Benutzer:AKGF77

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verfasste Artikel: erste Lautverschiebung, Lombarde (unvollendet)



Heinrich von Kleist, Michael Kohlhaas[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich von Kleist, Reproduktion einer Illustration von Peter Friedel, die der Dichter 1801 für seine Verlobte Wilhelmine von Zenge anfertigen ließ

Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist

geb. 18. Oktober 1777, Frankfurt, Oder gest. 21. November 1811 ,Berlin

Eltern: Joachim Friedrich von Kleist (* 1728; † 1788), Juliane Ulrike, geb. von Pannwitz (* 1746; † 1793)

Ab 1788: Erziehung durch den reformierten Prediger Samuel Heinrich Catel in Berlin. In diesem Rahmen lernte er die Werke der klassischen Dichter und der Philosophen der Aufklärung kennen.

Ab 1792: Beginn der militärischen Ausbildung im Potsdamer Garderegiment.

1799: Entlassungsgesuch H. v. Kleists wird stattgegeben, Immatrikulation in Frankfurt, Oder für drei Semester (Physik, Mathematik, Naturrecht).

1800: Verlobung mit Wilhelmine von Zenge, Reise nach Berlin und Würzburg.

1801: „Kant-Krise“, Aufenthalte in Dresden, Göttingen, Straßburg, Paris.

1802: Aufenthalt in Bern, die ersten Texte entstehen, Lösung der Verlobung mit Wilhelmine.

1803: Erste (anonyme) Veröffentlichung „Familie Schroffenstein“.

1805: Eintritt in den preußischen Staatsdienst (Domänenkammer Königsberg), erste Arbeiten an „Michael Kohlhaas“.

1806: Überarbeitung von „Der zerbrochene Krug“, Ausscheiden aus dem preuß. Staatsdienst.

14.10.1806: Schlacht bei Jena und Auerstedt.

1807: Verhaftung durch Franzosen wegen angeblicher Spionagetätigkeit (ein halbes Jahr in Kriegsgefangenschaft). Erscheinen von „Das Erdbeben in Chili“.

1809: Prag, geplante Herausgabe einer Zeitschrift „Germania“, schwere Erkrankung, Rückreise nach Frankfurt.

1810: Kontakte zu Clemens Brentano, Achim v. Arnim, Joseph Freiherr v. Eichendorff; Veröffentlichung des „Kohlhaas“ und der „Marquise von O.“; erstes Erscheinen der von Kleist herausgegebenen Zeitschrift „Berliner Abendblätter“.

1811: Doppelselbstmord mit Henriette Vogel am kleinen Wannsee bei Berlin.

Personenregister der wichtigsten Charaktere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michael Kohlhaas: Roßhändler aus Kohlhaasenbrück

Junker Wenzel von Tronka: Landesherr an der Elbe im Sächsischen

Burgvogt: Verwalter des Junker Wenzel

Herse: Großknecht des Michael Kohlhaas

Lisbeth: Frau des Michael Kohlhaas

(...)


Übersichtskarte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datei:Karte zu Kleists Kohlhaas.gif
Wirkungsgebiet des Michael Kohlhaas












Inhaltsangaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seitenangaben folgen der Reclamausgabe

1. Leseabschnitt S.3-16:

Der im Brandenburgischen („an den Ufern der Havel“) lebende Rosshändler Michael Kohlhaas, eingangs zunächst als „einer der rechtschaffensten […] Menschen seiner Zeit“ bezeichnet, ist mit einer Koppel Pferde in Richtung Sachsen unterwegs, als er sowohl vom Burgvogt als auch vom Verwalter des Junkers Wenzel von Tronka aufgehalten wird, mit der Begründung, dass er keinen Passierschein habe. Da Kohlhaas sich diesen in Dresden nach Verkauf seiner Pferde besorgen möchte, nötigt der Burgvogt ihn, zwei Pferde als Pfand zurückzulassen. In Dresden erfährt Kohlhaas, dass die Passforderung reine Willkür gewesen war, woraufhin er zur Tronkenburg zurückkehrt, um sich seine Pferde wieder zurückzuholen. Dort angekommen muss er feststellen, dass die Pferde durch den Einsatz in harter Feldarbeit sehr abgemagert und heruntergekommen sind und dass sein Knecht Herse, welcher gegen die missbräuchliche Verwendung der Pferde protestiert hatte, übel zugerichtet wurde. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Kohlhaas

