„PyCCS“ – Versionsunterschied

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== Diskussion der Theorie ==
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[[Pyrolyse]] ist die thermische Behandlung von [[Biomasse]] bei 350 bis 900 °C in einer sauerstoffarmen Atmosphäre. Während dieses Prozesses entstehen drei kohlenstoffhaltige Erzeugnisse, die anschließend zur Erzeugung [[Negative Emissionen|negativer Emissionen]] auf unterschiedliche Weise gespeichert werden können: Eine feste [[Pflanzenkohle|Biokohle]], eine pyrolytische Flüssigkeit ([[Kreosot]], welche allerdings auch krebserregende Substanzen enthalten kann) und ein [[Pyrolysegas]] (dominiert von den brennbaren Gasen [[Kohlenstoffmonoxid|CO]], [[Wasserstoff|H<sub>2</sub>]] und [[Methan|CH<sub>4</sub>]]), das nach der Verbrennung als CO<sub>2</sub> in geologische Speicher verbracht werden könnte.<ref name="Werner2018">Constanze Werner u. a.: ''Biogeochemical potential of biomass pyrolysis systems for limiting global warming to 1.5 °C.'' 2018, [[Environmental Research Letters]], 13(4), 044036. [[doi:10.1088/1748-9326/aabb0e]].</ref> Prozesstemperaturen über 500 °C resultieren dabei in der Pflanzenkohle mit dem längsten CO<sub>2</sub>-Bindungspotential.<ref>{{Literatur |Autor=James A. Ippolito, Liqiang Cui, Claudia Kammann, Nicole Wrage-Mönnig, Jose M. Estavillo |Titel=Feedstock choice, pyrolysis temperature and type influence biochar characteristics: a comprehensive meta-data analysis review |Sammelwerk=Biochar |Band=2 |Nummer=4 |Datum=2020-12 |ISSN=2524-7972 |DOI=10.1007/s42773-020-00067-x |Seiten=421–438 |Online=https://link.springer.com/10.1007/s42773-020-00067-x |Abruf=2022-06-14}}</ref> In niedrigeren Temperaturbereichen können die [[Ausbeute (Chemie)|Ausbeute]] und die Kohlenstoffeinlagerung der Pflanzenkohle durch Zugabe von Asche gesteigert werden.<ref>{{Literatur |Autor=Jannis Grafmüller, Alexandra Böhm, Yiling Zhuang, Stephanie Spahr, Pascale Müller |Titel=Wood Ash as an Additive in Biomass Pyrolysis: Effects on Biochar Yield, Properties, and Agricultural Performance |Sammelwerk=ACS Sustainable Chemistry & Engineering |Band=10 |Nummer=8 |Datum=2022-02-28 |ISSN=2168-0485 |DOI=10.1021/acssuschemeng.1c07694 |Seiten=2720–2729 |Online=https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acssuschemeng.1c07694 |Abruf=2022-06-14}}</ref>
[[Pyrolyse]] ist die thermische Behandlung von [[Biomasse]] bei 350 bis 900 °C in einer sauerstoffarmen Atmosphäre. Während dieses Prozesses entstehen drei kohlenstoffhaltige Erzeugnisse, sogenannte Biomassekarbonisate<ref>{{Literatur |Autor=Peter Quicker, Kathrin Weber |Titel=Biokohle |Verlag=Springer Fachmedien Wiesbaden |Ort=Wiesbaden |Datum=2016 |ISBN=978-3-658-03688-1 |DOI=10.1007/978-3-658-03689-8 |Online=http://link.springer.com/10.1007/978-3-658-03689-8 |Abruf=2022-06-14}}</ref>, die anschließend zur Erzeugung [[Negative Emissionen|negativer Emissionen]] auf unterschiedliche Weise gespeichert werden können: Eine feste [[Pflanzenkohle|Biokohle]], eine pyrolytische Flüssigkeit ([[Kreosot]], welche allerdings auch krebserregende Substanzen enthalten kann) und ein [[Pyrolysegas]] (dominiert von den brennbaren Gasen [[Kohlenstoffmonoxid|CO]], [[Wasserstoff|H<sub>2</sub>]] und [[Methan|CH<sub>4</sub>]]), das nach der Verbrennung als CO<sub>2</sub> in geologische Speicher verbracht werden könnte.<ref name="Werner2018">Constanze Werner u. a.: ''Biogeochemical potential of biomass pyrolysis systems for limiting global warming to 1.5 °C.'' 2018, [[Environmental Research Letters]], 13(4), 044036. [[doi:10.1088/1748-9326/aabb0e]].</ref> Prozesstemperaturen über 500 °C resultieren dabei in der Pflanzenkohle mit dem längsten CO<sub>2</sub>-Bindungspotential.<ref>{{Literatur |Autor=James A. Ippolito, Liqiang Cui, Claudia Kammann, Nicole Wrage-Mönnig, Jose M. Estavillo |Titel=Feedstock choice, pyrolysis temperature and type influence biochar characteristics: a comprehensive meta-data analysis review |Sammelwerk=Biochar |Band=2 |Nummer=4 |Datum=2020-12 |ISSN=2524-7972 |DOI=10.1007/s42773-020-00067-x |Seiten=421–438 |Online=https://link.springer.com/10.1007/s42773-020-00067-x |Abruf=2022-06-14}}</ref> In niedrigeren Temperaturbereichen können die [[Ausbeute (Chemie)|Ausbeute]] und die Kohlenstoffeinlagerung der Pflanzenkohle durch Zugabe von Asche gesteigert werden.<ref>{{Literatur |Autor=Jannis Grafmüller, Alexandra Böhm, Yiling Zhuang, Stephanie Spahr, Pascale Müller |Titel=Wood Ash as an Additive in Biomass Pyrolysis: Effects on Biochar Yield, Properties, and Agricultural Performance |Sammelwerk=ACS Sustainable Chemistry & Engineering |Band=10 |Nummer=8 |Datum=2022-02-28 |ISSN=2168-0485 |DOI=10.1021/acssuschemeng.1c07694 |Seiten=2720–2729 |Online=https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acssuschemeng.1c07694 |Abruf=2022-06-14}}</ref>


