Axel von Löwen

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Axel Graf
von Löwen

Axel von Löwen (* 1. November 1686 auf Gut Öbysholm, Frötuna; † 25. Juli 1772 in Stralsund) war ein schwedischer Freiherr, Ritter des Serafinenordens und Generalgouverneur in Schwedisch-Vorpommern.

Leben

Löwen war der Sohn des Landeshauptmanns (landshövding) Otto Wilhelm Löwen. Er entschied sich sehr früh für eine militärische Laufbahn. Mit 17 Jahren wurde er vom schwedischen König Carl XII. als Volontär für Festungsverteidigung nach Elbing beordert. 1707 diente er unter Friedrich von Hessen und unter General Eik Sparre und wurde anschließend Generaladjutant des Prinzen von Oranien. 1707 heiratet er Sofia Carolina Piper. 1712 nahm Löwen an der Verteidigung Wismars gegen Dänemark teil.

Er erwarb sich im Militär einige Verdienste, was ihm die Freundschaft mit dem König einbrachte.

Nach dem Tod seiner ersten Frau 1732 heiratete er 1735 Eva Horn af Ekebyholm (* 1716, † 1790), die Tochter des Reichsrats und Kanzleipräsidenten Graf Arvid Bernhard Horn, was sich als äußerst günstig für seine politische Karriere auswirken sollte. Er vermittelte geschickt zwischen den beiden Parteien hattorna und mössorna, schuf sich dabei allerdings auch politische Gegner. Seine Versetzung 1748 als Generalgouverneur in Schwedisch-Vorpommern hing daher nicht nur mit der Würdigung seiner Verdienste für das Königreich Schweden zusammen; es war auch die Gelegenheit für seine Gegner, ihn aus der politischen Landschaft in Stockholm zu entfernen.

Löwen trat 1747 die Nachfolge von Johann August Meyerfeldt an und blieb Generalgouverneur bis zu seiner Suspendierung vom Dienst im Jahr 1766. Seine Residenz, das Löwensche Palais, wurde beim Bombenangriff auf Stralsund am 6. Oktober 1944 zerstört. 1755 erwarb er das Gut Groß Schoritz.

Graf Löwen starb 1772 in Stralsund und wurde in der Kirche in Frötuna begraben.

Sammlung und Bibliothek

Er widmete sich in Stralsund der Literatur, Kunst und Wissenschaft. Dabei legte er neben einer systematisch wissenschaftlichen Bibliothek umfangreiche Sammlungen an Kunst, Militaria und Pretiosen an, zu der auch prominente Geschenke seines Königs Carl XII. zu denen einige Kleinodien, ein großes Bildnis sowie eine kostbare Prachtbibel zählte[1].

Im Stadtarchiv Stralsund, in dem sein Nachlaß gepflegt wird, sind zahlreiche Quittungen seiner Literaturkäufe erhalten. Danach kaufte er für mindestens 3.636,36 Reichstaler von deutschen Buchhändlern und für mindestens 2.747,64 Reichstaler von schwedischen Händlern Bücher. Er unterhielt zudem Geschäftsbeziehungen zu Carl Ludwig Dähnert aus Greifswald, Carl Urban Hjärne und Graf Olof Törnflycht.

Seine Sammlung vermachte er per Testament von 1761 der Stadt Stralsund, wobei er darauf bestand, sie dem publico zum Dienst, öffentlich zugänglich zu machen. Die Sammlung blieb zunächst im großen Rathaussaal im Stralsunder Rathaus, der heute Löwenscher Saal genannt wird, und wurde 1795 erstmals inventarisiert. Das Protocollum inventationis verzeichnet 1.399 Buchtitel, Konvolute von Karten und Kupferstichen, 195 Gemälde und Graphiken, 24 Elfenbeinstatuen, Spielbretter, Pokale, Waffen, darunter 22 Gewehre, 6 Paar Pistolen, ein riesiges Festungsmodell, Artillerieinstrumente, und eine Anzahl von Armaturen und mechanische Maschinen - insgesamt einige Tausend Einzelteile. Von alledem ist nur ein Bruchteil geblieben.[2] Unsachgemässe Lagerung, Ausleihen, die zunächst vorübergehende Räumung des Saals 1819 für den Empfang des preußischen Königs und 1849 die Verbannung auf den Rathausboden fügten der Sammlung schwere Schäden zu. 1859 wurde die dezimierte Sammlung dem Museumsverein der Stadt als Leihgabe überlassen. Die noch vorhandenen wertvollsten Stücke wurden im Zweiten Weltkrieg nach Boldevitz ausgelagert und gingen dort verloren. Nach 1989 wurde begonnen, die Stücke der Sammlung anhand der Inventarlisten von 1795 zu identifizieren und die Sammlung wieder als solche sichtbar in den Räumen des Kulturhistorischen Museums Stralsund zu präsentieren[3].

Die große Bibliothek der Löwen'schen Sammlung gehört mit heute 1.669 Titeln (1.978 Einzelbände) zu den umfangreichsten Beständen der historischen Bibliothek beim Stadtarchiv in Stralsund, welches im Johanniskloster untergebracht ist. Einzelne Bände tauchten allerdings 2012 auf dem antiquarischen Buchmarkt auf.[4]

Auszeichnungen

Literatur

  • Ursula Herzer: Axel Graf von Löwen und seine Sammlung. Kulturhistorisches Museum, Stralsund 1999.
  • Dietmar Gohlisch: Catalogus Bibliothecae Praetoris Axel von Löwen. (= Veröffentlichung des Stadtarchivs Stralsund. Band 13). Scheunen-Verlag, Kückenshagen 2000, ISBN 3-929370-86-7.
  • Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 5995–5996.

Weblinks

Commons: Axel von Löwen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Burkhard Kunkel: Das Bildnis Carls XII. von Schweden. Wiedererwerbung und Bedeutung eines bislang verschollenen Gemäldes. In: Welt-Kultur-Erbe. Band 1. Stralsund 2010, S. 52–53.
  2. Ursula Herzer: Axel Graf von Löwen und seine Sammlung. Kulturhistorisches Museum, Stralsund 1999, DNB 1058242512.
  3. Burkhard Kunkel: „Wie nöthig die ausgezeichnete Beachtung von Denkmalen und deren Schutz jetzt wird“ - von Alterthümersammlungen und Weltkulturerbe: Der Beitrag Stralsunds zur Bewahrung pommerscher Geschichte. In: Marcin Majewski (Hrsg.): Pomorze wczoraj - dzis - jutro: Miasta i miasteczka pomorskie. Stargard 2010, S. 115–131.
  4. Klaus Graf: Schamlos: Stadt Stralsund verscherbelte auch ein Buch aus der Gräflich Löwen'schen Sammlung. In: Archivalia. 2. November 2012, abgerufen am 10. Juli 2013.