Annen (Witten)

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Annen
Stadt Witten
Koordinaten: 51° 27′ N, 7° 23′ OKoordinaten: 51° 26′ 59″ N, 7° 22′ 32″ O
Fläche: 12,11 km²[1]
Einwohner: 18.250 (30. Jun. 2015)[1]
Bevölkerungsdichte: 1.507 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1929
Postleitzahlen: 58453, 58454, 58455
Vorwahl: 02302
Blick über das Annener Zentrum
Blick über das Annener Zentrum

Annen ist der größte der sieben Stadtteile von Witten.

Ehemaliges „Amt Annen“, heute Gebäude der Fakultät für Biowissenschaften der Universität Witten-Herdecke im Herzen Annens

Geschichte

Anfänge

Im Jahr 1150 wird erstmals ein Dorf namens Anadopo erwähnt. Heimatforscher gehen allerdings davon aus, dass Annen bedeutend älter ist. So lassen sich im Nachbarort Salingen bereits für das Jahr 801 die ersten Hofansiedlungen datieren, in Persebeck 820. Aus einem Schatzbuch der Grafschaft Mark geht im Jahr 1486 hervor, dass sich in diesem Jahr zehn Höfe in Annen befanden. Interessanterweise sind die Höfe teils unterschiedlichen Grundherren abgabepflichtig gewesen. Zum Beispiel den Grafen von Dortmund und der Abtei Werden.

19. Jahrhundert

Denkmal auf dem Annener Marktplatz für die Gefallenen des Krieges von 1870/71

Allgemeines

Während der Besatzung der Region durch französische Truppen Anfang des Jahrhunderts, wurde Annen Teil einer neu gegründeten Bürgermeisterei (siehe auch: Mairie Witten). Zum ersten Mal wurde Annen ein Teil von Witten. Nach dem Abzug der französischen Truppen behielt Witten zwar sein Bürgermeisteramt, Annen aber wurde im Rahmen einer räumlichen Neuordnung aus dieser Bürgermeisterei wieder ausgelagert. Stattdessen wurde Annen im Jahre 1819 zunächst dem Amt Dorstfeld zugeführt. Mit dem Dorf Wullen bildete Annen fortan die Landgemeinde Annen-Wullen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Landgemeinde nach der Gründung eines eigenen Amtes dem Landkreis Hörde zugeordnet. Der Namensteil Wullen wurde fallen gelassen.

Eisenbahn

1848 wurde Annen-Wullen an die Eisenbahnstrecke Hagen-Witten-Dortmund angeschlossen. Wirtschaftspolitisch von besonderer Bedeutung war für Annen jedoch die Einrichtung der Eisenbahnstrecke von Langendreer nach Löttringhausen im Jahr 1878, die gleichfalls über Annen führte. Die im Volksmund Rheinischer Esel genannte Strecke bot den wichtigsten Zechen Annens einen direkten Gleisanschluss.

Zechen

Wann in Annen erstmals Kohle abgebaut wurde, ist unter Historikern umstritten. Mitte des 19. Jahrhunderts allerdings wurden in Annen die ersten Tiefbauzechen eröffnet. Die Ansiedlung der Großzechen Hamburg im Jahre 1851 und Ringeltaube (1864) brachten der Gemeinde neue Einwohner. 1875 zählte Annen-Wullen 5643 Einwohner, 1890 waren es bereits 8342. Ein Großteil der Männer arbeitete in der Schwerindustrie. Neben dem Bergbau entstanden mehrere Glashütten und Ziegeleien sowie das Gussstahlwerk Asthöwer & Co., das 1886 von Friedrich Krupp übernommen wurde.

20. Jahrhundert

Nach den Boom-Jahren erlebte Annen Anfang des 20. Jahrhunderts eine erste Krise. Mit der Schließung vieler Kleinzechen im Ruhrtal Ende des 19. Jahrhunderts und vor allem mit der Nordwanderung des Ruhrbergbaus verloren auch die Annener Großzechen an Bedeutung. Als die Kohlekonzerne die ihnen zugeteilten Absatzquoten in den Emscherraum verlagerten, stellten sie den weniger rentablen Bergbau im südöstlichen Ruhrgebiet weitgehend ein.