2. Leseabschnitt S.16-32:


Lexikon[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abdecker (S.10): ????

Goldgülden (S.6): ????

landesherrliches Privilegium (S.3): Landesherrlichkeit beschreibt die Regierungsgewalt einer Person oder Institution in einem festgelegten Gebiet. Ein Privileg ist ein Vorrecht, d.h. also, dass wer ein landesherrliches Privileg z.B. der Besteuerung inne hat, darf nach seinem Ermessen in seinem Gebiet Steuern erheben.

Meierhof (S.3): Bauernhof, auf dem der Verwalter (Meier) eines Gutshofes lebte

Roßkamm (S.4): ????



der historische Kohlhaas[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grammatische Strukturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Recht und Gerechtigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

\\ \\

Die Kerngruppe im Detail[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Phase 1

Die erste Phase, die sich auf das ganze hochdeutsche Gebiet auswirkte, lässt sich vermutlich auf das 4. Jahrhundert zurück datieren. Die ältesten überlieferten Belege der Lautverschiebung stammen aus der Zeit nach 650 aus dem Edictus Rothari. Folgt man den Aussagen der Forschung, so liefern die Vor-Althochdeutschen Runen (ungefähr 600 n.Chr.) keinen überzeugenden Hinweis auf eine Lautverschiebung. In dieser Phase wurden die stimmlosen Verschlusslaute intervokalisch zu doppelten Spiranten (Frikativen), oder im Auslaut nach Vokal zu einzelnen Spiranten.

p→ff oder im Auslaut f

t→ zz (späteres Deutsch ss) oder im Auslaut z (s)

k→ hh (späteres Deutsch ch)

Anmerkung: In althochdeutschen Wörtern steht z für die stimmlose Spirans, die sich vom stimmhaften s unterscheidet. Die Schreibung h steht im Althochdeutschen für die Spirans /x/ und den Hauchlaut /h/.

Beispiele:

Altenglisch slǽpan: Althochdeutsch slāfan (Englisch sleep, Niederländisch slapen, Deutsch schlafen)

Altenglisch strǽt: Althochdeutsch strāzza (Englisch street, Niederländisch straat, Deutsch Straße)

Altenglisch rīce: Althochdeutsch rīhhi (Niederländisch rijk, Deutsch reich)

Es ist zu beachten, dass Phase 1 keinen Einfluss auf geminierte Verschlusslaute in Wörtern hatte, wie *appulApfel“ oder –*kattaKatze“. Auch waren die Verschlusslaute nach anderen Konsonanten nicht betroffen in Wörtern wie *scarpscharf“ oder *hert "Herz", wo ein weiterer Konsonant zwischen den Vokal und den Verschlusslaut tritt. Diese Wörter blieben bis zur Phase 2 unverschoben.

Phase 2

In der 2. Phase, die im 8. Jh. abgeschlossen war, wurden dieselben Laute zu Affrikaten (d.h. einem Verschlusslaut folgt eine Spirans). Dieses geschah in drei Umgebungen: im Anlaut, in der Verdopplung und nach einem Liquid (/l/oder /r/) oder Nasal (/m/oder /n/).

