„Valnoctamid“ – Versionsunterschied

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'''Valnoctamide''' ([[International Nonproprietary Name|INN]], [[United States Adopted Name Council|USAN]]) ist in Frankreich seit 1964 als [[Schlafmittel]] und [[Sedierung|Sedativ]] in Gebrauch.<ref name='Harl_1964'>F. M. Harl: ''Clinical Study Of
'''Valnoctamid''' ist ein [[chiral]]er [[Arzneistoff]] mit [[Sedativum|sedierender]] und [[Hypnotikum|hypnotischer]] Wirkung.
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==Einsatzgebiete==
== Stereoisomerie ==
Neben seiner Wirkung als Sedativum wurde Valnoctamid seit 1969 als Mittel gegen [[Epilepsie]] untersucht.<ref name='Mattos_Nda_1969'>
Valnoctamid besitzt zwei stereogene Zentren in 2- und 3-Position. Folglich gibt es vier Stereoisomere: Die (2''R'',3''R'')-Form und die dazu enantiomere (2''S'',3''S'')-Form sowie das (2''S'',3''R'')-Isomer und das (2''R'',3''S'')-Isomer. Als Arzneistoff wird ein ''Gemisch der vier Stereoisomeren'' eingesetzt.
S. Mattos Nda: ''Use of Valnoctamide (nirvanil) in oligophrenic erethics and epileptics.'', Hospital (Rio J) 75, 1701–4, 1969. PMID 5306499</ref> Forschungen in dieser Richtung wurden auch 2000 und 2003 noch fortgesetzt.<ref name='Lindekens_2000'>Hilde Lindekens, Ilse Smolders, Ghous M. Khan, Meir Bialer, Guy Ebinger, Yvette Michotte: ''In vivo study of the effect of valpromide and valnoctamide in the pilocarpine rat model of focal epilepsy'', Pharmaceutical Research 17, 1408–13, 2000. PMID 11205735 | {{DOI|10.1023/A:1007559208599}}</ref>.

Als Mittel gegen [[Neuropathischer Schmerz|neuropathische Schmerzen]] wurde es 2005 von Winkler et al. mit ermutigenden Resultaten untersucht: Es zeigte nur minimale Wirkungen auf die [[Koordinationsstörungen|Koordination]] und die [[Aufmerksamkeit]] bei
effektiven Dosen, und schien ebenso wirksam wie [[Gabapentin]].<ref name='Winkler_2005'>Ilan Winkler, Simcha Blotnik, Jakob Shimshoni, Boris Yagen, Marshall Devor, Meir Bialer: ''Efficacy of antiepileptic isomers of valproic acid and valpromide in a rat model of neuropathic pain'', British Journal of Pharmacology 146, 198, 2005. PMID 15997234 | {{DOI|10.1038/sj.bjp.0706310}}</ref>

R. H Belmaker, Yuly Bersudsky und Alex Mishory begannen eine klinische Studie von Valnoctamid als Ersatzmedikation für die sehr viel stärker [[teratogen]] wirkende Valproinsäure und ihre Salze zur [[Prophylaxe]] von [[Manie]].
<ref name='belmaker'>R. H Belmaker, Yuly Bersudsky, Alex Mishory: ''Valnoctamide in Mania'', Beersheva Mental
Health Center, 2005 [http://www.clinicaltrials.gov/ct/gui/show/NCT00140179?order=213]</ref>

==Nebenwirkungen==
Die bekannten [[Nebenwirkung]]en von Valnoctamid sind überwiegend vernachlässigbar und bestehen in [[Somnolenz]]<ref
name='sleep'>[http://www.biam2.org/www/Sub2343.html VALNOCTAMIDE] ''Biam''</ref> und leichten [[Koordinationsstörungen]].

