„Partitionsfunktion“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|beschreibt die Partitionsfunktion in der Mathematik. Zur Partitionsfunktion in der Statistischen Physik siehe [[Zustandssumme]].<ref>{{Literatur | Autor=Florian Scheck | Titel=Theoretische Physik 5: Statistische Theorie der Wärme | Verlag=Springer | Jahr=2008 | ISBN=9783540798231 | Seiten=98 | Online=[http://books.google.de/books?id=WclrgbUvr7sC&pg=PA98 online]}}</ref>}}

[[Datei:partitionsfunktion_pn.png|thumb|right|Partitionsfunktion P(n) in [[Halblogarithmisch|halblogarithmischer]] Darstellung]]
[[Datei:partitionsfunktion_pn.png|thumb|right|Partitionsfunktion P(n) in [[Halblogarithmisch|halblogarithmischer]] Darstellung]]
Die '''Partitionsfunktionen''' geben die Anzahl der Möglichkeiten an, [[natürliche Zahl]]en in [[Summand]]en zu zerlegen. Üblicherweise betrachtet man die Zerlegungen ohne Berücksichtigung der Reihenfolge. Jede solche Zerlegung wird in der [[Kombinatorik]] als (ungeordnete) '''Zahlpartition'''<ref name="MaNes">Matoušek, Nešetřil (2002)</ref> oder manchmal kurz '''Partition'''<ref name="MaNes" /> bezeichnet. Die Bestimmung aller Zahlpartitionen für eine bestimmte (große) natürliche Zahl ist ein wichtiges Problem sowohl in der theoretischen als auch der praktischen [[Informatik]]. Siehe dazu den Artikel [[Partitionierungsproblem]].
Die '''Partitionsfunktionen''' geben die Anzahl der Möglichkeiten an, [[natürliche Zahl]]en in [[Summand]]en zu zerlegen. Üblicherweise betrachtet man die Zerlegungen ohne Berücksichtigung der Reihenfolge. Jede solche Zerlegung wird in der [[Kombinatorik]] als (ungeordnete) '''Zahlpartition'''<ref name="MaNes">Matoušek, Nešetřil (2002)</ref> oder manchmal kurz '''Partition'''<ref name="MaNes" /> bezeichnet. Die Bestimmung aller Zahlpartitionen für eine bestimmte (große) natürliche Zahl ist ein wichtiges Problem sowohl in der theoretischen als auch der praktischen [[Informatik]]. Siehe dazu den Artikel [[Partitionierungsproblem]].
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* [[Kombinatorik]]
* [[Kombinatorik]]
* [[Pentagonalzahlensatz]]
* [[Pentagonalzahlensatz]]
* Der englische Begriff ''partition function'' wird in der Physik mit [[Zustandssumme]] übersetzt.


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 16. Februar 2012, 20:31 Uhr

Partitionsfunktion P(n) in halblogarithmischer Darstellung

Die Partitionsfunktionen geben die Anzahl der Möglichkeiten an, natürliche Zahlen in Summanden zu zerlegen. Üblicherweise betrachtet man die Zerlegungen ohne Berücksichtigung der Reihenfolge. Jede solche Zerlegung wird in der Kombinatorik als (ungeordnete) Zahlpartition[2] oder manchmal kurz Partition[2] bezeichnet. Die Bestimmung aller Zahlpartitionen für eine bestimmte (große) natürliche Zahl ist ein wichtiges Problem sowohl in der theoretischen als auch der praktischen Informatik. Siehe dazu den Artikel Partitionierungsproblem.

Die Partitionsfunktion ohne Nebenbedingungen (Anzahl der ungeordneten Zahlpartitionen von ) wird als , manchmal auch als notiert und ist Folge A000041 in OEIS. Es gibt eine Reihe von Funktionen, bei denen an die Summanden zusätzliche Bedingungen gestellt werden, zum Beispiel dass jeder Summand nur einmal vorkommen darf (strikte Zahlpartitionen), diese Variante wird ebenfalls Partitionsfunktion, manchmal auch strikte Partitionsfunktion genannt, als oder notiert und ist Folge A000009 in OEIS.[3]

Mit einer aus der Partitionsfunktion abgeleiteten zeahlentheoretischen Funktion kann die Anzahl der Isomorphietypen von endlichen abelschen Gruppen angegeben werden.

