Annemarie Selinko

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Annemarie Selinko (* 1. September 1914 in Wien, Österreich-Ungarn; † 28. Juli 1986 in Kopenhagen) war eine österreichisch-dänische Schriftstellerin. Selinko war neben Vicki Baum eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Unterhaltungsschriftstellerinnen ihrer Zeit.

Ihr letztes Werk, der Roman Désirée (1951) über Désirée Clary, die ehemalige Verlobte Napoleons und spätere schwedische Königin, wurde als Weltbestseller in 25 Sprachen übersetzt und 1954 mit Marlon Brando und Jean Simmons in Hollywood verfilmt. Er ist ihrer Schwester Liselotte gewidmet, die von den Nazis ermordet wurde.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihr Vater Felix war einer der drei Gesellschafter der Modeartikelfirma Brüder Selinko, Mutter Grete war eine geborene Wolf. Die Familie war mosaischen Glaubens und konvertierte erst in späteren Jahren zum evangelischen Glauben. Nach dem Besuch der Grundschule und des Gymnasiums in Wien studierte sie einige Semester Sprachen und Geschichte an der Universität Wien, war dann als Journalistin tätig, unter anderem als Österreich-Korrespondentin für die französische Zeitschrift L’Intransigeant.

Als sie 1937 den Unterhaltungsroman Ich war ein häßliches Mädchen veröffentlichte, wurde sie von den Kritikern auf eine Stufe mit Vicky Baum gestellt. Der Roman wurde in zwölf Sprachen übersetzt und verfilmt. Als sie sich 1937 in Genf aufhielt, um einige Politikerinterviews aufzunehmen, lernte sie dort bei einer internationalen Studentenkonferenz Erling Kristiansen kennen. Nach der Heirat mit dem dänischen Diplomaten Kristiansen 1938 lebte sie in Kopenhagen, Stockholm, Paris und London. Durch ihre Heirat wurde sie dänische Staatsbürgerin. Ihr zweiter Wien-Roman Morgen wird alles besser erschien 1939, 1940 Heut heiratet mein Mann.

Als im Zweiten Weltkrieg Dänemark von den Deutschen besetzt wurde, schloss sich Selinko der Widerstandsbewegung an und wurde 1943 für kurze Zeit von der Gestapo inhaftiert. Mit ihrem Mann konnte sie in einem offenen Fischerboot nach Schweden flüchten und arbeitete in Stockholm bei einer Nachrichtenagentur. Gegen Kriegsende war sie als Dolmetscherin beim Hilfswerk des Roten Kreuzes tätig. Ihre Mutter und ihre Schwester wurden in Österreich Opfer des Holocaust.

1948 kam ihr Sohn Michael zur Welt, der in jungen Jahren tödlich verunglückte.

Als sie 72-jährig in ihrer Wahlheimat Dänemark starb, wurde sie auf dem Friedhof der Kopenhagener Vorortgemeinde Hellerup beigesetzt. Ihr beträchtliches Vermögen hatte die Bestsellerautorin dem Annemarie og Erling Kristiansens Fond gewidmet, der Stipendien für jüngere Mitarbeiter des dänischen Außenministeriums und Studierende der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Kopenhagen vergibt. Der Mikael-Kristiansen-Preis erinnert an den verstorbenen Sohn des Paares.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ich war ein häßliches Mädchen. Zeitbildverlag, Wien 1937.
  • Morgen ist alles besser. Zeitbildverlag, Wien 1938.
  • Heut heiratet mein Mann. Allert de Lange, Amsterdam 1940. Auch als: Heute heiratet mein Mann. Neues Österreich, Wien 1950.
  • Désirée. Allert de Lange, Amsterdam 1951. Auch: Kiepenheuer & Witsch, Köln 1951. Aktuelle Ausgabe: Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002, ISBN 3-462-03102-3. E-Book: Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010, ISBN 978-3-462-30156-4.

Verfilmungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Adam: Der Traum vom Jahre Null : Autoren, Bestseller, Leser: Die Neuordnung der Bücherwelt in Ost und West nach 1945. Galiani, Berlin 2016, ISBN 978-3-86971-122-5, S. 271–275.
  • Marie-Theres Arnbom: Damals war Heimat – Die Welt des Wiener jüdischen Großbürgertums. Amalthea-Verlag, Wien 2014, S. 78–126.
  • Selinko, Annemarie, in: Renate Wall: Verbrannt, verboten, vergessen. Kleines Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1933 bis 1945. Köln : Pahl-Rugenstein, 1989, S. 178f.
  • Selinko-Kristiansen, Annemarie, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. München : Saur, 1983, S. 1073

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]