Andre Dubus

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Andre Dubus II (* 11. August 1936 in Lake Charles, Louisiana; † 24. Februar 1999 in Haverhill, Massachusetts) war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der vor allem durch seine Kurzgeschichten Berühmtheit erlangte.

Ausbildung

Andre Dubus (Aussprache (englisch): Dub-YOOSE)[1] wuchs in einer Mittelklasse-Südstaatenfamilie auf, in seinem Geburtsort Lake Charles. Er besuchte die römisch-katholische Highschool Christian Brothers’ School in Lafayette, Louisiana[2] und benannte seinen katholischen Glauben lebenslang als Quelle seines starken Mitgefühls für andere.[3]

Er studierte Journalismus und Englisch[4] und 1958 absolvierte er am McNeese State College in Lafayette[2] einen Bachelor-Abschluss in Englisch.[3] Anschließend, 1958–1963, ging er für fünf Jahre zur Armee, zum Marine Corps, wo er den Rang eines Captain erreichte.[5]

1958 heiratete er Patricia Lowe, mit der er in den kommenden fünf Jahren vier Kinder bekam. Darunter war auch sein Sohn Andre Dubus III[4], der selbst als Schriftsteller Bekanntheit erlangen sollte.[2]

Im Alter von 19 Jahren begann er mit dem Schreiben von Kurzgeschichten[3] und nach seinem Ausscheiden aus der Armee 1963 wurde er hauptberuflich zum Schriftsteller.[5] In dieser Zeit studierte er im Iowa Writer's Workshop[4] und erhielt 1965 einen Master-Abschluss an der University of Iowa. 1966 nahm er einen Lehrauftrag am Bradford College in Massachusetts an, den er bis 1984 beibehielt.[6]

Schicksalsschläge

1986 war Dubus mit seiner dritten Frau verheiratet und sein sechstes Kind war unterwegs.[7] Eines Tages, außerhalb von Boston, stoppte Dubus an der Straße, um Motorradfahrern zu helfen, Bruder und Schwester, die bei einem Unfall verletzt worden waren. Dabei erfasste ihn ein Wagen, der den Bruder tötete und Dubus schwere Verletzungen an beiden Beinen zufügte. Die Schwester konnte gerettet werden, weil Dubus sie aus dem Weg stieß.[8] Dubus’ linkes Bein musste über dem Knie[8] amputiert werden, das andere blieb unbrauchbar, so dass er für den Rest seines Lebens auf einen Rollstuhl angewiesen war.[1] Es dauerte mehrere Jahre, ehe er akzeptieren konnte, dass er kein - in seinen Worten - "Zweifüßler" mehr war und ehe er wieder zu schreiben begann.[1]

Durch die schwere Zeit mit vielen Operationenen bekam er Depressionen. Die Ehe mit seiner dritten Frau ging auch auseinander.[1]

Nach seinem Unfall veranstalteten Kurt Vonnegut, John Updike und John Irving eine literarische Benefizveranstaltung, um Geld für seine Krankenhausrechnungen zu sammeln. Dubus nahm das Schreiben wieder auf und in Dankbarkeit für die Hilfe seiner Kollegen hielt er kostenlose Workshops, um lokale Schriftsteller zu unterstützen.[6]

Dubus trug 13 Jahre lang eine Waffe mit sich. Er hatte sich die Waffe zugelegt, nachdem eine Frau, die er liebte, vergewaltigt worden war. 1985 hatte er damit ein einschneidendes Erlebnis, bei dem er beinahe einen Mann erschossen hätte, in einer angetrunkenen Auseinandersetzung vor einer Bar in Tuscaloosa, Alabama. Nach seinem Unfall sah er mehr denn je die Notwendigkeit, eine Waffe zutragen – nicht so sehr um andere zu schützen, sondern nun sich selbst. Doch er wollte den Kummer nicht auf sich nehmen, den er fühlen würde, wenn er jemanden erschösse und so entschloss er sich 1990, die Waffe abzulegen.[9]

Literarischer Schwerpunkt

Obwohl Dubus einen frühen Roman schrieb, The Lieutenant (1967), der bei Kritikern und Lesern hohes Ansehen genoss und später einen weiteren Roman verfasste, Stimmen vom Mond (1984), der als Einzelbuch erschien, so sind doch seine wichtigsten Beiträge zur Literatur seine kürzeren Arbeiten.[10] Durch seine ganze Karriere hindurch hat er sich der Form der Kurzgeschichte gewidmet.[7] Neben Fiktion schrieb Dubus zwei angesehene Bücher mit autobiografischen Essays.[10]

