„Tamoxifen“ – Versionsunterschied

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'''Tamoxifen''' ist ein [[selektiver Estrogenrezeptormodulator]], der als [[Arzneistoff]] zur Therapie von [[Brustkrebs|Mammakarzinomen]] eingesetzt wird, und wurde von ICI Pharmaceuticals (jetzt [[AstraZeneca]]) entwickelt. Es ist von der [[Food and Drug Administration|FDA]] zur Prävention von Brustkrebs bei Frauen mit erhöhtem Risiko zugelassen (z.&nbsp;B. bei kontralateralem Karzinom). Es bewirkt eine [[kompetitive Hemmung]] von [[Estrogenrezeptor]]en und eine Stimulation von [[Progesteron]]rezeptoren. Tamoxifen wirkt zudem als [[FIASMA]] (funktioneller Hemmer der sauren [[Sphingomyelinase]]).<ref name="pmid18504571">{{cite journal |author=Kornhuber J, Muehlbacher M, Trapp S, Pechmann S, Friedl A, Reichel M, Mühle C, Terfloth L, Groemer T, Spitzer G, Liedl K, Gulbins E, Tripal P|title=Identification of novel functional inhibitors of acid sphingomyelinase|journal=PLoS ONE|volume=6|issue=8|pages=e23852|year=2011|doi=10.1371/journal.pone.0023852}}</ref> Auch eine Wirksamkeit bei [[Manie]] ist in Studien nachgewiesen worden.<ref>Bebchuk, J.M.'' et al.'' (2000): ''A preliminary investigation of a protein kinase C inhibitor in the treatment of acute mania.'' In: ''Arch. Gen. Psychiatry.'' Bd. 57, S. 95–97, PMID 10632242.</ref><ref>Carlos A. Zarate Jr. ''et al.'' (2007): ''Efficacy of a protein kinase C inhibitor (tamoxifen) in the treatment of acute mania: a pilot study.'' In: ''Bipolar Disorders.'' Bd. 9, S. 561–570, PMID 17845270 {{DOI|10.1111/j.1399-5618.2007.00530.x}}.</ref>


Die Wirkung von Tamoxifen wurde laut einer an der [[University of Western Ontario|Universität von Western Ontario]], Kanada durchgeführten Studie durch Zugabe von [[Tocotrienol]]en signifikant gesteigert, was die Verringerung der Behandlungsdosis und damit der Nebenwirkungen möglich machen würde.<ref>Guthrie N, Gapor A, Chambers AF, Carroll KK: ''Inhibition of Proliferation of Estrogen Receptor-Negative MDA-MB-435 and -Positive MCF-7 Human Breast Cancer Cells by Palm Oil Tocotrienols and Tamoxifen, Alone and in Combination'' 1997 Mar;127(3):544S-548S, PMID 9082043.</ref>
Die Wirkung von Tamoxifen wurde laut einer an der [[University of Western Ontario|Universität von Western Ontario]], Kanada durchgeführten Studie durch Zugabe von [[Tocotrienol]]en signifikant gesteigert, was die Verringerung der Behandlungsdosis und damit der Nebenwirkungen möglich machen würde.<ref>Guthrie N, Gapor A, Chambers AF, Carroll KK: ''Inhibition of Proliferation of Estrogen Receptor-Negative MDA-MB-435 and -Positive MCF-7 Human Breast Cancer Cells by Palm Oil Tocotrienols and Tamoxifen, Alone and in Combination'' 1997 Mar;127(3):544S-548S, PMID 9082043.</ref>