Das zerstörte Roburit-Werk nach der Explosion

Im November 1906 explodierte in Witten, direkt an der Stadtgrenze zu Annen, die Roburit-Sicherheitssprengstofffabrik, wobei 41 Menschen zu Tode kamen. Aufgrund der topografischen Gegebenheiten dehnte sich die enorme Druckwelle insbesondere auf Annen aus, so dass dort die Schäden an Gebäuden und Hausrat weit höher waren als in Witten. Die Sachschäden wurden auf rund 2,5 Millionen Mark geschätzt. Staatliche Wiederaufbauhilfen wurden nicht gezahlt, auch lehnten die Feuerversicherungen Entschädigungen ab. Durch Spendensammlungen konnte rund ein Sechstel der Sachschäden vergütet werden.

Nach dem Ersten Weltkrieg ging es mit Annen wirtschaftlich bergab. Die Kohlezechen wurden ausnahmslos geschlossen, auch Krupp verkaufte sein Werk. 1922 gemeindete Annen Rüdinghausen ein, wodurch das Steueraufkommen gesteigert und die Position der Gemeinde gestärkt werden konnte. Da Annen jedoch keine Stadtrechte besaß, galt es nur noch als eine Frage der Zeit, bis Annen seine Selbstständigkeit als Amt verlieren würde. 1929 wurde Annen im Zuge der Gemeindereform des Jahres ein Stadtteil von Witten. Auch Rüdinghausen erhielt den Status eines Stadtteils, Wullen indes wurde zum Ortsteil heruntergestuft.

Mahnmal für die Opfer der Außenstelle des KZ-Außenlagers von Buchenwald in Annen

Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Ortskern, insbesondere wegen der direkt angrenzenden bedeutenden Rüstungsfabrik, von alliierten Bombenangriffen stark in Mitleidenschaft gezogen. Von September 1944 bis März 1945 befand sich in Annen eine Außenstelle des KZ Buchenwald. Die in dem Lager lebenden Männer mussten Zwangsarbeit im Annener Gussstahlwerk leisten. An die Opfer dieser Barbarei erinnert heute ein kleiner Gedenkstein am Rande des nach dem Krieg abgerissenen Lagers.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in Annen Wohnsiedlungen für englische Besatzungssoldaten der Dortmunder Kaserne. Mit der Auflösung der Kaserne zu Anfang der 1990er-Jahre wurden auch die britischen Häuser in Witten aufgegeben und verkauft.

21. Jahrhundert

Technisches Rathaus

Annen ist heute Wittens größter Stadtteil. Rund 18.300 Menschen (Stand: 31. Dezember 2014) leben in dem Nebenzentrum.[1] Nach Wegzug der Wickmann Werke richtet die Stadt Witten ihr technisches Rathaus in deren Verwaltungsgebäude ein. Eine andere Behörde der Kommunalverwaltung im Stammhaus der Firma Ostermann ist die JobAgentur-EN. An gleicher Stelle befindet sich eine Zweigstelle der Stadtbücherei und die QuaBeD Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft.

Stadtteilbezirke

(Die Zahl in den Klammern ist die Stadtteilbezirkskennziffer)

Bildung

Freiligrathschule (Hauptschule)

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

S-Bahnhof Witten-Annen-Nord, Im Hintergrund das Hallenbad

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

  • St. Josefskirche (kath.) – Die Kirche wurde zwischen 1880 und 1904 (Ausbau mit Querschiff) errichtet. Am 1. Januar 1913 erfolgte die Erhebung zur eigenen Pfarrei. Das Geläut der Kirche besteht aus drei Glocken aus der Glocken- und Metallgießerei Carl Munte. Die E-Ton-Glocke hat ein Gewicht von 920 Kilogramm und ist dem heiligen Josef geweiht. Die G-Ton-Glocke wiegt 525 Kilogramm und ist dem heiligen Bonifatius geweiht, während die A-Ton-Glocke als kleinste 386 Kilogramm wiegt und dem heiligen Liborius geweiht ist. Die beiden kleinen Glocken sind, da sie im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden, nicht mehr im Original erhalten. Sie bestehen heute im Gegensatz zur großen Glocke auch nicht mehr aus Bronze, sondern aus Gussstahl.
  • Erlöserkirche (ev.) – Baudenkmal (Grundsteinlegung 1872, Fertigstellung 1874), Glasfenster, Orgel (1968) mit 31 Registern auf 3 Manualen und Pedal
  • Marktfrau – Skulptur am Annener Marktplatz
  • Hotel Georg – Die von Herbert Antweiler gestalteten Innenräume sind vollständig im Stil der Organischen Architektur gehalten. Die farbliche Gestaltung der Fassade und der Innenräume stammt von Robert Kaller.