In Anbetracht der Knappheit der sinnvoll einzusetzenden Biomasse für die Verkohlung<ref>{{Internetquelle |autor=Teichmann |url=https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.434583.de/14-1-1.pdf |titel=Klimaschutz durch Biokohle in der deutschen Landwirtschaft: Potentiale und Kosten |werk= |hrsg= |datum= |format=PDF |abruf=2020-02-19}}</ref> besteht bei einer breiten Anwendung – und womöglichen Förderung – der Pyrolyse das Risiko, dass wertvolle Holzbestände oder gar kontaminierte verschwelbare Abfälle dabei eingesetzt werden. Der BUND empfahl daher verstärkte [[Qualitätssicherung]] und ein Verzicht auf allein zur [[CO₂-Sequestrierung|CO<sub>2</sub>-Sequestrierung]] ausgewiesenen Biomasseanbaus zugunsten in lokaler [[Energie- und Stoffstrommanagement|Stoffströme]] eingebundenes PyCCS.<ref>{{Internetquelle |autor=BUND |url=https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/terra-preta-pyrolysekohle-bund-einschaetzung-ihrer-umweltrelevanz/ |titel=Terra Preta / Pyrolysekohle: BUND-Einschätzung ihrer Umweltrelevanz |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2020-02-19}}</ref>
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Im Gegensatz zu anderen Verfahren der CO<sub>2</sub>-Abscheidung und -Speicherung (CCS) und der [[Bioenergie mit CO2-Abscheidung und -Speicherung|Bioenergie mit CO<sub>2</sub>-Abscheidung und -Speicherung]] (BECCS) ist PyCCS auch in kleinem Maßstab und bereits kurzfristig anwendbar<ref name="Werner2018" />, sowie „integraler Bestandteil des [[Klimaschutz|Klimaschutzes]]“.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Jan C Minx, William F Lamb, Max W Callaghan, Sabine Fuss, Jérôme Hilaire |Titel=Negative emissions—Part 1: Research landscape and synthesis |Sammelwerk=Environmental Research Letters |Band=13 |Nummer=6 |Datum=2018-06-01 |ISSN=1748-9326 |DOI=10.1088/1748-9326/aabf9b |Seiten=063001 |Online=https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/aabf9b |Abruf=2022-06-14}}</ref> Die Ausgangstechnologie wird als „etabliert“ bewertet und bei ausreichenden Anreizen eine globale Verbreitung der Technologie innerhalb von zehn bis dreißig Jahren angenommen (Stand: 2018).<ref>{{Literatur |Autor=Hans-Peter Schmidt, Andrés Anca-Couce, Nikolas Hagemann, Constanze Werner, Dieter Gerten |Titel=Pyrogenic carbon capture and storage |Sammelwerk=GCB Bioenergy |Band=11 |Nummer=4 |Datum=2019-04 |DOI=10.1111/gcbb.12553 |Seiten=573–591 |Online=https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/gcbb.12553 |Abruf=2022-06-10}}</ref> Die [[Deutsche Energie-Agentur|DENA]] attestiert PyCCS Potenzial und weiterhin hohen [[Anwendungsorientierte Forschung|Forschungsbedarf]].<ref>{{Literatur |Titel=dena-Leitstudie Aufbruch Klimaneutralität. Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Abschlussbericht |Verlag=Deutsche Energie-Agentur GmbH |Ort=Berlin |Datum=2021-10 |Seiten=216 |Online=https://www.dena.de/fileadmin/dena/Publikationen/PDFs/2021/Abschlussbericht_dena-Leitstudie_Aufbruch_Klimaneutralitaet.pdf |Abruf=2022-06-14}}</ref>