/p/ → /pf/ (auch geschrieben <ph> im Althochdeutschen)

/t/ → /ts/ (geschrieben <z> oder <tz>)

/k/ → /kx/ (geschrieben <kch> oder <ch> im Althochdeutschen)

Beispiele:

Altenglisch æppel: Althochdeutsch aphul (Englisch apple, Niederländisch appel, Plattdeutsch Appel, Deutsch Apfel)

Altenglisch scearp: Althochdeutsch scarpf (Englisch sharp, Niederländisch scherp, Plattdeutsch scharp, Deutsch scharf)

Altenglisch catt: Althochdeutsch kazza (Englisch cat, Niederländisch kat, Plattdeutsch Katt, Deutsch Katze)

Altenglisch tam: Althochdeutsch zam (Englisch tame, Niederländisch tam, Plattdeutsch tamm, Deutsch zahm)

Altenglisch liccian: Althochdeutsch lecchôn (Englisch to lick, Niederländisch likken, Deutsch lecken, Hochalemannisch schlecke/ schläcke /∫lεkxә, ∫lækxә/)

Altenglisch weorc: Althochdeutsch werk oder werch (Englisch work, Niederländisch werk, Plattdeutsch Wark, Deutsch Werk, Hochalemannisch Werch/ Wärch)

Die Verschiebung fand nicht statt, wo eine Spirans dem Verschlusslaut vorausgegangen war, d.h. in den Kombinationen /sp, st, sk, ft, ht/. /t/ blieb auch in der Kombination /tr/ unverschoben.

Altenglisch spearwa: Althochdeutsch sparo (Englisch sparrow, Niederländisch spreeuw, Plattdeutsch Sparling, Deutsch Sperling)

Altenglisch mæst : Althochdeutsch mast (Englisch mast, Niederländisch mast, Deutsch Mast [baum])

Altenglisch niht: Althochdeutsch naht (Englisch night, Niederländisch nacht, Deutsch Nacht, Plattdeutsch Nacht)

Altenglisch trêowe: Althochdeutsch [ge]triuwi (Englisch true, Niederländisch (ge) trouw, Plattdeutsch tro/trü, Deutsch treu)

Die später folgende Änderung von /sk/ → /∫/, geschrieben sch, fand im frühen Mittelhochdeutschen statt und ist nicht Teil der Lautverschiebung.

Diese Affrikaten (besonders /pf/) haben sich in einigen Dialekten zu Spiranten ver- einfacht. Somit wurde /pf/ in bestimmten Fällen zu /f/. Im Jiddischen und in einigen deutschen Dialekten geschah dies im Anlaut, z. B. Niederländisch paard, Deutsch Pferd, Jiddisch ferd. Es gab eine starke Tendenz zur Vereinfachung nach /r/ und /l/, z.B. werfen < Althochdeutsch werpfan, helfen < Althochdeutsch helpfan, aber einige Formen mit /pf/ bleiben erhalten, z.B. Karpfen.

Die Verschiebung von /t/>/ts/ erscheint im ganzen hochdeutschen Gebiet.

Es ist möglich, dass pizza eine frühe italienische Entlehnung vom Althochdeutschen (Bayrischer Dialekt) pizzo, eine verschobene Variante von bizzo (Deutsch Bissen, „bite“, „snack“) ist.

Die Verschiebung von /p/→/pf/ erscheint im gesamten Oberdeutschen, aber es gibt eine breite Variationen in mitteldeutschen Dialekten. Je nördlicher der Dialekt, desto weniger weisen westmitteldeutsche Dialekte Konsonantenverschiebungen auf.

Die Verschiebung von /k/→/kx/ ist geografisch stark eingegrenzt und fand nur in den südlichsten oberdeutschen Dialekten statt. Der südösterreichisch-bairische Dialekt aus Tirol ist der einzige Dialekt, in dem die Affrikata /kx/ sich in allen Stellungen durchgesetzt hat. Im Hochalemannischen ist hingegen in den anderen Stellungen /k/ zu /x/ umgeformt worden, etwa bei "Küchenschrank" [chuchechaschte]. Dennoch gibt es /kx/ auch anlautend im modernen Hochalemannischen, das für jegliches k in Lehnwörtern benutzt wird, zum Beispiel "Karibik" [kxari’bikx] oder "Keller" [kxælɐ].