Version vom 3. Oktober 2011, 07:58 Uhr

Strukturformel
Strukturformel von Tamoxifen
Allgemeines
Freiname Tamoxifen
Andere Namen
  • IUPAC: (Z)-2-[4-(1,2- Diphenylbut-1-enyl) phenoxy]-N,N- dimethylethylamin
  • Latein: Tamoxifenum
Summenformel
  • C26H29NO (Tamoxifen)
  • C26H29NO·C6H8O7 (Tamoxifen·Citrat)
Kurzbeschreibung

weißes bis fast weißes, kristallines, polymorphes Pulver (als Dihydrogencitrat) [1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 10540-29-1 (Tamoxifen)
  • 54965-24-1 (Tamoxifen·Citrat)
PubChem 2733526
DrugBank DB00675
Wikidata Q412178
Arzneistoffangaben
ATC-Code

L02BA01

Wirkstoffklasse

Selektiver Estrogenrezeptormodulator

Wirkmechanismus

kompetitive Hemmung der Estrogenrezeptoren

Eigenschaften
Molare Masse
  • 371,51 g·mol–1(Tamoxifen)
  • 563,64 g·mol–1(Tamoxifen·Citrat)
Schmelzpunkt
Löslichkeit

Wasser: 0,167 mg·l–1 (25 °C) [2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[4]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 350​‐​360​‐​362
P: 201​‐​263​‐​308+313[4]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Tamoxifen ist ein selektiver Estrogenrezeptormodulator, der als Arzneistoff zur Therapie von Mammakarzinomen eingesetzt wird, und wurde von ICI Pharmaceuticals (jetzt AstraZeneca) entwickelt. Es ist von der FDA zur Prävention von Brustkrebs bei Frauen mit erhöhtem Risiko zugelassen (z. B. bei kontralateralem Karzinom). Es bewirkt eine kompetitive Hemmung von Estrogenrezeptoren und eine Stimulation von Progesteronrezeptoren. Tamoxifen wirkt zudem als FIASMA (funktioneller Hemmer der sauren Sphingomyelinase).[6] Auch eine Wirksamkeit bei Manie ist in Studien nachgewiesen worden.[7][8]

Die Wirkung von Tamoxifen wurde laut einer an der Universität von Western Ontario, Kanada durchgeführten Studie durch Zugabe von Tocotrienolen signifikant gesteigert, was die Verringerung der Behandlungsdosis und damit der Nebenwirkungen möglich machen würde.[9]

Tamoxifen wird teilweise zur Therapie von Gynäkomastie (hier wird der Behandlungserfolg in der Fachliteratur allerdings nur mit etwa 60 % angegeben) und weiblicher Infertilität eingesetzt.

In offenen Studien wurde auch bei der Behandlung der männlichen Infertilität eine Zunahme der Spermiendichte und Motilität beobachtet. Die Dosierung betrug hier 30 mg pro Tag.

Nebenwirkungen

Tamoxifen ist ein Prodrug, das in einer ersten Reaktion vom CYP2D6-Enzym in das aktive Endoxifen umgewandelt wird. Tamoxifen wird bei Östrogen-Rezeptor positivem Brustkrebs zur adjuvanten antihormonellen Therapie angewandt. Aktuelle Studien belegen, dass Patienten, die den PM-Phänotyp besitzen, auf das Medikament nicht richtig ansprechen. Diese Patienten können von einer Bestimmung des CYP2D6 Genotypen vor Beginn einer möglichen Tamoxifen-Therapie profitieren, indem sie zu einer alternativen Behandlungsmethode, wie z.B. der Gabe von Aromatase-Hemmern, wechseln (Goetz et al., 2007).[10] Auch die gleichzeitige Anwendung von Tamoxifen und starken Inhibitoren des Enzyms Cytochrom P450 2D6 (CYP2D6) sollte möglichst vermieden werden, da hierbei eine reduzierte Wirksamkeit von Tamoxifen nicht ausgeschlossen werden kann. [11]

Aufgrund der Tatsache, dass Tamoxifen am Endometrium eine agonistische Wirkung hat, sind die typischen Nebenwirkungen, dass es unter der Therapie zu Endometriumsveränderungen (wie Polypen aber auch Endometriumskrebs) kommen kann. Eine regelmäßige Ultraschallkontrolle ist daher notwendig. [12]

Das relative Risiko auf Endometriumkarzinom nach fünf Jahren Tamoxifen-Therapie gegenüber der Durchschnittsbevölkerung von 2,2 ist allerdings gering.