Im Gegensatz zu anderen Verfahren der CO<sub>2</sub>-Abscheidung und -Speicherung (CCS) und der [[Bioenergie mit CO2-Abscheidung und -Speicherung|Bioenergie mit CO<sub>2</sub>-Abscheidung und -Speicherung]] (BECCS) ist PyCCS auch in kleinem Maßstab und bereits kurzfristig anwendbar<ref name="Werner2018" />, sowie „integraler Bestandteil des [[Klimaschutz|Klimaschutzes]]“.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Jan C Minx, William F Lamb, Max W Callaghan, Sabine Fuss, Jérôme Hilaire |Titel=Negative emissions—Part 1: Research landscape and synthesis |Sammelwerk=Environmental Research Letters |Band=13 |Nummer=6 |Datum=2018-06-01 |ISSN=1748-9326 |DOI=10.1088/1748-9326/aabf9b |Seiten=063001 |Online=https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/aabf9b |Abruf=2022-06-14}}</ref> Die Ausgangstechnologie wird als „etabliert“ bewertet und bei ausreichenden Anreizen eine globale Verbreitung der Technologie innerhalb von zehn bis dreißig Jahren angenommen (Stand: 2018).<ref>{{Literatur |Autor=Hans-Peter Schmidt, Andrés Anca-Couce, Nikolas Hagemann, Constanze Werner, Dieter Gerten |Titel=Pyrogenic carbon capture and storage |Sammelwerk=GCB Bioenergy |Band=11 |Nummer=4 |Datum=2019-04 |DOI=10.1111/gcbb.12553 |Seiten=573–591 |Online=https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/gcbb.12553 |Abruf=2022-06-10}}</ref> Die [[Deutsche Energie-Agentur|DENA]] attestiert PyCCS Potenzial und weiterhin hohen [[Anwendungsorientierte Forschung|Forschungsbedarf]].<ref>{{Literatur |Titel=dena-Leitstudie Aufbruch Klimaneutralität. Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Abschlussbericht |Verlag=Deutsche Energie-Agentur GmbH |Ort=Berlin |Datum=2021-10 |Seiten=216 |Online=https://www.dena.de/fileadmin/dena/Publikationen/PDFs/2021/Abschlussbericht_dena-Leitstudie_Aufbruch_Klimaneutralitaet.pdf |Abruf=2022-06-14}}</ref> Zur Abwägung der zahlreichen Standortfaktoren und Prozessparameter von PyCCS wird der Einsatz von [[Machine Learning]] diskutiert.<ref>{{Literatur |Autor=Surojit Gupta, Lan Li |Titel=The Potential of Machine Learning for Enhancing CO2 Sequestration, Storage, Transportation, and Utilization-based Processes: A Brief Perspective |Sammelwerk=JOM |Band=74 |Nummer=2 |Datum=2022-02 |ISSN=1047-4838 |DOI=10.1007/s11837-021-05079-x |Seiten=414–428 |Online=https://link.springer.com/10.1007/s11837-021-05079-x |Abruf=2022-06-14}}</ref>


