Altes Museum

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Das Alte Museum in Berlin
Das Alte Museum, im Vordergrund der Lustgarten

Das Alte Museum (bis 1845 Königliches Museum) auf der Berliner Museumsinsel wurde 1825 bis 1828 von Karl Friedrich Schinkel im Stil des Klassizismus errichtet und beherbergt heute die Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin.

Gesellschaftliche Einbettung

Im frühen 19. Jahrhundert wurde das Bürgertum in Deutschland zusehends selbstbewusster und die Idee eines für alle Bürger zugänglichen Museums begann den Fokus von den bis dahin fast ausschließlich feudalen unzugänglichen Kunstsammlungen wegzulenken. Der Bürger sollte die Möglichkeit einer umfassenden kulturellen Bildung erhalten.

Der aufgeklärte preußische König Friedrich Wilhelm III. teilte dieses Humboldtsche Bildungsideal und beauftragte Karl Friedrich Schinkel mit der Planung eines Museums für die königlichen Kunstsammlungen. Wie er in einem Erlass 1841 äußerte, wollte er die ganze Spree-Insel zu einer Freistätte für Kunst und Wissenschaft umschaffen.

Das Ensemble

Den Planungen des Architekten Schinkel lagen auch Entwürfe des Königs zugrunde, der die Museumsinsel in einer antikisierenden, akropolisartigen Bebauung entwarf und ihm auch eine Bleistiftskizze eines hinter Säulenhallen zurücktretenden Hauptgebäudes zukommen ließ.

Schinkel bettete in seinen Planungen den Bau des Königlichen Museums in ein klassizistisches Ensemble rund um den Lustgarten herum ein. Das Stadtschloss der Hohenzollern im Süden war das Symbol der weltlichen Macht, der Berliner Dom im Osten verkörperte die göttliche Macht und das neue Museum im Norden sollte als Freistätte der Künste und Wissenschaften der Erziehung und Bildung des Volkes dienen.

Schon zuvor war Schinkel für die klassizistische Umgestaltung des ursprünglich barocken Doms verantwortlich gewesen, auch die parallel zum Bau des Alten Museums erfolgende Neugestaltung des Lustgartens durch Peter Joseph Lenné ging weitgehend auf Schinkels Vorstellungen zurück, der so ein zusammengehöriges klassizistisches Ensemble schuf.

Das Gebäude

Das Alte Museum um 1830 in einer Radierung von Friedrich Alexander Thiele

Das Alte Museum zählt zu den bedeutendsten Bauwerken des Klassizismus. Mit seiner klar gegliederten äußeren Form und inneren Struktur folgt es dem Gestaltungskanon der griechischen Antike und verkörperte damit die Idee eines Museums als Bildungseinrichtung für das Bürgertum.

Der Architekt entwickelte die Pläne für das Alte Museum schon 1822 und 1823, aber erst 1825 konnte mit den Bauarbeiten begonnen werden, die bis 1828 dauerten. Am 3. August 1830 wurde es seiner Bestimmung übergeben.

Das auf einem Sockel stehende, zweigeschossige Gebäude hat eine Länge von 87 Metern und eine Breite von 55 Metern. Es besteht aus einem flach gedeckten, kubischen Baukörper, der durch eine Vorhalle mit achtzehn kannelierten ionischen Säulen in Monumentalordnung nach außen abschließt. Die von zwei Eckpilastern begrenzte Halle öffnet sich zum Lustgarten hin. Auf dem Gebälk der Halle sitzen über den Säulen achtzehn sandsteinerne Adler. Die an der Front des Gebäudes angebrachte Weihinschrift lautet: FRIDERICVS GVILHELMVS III. STVDIO ANTIQVITATIS OMNIGENIAE ET ARTIVM LIBERALIVM MVSEVM CONSTITVIT MDCCCXXVIII ("Friedrich Wilhelm III. hat zum Studium der Altertümer jeder Art sowie der freien Künste 1828 dieses Museum gestiftet").

Die Ausstellungsräume des Gebäudes gruppieren sich um zwei Innenhöfe, mittig liegt eine über beide Geschosse reichende, mit einem Oberlicht gedeckte Rotunde. Dieser Rückgriff auf das römische Pantheon und die der Halle vorgesetzte Freitreppe sind Elemente, die bis dahin nur Herrschaftsbauten vorbehalten waren. Die Rotunde ist von außen durch einen zurückgesetzten kubischen Aufsatz zu erkennen, an dessen Ecken vier auf Postamente gesetzte Skulpturen gesetzt waren.

Hinter der Vorhalle befindet die parallel zur Fassade verlaufende zweiarmige Treppenanlage, deren besonderer Reiz ist, gleichzeitig Innen- wie Außenraum zu sein, da sie nur durch die Säulen nach außen geschlossen wird. Die 1830 vor der Freitreppe aufgestellte, 6,91 Meter durchmessende Granitschale von Christian Gottlieb Cantian sollte ursprünglich in der Rotunde aufgestellt werden.