Phase 3

Die Phase 3 hat einen geografisch begrenzteren Radius als die Phase 2. Hier wurden die stimmhaften zu stimmlosen Verschlusslauten.

b → p

d → t

g →k

Lediglich die Verschiebung der Dentale „d → t“ fand ihren Weg in das Gegenwartsdeutsch. Die anderen Verschiebungen sind begrenzt auf das Hochalemannische der Schweiz und die südbairischen Dialekte in Österreich. Diese Verschiebung begann vermutlich im 8. oder 9. Jahrhundert, nachdem Phase 1 und Phase 2 sich nicht mehr weiter entwickelten. Andernfalls wären auch die daraus resultierenden stimmlosen Verschlusslaute weiter zu Frikativen und Affrikaten verschoben worden.

Es ist signifikant, dass in jenen Wörtern, in denen indoeuropäische stimmlose Verschlusslaute gemäß dem Vernerschen Gesetz zu stimmhaften wurden, die dritte Phase den Laut zu seinem Ursprung zurückführte. (*t → d → t): Indoeuropäisch *meh₂ter- →Germanisch *mōder → Deutsch Mutter.

Beispiele:

Altenglisch dōn: Althochdeutsch tuon (Englisch do, Niederländisch doen, Plattdeutsch doon, Deutsch tun)

Altenglisch mōdor: Althochdeutsch muotar (Englisch mother, Niederländisch moeder, Plattdeutsch Moder, Deutsch Mutter)

Altenglisch rēad: Althochdeutsch rōt (Englisch red, Niederländisch rood, Plattdeutsch root, Deutsch rot)

Altenglisch biddan: Althochdeutsch bitten oder pitten (Englisch bid, Niederländisch bieden, Plattdeutsch beden, Deutsch bitten, Bayrisch pitten)


4. Andere Veränderungen im Detail[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Phase 4: þ/ð → d

Was gelegentlich als Phase 4 begegnet, verschob die dentalen Spiranten zu /d/. Charakteristisch hierfür ist, dass sie ebenfalls das Niederdeutsche und Niederländische erfasst. Im Germanischen standen die stimmlosen und stimmhaften dentalen Spiranten þ und ð in allophonischem Zusammenhang, þ im Anlaut und ð im Wortinnern. Diese verschmolzen in ein einziges /d/. Diese Verschiebung trat so spät auf, dass noch unverschobene Formen in den frühesten althochdeutschen Texten zu finden sind und kann daher auf das 9. oder 10. Jh. datiert werden.

frühes Althochdeutsch thaz → klassisches Althochdeutsch daz (Englisch that, Niederländisch dat, Deutsch das)

frühes Althochdeutsch thenken → klassisches Althochdeutsch denken (Englisch think, Niederländisch denken, Deutsch denken)

frühes Althochdeutsch thegan → klassisches Althochdeutsch degan (Englisch thane, Niederländisch degen, Mittelhochdeutsch degen, i. S. von „Krieger, Held“)

frühes Althochdeutsch thurstag → klassisches Althochdeutsch durstac (Englisch thirsty, Niederländisch dorstig, Deutsch durstig)

frühes Althochdeutsch bruother/bruodher → klassisches Althochdeutsch bruoder (Englisch brother, Niederländisch broeder, Deutsch Bruder)

frühes Althochdeutsch munth → klassisches Althochdeutsch mund (Englisch mouth, Niederländisch mond, Deutsch Mund)

frühes Althochdeutsch thou/thu → klassisches Althochdeutsch du (Englisch thou, Deutsch du, Altniederländisch thu)

In Dialekten, die von Phase 4, aber nicht von der Verschiebung des Dentals der Phase 3 erfasst wurden, Niederdeutsch, Hochdeutsch und Niederländisch, verschmolzen zwei germanische Laute: þ wird d, aber das ursprüngliche d bleibt unverändert.