Die [[Kapazität (Wirtschaft)|Kapazitäten]] bisheriger Pyrolyseanlagen und -Hersteller<ref>{{Literatur |Autor=Hans-Peter Schmidt, Nikolas Hagemann |Titel=400.000 Pyrolyseanlagen zur Rettung des Klimas |Sammelwerk=Journal für Terroirwein, Biodiversität und Klimafarming |Ort=Arbaz |Datum=2010 |ISSN=1663-0521 |Online=https://www.ithaka-journal.net/400-000-pyrolyseanlagen-zur-rettung-des-klimas |Abruf=2022-06-14}}</ref> ist trotz hoher Wachstumszahlen von 60 bis 90 Prozent pro Jahr<ref name=":1">{{Internetquelle |autor=Daniel Kray |url=https://fachverbandpflanzenkohle.org/daniel-kray-wachsen-und-skalieren-schneller-als-die-photovoltaik/ |titel=Wachsen und skalieren, schneller als die Photovoltaik |werk=Fachverband Pflanzenkohle e.V. |datum=2022-02-02 |sprache=de-DE |abruf=2022-06-14}}</ref> begrenzt, sodass [[Anreizsteuerung|Anreize]] zur Breitenwirksamkeit der Technologie empfohlen werden.<ref name=":0" /> Daniel Kray ([[Hochschule Offenburg]]) empfiehlt zur [[Marktreife|Marktreifung]] eine verstärkte industrielle [[Kooperation]] und Schritte zur koordinierten [[Monitoring|Beobachtung]] der Technologie.<ref name=":1" />
Die [[Kapazität (Wirtschaft)|Kapazitäten]] bisheriger Pyrolyseanlagen und -Hersteller<ref>{{Literatur |Autor=Hans-Peter Schmidt, Nikolas Hagemann |Titel=400.000 Pyrolyseanlagen zur Rettung des Klimas |Sammelwerk=Journal für Terroirwein, Biodiversität und Klimafarming |Ort=Arbaz |Datum=2010 |ISSN=1663-0521 |Online=https://www.ithaka-journal.net/400-000-pyrolyseanlagen-zur-rettung-des-klimas |Abruf=2022-06-14}}</ref> ist trotz hoher Wachstumszahlen von 60 bis 90 Prozent pro Jahr<ref name=":1">{{Internetquelle |autor=Daniel Kray |url=https://fachverbandpflanzenkohle.org/daniel-kray-wachsen-und-skalieren-schneller-als-die-photovoltaik/ |titel=Wachsen und skalieren, schneller als die Photovoltaik |werk=Fachverband Pflanzenkohle e.V. |datum=2022-02-02 |sprache=de-DE |abruf=2022-06-14}}</ref> begrenzt, sodass [[Anreizsteuerung|Anreize]] zur Breitenwirksamkeit der Technologie empfohlen werden.<ref name=":0" /> Daniel Kray ([[Hochschule Offenburg]]) empfiehlt zur [[Marktreife|Marktreifung]] eine verstärkte industrielle [[Kooperation]] und Schritte zur koordinierten [[Monitoring|Beobachtung]] der Technologie.<ref name=":1" />

