Adolf Buchholz (Wirtschaftsfunktionär)

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Adolf Buchholz (* 5. Juli 1913 in Spandau; † 9. März 1978 in Berlin), genannt Appel, war der erste Vorsitzende der FDJ in der tschechischen und britischen Emigration und nach 1945 in leitenden Funktionen in der Hütten- und Stahlindustrie der DDR tätig.

Leben

Adolf Buchholz war der Sohn eines Maurers. Er erlernte den Beruf eines Eisenformers. 1926 wurde er Mitglied des Jung-Spartakusbundes, 1929 trat er dem KJVD und 1932 der KPD bei. Zeitweise war er in der Jugendleitung des kommunistischen Einheitsverbandes der Metallarbeiter Berlins (EVMB) aktiv.[1] 1933 wurde er Org-Leiter der KJVD in Berlin-Brandenburg. Er wurde 1934 verhaftet, zu 30 Monaten Zuchthaus verurteilt und war von März 1934 bis November 1936 im Zuchthaus Luckau inhaftiert. Nach seiner Freilassung gelang ihm im Juni 1937 die Emigration in die Tschechoslowakei. Am 8. Mai 1938 wurde unter seiner Leitung die FDJ gegründet, deren Vorsitzender er auch war. Mitglieder waren antifaschistische Emigranten in der ČSR. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Tschechoslowakei gelang ihm im Dezember 1938 die Flucht über Polen nach Großbritannien. Dort führte er viele Gespräche mit Vertretern politischer Organisationen sowie Wohlfahrts- und Flüchtlingsverbänden, um Bürgschaften für die Finanzierung des Unterhalts weiterer deutscher Flüchtlinge aus der Tschechoslowakei zu garantieren.[2] Im Juni 1939 fand in London die Gründungskonferenz der FDJ in London statt, die wieder Adolf Buchholz als Vorsitzenden wählte. Die Funktion übte er bis 1942 aus, als es zu internen Auseinandersetzungen über die weitere Arbeit der FDJ kam.[3] Nach 1942 nahm er verschiedene Parteifunktionen der KPD-Landesleitung in England, u. a. als Jugendbeauftragter wahr.

Von Juli bis Aug. 1940 wurde er auf der Isle of Man als „feindlicher Ausländerinterniert. Von 1941 bis 1944 arbeitete er als Former in einem britischen Rüstungsbetrieb.

Im Herbst 1944 wurde er vom US-amerikanischen Geheimdienst OSS angeworben und für den Einsatz in Deutschland ausgebildet. Der Einsatz war über die sowjetische Agentin Ruth Werner mit der Moskauer GRU-Zentrale abgestimmt. Er sprang am 10. April 1945 bei Berlin als "Dolf" mit dem Fallschirm ab, konnte aber, bedingt durch die Kampfhandlungen um Berlin, seinen Auftrag nicht mehr ausführen. Er nahm Kontakt zur Roten Armee auf und wurde später an die amerikanischen Militärbehörden überstellt.[4] Im September 1946 kehrte er nach Deutschland zurück.

Von Oktober 1946 bis April 1947 war er Chefredakteur der gerade neu gegründeten Wochenzeitung Junge Welt, anschließend arbeitete er bis März 1949 als Journalist im Sowjetischen Nachrichtenbüro (SNB). Anschließend wurde er vom Zentralkomitee der SED als Personalleiter der Hauptverwaltung Metallurgie in der damaligen Deutschen Wirtschaftskommission (DWK), einem Vorläufer der DDR-Regierung, eingesetzt. Anfang der 1950er Jahre war er im Aufbaustab des neu entstehenden Eisenhüttenkombinats Ost (EKO) tätig. Anschließend war er von 1952–1960 Direktor des Stahlwerks Maxhütte in Unterwellenborn. Ab 1952 war er Abgeordneter des Bezirkstags und Mitglied des Rates des Bezirks Gera. 1960 bis 1961 war er Sektorenleiter in der Staatlichen Plankommission, 1961/62 kommissarischer Abteilungsleiter, ab 1962 Abteilungsleiter für Schwarzmetallurgie im Volkswirtschaftsrat der DDR und zuletzt Leiter des VEB Rationalisierungsmittel in Berlin.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stefan Heinz: Moskaus Söldner? Der „Einheitsverband der Metallarbeiter Berlins“: Entwicklung und Scheitern einer kommunistischen Gewerkschaft, VSA, Hamburg 2010, ISBN 978-3899654066, S. 151
  2. Alfred Fleischhacker (Hrsg.): Das war unser Leben, Erinnerungen und Dokumente zur Geschichte der FDJ in Großbritannien 1939 - 1946. Verlag Neues Leben, Berlin 1996. S. 192 ISBN 3355014753
  3. Alfred Fleischhacker (Hrsg.): Das war unser Leben, Erinnerungen und Dokumente zur Geschichte der FDJ in Großbritannien 1939 - 1946. Verlag Neues Leben, Berlin 1996. S. 214f ISBN 3355014753
  4. Das Vermächtnis des US-Captain Joseph Gould, Junge Welt vom 29. März 2005