„Morphem“ – Versionsunterschied

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== Literatur ==
== Literatur ==
* Susanne Bartke: ''Experimentelle Studien zur Flexion und Wortbildung.'' Niemeyer, Tübingen 1998. ISBN 3-484-30376-X
* {{Literatur|Autor=Bartke, Susanne|Titel=Experimentelle Studien zur Flexion und Wortbildung|Verlag=Niemeyer|Ort=Tübingen|Jahr=1998|ISBN=3-484-30376-X}}
* Henning Bergenholtz, Joachim Mugdan: ''Einführung in die Morphologie.'' Kohlhammer, Mainz u. a. 1979. ISBN 3-17-005095-8
* {{Literatur|Autor=Bergenholtz, Henning / Mugdan, Joachim|Titel=Einführung in die Morphologie|Verlag=Kohlhammer|Ort=Mainz u. a.|Jahr=1979|ISBN=3-17-005095-8}}
* Hadumod Bußmann: ''Lexikon der Sprachwissenschaft.'' Kröner, Stuttgart, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage 2002. ISBN 3-520-45203-0
* {{Literatur|Autor=Bußmann, Hadumod|Titel=Lexikon der Sprachwissenschaft|Jahr=2002|Auflage=3. aktualisierte und erweiterte|Verlag=Kröner|Ort=Stuttgart| ISBN=3-520-45203-0}}
* Jörg Meibauer: ''Einführung in die germanistische Linguistik.'' Metzler, Stuttgart, 2. Auflage 2007, S. 15–69
* {{Literatur|Autor=Meibauer, Jörg|Titel=Einführung in die germanistische Linguistik|Verlag=Metzler|Ort=Stuttgart|Auflage=2.|Jahr=2007|Seiten=15–69|ISBN=978-3-476-02141-0}}
* Franz Simmler: ''Morphologie des Deutschen.'' Weidler, Berlin 1998. ISBN 3-89693-304-3
* {{Literatur|Autor=Simmler, Franz|Titel=Morphologie des Deutschen|Verlag=Weidler|Ort=Berlin|Jahr=1998|ISBN=3-89693-304-3}}
<!--
* {{Literatur|Autor=Ulrich|Titel=Linguistische Grundbegriffe|Jahr=2002|Auflage=5.|Ort=Berlin, Stuttgart|Verlag=Gebrüder Borntraeger Verlag|Sammlung=HIRTs Stichwörterbücher|ISBN=3-443-03111-0}}
* {{Literatur|Autor=Tugendhat / Wolf|Titel=Logisch-semantische Propädeutik|Jahr=1983|Seiten=20|Ort=Stuttgart|Verlag=Reclam|Sammlung=Universal-Bibliothek Nr. 8206|ISBN=3-15-008206-4}}
* {{Literatur|Autor=Brandt / Dietrich / Schön|Titel=Sprachwissenschaft|Jahr=2006|Auflage=2.|Seiten=4|Ort=Köln|Verlag=Böhlau|Sammlung=UTB| ISBN=978-3-8252-8331-5}}
* {{Literatur|Autor=Pelz|Titel=Linguistik|Jahr=1996|Seiten=116, 276}}
*{{Literatur|Autor= Dürr / Schlobinski|Titel=Deskriptive Linguistik|Jahr=2006|Seiten=79, 83, 293}}
* {{Literatur|Autor=Gadler|Titel=Praktische Linguistik|Jahr=1998|Auflage=3.|Seiten=95–96, 99}}
* {{Literatur|Autor=Kühn|Titel=Lexikologie|Jahr=1994|Seiten=17}}
-->


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 13. Juli 2009, 12:30 Uhr

Ein Morphem ist die kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache auf der Inhalts- und Formebene im Sprachsystem (langue). Es lässt sich auch als kleinste semantisch interpretierbare Konstituente eines Wortes bezeichnen. Es handelt sich bei Morphemen um abstrakte Einheiten (Einheiten der langue), die durch primäre Artikulation bzw. Segmentierung (Prozess der Worterkennung, der den Sprachstrom in einzelne Wörter unterteilt) gewonnen werden. Morpheme werden in lexikalische Morpheme (Inhaltsmorphem) und grammatikalische Morpheme (Funktionsmorphem) aufgeteilt.