Beispielwerte

Beispielwerte von P(n) und zugehörige Zahlpartitionen
n P(n) Zahlpartitionen
0 1 (leere Summe)
1 1 (1)
2 2 (1+1), (2)
3 3 (1+1+1), (1+2), (3)
4 5 (1+1+1+1), (1+1+2), (2+2), (1+3), (4)
5 7 (1+1+1+1+1), (1+1+1+2), (1+2+2), (1+1+3), (2+3), (1+4), (5)
6 11 (1+1+1+1+1+1), (1+1+1+1+2), (1+1+2+2), (2+2+2), (1+1+1+3), (1+2+3), (3+3), (1+1+4), (2+4), (1+5), (6)

Die Werte steigen danach schnell an (siehe Folge A000041 in OEIS):

  • P(7) = 15
  • P(8) = 22
  • P(9) = 30
  • P(10) = 42
  • P(100) = 190.569.292
  • P(200) = 3.972.999.029.388
  • P(1000) = 24.061.467.864.032.622.473.692.149.727.991 ≈ 2,4 × 1031

Asymptotisches Verhalten

Für große Werte von gibt die Formel[2][4]

einen guten Näherungswert für . Insbesondere bedeutet dies, dass die Anzahl der Dezimalstellen von etwa proportional zur Quadratwurzel aus ist: P(100) hat 9 Stellen (), P(1000) hat 32 Stellen ().

hat etwa doppelt so viele Stellen wie .

Partitionen mit vorgegebenem kleinsten Summanden

Bei einer Abwandlung der Partitionsfunktion wird verlangt, dass der kleinste Summand in der Zahlpartition größer oder gleich ist. Die Anzahl solcher Partitionen wird als notiert. Die „normale“ Partitionsfunktion ist somit

Beispielwerte

Beispielwerte von p(k,n)
p(k,n) k
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
n 1 1  
2 2 1
3 3 1 1
4 5 2 1 1
5 7 2 1 1 1
6 11 4 2 1 1 1
7 15 4 2 1 1 1 1
8 22 7 3 2 1 1 1 1
9 30 8 4 2 1 1 1 1 1
10 42 12 5 3 2 1 1 1 1 1
Einzelwerte
p(1, 4) = 5
p(2, 8) = 7
p(3, 12) = 9
p(4, 16) = 11
p(5, 20) = 13
p(6, 24) = 16

Rekursionsformel

Es gilt

wobei die Gaußklammer ist.

Mit dieser Rekursionsformel lassen sich alle Werte von und damit auch für berechnen. Man beachte aber, dass bei der Rekursionsformel für die Berechnung von alle Werte von für bekannt sein oder mit berechnet werden müssen.

Eigenschaften

Kongruenzen
1 1
2 2
3 3
4 5 mod 5
5 7 mod 7
6 11 mod 11
7 15
8 22
9 30 mod 5
10 42
11 56
12 77 mod 7
13 101
14 135 mod 5
15 176
16 231
17 297 mod 11
18 385
19 490 mod 5 und 7
20 627

Es gilt

  • , wenn
  • , wenn
  • sonst

Kongruenzen

Ramanujan entdeckte bei seinen Studien eine Gesetzmäßigkeit. Beginnt man mit der 4 und springt um 5, so erhält man immer Vielfache der Sprungzahl 5 als Zerlegungszahlen. Beginnt man bei der 6 und springt um 11, so erhält man Vielfache von 11. Ramanujan entdeckte weitere derartige Beziehungen, auch Kongruenzen genannt, als er die Potenzen der Primzahlen 5, 7 und 11 sowie deren Produkte als Sprungzahlen untersuchte. Der amerikanische Zahlentheoretiker Ken Ono konnte zeigen, dass es für alle Primzahlen größer 3 Kongruenzen gibt. Ob dies für die beiden kleinsten Primzahlen, die 2 und 3, und deren Vielfache ebenso gilt, konnte Ono nicht nachweisen. Folgende Kongruenzen gehen auf Ramanujan zurück:

A. O. L. Atkin fand folgende Kongruenz:

Effiziente Berechnung von P(n)

Erzeugende Funktion

Eine einfache erzeugende Funktion für die Partitionsfunktion gewinnt man aus der Umkehrung von Eulers Funktion

man erhält

D.h. dass die Koeffizienten der Reihendarstellung von den Werten von entsprechen.