Version vom 14. Juni 2022, 14:23 Uhr

Anhäufung feiner, verkohlter Holzspäne
Pflanzenkohle (engl. biochar) als eines der Endprodukte von PyCCS

PyCCS (englisch: pyrogenic carbon capture and storage, deutsch: pyrogene Kohlenstoffabscheidung und -speicherung) ist eine Form der CO2-Abscheidung und -Speicherung durch Pyrolyse von Biomasse („Verkohlung“).

Diskussion der Theorie

Pyrolyse ist die thermische Behandlung von Biomasse bei 350 bis 900 °C in einer sauerstoffarmen Atmosphäre. Während dieses Prozesses entstehen drei kohlenstoffhaltige Erzeugnisse, sogenannte Biomassekarbonisate[1], die anschließend zur Erzeugung negativer Emissionen auf unterschiedliche Weise gespeichert werden können: Eine feste Biokohle, eine pyrolytische Flüssigkeit (Kreosot, welche allerdings auch krebserregende Substanzen enthalten kann) und ein Pyrolysegas (dominiert von den brennbaren Gasen CO, H2 und CH4), das nach der Verbrennung als CO2 in geologische Speicher verbracht werden könnte.[2] Prozesstemperaturen über 500 °C resultieren dabei in der Pflanzenkohle mit dem längsten CO2-Bindungspotential.[3] In niedrigeren Temperaturbereichen können die Ausbeute und die Kohlenstoffeinlagerung der Pflanzenkohle durch Zugabe von Asche gesteigert werden.[4]

In Anbetracht der Knappheit der sinnvoll einzusetzenden Biomasse für die Verkohlung[5] besteht bei einer breiten Anwendung – und womöglichen Förderung – der Pyrolyse das Risiko, dass wertvolle Holzbestände oder gar kontaminierte verschwelbare Abfälle dabei eingesetzt werden. Der BUND empfahl daher verstärkte Qualitätssicherung und ein Verzicht auf allein zur CO2-Sequestrierung ausgewiesenen Biomasseanbaus zugunsten in lokaler Stoffströme eingebundenes PyCCS.[6]

Anwendbarkeit

Im Gegensatz zu anderen Verfahren der CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) und der Bioenergie mit CO2-Abscheidung und -Speicherung (BECCS) ist PyCCS auch in kleinem Maßstab und bereits kurzfristig anwendbar[2], sowie „integraler Bestandteil des Klimaschutzes“.[7] Die Ausgangstechnologie wird als „etabliert“ bewertet und bei ausreichenden Anreizen eine globale Verbreitung der Technologie innerhalb von zehn bis dreißig Jahren angenommen (Stand: 2018).[8] Die DENA attestiert PyCCS Potenzial und weiterhin hohen Forschungsbedarf.[9] Zur Abwägung der zahlreichen Standortfaktoren und Prozessparameter von PyCCS wird der Einsatz von Machine Learning diskutiert.[10]

Die Kapazitäten bisheriger Pyrolyseanlagen und -Hersteller[11] ist trotz hoher Wachstumszahlen von 60 bis 90 Prozent pro Jahr[12] begrenzt, sodass Anreize zur Breitenwirksamkeit der Technologie empfohlen werden.[7] Daniel Kray (Hochschule Offenburg) empfiehlt zur Marktreifung eine verstärkte industrielle Kooperation und Schritte zur koordinierten Beobachtung der Technologie.[12]