Morpheme werden lautlich als Lautfolgen (phonetische Realisierung: parole), phonologisch als Phonemfolgen (also in Einheiten des Sprachsystems: langue), schriftlich als Graphemfolgen realisiert. Diese Laut-, Phonem- oder Graphemsequenzen repräsentieren das Morphem in bestimmten Umgebungen; die Laute, Phoneme bzw. Grapheme selbst tragen keine eigene Bedeutung, sondern haben als Bausteine der Morpheme nur bedeutungsdifferenzierende Funktion. Somit können Morphe als Repräsentationseinheiten (parole) und ein Morphem als eine Klasse äquivalenter Morphe (langue) bezeichnet werden. Morphe, die Varianten ein und desselben Morphems sind, heißen Allomorphe. Allomorphe sind, da sie klassifiziert sind, Einheiten des Sprachsystems (langue). Z. B. sind Hund und hünd (in hündisch) zunächst zwei Morphe; hat man erkannt, dass sie die gleiche Bedeutung haben, gelten sie als zwei Allomorphe des Morphems Hund.

Abweichend vom herrschenden Sprachgebrauch nennt der französische Sprachwissenschaftler André Martinet das Morphem im vorgenannten Sinne Monem. Ein freies Monem nennt Martinet Lexem, ein gebundenes Morphem.[1]

Geschichte des Morphembegriffs

Der Begriff Morphem wurde von Baudouin de Courtenay vor 1881 entwickelt. Leonard Bloomfield adaptierte den Begriff und hat ihn allgemein bekannt gemacht.

Aristoteles nahm als Morpheme nur Namen und Zeitwörter an, weil er in Anschluss an Platos Sophistes sich auf solche Sätze wie „N. sitzt“ und damit auf prädikative Sätze beschränkte.[2]

Schreibweise (Notation)

Die Schreibweise von Morphemen (Morphen) erfolgt uneinheitlich. Gleichwohl Morphemgrenzen meist mittels einfacher Striche (-) gekennzeichnet werden, verwenden manche Autoren zusätzliche visuelle Hilfsmittel um Morpheme abzugrenzen (verdeutlicht am Beispiel „zerlegen“):

  • Schrägstriche („/…/“)[1]
    „/zer-/ /leg-/ /-en/“
  • runde Klammern[3]
    „(zer-)(leg-)(-en)“
  • eckige Klammern
    „[zer-][leg-][-en]“
  • eckige Klammern in Verbindung mit Großschrift
    „[ZER-][LEG-][-EN]“
  • geschweifte Klammern
    „{zer-}{leg-}{en}“

Präziser formuliert ist die Flexionsendung „-en“ hier ein Fall (ein Morph) des abstrakten grammatikalischen Morphems [INFINITIV].[4].

Abgrenzungen

Die statischen einzelnen Abgrenzungen können im Zusammenhang dynamisch als Folge „Phoneme/Grapheme → Morpheme → Wörter → Sätze → Texte“[5] dargestellt werden.

Graphem und Phonem

Die nicht inhaltstragenden, bedeutungsunterscheidenden Elemente eines Morphems heißen Phoneme, wenn sie lautlich geäußert werden, und Grapheme, wenn sie graphisch geäußert werden (als Buchstaben, Ziffern).[6]

Morpheme sind ausdrucksseitig gesehen „nichts anderes als Phonemkombinationen, die nach den Kombinationsregeln der betreffenden Sprache zusammengefügt sind.“[7]

Wort

Das Morphem unterscheidet sich vom Wort. Für ein Morphem ist es unerheblich, ob es selbständig als Wort vorkommen kann oder nicht.[8] Wörter bestehen aus mindestens einem Morphem.[6]

Beispiel
Das Wort (du) „lachst“ besteht aus dem lexikalischen Morphem [lach] und aus den grammatischen Morphemen Tempus, Modus, Person/Numerus im Flexionsformativ { Ø – Ø -st}.[6]

Silbe

Das Morphem ist nicht identisch mit der Silbe.