Literarischer Stil

Als Ex-Marine, der zum Schriftsteller wurde, hatte er eine rauhe Schale mit einem weichen Kern, wofür seine Arbeit bekannt wurde. Seine Geschichten handeln oft von Schmerz, Tragödie, Gewalt, fehlerhaften Charakteren mit einem überraschenden Maße an Mitgefühl und Freundlichkeit. Sein katholischer Glaube tritt manchmal explizit in seiner Arbeit auf oder prägt sie indirekt durch Themen von Erlösung und Gnade.[8] Als er einst gefragt wurde, wie er seinen Schreibstil beschreiben würde, antwortete er: „Katholisch.“[11]

Seine persönlichen Schicksalsschläge, privater und gesundheitlicher Natur, flossen stets in sein Werk ein. Seine Behinderung beeinflusste die Wandlung in seiner Arbeit als Autor. Im Nachhinein, 1996, beschrieb er dazu in einem Interview: „Mein körperlicher Zustand erhöhte meine Empathie und befreite mich von meiner Angst vor Behinderung und Unglück.“ Auf die Frage, ob er nach dem Unfall ein besserer Schriftsteller geworden sei, antwortete er: „Ich hoffe es. Das wäre ein Segen.“[1]

Den Unfall, seine Folgen und weitere Schlüsselmomente seines Lebens[12] verarbeitete er in seinem Werk Meditations from a Movable Chair.

Die Village Voice verglich seine Arbeit mit denen von Anton Pawlowitsch Tschechow.[13]

Seit 1966[14] lebte er in Haverhill, Massachusetts und viele seiner Bücher spielen im Merrimack Valley nördlich von Boston.[5]

Dubus war gut mit dem Schriftsteller Elmore Leonard befreundet.[15]

Bibliographie

  • The Lieutenant, Roman. Dell. 1967. (englisch)
  • Separate Flights, Geschichten. David R. Godine Publisher. 1975. (englisch) ISBN 0-87923-122-X
  • Adultery and Other Choices, Novellen. 1977. (dt. Ehebruch und anderes. Rowohlt Verlag, Hamburg. 1988. ISBN 3-498-01262-2)
  • Finding a Girl in America, 10 Kurzgeschichten, 1 Novelle. David R. Godine Publisher. 1980. (englisch) ISBN 0-87923-311-7
  • The Times Are Never So Bad, 8 Kurzgeschichten, 1 Novelle. David R. Godine Publisher. 1983. (englisch) ISBN 0-87923-459-8
  • Voices from the Moon, Roman. David R. Godine Publisher. 1984. (dt. Stimmen vom Mond. Verlag Volk und Welt, Berlin. 1988. ISBN 3-353-00364-9)
  • The Last Worthless Evening, 4 Novellen, 2 Geschichten. David R. Godine Publisher. 1986. (englisch) ISBN 0-87923-642-6
  • Selected Stories, Geschichten. 1988. Neuauflage Vintage Books, 1995. (englisch) ISBN 0-679-76730-4
  • Broken Vessels, Essays. David R. Godine Publisher. 1991.
  • Dancing After Hours, Kurzgeschichten. A.A. Knopf. 1996. (dt. Tanz zu später Stunde. Rowohlt Verlag. 2000. ISBN 3-498-01306-8)
  • Meditations from a Moveable Chair, Essays. Knopf. 1998. (englisch) ISBN 0-679-43108-X
  • In the Bedroom, Kurzgeschichten. Vintage. 2002. (englisch) ISBN 978-1-4000-3077-4

Filme

Mehrere seiner Geschichten wurden in Filme umgesetzt:

  • Indipendent Kurzfilm Delivering (1993)[16]
  • Der Film In the Bedroom (2001) basiert auf der Geschichte The Killings. Der Film war ein Erfolg beim Sundance Film Festival und wurde für fünf Academy Awards nominiert.[17]
  • Der Film Wir leben hier nicht mehr (engl. We Don't Live Here Anymore) (2004)[18] basiert auf den Geschichten Wir leben hier nicht mehr und Adultery.[19]
  • 1992 nahm Dubus am Dokumentarfilm "Literary Visions" teil.[20]

