Agostinho Neto

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Büste von Agostinho Neto in gleichnamigem Park an gleichnamiger Straße in Windhoek, Namibia
Agostinho Neto Mausoleum in Luanda

António Agostinho Neto (* 17. September 1922 in Catete, Kreis Ícolo e Bengo, Angola; † 10. September 1979 in Moskau) war von 1975 bis 1979 der erste Präsident Angolas, Arzt, Dichter und nationalistischer Führer.

Leben

In den 1940er Jahren wurde Agostinho Neto zur prominenten Figur, als er wichtiges Mitglied einer Bewegung wurde, die die Befreiung Angolas von der portugiesischen Kolonialherrschaft anstrebte. Wegen seines politischen Engagements in anti-kolonialen Bewegungen wurde er während seines Medizinstudiums an der Universität Lissabon 1951 durch das Salazar-Regime verhaftet. Nach seiner Freilassung 1958 konnte er sein Studium abschließen und kehrte 1959 nach Angola zurück.[1]

Agostinho Neto war eines der ersten Mitglieder des MPLA, der „Volksbewegung für die Befreiung Angolas“, und wurde rasch deren Vorsitzender. Am 8. Juni 1960 wurde er erneut verhaftet, was zu Protesten unter seinen Patienten führte, die aber von der Polizei blutig niedergeschlagen wurden. Zunächst wurde er auf die Kapverdischen Inseln verbannt und dann in Lissabon inhaftiert. Aufgrund internationaler Proteste, unter anderem der damals gegründeten Organisation Amnesty International, wurde er aus der Haft entlassen, aber unter Hausarrest gestellt. Daraus konnte er nach Marokko und dann Zaire fliehen.

Agostinho Neto

Als Portugal nach der Nelkenrevolution 1974 seine Absicht ankündigte, sich aus seinen Kolonien zurückzuziehen, kehrte er nach Angola zurück und übernahm die politische Leitung des bewaffneten Kampfes der MPLA gegen zwei rivalisierende Bewegungen, FNLA und UNITA. Noch bevor das MPLA – nicht zuletzt durch das militärische Eingreifen Kubas – diesen Kampf für sich entschieden hatte, erklärte er am 11. November 1975 die Unabhängigkeit Angolas und wurde erster Staatspräsident des Landes.

Innerhalb des MPLA war Agostinho Neto stets eine stark polarisierende Persönlichkeit. Seine oft starre und autoritäre Haltung führte zum Ausscheiden verschiedener wichtiger Gründungsmitglieder, wie Viriato da Cruz und Mário Pinto de Andrade. 1974 spaltete sich seinetwegen das MPLA in drei Flügel ("Ala Presidencialista", "Revolta Activa", "Revolta do Leste"), die nur mit Mühe und unter erheblichen Opfern wieder zusammengefügt wurden. [2] Als er 1977 auf dem ersten Kongress des MPLA durchsetzte, dass dieses zwar den Marxismus-Leninismus zu seiner offiziellen Doktrin erklärte, sich dabei aber am Modell des Sozialismus orientierte, nicht an dem des Kommunismus, gab es dagegen den Versuch eines (von Nito Alves angeführten) Aufstandes, den Agostinho Neto blutig niederschlagen ließ.[3] Seine Funktionen als Präsident und MPLA-Vorsitzender übernahm nach seinem Tode in Moskau, wo er sich zur ärztlichen Behandlung aufhielt. Netos Leichnam wurde durch Spezialisten des Lenin-Mausoleums konserviert und in einem Mausoleum beigesetzt.[4]

Agostinho Neto war außerdem der erste Präsident der angolanischen Schriftstellervereinigung „União de Escritores Angolanos (UEA)“, die 1975 gegründet wurde.[5]

Ehrungen

Am 21. März 2010 wurde Agostinho Neto posthum der höchste Orden der Republik Namibia im Rahmen des 20-jährigen namibischen Unabhängigkeitstages verliehen. Seine Ehefrau Eugénia Neto nahm den Welwitschia-Mirabilis-Orden 1. Klasse entgegen.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Da in Portugal jedermann, der über einen normalen Hochschulabschluss verfügt, als „Dr.“ bezeichnet wird, nimmt man außerhalb des portugiesischsprachigen Bereichs oft an, er habe den Doktorgrad erworben, was aber nicht der Fall ist.
  2. Benjamin Almeida, Angola: O Conflito na Frente Leste, Lissabon: âncora, 2011 ISBN 978 972 780 3156
  3. Siehe etwa Fernando Tavares Pimenta, Angola no percurso de um nacionalista: Conversas com Adolfo Maria, Porto: Afrontamento, 2006.
  4. Giovanni Moretto, Lenin and his body: A case of Soviet religiosity, S. 290 online. Abgerufen am 10. November 2012.
  5. Website der UEA mit kurzem geschichtlichem Überblick
  6. Großes Wiedersehen beim Staatsbankett in Windhoek, Allgemeine Zeitung, 24. März 2010

Weblinks