Wirtschaftlichkeit

Kostenschätzungen für eine idealtypische PyCCS-Anwendung gingen 2015/2016 von 150–165 US-$ (ca. 130–145 €) Kosten pro Tonne CO2 aus.[13] Die Einführung einer CO2-Bepreisung, die diese Kosten übersteigt, könnte die PyCCS-Anwendung für Unternehmen wirtschaftlich attraktiv machen. Voraussetzung wäre somit die Internalisierung der externen Kosten des CO2-Ausstoßes, etwa durch eine CO2-Steuer. Das deutsche Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt für im Jahr 2016 emittierte Treibhausgase, die Klimakosten mit 180 Euro pro Tonne Kohlendioxidäquivalent anzusetzen.[14]

Die Technologie eignet sich besonders zur regionalen Wertschöpfung[15], der Kaskadennutzung von Biomasseprodukten[16] und Cradle-to-Cradle.

Ökologisches Potential

Der Hallenser Bodenbiogeochemiker Bruno Glaser schätzte 2019, dass durch mittels Pyrolyse gewonnene Terra preta (portug.: schwarze Erde) zehn Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Europa vermieden werden können.[17] Laut des Interessen- und Fachverbandes European Biochar Industry (EBI) könnte PyCCS alle der bis 2050 verbleibenden Treibhausgasemissionen kompensieren, sofern gegenwärtige Emissionsreduktionsziele eingehalten werden.[18]

Durch die großflächige Anwendung von PyCCS können Belastungen von Wasserkreisläufen auftreten, die nur zum Teil durch Wassermanagement und Vorteile von PyCCS und Pflanzenkohle für die Bodenkultivierung ausgeglichen werden können. Im Bereich Forschende plädieren deshalb für eine beschleunigte Emissionsreduktion, um den ökologischen Druck so gering wie möglich zu halten.[19]

