Die Funktionen und , die dazu verwendet werden, sind dieselben wie die zur Konstruktion des Mohr’schen Kreises. Und darum kann man die Komponenten des Spannungstensors in Bezug auf ein gedrehtes Koordinatensystem auch aus dem Mohr’schen Kreis ablesen, siehe hierzu das Bild am Beginn dieses Absatzes.

Tensorkomponenten aus Transformationsbeziehung

Diese -Komponenten des Spannungstensors lassen sich auch direkt aus den -Komponenten des Spannungstensors berechnen, siehe #Koordinatentransformation. Denn der Koordinatenwechsel von auf erzeugt folgende Transformationsbeziehung (auch Pushforward genannt) für die Komponenten des (2,0)-Spannungstensors:

Vergleich mit den Gleichungen für und aus Abschnitt #(x̅, y̅)-Komponenten liefert:

Dieses Ergebnis ist äquivalent zum Ergebnis aus dem letzten Abschnitt, siehe hierzu auch das Bild im Absatz #Tensorkomponenten aus zwei Schnitten.

Häufig wird dieses Ergebnis auch geschrieben als:

Umrechnung Flächenträgheitsmomente

Mohr’scher Trägheits­kreis, Haupt­trägheit­smomente für Beispiel

Die Transformationsregel für Flächenträgheitsmomente kann genau wie die Transformationsregel für die Komponenten des Spannungstensors bestimmt werden. Der Spannungstensor ist eine lineare Abbildung zwischen Vektoren gemäß:

Damit diese Abbildungen unabhängig von der Wahl des Koordinatensystems gelten, müssen die Komponenten des Spannungstensors folgende Transformationsregeln erfüllen:

siehe Euklidische Transformation. Analog gilt bei einem Profilstab zwischen Biegemomenten und Verkrümmungen (bezogen auf die Neutralachse) mit den Flächenträgheitsmomenten definiert als

der lineare Zusammenhang:[4]

Die Momente und die Verkrümmungen transformieren sich wie Pseudovektoren – also bei Drehung des Koordinatensystems wie Vektoren. Und darum ist die Transformationsregel für die Flächenträgheitsmomente:

Der Mohr’sche Kreis kann also zur Umrechnung der Flächenträgheitsmomente bei Koordinatenwechsel ebenso verwendet werden wie zur Umrechnung der Komponenten des Spannungstensors.

Programm zum Ausprobieren

Plot einiger Paare , erzeugt mit nebenstehendem Programm

mit Matplotlib und NumPy

import matplotlib.pyplot as plt
from numpy import pi, sin, cos, array, transpose, dot
from numpy import radians, degrees, set_printoptions

#There is the (x,y)-system and the (X,Y)-system.

#         [s_xx  t_xy ]     [-1  4 ]
#  S_xy = [           ]  =  [      ]
#         [t_xy  s_yy ]     [ 4  5 ]

# ---
# --- User input:
# ---

# 1: Stress tensor components:
(s_xx, s_yy, t_xy) = (-1, 5, 4)

# 2: List of angles phi in degrees:
phi_deg = array( [0., 30., 60., 90., 120., 150.] )

# ---
# --- Program output:
# ---

# phi [ t_X, t_Y ]

# 0.0  [-1.   4.  ]
# 30.0 [ 3.96 4.6 ]
# 60.0 [ 6.96 0.6 ]
# ...

# phi [ s_XX, t_XY ]
#     [ t_XY, s_YY ]

# 0.0   [-1.   4.  ]
#       [ 4.   5.  ]
# 30.0  [ 3.96 4.6 ]
#       [ 4.6  0.04]
# 60.0  [ 6.96 0.6 ]
#       [ 0.6 -2.96]
# ...