Auszeichnungen

  • Er wurde in die Haverhill (Massachusetts) Citizens Hall of Fame aufgenommen. [28]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Wörtlich übersetzt vom Nachruf in der NY-Times: http://www.nytimes.com/1999/02/26/arts/andre-dubus-62-celebrated-for-short-stories.html (englisch) abgerufen 13. März 2012
  2. a b c Gekürzt übersetzt von: Susan Butterworth. "Andre Dubus." Cyclopedia of World Authors. Salem Press, 2004. eNotes.com. 2006. 12 Mar, 2012 <http://www.enotes.com/andre-dubus-salem/andre-dubus> (englisch) abgerufen 14. März 2012
  3. a b c Gekürzt übersetzt von: "Author Biography." Short Stories for Students. Vol. 10. Gale Cengage, eNotes.com. 12 Mar, 2012 <http://www.enotes.com/fat-girl/>
  4. a b c Gekürzt übersetzt von: http://www.bookbrowse.com/biographies/index.cfm/author_number/96/andre-dubus (englisch) abgerufen 14. März 2012
  5. a b c Übersetzt von: http://www.bedfordstmartins.com/catalog/static/bsm/introduction_literature/fiction/dubus.htm (englisch) abgerufen 14. März 2012
  6. a b Wörtlich übersetzt von: http://www.reaaward.org/html/andre_dubus.html (englisch) abgerufen 20. März 2012
  7. a b c d e Gekürzt übersetzt vom Nachruf in der NY-Times: http://www.nytimes.com/1999/02/26/arts/andre-dubus-62-celebrated-for-short-stories.html (englisch) abgerufen 13. März 2012
  8. a b c Übersetzt von http://www.bookbrowse.com/biographies/index.cfm/author_number/96/andre-dubus (englisch) abgerufen 13. März 2012
  9. Gekürzt übersetzt von: http://www.newyorker.com/archive/1997/02/24/1997_02_24_084_TNY_CARDS_000377690 (englisch) abgerufen 20. März 2012
  10. a b Thomas Cassidy. "Andre Dubus." Critical Survey of Short Fiction. Salem Press, 2001. eNotes.com. 2006. 12 Mar, 2012 <http://www.enotes.com/andre-dubus-salem/andre-dubus-0120000146> (englisch) abgerufen 16. März 2012
  11. Wörtlich übersetzt von: "Author Biography." Short Stories for Students. Vol. 10. Gale Cengage, eNotes.com. 12 Mar, 2012 <http://www.enotes.com/fat-girl/>
  12. http://www.amazon.de/Meditations-Movable-Chair-Andre-Dubus/dp/product-description/067943108X/ref=dp_proddesc_0?ie=UTF8&n=52044011&s=books-intl-de&qid=1331577077&sr=8-3 Abschnitt: Synopsis (englisch) abgerufen 13. März 2012
  13. http://www.imdb.com/name/nm0239653/bio (englisch) abgerufen 20. März 2012
  14. http://www.essaylet.com/author/andre-dubus/andre-dubus-biography.html (englisch) abgerufen 20. März 2012
  15. http://www.imdb.com/name/nm0239653/bio (englisch) abgerufen 20. März 2012
  16. http://www.imdb.com/title/tt0106695/ (englisch) abgerufen 20. März 2012
  17. http://www.thedailybeast.com/articles/2011/05/24/best-film-adaptations-of-books-from-the-english-patient-to-atonement.html (englisch) abgerufen 20. März 2012
  18. http://www.imdb.com/title/tt0361309/ (englisch) abgerufen 20. März 2012
  19. http://www.bookbrowse.com/biographies/index.cfm/author_number/96/andre-dubus (englisch) abgerufen 16. März 2012
  20. http://www.imdb.com/title/tt0386214/fullcredits#cast (englisch) abgerufen 20. März 2012
  21. a b Andre Dubus in der Datenbank Find a Grave (englisch)Vorlage:Findagrave/Wartung/Gleiche Kenner im Quelltext und in Wikidata
  22. John Simon Guggenheim Foundation – Andre Dubus. In: gf.org. Abgerufen am 13. Februar 2016 (englisch).
  23. MacArthur Fellows – August 1988 (Memento vom 7. Februar 2012 im Internet Archive) (englisch) abgerufen 16. März 2012
  24. http://www.artsandletters.org/ (englisch) abgerufen 18. März 2012
  25. http://www.penfaulkner.org/pen-malamud-award/past-winners/ (englisch) abgerufen 18. März 2012
  26. http://www.pulitzer.org/finalists/1992 (englisch) abgerufen 16. März 2012
  27. http://www.reaaward.org/winners.html (englisch) abgerufen 16. März 2012
  28. http://www.haverhillpl.org/about/local-history/haverhill-citizens-hall-of-fame/ (englisch) 20. März 2012