Freizeitgestaltung

Radfahrerskulptur in Annen im Zug des Radweges „Rheinischer Esel“
  • Radweg „Rheinischer Esel
  • Steinbruch Imberg, Jugendtreffpunkt, Outdoor mit kleiner Halle

Sportvereine und -einrichtungen

  • Sportzentrum Kälberweg der Sport-Union Annen mit jeweils eigenen Einrichtungen für Judo, Ringen, Sportkegeln, Tanzen, Tennis, Minigolf sowie begleitender Infrastruktur wie Sauna, Fitness- und Massageräume
  • 1 Hallenbad
  • 1 Fußballverein (VfB Annen)
  • DJK Blau Weiß Annen
  • Annener Turnerschaft von 1872 (kurz: ATS, seit dem 1. Januar 2007 hat diese ihre Eigenständigkeit aufgegeben um mit dem TuS Witten-Stockum 1945 e.V. zu fusionieren. Sie existiert noch als eigenständige Abteilung des TuS Witten-Stockum, der Liga- und Wettkampfturnen ATS)

Das Annener Freibad

Freibad Annen

Das Annener Freibad befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Steinbachtalsperre. Sie wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Fischteich angelegt. Einige Tage nach der Explosion der Roburit-Fabrik im Jahre 1906 brach die Staumauer. Ein Zusammenhang mit der Roburit-Explosion wurde offiziell nie festgestellt. Mittelbare Schäden traten dabei kaum auf. Anders als Mitte der 1920er-Jahre die Staumauer der kleinen Talsperre, die inzwischen zum Baden und Eislaufen diente, erneut brach. Hierbei kam es zu größeren Schäden unter anderem auf der bachabwärts gelegenen Zeche Hamburg.

Nach dem zweiten Dammbruch wurde an gleicher Stelle von Arbeitslosen ein Freibad gebaut, das am 19. August 1928 eröffnet wurde. Es hatte ein 20 x 75 Meter großes Becken, welches durch eine Brücke mit Startblöcken in ein Schwimmen- und Nichtschwimmerbecken unterteilt war. Es hatte zudem einen etwa 5 Meter hohen Sprungturm, welcher bis 1974 in der ursprünglichen Form in Betrieb war. 2006 wurden die mehrjährigen umfangreichen Sanierungsarbeiten abgeschlossen. Das Freibad ist seitdem mit Edelstahlwannen ausgestattet. Das umliegende Gelände wurde im unteren Bereich terrassiert und ein Wasserspielbereich weitab von den tiefen Becken geschaffen.

Noch heute lässt das Geländeprofil und die bauliche Anlage die Ursprünge als Talsperre erkennen. 2004 erhielt ein in der Nähe liegender Straßenneubau zur Erinnerung den Namen „Zur Talsperre“.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Heinrich Schoppmeyer: Witten. Geschichte von Dorf, Stadt und Vororten. VOHM, Witten 2012, ISBN 978-3-00-040266-1 (2 Bände).
  • Christian Lukas: Witten-Annen (= Die Reihe Archivbilder). 1. Auflage. Sutton Verlag, Erfurt 2012, ISBN 978-3-95400-004-3.
  • Frank Ahland, Stefan Nies, Ingrid Telsemeyer (Hrsg.): Sprengstoff! Die Explosion der Wittener Roburit-Fabrik 1906. Klartext Verlag, Essen 2006, ISBN 3-89861-705-X.
  • Stadtsparkasse Witten (Hrsg.): Annen. Geschichte und Geschichten 1874–1999. Bochum 1999 (ohne Verlagsangabe und ISBN).
  • Manfred Grieger, Klaus Völkel: Das Außenlager „Annener Gußstahlwerk“ (AGW) des Konzentrationslagers Buchenwald, September 1944–April 1945. 1. Auflage. Klartext Verlag, Essen 1997, ISBN 3-88474-647-2.
  • Jürgen Dodt, Wilhelm Fisse, Karl-Gustav Sprave, Gabriele Schnurr: Annen. Vom Bauerndorf zum Industriestandort. 12. Jahrhundert bis zu Eingemeindung 1929. Hrsg.: Geschichtsverein Witten-Annen. 1. Auflage. Geschichtsverein Witten-Annen, Witten 2010 (ohne ISBN).
  • Wilhelm Fisse: Vom selbstständigen Amt zum Vorort. Annen 1918–1929. Hrsg.: Geschichtsverein Witten-Annen. 1. Auflage. Geschichtsverein Witten-Annen, Witten 2013.

Weblinks

Commons: Witten-Annen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Angaben zur Fläche und zu den Einwohnerzahlen der Stadtteile