Beispiel 1 („Segler“)[8]
Sprechsilben: „Seg-ler“
Morpheme: „Segl-er“
Beispiel 2 („zerlegen“)[9]
Sprechsilben: „zer-le-gen“
Morpheme: „zer-leg-en“

Satzkonstituente, Satz, Text

Morpheme bilden Wörter, die zu Satzkonstituenten zusammengefügt werden können, diese wiederum bilden Sätze[7], diese Texte.

Klassen (Einteilungen)

Morpheme können nach unterschiedlichen Einteilungsgesichtspunkten eingeteilt werden:

  • nach ihrer Wortfähigkeit: Grundmorpheme und Affixe
  • nach ihrem Status: freie und gebundene Morpheme
  • nach ihrer Funktion: in lexikalische (l-Morpheme) und funktionale (f-)Morpheme

Grundmorpheme und Affix

Grundmorpheme[10] (auch: „Wurzelmorpheme“[11], „Wurzeln“[11], „Basis“ oder „Kerne“[12] genannt) „sind die unverzichtbaren lexikalischen Kerne von Wörtern“.[11]

Beispiele
„ein“, „Haus“, „Auto“[12], „rot“, „auf“[11].

Wurzeln kommen „in der Regel“[11], d. h. nicht notwendig frei vor. Die Einteilung in Wurzelmorpheme und Affixe ist daher eine andere als die in freie und gebundene Morpheme.

Morpheme, die keine Grundmorpheme sind, werden Affixe genannt. Diese unterteilt man nach ihrer Position in der Wortform in Präfix, Suffix, Infix oder Zirkumfix oder nach ihrer Funktion in Derivationsaffixe und Flexionsaffixe.

Freie und gebundene Morpheme

Die Einteilung der Morpheme in freie und gebundene erfolgt danach, ob sie frei im Satz als Wörter auftreten können oder nicht. Gebundene Morpheme sind die Endungen in Ableitungen (z. B. -lich, -sam, -ung), die Flexionsendungen (z. B. -en, -st, -t) sowie unselbständig vorkommende lexikalische Morpheme (z. B. Him- in Himbeere, Schorn- in Schornstein).

Ein freies Morphem kann ohne ein weiteres Morphem ein Wort bilden, z. B. „in“, „Mensch“, „schön“. Verbstämme werden dagegen oft als unselbständige lexikalische Morpheme angesehen, da sie immer mit einer Flexionsendung zusammen verwendet werden. (Der Imperativ Singular hat eine Flexionsendung, die als Nullallomorph oder als Allomorph „-e“ auftritt.)

Ein gebundenes Morphem benötigt mindestens ein weiteres (freies oder gebundenes) Morphem, um ein Wort bilden zu können; z. B. „ent-“ und „-en“, welche sich an einen Verbstamm wie „komm“ anhängen und „entkommen“ bilden. Ein Wort wie „Unbill“ besteht nur aus zwei gebundenen Morphemen. Solche Fälle sind häufig bei Morphemen, die aus anderen Sprachen kommen (wie „bio-“ und „-logie“, die zwei gebundene Morpheme sind) oder deren Bedeutung im Laufe der Sprachentwicklung verloren gegangen ist (siehe unten).

Lexikalische und grammatische Morpheme

Lexikalisches Morphem (Lexem)

Die lexikalischen Morpheme oder Lexeme sind Morpheme, mit denen reale oder gedachte Personen, Gegenstände, Sachverhalte bezeichnet werden.[13] Sie sind also Morpheme mit einer referentiellen Funktion.[12] Lexeme bilden den „Grundbestandteil eines Wortes“.[10] Sie bilden die Stämme oder Wurzeln der Wörter, stellen also das Grundinventar der Wörter einer Sprache dar. Das Inventar der lexikalischen Morpheme ist offen, d. h. beliebig erweiterbar.

Beispiel
Im Wort Kinder ist das Morphem -kind- ein lexikalisches (Inhaltsmorphem) und das Morphem -er- ein funktionales Morphem.