In wenigen Fällen kommt es zu thromboembolischen Komplikationen (ca. 1–3 %), die allerdings äußerst selten (0,1 %) tödliche Folgen haben.

Bei Knochentumoren oder einer kalziumreichen Ernährung ist eine Hyperkalzämie möglich.

Herstellung

Mehrere verschiedene vielstufige Synthesen für Tamoxifen sind in der Literatur beschrieben. [13]

Handelsnamen

Monopräparate

Die Handelspräparate enthalten Tamoxifen·Citrat: Ebefen (A), Mandofen (D), Nolvadex (D, A, CH), Tamec (CH), Tamokadin (D) und diverse Generika (D, A, CH).

Literatur

  • „Oncologie“, Van de Velde

Einzelnachweise

  1. Europäische Arzneibuch-Kommission (Hrsg.): EUROPÄISCHE PHARMAKOPÖE 6. AUSGABE. Band 6.0–6.3, 2008.
  2. a b Eintrag zu Tamoxifen in der DrugBank der University of Alberta.
  3. The Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals, 14. Auflage (Merck & Co., Inc.), Whitehouse Station, NJ, USA, 2006; S. 1554, ISBN 978-0-911910-00-1.
  4. a b c Datenblatt Tamoxifen bei Sigma-Aldrich (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Abruf nicht angegeben
  5. Eintrag in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar).
  6. Kornhuber J, Muehlbacher M, Trapp S, Pechmann S, Friedl A, Reichel M, Mühle C, Terfloth L, Groemer T, Spitzer G, Liedl K, Gulbins E, Tripal P: Identification of novel functional inhibitors of acid sphingomyelinase. In: PLoS ONE. 6. Jahrgang, Nr. 8, 2011, S. e23852, doi:10.1371/journal.pone.0023852.
  7. Bebchuk, J.M. et al. (2000): A preliminary investigation of a protein kinase C inhibitor in the treatment of acute mania. In: Arch. Gen. Psychiatry. Bd. 57, S. 95–97, PMID 10632242.
  8. Carlos A. Zarate Jr. et al. (2007): Efficacy of a protein kinase C inhibitor (tamoxifen) in the treatment of acute mania: a pilot study. In: Bipolar Disorders. Bd. 9, S. 561–570, PMID 17845270 doi:10.1111/j.1399-5618.2007.00530.x.
  9. Guthrie N, Gapor A, Chambers AF, Carroll KK: Inhibition of Proliferation of Estrogen Receptor-Negative MDA-MB-435 and -Positive MCF-7 Human Breast Cancer Cells by Palm Oil Tocotrienols and Tamoxifen, Alone and in Combination 1997 Mar;127(3):544S-548S, PMID 9082043.
  10. # Goetz et al.: The impact of cytochrome P450 2D6 metabolism in women receiving adjuvant tamoxifen. Breast Cancer Res Treat. 2007 Jan;101(1):113-21. Epub 2006 Nov 18.
  11. http://www.bfarm.de/cln_103/DE/Pharmakovigilanz/stufenplanverf/Liste/stp-tamoxifen-cyp2d6-inhibitoren.html.
  12. Schmid, D. (2006): Endometriumsveränderungen nach Tamoxifen-Therapie. In: Pathologe. Bd. 27, S. 27–32.
  13. Axel Kleemann, Jürgen Engel, Bernd Kutscher und Dietmar Reichert: Pharmaceutical Substances, 4. Auflage (2000), 2 Bände erschienen im Thieme-Verlag Stuttgart, ISBN 978-1-58890-031-9; seit 2003 online mit halbjährlichen Ergänzungen und Aktualisierungen.