==Gegenanzeigen==
Valnoctamid erhöht die Serumkonzentration von Carbamazepin-10,11-epoxid, dem [[Metabolit|aktiven Metabolit]] von [[Carbamazepin]],
manchmal bis zu einem toxischen Niveau, weil es die [[Epoxid]][[Hydrolase|hydrolase]] hemmt.<ref name='carbamazepin'>
F. Pisani, A. Fazio, C. Artesi, G. Oteri, E. Spina, T. Tomson, E. Perucca: ''Impairment of carbamazepine-10,11-epoxide elimination by
valnoctamide, a valpromide isomer, in healthy subjects.'', British Journal of Clinical Pharmacology 34, 85-7, 1992. PMID 1352988</ref>

==Chemie==
Valnoctamid ist ein [[chiral]]er [[Arzneistoff]], der wegen seiner zwei stereogenen Zentren (in 2- und 3-Position) vier [[Stereoisomer]]e aufweist: Die (2''R'',3''R'')-Form und die dazu enantiomere (2''S'',3''S'')-Form sowie das (2''S'',3''R'')-Isomer und das (2''R'',3''S'')-Isomer. Als Arzneistoff wird das ''Gemisch der vier Stereoisomeren'' eingesetzt. Jedes der Stereoisomeren
ist im Tiermodell gegen Epilepsie wirksamer als Valproinsäure, und einer davon ((2''S'',3''S'')-Valnoctamid) wurde im August 2003 von Isoherranen, et al. als guter Kandidat für ein [[Antikonvulsivum]] beschrieben.
<ref name='Isoherran'>Nina Isoherranen, H. Steve White, Brian D. Klein, Michael Roeder, José H. Woodhead, Volker Schurig, Boris Yagen, Meir Bialer: ''Pharmacokinetic-pharmacodynamic relationships of (2S,3S)-valnoctamide and its stereoisomer (2R,3S)-valnoctamide
in rodent models of epilepsy'', Pharmaceutical Research 8, 1293–1301, 2003. PMID 12948028 | {{DOI|10.1023/A:1025069519218}}</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Arzneistoff]]
[[Kategorie:Arzneistoff]]
[[Kategorie:Antiepileptikum]]
[[Kategorie:Hypnotikum]]
[[Kategorie:Hypnotikum]]
[[Kategorie:Sedativum]]
[[Kategorie:Sedativum]]
[[Kategorie:Arzneistoff]]
[[Kategorie:Amid]]
[[Kategorie:Amid]]



Version vom 14. August 2008, 01:09 Uhr

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Strukturformel

(2R,3R)-Isomer (oben, links), (2S,3S)-Isomer (oben, rechts), (2S,3R)-Isomer (unten, links) und (2R,3S)-Isomer (unten, rechts)

Allgemeines
Freiname Valnoctamid
Andere Namen
  • 2-Ethyl-3-methylpentanamid
  • 2-Ethyl-3-methylvaleramid
Summenformel C8H17NO
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 4171-13-5 (Stereoisomerengemisch)
  • 189189-74-0 [(2R,3R)-Isomer]
  • 189189-75-1 [(2S,3S)-Isomer]
  • 189189-73-9 [(2S,3R)-Isomer]
  • 189189-76-2 [(2R,3S)-Isomer]
PubChem 20140
Wikidata Q410468
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N05CM13

Wirkstoffklasse

Hypnotikum, Sedativum

Eigenschaften
Molare Masse 143,22668 g·mol−1
Schmelzpunkt

113,5–114 °C (Stereoisomerengemisch)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung{{{GHS-Piktogramme}}}

H- und P-Sätze H: {{{H}}}
EUH: {{{EUH}}}
P: {{{P}}}
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Valnoctamide (INN, USAN) ist in Frankreich seit 1964 als Schlafmittel und Sedativ in Gebrauch.[3] Es handelt sich dabei um ein Strukturisomer von Valpromid, einer Prodrug-Vorstufe der Valproinsäure. Im Gegensatz zu Valpromid wird Valnoctamid jedoch im Körper nicht in die entsprechende Carbonsäure umgewandelt.[4]

Einsatzgebiete

Neben seiner Wirkung als Sedativum wurde Valnoctamid seit 1969 als Mittel gegen Epilepsie untersucht.[5] Forschungen in dieser Richtung wurden auch 2000 und 2003 noch fortgesetzt.[6].