# ---
# --- Program:
# ---

# Matrix of components::
S_xy = array([ [s_xx, t_xy],
               [t_xy, s_yy] ])

# Yes
half = 0.5
two  = 2.0

# Some functions for later use:
def c2(phi):
    """ computes cos(2 phi) """
    return cos(two*phi)

def s2(phi):
    """ computes sin(2 phi) """
    return sin(two*phi)

def get_t_X(phi):
    """
    computes t_X(phi) as in section
    "(X,Y)-Komponenten"
    """
    t_X = half*(s_xx + s_yy) + half*(s_xx - s_yy) * c2(phi) + t_xy*s2(phi)
    return t_X

def get_t_Y(phi):
    """
    computes t_Y(phi) as in section
    "(X,Y)-Komponenten"
    """
    t_Y = -half*(s_xx - s_yy) * s2(phi) + t_xy * c2(phi)
    return t_Y

def get_t_XY(phi):
    """
    computes pair (t_X, t_Y)
    """
    t_X = get_t_X(phi)
    t_Y = get_t_Y(phi)
    return array([t_X, t_Y])

def get_R(phi):
    """
    computes rotation matrix as in section
    "Tensorkomponenten aus Transformationsbeziehung"
    """
    Rt = array([ [ cos(phi), sin(phi)],
                 [-sin(phi), cos(phi)] ] )
    return Rt

def get_S_XY(phi):
    """
    computes S_XY = R * S_xy * R^T as in section
    "Tensorkomponenten aus Transformationsbeziehung"
    """
    R = get_R(phi)
    R_T = R.transpose()
    S_XY = dot( dot(R, S_xy), R_T )
    return S_XY

# Compute and plot some pairs (t_X, t_Y):

# phi in radians:
phis = array( [ radians(a) for a in phi_deg ] )

# for prettier printing:
set_printoptions(precision=2)

print ()
print ("phi   [ t_X, t_Y ]")
print ()
for phi in phis:
    tX_tY = get_t_XY(phi)
    print (degrees(phi),"  ", tX_tY)

print ()
print ("phi   [ s_XX, t_XY ]")
print ("      [ t_XY, s_YY ]")
print ()
for phi in phis:
    S_XY = get_S_XY(phi)
    print (degrees(phi), "  ", S_XY[0])
    print ("       ",         S_XY[1])

# Now plot these pairs (t_X, t_Y):

# phi --> t_X(phi):
t_X = list(map(get_t_X, phis))
# phi --> t_Y(phi):
t_Y = list(map(get_t_Y, phis))

# color = phi in degrees:
color = degrees(phis)

# make the circle be a circle:
plt.axis("equal")

# plot some colored points:
plt.scatter(t_X, t_Y, s=100, c=color)

# add colorbar:
cbar = plt.colorbar()

# plt.clim(0,180.)
# add ticks to colorbar:
cbar.set_ticks(degrees(phis))

# show plot:
plt.show()

Weblinks

Commons: Mohr's circle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. [Christian Otto] Mohr: „Über die Darstellung des Spannungszustandes und des Deformationszustandes eines Körperelementes und über die Anwendung derselben in der Festigkeitslehre.“ In: Der Civilingenieur. Organ des sächsischen Ingenieur- und Architekten-Vereins. (Leipzig) N.F., Bd. 28 (1882), S. 112–156, darin auf S. 113; auf den Mohr’schen Kreis sowie auf die Originalarbeit wird hingewiesen durch: S. Timoshenko: History of strength of materials. McGraw Hill, 1953, S. 285. Aufgeführt wird der Autor in der Zeitschrift als „Professor Mohr“; der Vorname bleibt unerwähnt.

Einzelnachweise

  1. a b D. Gross, W. Hauger, J. Schröder, W. A. Wall: Technische Mechanik. Elastostatik. Band 2. Springer-Verlag, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-40965-3, S. 50, doi:10.1007/978-3-642-40966-0_6 (Spannungszustand).
  2. Karl-Eugen Kurrer, Geschichte der Baustatik. Auf der Suche nach dem Gleichgewicht. Ernst & Sohn, 2016, S. 323
  3. H. Balke: Einführung in die Technische Mechanik. Festigkeitslehre. 3. Auflage. Springer-Vieweg, 2014, ISBN 978-3-642-40980-6.
  4. Johannes Wiedemann: Leichtbau. Band 1: Elemente. Springer, 1986, ISBN 3-540-16404-9.

Literatur

Kategorie:Festigkeitslehre