Name Deutsch Niederl. Engl.
original /þ/ (→ /d/ in Deutsch und Niederländisch) Tode dood death
original /d/ (→ /t/ in Deutsch) Tote dode dead


(Zum besseren Vergleich werden die deutschen Formen hier mit -e angeführt, um die Auswirkungen der Auslautverhärtung auszuschließen. Die Nominative sind Tod und tot beide ausgesprochen /to:t/.) Eine Konsequenz daraus ist, dass der grammatische Wechsel beim Dental (d/t) im Mittelniederländischen entfällt.

/γ/ → /g/

Die westgermanische stimmhafte velare Spirans /γ/ wurde im Althochdeutschen in allen Stellungen zu /g/ verschoben. Man glaubt, dass dieser frühe Lautwandel spätestens im 8. Jahrhundert abgeschlossen war. Da die Existenz von einem /g/ in der Sprache eine Voraussetzung für die süddeutsche Verschiebung von g → k war, muss dies der Phase 3 der Kerngruppe der Hochdeutschen Konsonantenverschiebung vorausgehen. Die gleiche Veränderung ereignete sich unabhängig davon im Altenglischen um das 10. Jahrhundert (sich verändernde Muster von Alliterationen lassen diese Datierung als zulässig erscheinen), aber mit der wichtigen Ausnahme, dass vor Vokal die Angelsächsische Palatisierung eintrat und sich stattdessen ein /j/ ergab. Das Niederländische hat sich das ursprüngliche germanische /γ/ bewahrt, obwohl man im Niederländischen dies mit der Graphie <g> wiedergibt. Der Unterschied zwischen diesem (dem niederländischen) und dem englischen bzw. deutschen Konsonanten ist in der geschriebenen Form nicht sichtbar.

Niederländisch goed (/γu:t/): Deutsch gut, Englisch good

Niederländisch gisteren (/γisterәn/): Deutsch gestern, Englisch yesterday

Niederländisch gi: Englisch you

/v/ → /b/

Das Westgermanische *ƀ (vermutlich gesprochen [v]), ein Allophon von /f/, wurde im Althochdeutschen zwischen Vokalen und ebenfalls nach /l/ zu /b/.

Altenglisch lufu: Althochdeutsch liob (Englisch love, Niederländisch lief, Deutsch Liebe, Plattdeutsch Leew)

Altenglisch hæfen: Mittelhochdeutsch habe, (Englisch haven, Niederländisch haven, Deutsch Hafen)

Altenglisch half: Althochdeutsch halb (Englisch half, Niederländisch half, Plattdeutsch half, Deutsch halb)

Altenglisch lifer: Althochdeutsch libara (Englisch liver, Niederländisch lever, Plattdeutsch Lever, Deutsch Leber)

Altenglisch self: Althochdeutsch selbo (Englisch self, Niederländisch zelf, Plattdeutsch self, Deutsch selbe)

Altenglisch sealfian: Althochdeutsch salbon (Englisch salve, Niederländisch zalf, Deutsch Salbe)

Bei starken Verben wie dem deutschen heben (engl.: ‚heave’) und geben (engl.: ‚give’) trug die Verschiebung dazu bei, die [v]-Formen im Deutschen zu eliminieren. Aber eine genaue Beschreibung dieser Verben wird erschwert aufgrund der Auswirkungen des grammatischen Wechsels, in dem [v] und /b/ innerhalb einzelner, früher Formen desselben Verbs miteinander wechseln. Im Falle von schwachen Verben, wie z.B. haben (Englisch have und Niederländisch hebben, heeft) und leben (Englisch „live“, Niederländisch „leven“), haben die Konsonantenunterschiede einen unterschiedlichen Ursprung; sie sind Resultat des Primärberührungseffekts (germanische Spirantenregel) und und einem darauf folgenden Prozess von Angleichung.