Literatur

Referenzen

  1. Peter Quicker, Kathrin Weber: Biokohle. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-03688-1, doi:10.1007/978-3-658-03689-8 (springer.com [abgerufen am 14. Juni 2022]).
  2. a b Constanze Werner u. a.: Biogeochemical potential of biomass pyrolysis systems for limiting global warming to 1.5 °C. 2018, Environmental Research Letters, 13(4), 044036. doi:10.1088/1748-9326/aabb0e.
  3. James A. Ippolito, Liqiang Cui, Claudia Kammann, Nicole Wrage-Mönnig, Jose M. Estavillo: Feedstock choice, pyrolysis temperature and type influence biochar characteristics: a comprehensive meta-data analysis review. In: Biochar. Band 2, Nr. 4, Dezember 2020, ISSN 2524-7972, S. 421–438, doi:10.1007/s42773-020-00067-x (springer.com [abgerufen am 14. Juni 2022]).
  4. Jannis Grafmüller, Alexandra Böhm, Yiling Zhuang, Stephanie Spahr, Pascale Müller: Wood Ash as an Additive in Biomass Pyrolysis: Effects on Biochar Yield, Properties, and Agricultural Performance. In: ACS Sustainable Chemistry & Engineering. Band 10, Nr. 8, 28. Februar 2022, ISSN 2168-0485, S. 2720–2729, doi:10.1021/acssuschemeng.1c07694 (acs.org [abgerufen am 14. Juni 2022]).
  5. Teichmann: Klimaschutz durch Biokohle in der deutschen Landwirtschaft: Potentiale und Kosten. (PDF) Abgerufen am 19. Februar 2020.
  6. BUND: Terra Preta / Pyrolysekohle: BUND-Einschätzung ihrer Umweltrelevanz. Abgerufen am 19. Februar 2020.
  7. a b Jan C Minx, William F Lamb, Max W Callaghan, Sabine Fuss, Jérôme Hilaire: Negative emissions—Part 1: Research landscape and synthesis. In: Environmental Research Letters. Band 13, Nr. 6, 1. Juni 2018, ISSN 1748-9326, S. 063001, doi:10.1088/1748-9326/aabf9b (iop.org [abgerufen am 14. Juni 2022]).
  8. Hans-Peter Schmidt, Andrés Anca-Couce, Nikolas Hagemann, Constanze Werner, Dieter Gerten: Pyrogenic carbon capture and storage. In: GCB Bioenergy. Band 11, Nr. 4, April 2019, S. 573–591, doi:10.1111/gcbb.12553 (wiley.com [abgerufen am 10. Juni 2022]).
  9. dena-Leitstudie Aufbruch Klimaneutralität. Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Abschlussbericht. Deutsche Energie-Agentur GmbH, Berlin Oktober 2021, S. 216 (dena.de [PDF; abgerufen am 14. Juni 2022]).
  10. Surojit Gupta, Lan Li: The Potential of Machine Learning for Enhancing CO2 Sequestration, Storage, Transportation, and Utilization-based Processes: A Brief Perspective. In: JOM. Band 74, Nr. 2, Februar 2022, ISSN 1047-4838, S. 414–428, doi:10.1007/s11837-021-05079-x (springer.com [abgerufen am 14. Juni 2022]).
  11. Hans-Peter Schmidt, Nikolas Hagemann: 400.000 Pyrolyseanlagen zur Rettung des Klimas. In: Journal für Terroirwein, Biodiversität und Klimafarming. 2010, ISSN 1663-0521 (ithaka-journal.net [abgerufen am 14. Juni 2022]).
  12. a b Daniel Kray: Wachsen und skalieren, schneller als die Photovoltaik. In: Fachverband Pflanzenkohle e.V. 2. Februar 2022, abgerufen am 14. Juni 2022 (deutsch).
  13. Kemper J 2015 Biomass and carbon dioxide capture and storage: a review. Int. J. Greenh. Gas Control 40 401–30; Vaughan N E and Gough C 2016 Expert assessment concludes negative emissions scenarios may not deliver. Environ. Res. Lett. 11 095003
  14. Sibylle Wilke: Gesellschaftliche Kosten von Umweltbelastungen. 22. November 2013, abgerufen am 1. Juli 2020.
  15. Success stories aus Landwirtschaft 5.0. Mögliche Synergien für regionale Wertschöpfung. FYI: Landwirtschaft 5.0 Offenburg, Hochschule Offenburg, Fakultät Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Institut für Energiesystemtechnik INES, Offenburg (fyi-landwirtschaft5.org [PDF; abgerufen am 14. Juni 2022]).
  16. Photovoltaiktechnik und Pflanzenkohle (Prof. Kray). In: Hochschule Offenburg. Abgerufen am 14. Juni 2022.
  17. Jens Tartler: "Ein altes Verfahren aus dem Amazonas elektrisiert die Klimaschützer" tagesspiegel.de, 13. September 2019, angerufen 27. Mai 2020.
  18. Harald Bier, Helmut Gerber, Marcel Huber, Hannes Junginger, Daniel Kray, Jörg Lange, Hansjörg Lerchenmüller, Pål Jahre Nilsen: EBI Whitepaper. Biochar-based carbon sinks to mitigate climate change. European Biochar Industry (EBI), Oktober 2020, S. 23–24 (biochar-industry.com [PDF]).
  19. Fabian Stenzel, Dieter Gerten, Constanze Werner, Jonas Jägermeyr: Freshwater requirements of large-scale bioenergy plantations for limiting global warming to 1.5 °C. In: Environmental Research Letters. Band 14, Nr. 8, 1. August 2019, ISSN 1748-9326, S. 084001, doi:10.1088/1748-9326/ab2b4b (iop.org [abgerufen am 13. Juni 2022]).