Funktionales Morphem

Die funktionalen (auch grammatische Morpheme, Grammeme oder f-Morpheme) hingegen bilden keine Wörter, sondern verändern diese gemäß grammatischer Regeln und geben grammatische Informationen wieder.

Diese werden unterteilt in:[12][14]

Flexionsmorpheme zeigen syntaktische Eigenschaften des Stammes an, an den sie angehängt werden, das heißt sie drücken seine grammatischen Merkmale aus.

Beispiel
„t“ in „(er) geh-t“[12] drückt das Merkmal [3.Person Singular] aus.

Wortbildungsmorpheme sind (grammatische) Morpheme, deren Funktion die Wortbildung betrifft und neue Wörter aus den schon vorhandenen ableiten (und dabei oft die Wortklassen/Wortarten ändern.)

Beispiel
„-lich“ in „glück-lich“.[12]

Sonderfälle

Nullmorphem

Einen Sonderfall stellt das Nullmorphem dar. Dies ist ein Morphem, das nicht lautlich oder schriftlich realisiert ist.

Ein Nullmorphem kann unter anderem aus beschreibungstechnischen Gründen gerechtfertigt werden, beispielsweise beim Wechsel zwischen Flexionsaffixen und deren Fehlen im Paradigma eines Wortes.

Beispiel
Wenn man die Deklination deutscher Substantive betrachtet, so stellt man fest, dass der Nominativ Singular keine eigene Flexionsform aufweist. Lautet der Genitiv Singular von „Haus“ auf „-es“ („Haus-es“), so hat der Nominativ keine Endung. Will man nun auch für den Nominativ Singular eine Endung ausweisen, so kann die Form nur „Haus-Ø“ lauten mit „-Ø“ für das angesetzte Nullmorphem. Es handelt sich in diesem Fall um kein Nullallomorph, da der Nominativ Singular nie eine eigene Endung aufweist. (In dieser Hinsicht unterliegen die substantivierten Adjektive wie „Angestellter“, „Kranker“, „Verletzter“ anderen Regeln.)

Das Nullmorphem ermöglicht es, dass man das Flexionssystem der Substantive insgesamt einheitlich mit Wortstamm + Endung darstellen kann.

Diskontinuierliches Morphem

Ein weiterer Sonderfall sind die diskontinuierlichen Morpheme, bei denen eine Folge voneinander getrennter Morphe zusammen ein Morphem bilden. Sie kommen in der Ableitung ebenso wie in der Flexion vor.

Gebundenes lexikalisches Morphem

Lexikalische Morpheme treten auch als gebundene Morpheme auf und können Konfixe oder unikale Morpheme sein. Auch die Verbstämme werden in der Regel als gebundene lexikalische Morpheme aufgefasst, da sie nie allein, sondern immer nur in Verbindung mit Flexions- oder Ableitungsmorphemen verwendet werden.

Konfix

Konfixe sind gebundene Morpheme, die keine Affixe sind, sondern eine stärkere lexikalische Grundbedeutung haben und im Gegensatz zu unikalen Morphemen in mehreren Umgebungen (in Verbindung mit Derivation oder Komposition) auftreten können.

Beispiel
Fanat-iker, Fanat-ismus, fanat-isch, fanat-isier-en => {Fanat}[15]

Unikales Morphem

Unikale Morpheme sind gebundene Morpheme, die keine Affixe sind, die nur in einer einzigen Kombination vorkommen und nur in Verbindung mit einem speziellen Kombinationspartner eine eigene Bedeutung haben; so z. B. -lier- in ver-lier-en. (Weitere Beispiele: siehe unten).