/s/ → /∫/

Das Hochdeutsche erfuhr die Verschiebung /sp/, /st/, /sk/ → /∫p/, /∫t/, /∫/ im Anlaut:

Deutsch spinnen (/∫p/), Englisch spin

Deutsch Straße (/∫t/), Englisch street

Deutsch Schrift, Englisch script


Auslautverhärtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andere Veränderungen schließen eine allgemeine Tendenz zur Auslautverhärtung im Deutschen und im Niederländischen und in weitaus begrenzterem Ausmaß im Englischen ein. So werden im Deutschen und Niederländischen /b/, /d/ und /g/ am Ende eines Wortes als /p/, /t/ und /k/ ausgesprochen.

Die ursprünglich stimmhaften Konsonanten werden für gewöhnlich in der modernen deutschen und Niederländischen Rechtschreibung verwendet. Wahrscheinlich, weil zugehörige gebeugte Formen wie der Plural Tage, die stimmhafte Form haben, wenn das Wort nicht mit dem Verschlusslaut endet. Wegen dieser gebeugten Formen sind sich Muttersprachler der zugrundeliegenden stimmhaften Phoneme bewusst und schreiben es analog. Allerdings wurden im Mittelhochdeutschen diese Laute phonetisch geschrieben: Singular tac, Plural tage.

Chronologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abgesehen von þ → d war die Hochdeutsche Lautverschiebung vor den Anfängen der Schriftlichkeit des Althochdeutschen im 9. Jahrhundert eingetreten. Eine genaue Datierung der verschiedenen Phasen ist daher nur annäherungsweise möglich.[1] Unterschiedliche Schätzungen erscheinen gelegentlich, z. B. bei Waterman, der behauptete, dass die ersten drei Phasen ziemlich nahe aufeinander folgten und auf alemannischem Gebiet um 600 n. Chr. abgeschlossen waren, aber noch zwei oder drei Jahrhunderte brauchten, um sich nach Norden auszubreiten.

Manchmal helfen uns historische Konstellationen; z. B. wird durch die Tatsache, dass Attila im Deutschen Etzel genannt wird, bewiesen, dass die Phase 2 nach der Hunneninvasion im 5. Jahrhundert produktiv gewesen sein muss. Die Tatsache, dass viele lateinische Lehnwörter im Deutschen verschoben erscheinen (z. B. Lateinisch strata → Deutsch Straße), hingegen andere nicht (z. B. Lateinisch poena → Deutsch Pein), erlaubt uns den Lautwandel vor oder nach der entsprechenden Periode der Entlehnung zu datieren. Jedoch sind die nützlichsten chronologischen Datenquellen deutsche Wörter, die in lateinischen Texten der spätantiken und frühmittelalterlichen Periode zitiert werden.

Eine relative Chronologie für die Phasen 2, 3 und 4 kann ziemlich einfach dadurch festgestellt werden, dass t → tz der Verschiebung von d → t vorausging und diese muss þ → d vorausgegangen sein. Andernfalls hätten alle Wörter mit einem ursprünglichen þ alle drei Verschiebungen durchlaufen und als tz enden müssen. Da die Form kepan für “give“ im Altbayrischen belegt ist, zeigt sie, dass /γ/ → /g/ → /k/ und /v/ → /b/ → /p/ verschoben wurde. Daraus ist zu folgern, dass /γ/ → /g/ und /v/ → /b/ vor Phase 3 erfolgte.