Das Alte Museum gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Klassizismus und als eines der bedeutendsten Werke Schinkels. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Das Alte Museum um 1900

Die für die Konzeption des Museums verantwortliche, vom König eingesetzte Kommission entschied sich, nur die hohe Kunst dort auszustellen. Nach dem damaligen Verständnis schloss das die Ethnografica, Prähistorica und im Nahen Osten ausgegrabenen Kunstschätze aus, die vorerst großteils im Schloss Monbijou untergebracht wurden. 1855 begann die Freistatt der Museumsinsel mit der Fertigstellung des Neuen Museums von Friedrich August Stüler Gestalt anzunehmen. 1876 folgte die Nationalgalerie (heute Alte Nationalgalerie) von Johann Heinrich Strack, 1904 nach Plänen von Stüler durch Ernst von Ihne das Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bodemuseum) und 1930 das Pergamonmuseum von Alfred Messel und Ludwig Hoffmann. Damit war die Museumsinsel, wie wir sie heute kennen, fertiggestellt; das Alte Museum bildet dessen Keimzelle.

Mit dem Bau des vierten Berliner Doms im Stil der Neorenaissance an der Stelle des bisherigen klassizistischen Doms wurde das von Schinkel entworfene klassizistische Ensemble empfindlich gestört, zumal der von Julius Carl Raschdorff errichtete Bau wesentlich größere Dimensionen hatte als seine Vorgänger.

Während der Zeit des Nationalsozialismus bildete das Alte Museum die Kulisse für Propagandaveranstaltungen der Nationalsozialisten, sowohl im Museum selbst, als auch im als Aufmarschplatz umgestalteten Lustgarten. Im zweiten Weltkrieg wurde das Alte Museum stark beschädigt. Unter Generaldirektor Ludwig Justi wurde es als erstes Museum der Museumsinsel von 1951 bis 1966 durch Hans Erich Bogatzky und Theodor Voissen weitgehend originalgetreu wieder aufgebaut. Durch die Kriegsbeschädigungen sind die von Schinkel entworfenen und von Peter Cornelius ausgeführten Fresken im Vestibül und an der Rückwand der Säulenhalle weitgehend verloren gegangen. Die farbige Ausmalung der Rotunde wurde 1982 bei weiteren Restaurierungsarbeiten nach Schinkels Entwürfen wiederhergestellt. Das Deckensystem der im Erdgeschoss gelegenen, an die Innenhöfe angrenzenden Schauräume wurde nicht wiederhergestellt. Auf die Säulenpaare unter den Unterzüge wurde verzichtet. Der ehemalige Übergang zum Neuen Museum wurde nicht wieder aufgebaut.

Wandbildprogramm

Das Hauptwerk von Schinkel als Maler stellt ein Freskenzyklus für die Vorhalle des Museums dar, die der Künstler schon 1823 bei den ersten Plänen des Museums mit aufnahm. Für diesen monumentalen Bilderzyklus sind von 1841 bis ungefähr 1870 über die gesamte Länge der Vorhalle und in der oberen Treppenhalle Wandbilder entstanden, von denen heute nur noch die beiden Entwürfe von Schinkels Hand im Berliner Kupferstichkabinett erhalten sind.

Dieser heute fast vergessene Bilderzyklus zählte nach Anspruch und Ausführung zu den großartigsten Werken der Malerei des 19. Jahrhunderts. Für die Architektur und das Museum waren die Bilder von überragender Bedeutung, da Schinkel durch die Bilder die Funktion und den Anspruch seines Museums näher erklärte.

Die Antikensammlung

Das Gebäude wurde ursprünglich für alle Berliner Sammlungen der hohen Kunst geschaffen. Seit 1904 diente es der Antikensammlung, die heute wieder hier untergebracht ist. Im Obergeschoss werden wechselnde Sonderausstellungen veranstaltet, seit August 2005 bis zur voraussichtlichen Fertigstellungen des Neuen Museums 2009 zeigt dort das Ägyptische Museum seine Exponate.

Literatur

  • Michael S. Cullen; Tilmann von Stockhausen: Das Alte Museum. Berlin-Edition, Berlin 1998, ISBN 3-8148-0002-8
  • Wolf-Dieter Heilmeyer, Huberta Heres, Wolfgang Maßmann: Schinkels Pantheon. Zabern 2004, ISBN 3805332556
  • Brigitte Knittlmayer, Wolf-Dieter Heilmeyer (Hrsg.): Die Antikensammlung, Altes Museum, Pergamonmuseum. Zabern Verlag 1998, ISBN 3805324499
  • Andreas Scholl und Gertrud Platz (Hrsgg.): Altes Museum - Pergamonmuseum. Die Antikensammlung. Staatliche Museen zu Berlin. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2007
  • Jörg Trempler: Das Wandbildprogramm von Karl Friedrich Schinkel, Mann (Gebr.), Berlin 2001, ISBN 3-7861-2333-0

Weblinks

Commons: Altes Museum (Berlin) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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