Abtei Mettlach

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. November 2014 um 03:36 Uhr durch Cosal (Diskussion | Beiträge) (→‎Geschichte: Link auf BKS aufgelöst). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die ehemalige Benediktinerabtei Mettlach (Lithographie von 1863)
Ein Mosaik in der Lutwinuskirche stellt den Baubeginn des ersten Abteigebäudes dar
Abteiwappen des 18. Jh.

Die Abtei Sankt Peter und Maria in Mettlach war ein Benediktinerkloster und wurde Ende des 7. Jahrhunderts gegründet. Die während der Französischen Revolution aufgegebenen Klostergebäude beherbergen heute die Hauptverwaltung der Firma Villeroy & Boch.

Geschichte

Ende des 7. Jahrhunderts gründete der fränkische Adlige Lutwinus die Abtei Sankt Peter und Maria als Doppelkloster an der Stelle des heutigen Ortes Mettlach und trat selbst in das Kloster ein, das der Benediktinerregel unterstellt war. Als Liutwin später Bischof von Trier (697-715) wurde (zudem auch Reims (717) und Laon), ergab es sich über mehrere Jahrhunderte hinweg, bis ins 10. Jahrhundert hinein, dass der Trierer Bischofsstuhl und die Leitung der Abtei in Personalunion besetzt wurden.

Bereits 757/768 brachte Lantbert, wohl ein Verwandter Liutwins und Stammvater der Guidonen, das Kloster Mettlach in seinen Besitz. Wohl 782 wies dann König Karl der Große die daraus abgeleiteten Ansprüche von Lantberts Söhnen, darunter Guido von Nantes, auf Mettlach ab. Danach übten noch im 9. Jahrhundert die Karolinger königliche Rechte in Mettlach aus, vor allem Kaiser Lothar I., der zu Beginn seiner Herrschaft den späteren Grafen Guido von Spoleto, den Enkel Guidos von Nantes, in den Besitz des Klosters setzte. Nach dem Ende des karolingischen Herrscherhauses war die Abtei Mettlach dann ein Eigenkloster des Bistums.

Die Personalunion endete, als Bischof Ruotbert von Trier (931-956) dem Kloster die freie Abtwahl zugestand. Ruotbert war es auch, der eine bislang auf den Trierer Dom gerichtete Pfingstprozession aus dem Südosten der Diözese nach Mettlach umleitete und so die Tradition Mettlachs als Wallfahrtsort begründete.

Um 990 baute Abt Lioffin eine Marienkirche als Grabkirche des Gründers. Diese Kirche in Form eines Oktogons, nach dem Vorbild des Aachener Doms, ist heute als der Alte Turm bekannt und stellt das älteste Bauwerk des Saarlandes dar. Der romanische Bau und eine in den 1220er Jahren erworbene Kreuzreliquie sind Zeugnisse der Bedeutung der Abtei im Mittelalter. Darüber hinaus sind es vor allem die aus Mettlach aus den Bereichen der Hagiographie und der Homiletik (Predigtlehre) stammenden Schriften, sowie der Briefwechsel mit Gerbert von Aurillac, dem späteren Papst Silvester II., die von Mettlachs Stellung in dieser Zeit zeugen.

Im Jahr 1468 trat die Abtei unter Abt Arnold de Clivis der Bursfelder Kongregation bei und verblieb in diesem Klosterverband formell bis zu dessen Auflösung im Jahr 1802.

Im 18. Jahrhundert erfolgte die Errichtung der spätbarocken Abteigebäude durch Johann Bernhard Trabucco und Christian Kretzschmar. Der Neubau der Klosterkirche wurde vor der Auflösung des Klosters nicht mehr fertiggestellt.

Die Französische Revolution, vor allem aber der Erste Koalitionskrieg ab 1792 bedeuteten für das Kloster Mettlach das Ende. 1793/94 wurde die Abtei verlassen und aufgegeben. Die aus dem 18. Jahrhundert stammenden heutigen Abteigebäude wurden 1802 im Zuge der Säkularisation zu französischem Nationaleigentum erklärt. Danach wurde das gesamte Anwesen an den Papierfabrikanten Leistenschneider aus Trier verkauft. Von diesem erwarb im Jahr 1809 Jean-François Boch, der zur dritten Generation der Bochs gehörte, das stark zerstörte Gebäude und setzte es wieder instand. Dabei ließ er es bereits teilweise zu einer Fabrik umbauen. Das Gebäude beherbergt bis heute den Hauptsitz der Firma Villeroy & Boch. Am 13. August 1921 wurden die Gebäude durch einen Großbrand schwer beschädigt.[1]

Literatur

  • Historische Stätten Deutschlands. Band V, S. 235f.
  • Petrus Becker OSB: Mettlach, in: Friedhelm Jürgensmeier/Regina Elisabeth Schwerdtfeger (Hrsg.): Die Männer- und Frauenklöster der Benediktiner in Rheinland-Pfalz und Saarland, (Germania Benedictina Bd. IX), EOS-Verlag, St. Ottilien 1999, 517 - 545. ISBN 3-88096-609-5.
  • Stefan Flesch: Die monastische Schriftkultur der Saargegend im Mittelalter. Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte Band 20 1991.
  • Hans-Walter Herrmann: Mettlach. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 6. Artemis & Winkler, München/Zürich 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 585.
  • Martin Klewitz: Zur Baugeschichte der Benediktinerabtei Mettlach. (1300 Jahre Mettlach, 1975).
  • J. C. Lager: Urkundliche Geschichte der Abtei Mettlach. Trier 1875.
  • J. Maas: Die Mettlacher Pfingstprozession, eine umgewandelte Kathedralprozession. Trier 1956 (Wiss. Arbeit der Trierer theol. Fakultät. Maschinenschrift).
  • Theo Raach: Kloster Mettlach/Saar und sein Grundbesitz. Untersuchungen zur Frühgeschichte und Grundherrschaft der ehemaligen Benediktinerabtei im Mittelalter. (QMRKG 19), Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 1974.
  • Peter Volkelt: Die Bauskulptur und Ausstattungsbildnerei des frühen und hohen Mittelalters im Saarland, (Veröffentlichung des Instituts für Landeskunde des Saarlandes) 16, Saarbrücken 1969.

Weblinks

Commons: Abtei Mettlach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Historie Firmensitz Villeroy & Boch. Abgerufen am 1. Juli 2013.

Koordinaten: 49° 29′ 38,6″ N, 6° 35′ 38,4″ O