August Kestner

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August Kestner um 1810
August Kestner

Georg August Christian Kestner (* 28. November 1777 in Hannover; † 5. März 1853 in Rom) war ein deutscher Jurist, Diplomat, Forscher, Autor, Archäologe, Zeichner und Kunstsammler.

Leben

Die Familie Kestner gehörte im 18. und 19. Jahrhundert zu den sogenannten Hübschen Familien im Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg.[1] August war der Sohn des Juristen und Archivars Johann Christian Kestner und dessen Ehefrau Charlotte Buff. In seine Mutter war Johann Wolfgang von Goethe unglücklich verliebt und daraus entstand später Die Leiden des jungen Werthers. Sein Neffe war Hermann Kestner, der dem Testament des Onkels folgend die Kunstsammlung August Kestners der Stadt Hannover stiftete und somit den Grundstein für das Kestner-Museum legte.

Kestner studierte in den Jahren 1796 bis 1799 an der Universität Göttingen Jura. Sofort nach Ende seines Studiums wurde er als Vernehmungsrichter an das Hofgericht Hannover berufen.

1803 wurde Kestner zum Geheimen Kanzleisekretär im Staatsdienst ernannt. Als solcher machte er in den Jahren 1818 bis 1849 Karriere, unter anderem als königlich-hannoverscher Geschäftsträger und Gesandter beim Heiligen Stuhl in Rom und dem sizilianischen Hof in Neapel. Damit vertrat er zugleich hannoversche und britischen Interessen, da zu dieser Zeit eine Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover bestand und das Vereinigte Königreich seit 1534 keine diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl unterhielt. Kestner wird insofern als erster Botschafter des Vereinigten Königreiches beim Heiligen Stuhl bezeichnet. 1846 wurde er Mitglied im Hannoverschen Künstlerverein. Als Kunstliebhaber sammelte er ägyptische sowie griechisch-römische Kleinkunst. Das Instituto di Corrispondenza Archeologica, das spätere Deutsche Archäologische Institut, wurde 1829 von ihm mitbegründet. 1838 wurde er als Generalsekretär mit der Leitung des Instituts beauftragt.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst lebte Kestner bis zu seinem Tod am 5. März 1853 weiter in Rom. Bestattet ist er auf dem Cimitero acattolico bei der Cestius-Pyramide. Auf eben diesem Friedhof hatte er 1830 für die Bestattung des Dichtersohns August von Goethe gesorgt.

Das 1889 entstandene Kestner-Museum (seit 2007 Museum August Kestner) in Hannover wurde nach ihm benannt, da ein wesentlicher Teil des Gründungsbestandes von Kestner stammt, ebenso der Kunstverein Kestnergesellschaft in Hannover.

Schriften (Auswahl)

  • Über die Nachahmung in der Malerei. Frankfurt a. M. 1818.
  • Sulla. Ein Trauerspiel in 5 Aufzügen. Hahn, Hannover 1822.
  • Abhandlung über die Frage: Wem gehört die Kunst?. Reimer, Berlin 1830.
  • Overbeck’s Werk und Wort. Ein Aufsatz von einem römischen Kunstfreunde in Bezug auf Overbeck’s Erklärung seines im Städelschen Kunst-Institute befindlichen Bildes: Triumph der Religion in den Künsten. Frankfurt a. M. 1841.
  • mit Emil Braun: Zwölf Basreliefs griechischer Erfindung aus Palazzo Spada, dem Capitolinischen Museum und Villa Albani. Salviucci, Rom 1845.
  • Römische Studien. Decker, Berlin 1850.

Briefwechsel

  • Hermann Kestner-Köchlin (Hrsg.): Briefwechsel zwischen August Kestner und seiner Schwester Charlotte. Verlag Karl J. Trübner, Straßburg 1914.
  • Ruth Rahmeyer (Hrsg.): Soviel für diesmal … August Kestner – Johann Wolfgang von Goethe Briefwechsel 1828–1831. Olms, Hildesheim 2007, ISBN 978-3-487-13553-3.

Literatur

  • Otto MejerKestner, August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 660–662.
  • Wilhelm Rothert: Allgemeine Hannoversche Biografie, Band 2: Im Alten Königreich Hannover 1814–1866; Hannover: Sponholtz, 1914, S. 274–289
  • Marie Jorns: August Kestner und seine Zeit. 1777–1853. Das glückliche Leben des Diplomaten, Kunstsammlers und Mäzens in Hannover und Rom. Aus Briefen und Tagebüchern zusammengestellt. Madsack, Hannover 1964.
  • Jürgen Wittstock: August Kestner. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 533 f. (Digitalisat).
  • Ulrich Gehrig (Hrsg.): 100 Jahre Kestner-Museum Hannover. 1889–1989. Kestner-Museum, Hannover 1989. ISBN 3-924029-14-8.
  • Hugo Thielen: Kestner (3), Georg August Christian. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen (Hrsg.): Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 196–197 (Google Books) = Kestner (3), Georg August Christian. In: Klaus Mlynek, Dirk Böttcher (Hrsg.): Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 344–345.
  • Auf den Spuren von August Kestner. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, 6. März bis 20. Juli 2003. Hannover, Kestner-Museum 2003. (Museum Kestnerianum Band 5) ISBN 3-924029-33-4.
  • Hans-Georg Aschoff: August Kestner. Hannovers Gesandter in Rom, in: Goethes Lotte. Ein Frauenleben um 1800. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, Historisches Museum Hannover, Hannover 2003, S. 198–209.
  • Cornelia Regin: August Kestner: ein Deutschrömer, in: Goethes Lotte. Ein Frauenleben um 1800. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung. Historisches Museum Hannover, Hannover 2003, S. 210–211.
  • Rüdiger R. E. Fock: Die Kestner. Eine deutsch-französisch-schweizerische Familie macht Geschichte(n). Schnell Buch und Druck, Warendorf 2009. ISBN 978-3-87716-706-9.
  • Anne Viola Siebert: August Kestner, Etrurien und die Etruskologie, Hannover, Museum August Kestner 2010 (Museum Kestnerianum Band 14), ISBN 978-3-924029-49-4.
  • Luigi Ferdinando Tagliavini: August e Hermann Kestner cultori della musa popolare. Le vicende avventurose d'una raccolta manoscritta. In: Markus Engelhardt (Hrsg.): Musikstadt Rom. Kassel, Bärenreiter 2011, ISBN 978-3-7618-2131-2, S. 370–451.

Weblinks

Commons: August Kestner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Klaus Mlynek: Hübsche Familien, in: Klaus Mlynek, Dirk Böttcher (Hrsg.): Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 310.
VorgängerAmtNachfolger
Franz von RedenHannoverscher Gesandter beim Heiligen Stuhl
1825 bis 1849
Amt aufgelöst