Formel für P(n)

Eine Möglichkeit zur direkten Berechnung liefert die aus der erzeugenden Funktion hergeleitete Formel

mit

und

die Hans Rademacher, aufbauend auf Erkenntnissen von Ramanujan und Godfrey Harold Hardy, fand.

Eine algebraische, geschlossene Form von , die ohne unendliche Reihenentwicklung auskommt, wurde 2011 von Jan Hendrik Bruinier und Ken Ono veröffentlicht.[5][6] Genauer gesagt geben Bruinier und Ono eine Funktion an, so dass sich für jede natürliche Zahl eine endliche Anzahl algebraischer Zahlen mit

finden lassen. Darüber hinaus gilt, dass auch alle Werte algebraisch sind.

Dieses theoretische Ergebnis führt nur in Spezialfällen (z. B. über daraus ableitbare Kongruenzen) zu einer schnelleren Berechnung der Partitionsfunktion.

Mathematische Anwendungen

zu Anwendungen in Technik und Informatik.

Konjugationsklassen der symmetrischen Gruppe

Die Anzahl der Konjugationsklassen in der symmetrischen Gruppe ist gleich dem Wert der Partitionsfunktion, denn jede Konjugationsklasse ist eine Klasse von Permutationen mit einer bestimmten Struktur der Darstellung in disjunkter Zyklenschreibweise.

Beispiele;

  • Die Permutation gehört als Element der zu der Zahlpartition der Zahl 9, als Element der zur Zahlpartition von 12. Man beachte, dass Fixelemente der Permutation, die in der Zyklenschreibweise (als „Einerzyklen“) fast immer fortgelassen werden, in der Zahlpartition als Summanden 1 auftauchen. Jedes Element der , das in der disjunkten Zyklenschreibweise aus einem Dreier- und einem Viererzyklus besteht, ist in zu dem oben genannten Element konjugiert, es gibt in diesem Fall solche Permutationen.
  • Die Permutation gehört als Element der zur Zahlpartition von 12. Sie gehört in zu einer Konjugationsklasse, die Permutationen enthält.

Zahlpartition und endliche Mengenpartition

Jede Äquivalenzrelation auf einer endlichen Menge mit Elementen bestimmt eine Mengenpartition von . In der Kombinatorik wird ohne Einschränkung der Allgemeinheit angenommen. Zu jeder Zahlpartition von gehört eine nicht leere Menge von isomorphen Äquivalenzklasseneinteilungen der Menge . Die Anzahl der Zahlpartitionen von ist daher kleiner gleich der Anzahl der Mengenpartitionen von , für echt kleiner:

Beispiele
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Anzahl der Zahlpartitionen 1 1 2 3 5 7 11 15 22 30 42 56
Anzahl der Mengenpartitionen 1 1 2 5 15 52 203 877 4140 21147 115975 678570
  • Zu der Zahlpartion von 3 gehören die 3 Mengenpartitionen .
  • Zu den Zahlpartition und von 5 gehören je Mengenpartitionen, zu den Zahlpartitionen und je genau eine Mengenpartion.

Endliche abelsche p-Gruppen und abelsche Gruppen

Ist eine positive Primzahl, dann ist für jede Gruppe mit der Gruppenordnung eine p-Gruppe. Die Anzahl der (Isomorphieklassen von) abelschen Gruppen mit Gruppenelementen ist – unabhängig von der Primzahl – gleich dem Wert der Partitionsfunktion, denn jede solche Gruppe ist nach dem Hauptsatz über endlich erzeugte abelsche Gruppen isomorph zu einem direkten Produkt mit und also . Da die Isomorphieklasse nicht von der Reihenfolge der Faktoren im direkten Produkt abhängt, entspricht jede Isomorphieklasse von abelschen Gruppen mit Elementen umkehrbar eindeutig einer Zahlpartition von .

Zum Beispiel gibt es bis auf Isomorphie jeweils genau abelsche Gruppen mit Elementen.