Als Mittel gegen neuropathische Schmerzen wurde es 2005 von Winkler et al. mit ermutigenden Resultaten untersucht: Es zeigte nur minimale Wirkungen auf die Koordination und die Aufmerksamkeit bei effektiven Dosen, und schien ebenso wirksam wie Gabapentin.[7]

R. H Belmaker, Yuly Bersudsky und Alex Mishory begannen eine klinische Studie von Valnoctamid als Ersatzmedikation für die sehr viel stärker teratogen wirkende Valproinsäure und ihre Salze zur Prophylaxe von Manie. [8]

Nebenwirkungen

Die bekannten Nebenwirkungen von Valnoctamid sind überwiegend vernachlässigbar und bestehen in Somnolenz[9] und leichten Koordinationsstörungen.

Gegenanzeigen

Valnoctamid erhöht die Serumkonzentration von Carbamazepin-10,11-epoxid, dem aktiven Metabolit von Carbamazepin, manchmal bis zu einem toxischen Niveau, weil es die Epoxidhydrolase hemmt.[10]

Chemie

Valnoctamid ist ein chiraler Arzneistoff, der wegen seiner zwei stereogenen Zentren (in 2- und 3-Position) vier Stereoisomere aufweist: Die (2R,3R)-Form und die dazu enantiomere (2S,3S)-Form sowie das (2S,3R)-Isomer und das (2R,3S)-Isomer. Als Arzneistoff wird das Gemisch der vier Stereoisomeren eingesetzt. Jedes der Stereoisomeren ist im Tiermodell gegen Epilepsie wirksamer als Valproinsäure, und einer davon ((2S,3S)-Valnoctamid) wurde im August 2003 von Isoherranen, et al. als guter Kandidat für ein Antikonvulsivum beschrieben. [11]

Einzelnachweise

  1. The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 1704, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. a b Eintrag in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar)
  3. F. M. Harl: Clinical Study Of Valnoctamide On 70 Neuropsychiatric Clinic Patients Undergoing Ambulatory Treatment, La Presse Médicale 72, 753–4, 1964. PMID 14119722
  4. Abdullah Haj-Yehia, Meir Bialer: Structure-pharmacokinetic relationships in a series of valpromide derivatives with antiepileptic activity, Pharmaceutical Research 6, 683–9, 1989. PMID 2510141 | doi:10.1023/A:1015934321764
  5. S. Mattos Nda: Use of Valnoctamide (nirvanil) in oligophrenic erethics and epileptics., Hospital (Rio J) 75, 1701–4, 1969. PMID 5306499
  6. Hilde Lindekens, Ilse Smolders, Ghous M. Khan, Meir Bialer, Guy Ebinger, Yvette Michotte: In vivo study of the effect of valpromide and valnoctamide in the pilocarpine rat model of focal epilepsy, Pharmaceutical Research 17, 1408–13, 2000. PMID 11205735 | doi:10.1023/A:1007559208599
  7. Ilan Winkler, Simcha Blotnik, Jakob Shimshoni, Boris Yagen, Marshall Devor, Meir Bialer: Efficacy of antiepileptic isomers of valproic acid and valpromide in a rat model of neuropathic pain, British Journal of Pharmacology 146, 198, 2005. PMID 15997234 | doi:10.1038/sj.bjp.0706310
  8. R. H Belmaker, Yuly Bersudsky, Alex Mishory: Valnoctamide in Mania, Beersheva Mental Health Center, 2005 [1]
  9. VALNOCTAMIDE Biam
  10. F. Pisani, A. Fazio, C. Artesi, G. Oteri, E. Spina, T. Tomson, E. Perucca: Impairment of carbamazepine-10,11-epoxide elimination by valnoctamide, a valpromide isomer, in healthy subjects., British Journal of Clinical Pharmacology 34, 85-7, 1992. PMID 1352988
  11. Nina Isoherranen, H. Steve White, Brian D. Klein, Michael Roeder, José H. Woodhead, Volker Schurig, Boris Yagen, Meir Bialer: Pharmacokinetic-pharmacodynamic relationships of (2S,3S)-valnoctamide and its stereoisomer (2R,3S)-valnoctamide in rodent models of epilepsy, Pharmaceutical Research 8, 1293–1301, 2003. PMID 12948028 | doi:10.1023/A:1025069519218