Bellerophon-Formation

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Bellerophonschnecke aus dem Museum Gröden in St. Ulrich in Gröden

Die Bellerophon-Formation (italienisch Formazione a Bellerophon) ist eine lithostratigraphische Formation des Oberen Perm in den Südalpen. Benannt ist sie nach der Schneckengattung Bellerophon.

Geschichte

Die Bezeichnung Bellerophonkalk verwendete zum ersten Mal Rudolf Hoernes in seiner Arbeit Zur Geologie von Südtirol, erschienen in der Zeitschrift der deutschen Geologischen Gesellschaft Berlin. In Folge verwendete Guido Stache in seinen Arbeiten zu den permischen Fossilien im südlichen Tirol den Ausdruck Bellerophonkalke, so 1877 und 1878 in seinen Artikeln Beiträge zur Fauna der Bellerophonkalke Südtirols, erschienen jeweils in den Jahrbüchern der Geologischen Reichsanstalt. Der italienische Geologe Bruno Accordi verwendete 1958 als erster den Terminus Formazione a Bellerophon und unterteilte sie in zwei Member: In eine Facies fiamazza, benannt nach dem Fleimstal an der Basis, die durch dolomitische Lagunensedimente und Evaporite gekennzeichnet ist, und eine sie überlagernde Facies badiota, benannt nach dem Gadertal, die durch fossilführende Kalksteine repräsentiert wird.[1]

Definition und Verbreitungsgebiet

Die bis zu etwa 250 Meter mächtige[2] Bellerophon-Formation kann an der Basis mit der Gröden-Formation verzahnt sein, von der sie im Allgemeinen auch unterlagert wird. Überlagert wird sie an einer deutlich erkennbaren Grenze, jedoch nicht diskordant, vom Tesero-Member der Werfen-Formation.

Verbreitet ist die Formation in den Südlichen Kalkalpen östlich vom Etschtal bis nach Kärnten.

Ein spurenhaftes Äquivalent zu der Bellerophon-Formation sieht der österreichische Geologe Alexander Tollmann in schwarzen, geschichteten Dolomiten, die im Gipsbergbau Wienern als Einschaltung im Haselgebirge am Grundlsee vorkommen.[3]

Unterteilung

Gnadenbild der Madonna von Absam in Bellerophon Stein an einer Hausfassade in St. Ulrich in Gröden

In der Beschreibung der stratigraphischen Kommission Italiens werden vier Untereinheiten der Formation beschrieben. Die unteren beiden entsprechen der Facies fiamazza von Accordi.

Die unterste Einheit wird aus Gesteinen gebildet die unter dem Einfluss von wiederholten Überflutungen durch das Meer entstanden sind. Es sind dies helle Dolomite die im Zentimeter- bis Dezimeterbereich geschichtet sind und von grauen Mergellagen unterbrochen werden.

Darüber folgen zyklische Abfolgen von grauen, mehr oder weniger mergeligen Dolomiten, Mergeln, schwarzen Schiefern und Gips. Diese Einheit kann bis zu 150 Meter mächtig sein. Evaporite kommen hier auf verschiedenen Niveaus vor.

Die nächstliegende Einheit bilden dunkle Dolomite und Kalkstein, außerdem Mergel. Der obere Teil dieser Einheit besteht größtenteils aus Mikriten und Kalkareniten mit reicher Fossilführung. Darunter finden sich neben der für die Formation namensgebenden Gastropode Bellerophon verschiedene Bivalven, Nautiliden und Brachiopoden. Weiters sind in diesem Horizont diverse Kalkalgen und Foraminiferen zu finden.

In diesen dunklen Kalken und Dolomiten finden sich örtlich Lagen von dolomitischen Brekzien und Zellendolomiten, die als eigene Einheit ausgewiesen werden.

Verwendung

Der häufig in Gröden vorkommende Bellerophonstein wird von einigen Künstlern dort für Steinplastiken verwendet.

Einzelnachweise

  1. Bruno Accordi: Contributo alla conoscenza del Permiano medio-superiore della zona di Redagno (Bolzano). Ann. Univ. Ferrara 3, Seiten 37-47.
  2. Renato Posenato, Herwig Prinoth: Orizzonti a Nautiloidi e a Brachiopodi della Formazione a Bellerophon (Permiano Superiore) in Val Gardena (Dolomiti). Geo. Alp., vol. 1, S. 71-85, Innsbruck 2004, Seite 74. PDF-File
  3. Alexander Tollmann: Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums. Stratigraphie, Fauna und Fazies der Nördlichen Kalkalpen. Teil II der Monographie der Nördlichen Kalkalpen, Verlag Deuticke, Wien 1976, ISBN 3-7005-4412-X, Seiten 43 und 47.

Weblinks