Anwendungsbeispiele
  1. Wie viele Isomorphietypen von abelschen Gruppen mit genau 70000 Elementen gibt es? Jede solche Gruppe ist, wieder nach dem Hauptsatz ein direktes Produkt ihrer abelschen p-Sylowgruppen zu den Primzahlen 2, 5 und 7. Es ist , also existieren „wesentlich verschiedene“ abelsche Gruppen mit 70000 Elementen.
  2. Wie viele Isomorphietypen von abelschen Gruppen mit 7200 Elementen gibt es, die ein Element der Ordnung 180 enthalten? Es ist . Von den abelschen 2-Gruppen und 3-Gruppen kommen nur solche in Betracht, die zu einer Partition von 5 bzw. 2 gehören, die einen Summanden größer oder gleich 2 enthält, damit fällt jeweils eine Zahlpartition (Summe von Einsen) weg. Es gibt also solche Gruppen.
  3. Ist nun zusätzlich zu den Informationen des vorigen Beispiels bekannt, dass kein Element eine größere Ordnung als 180 hat, so kommen nur noch 2 Arten von 2-Sylowgruppen und eine Art 5-Sylowgruppe in Betracht und es gibt genau 2 Isomorphietypen von Gruppen mit diesen Eigenschaften.

Anzahlfunktion von Isomorphietypen endlicher abelscher Gruppen

Der Hauptsatz über die endlich erzeugten abelschen Gruppen erlaubt es, die Anzahl der Isomorphietypen endlicher abelscher Gruppen mit Elementen durch die Partitionsfunktion auszudrücken:

  • Zu jeder natürlichen Zahl mit der Primfaktorzerlegung existieren genau Isomorphietypen von abelschen Gruppen mit Elementen.
  • Die Folge ist Folge A000688 in OEIS, sie ist eine multiplikative zahlentheoretische Funktion von und als solche durch ihre Werte für Primzahlpotenzen vollständig bestimmt.
  • Die der Anzahlfunktion zugeordnete (formale) Dirichletreihe ist
mit ihr Eulerprodukt lautet
  • Die Anzahlfunktion gibt zugleich die Anzahl der durch die Teilbarkeitsrelation geordneten Ketten an, deren Produkt gleich ist

Siehe auch

Literatur

  • Jacobus Hendricus van Lint, R. M. Wilson: A Course in Combinatorics. 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 2001, ISBN 0-521-80340-3.
  • John Edensor Littlewood: A Mathematician's Miscellany. Eine Entdeckungsreise. Methuen, London 1953, ISBN 3-540-42386-9, 10.7 Zahlpartitionen (Volltext (Englisch) in verschiedenen Dateiformaten [abgerufen am 15. Februar 2012] Littlewood erzählt in diesem Buch unter anderem über seine Zusammenarbeit mit Ramanujan und wie sie das Problem Approximation der Partitionsfunktion 1918 gelöst haben.).
  • Jiří Matoušek, Jaroslav Nešetřil: Diskrete Mathematik. Eine Entdeckungsreise. Springer, Berlin/Heidelberg/New York/... 2002, ISBN 3-540-42386-9, 10.7 Zahlpartitionen (Inhaltsverzeichnis [abgerufen am 8. Februar 2012] englisch: Invitation to Discrete Mathematics. Übersetzt von Hans Mielke, Lehrbuch, das wenig Vorkenntnisse – gehobene Schulmathematik bis 2. Semester Mathematikstudium – voraussetzt).
Zu den Anwendungen in der Gruppentheorie
  • Thomas W. Hungerford: Algebra. In: Graduate texts in mathematics. 8. korrigierte Auflage. Nr. 73. Springer, New York/Berlin/Singapore/Tokyo/Heidelberg/Barcelona/Budapest/Hong Kong/London/Milan/Paris/Santa Clara 1996, ISBN 3-540-90518-9, I. Groups, II. The Structure of Groups, S. 35–82 (Inhaltsverzeichnis [abgerufen am 15. Februar 2012]). Download as PDF (8MB)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Florian Scheck: Theoretische Physik 5: Statistische Theorie der Wärme. Springer, 2008, ISBN 978-3-540-79823-1, S. 98 (online).
  2. a b c Matoušek, Nešetřil (2002)
  3. Eric W. Weisstein: Partition Function Q. In: MathWorld (englisch).
  4. Littlewood (1953)
  5. J. H. Bruinier, K. Ono: An algebraic formula for the partition function, 2011.
  6. sueddeutsche.de: Eulers Erbe -- Mathematiker feiern Entdeckung in der Zahlentheorie , bezogen am 29. Januar 2011.