Beispiele

frei, lexikalisch
Schrank, Mensch, Liebe
Diese Morpheme können als selbständige Wörter im Satz stehen und haben eine Bedeutung.
frei, grammatisch
der, in, aber
Auch diese Morpheme stehen als selbständige Wörter im Satz, aber sie haben keine eigene Bedeutung. Sie haben eine grammatische Funktion, und man kann ihnen eine Bedeutung zuordnen, aber diese Bedeutung ist immer abhängig von einem lexikalischen Morphem.
gebunden, unikal
Him(beere), Lor(beer)
Him- und Lor- haben keine eigenständige Bedeutung oder Funktion mehr. Sie kommen heute ausschließlich in dieser einen Kombination vor und können ausschließlich in dieser Verbindung sinnvoll benutzt werden. Sie werden auch Cranberry-Morphe genannt (nach dem englischen Beispiel Cran(berry)). Die Einzelbedeutung dieser Morpheme ging mit dem Sprachwandel verloren (z. B. „Him-“ von mhd. Hinde, „Hirschkuh“)
gebunden, derivativ
-keit, ent-, -ier(-en)
Diese Morpheme können nicht selbständig vorkommen. Sie sind immer an ein lexikalisches Morphem gebunden, dessen Wortklasse sie oft ändern. heiter -> Heiterkeit ändert beispielsweise die Wortklasse von Adjektiv in Substantiv.
gebunden, flexiv
-t, -n (= Allomorphe der Morpheme „3. Person Singular Indikativ Präsens“ bzw. des „Infinitivs“)
Auch diese Morpheme kommen nur an lexikalische Morpheme gebunden vor. Ihre Funktion ist die Beugung (Flexion) der Wörter. Das Allomorph -t z. B. beugt das Verb gehen (die Verbindung heißt dann geht) nach Person (3.), Zahl (Einzahl), Zeit (Präsens) und Modus (Indikativ).

Literatur

  • Bartke, Susanne: Experimentelle Studien zur Flexion und Wortbildung. Niemeyer, Tübingen 1998, ISBN 3-484-30376-X.
  • Bergenholtz, Henning / Mugdan, Joachim: Einführung in die Morphologie. Kohlhammer, Mainz u. a. 1979, ISBN 3-17-005095-8.
  • Bußmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0.
  • Meibauer, Jörg: Einführung in die germanistische Linguistik. 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-476-02141-0, S. 15–69.
  • Simmler, Franz: Morphologie des Deutschen. Weidler, Berlin 1998, ISBN 3-89693-304-3.

Siehe auch

Wiktionary: Morphem – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b Ulrich, Linguistische Grundbegriffe (20025) – Berlin, Stuttgart: Gebrüder Borntraeger Verlag (HIRTs Stichwörterbücher). ISBN 3-443-03111-0
  2. Tugendhat/Wolf, Logisch-semantische Propädeutik (1983:20) – Stuttgart, Reclam (Universal-Bibliothek Nr. 8206), ISBN 3-15-008206-4
  3. Beispiel von Homberger, Sachwörterbuch zur Sprachwissenschaft (2000)/Morphem: Wort „sprang“ = Bedeutung (spring-) + Numerus (Sg.) + Tempus (Präteritum)
  4. Clément, Linguistisches Grundwissen (20002:136) verwendet für das Morphem Plural „[PLURAL]“
  5. Brekle, Semantik (19723:47)
  6. a b c Brandt/Dietrich/Schön, Sprachwissenschaft (20062:4) (Köln: Böhlau (2006) (UTB), ISBN 978-3-8252-8331-5)
  7. a b Pelz, Linguistik (1996:276)
  8. a b Dürr/Schlobinski, Deskriptive Linguistik (2006:79)
  9. Gadler, Praktische Linguistik (19983:95–96)
  10. a b so Dürr/Schlobinski, Deskriptive Linguistik (2006:83,293) Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „duerr-schlobinski2006:83“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  11. a b c d e Meibauer, Einführung in die germanistische Linguistik (20072:29), Stuttgart: Metzler (ISBN 978-3-476-02141-0)
  12. a b c d e f Gadler, Praktische Linguistik (19983:99) Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „gadler1998:99“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  13. Pelz, Linguistik (1996:116)
  14. Kühn, Lexikologie (1994:17), unterscheidet einerseits Grund- und Basismorpheme und andererseits Wortbildungsmorpheme, Flexions- und grammatische Morpheme
  15. nach Meibauer, Einführung in die germanistische Linguistik (20072:31), Stuttgart: Metzler