Geographische Verteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass die aus Phase 1 resultierenden Veränderungen den Ober- und Mitteldeutschen Raum beeinflussten, jene von Phase 2 und 3 jedoch nur Oberdeutschland, und jene von Phase 4 die ganze deutsche und niederländisch sprechende Region. Die allgemein akzeptierte Grenze zwischen Mittel- und Niederdeutschland, die maken-machen Linie, wird die Benrather Linie genannt, da sie durch die Düsseldorfer Vorstadt Benrath geht. Demgegenüber wird die Hauptgrenze zwischen Mittel- und Oberdeutschland, die Appel-Apfel-Linie die Speyerlinie genannt werden, da sie nahe der Stadt Speyer verläuft, etwa 200 km weiter südlicher als die Benrather.

Jedoch ist eine genaue Beschreibung der geographischen Verteilung des Wandels viel komplexer. Nicht nur weichen die individuellen Lautverschiebungen innerhalb einer Phase in ihrer Verteilung voneinander ab (Phase 3, zum Beispiel, beeinflusst teilweise den ganzen oberdeutschen Sprachraum, teilweise auch nur die südlichsten Dialekte innerhalb Oberdeutschlands), sondern es gibt sogar kleinere Abweichungen von Wort zu Wort bei der Verteilung derselben Konsonantenverschiebung. Zum Beispiel liegt die ik-ich-Linie weiter nördlich als die maken-machen-Linie in Westdeutschland, stimmt mit ihr in Mitteldeutschland überein und liegt weiter südlich an ihrem östlichen Ende, obwohl beide die gleiche Verschiebung /k/ → /x/ anzeigen.

Dialekte und Isoglossen des Rheinischen Fächers
(Absteigend von Norden nach Süden: Dialekte in den grau unterlegten Feldern, Isoglossen in den weißen Feldern)[2]
Isoglosse Norden Süden
Niederdeutsch/Niederfränkisch
Uerdinger Linie (Uerdingen) ik ich
Düsseldorfer Platt (Limburgisch)
Benrather Linie
(Grenze: Niederdeutsch — Mitteldeutsch)
maken machen
Ripuarisch (Kölsch, Bönnsch, Öcher Platt)
Bad Honnefer Linie
(Staatsgrenze NRW-RP) (Eifel-Schranke)
Dorp Dorf
Luxemburgisch
Linzer Linie (Linz am Rhein) tussen zwischen
Bad Hönninger Linie op auf
Koblenzer Platt
Bopparder Linie (Boppard) Korf Korb
Sankt Goarer Linie (Sankt Goar)
(Hunsrück-Schranke)
dat das
Rheinfränkisch (Hessisch, Pfälzisch)
Speyerer Linie (Fluss Main)
(Grenze: Mitteldeutsch — Oberdeutsch)
Appel Apfel
Oberdeutsch



Langobardisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Manche aus Phase 2 und 3 hervorgegangenen Konsonantenverschiebungen können auch im Langobardischen beobachtet werden. Die frühmittelalterliche germanische Sprache Norditaliens ist durch Runenfragmente aus dem späten 6. und 7. Jahrhundert bezeugt. Leider erlauben die Langobardischen Quellen keine ausreichenden Nachweise. Daher ist es unsicher, ob diese Sprache die komplette Verschiebung oder nur sporadische Reflexe der Verschiebung aufwies. Doch ist die Verschiebung b→p deutlich erkennbar. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Verschiebung in Italien begonnen oder aber dass sie sich nach Süden wie nach Norden gleichermaßen ausgebreitet hat. Ernst Schwarz und andere sind der Auffassung, dass die Verschiebung in Deutschland aus dem Kontakt mit dem Langobardischen hervorging. Wenn es wirklich eine Verbindung gibt, würde uns der Nachweis im Langobardischen darauf schließen lassen, dass die Phase 3 bereits im späten 6. Jahrhundert begonnen haben muss, also viel früher, als bisher angenommen. Hingegen bedeutet dies nicht zwingend, dass sie sich schon damals in Deutschland verbreitet hatte.

Wenn, wie manche Wissenschaftler annehmen, das Langobardische eine ostgermanische Sprache und nicht Teil des deutschsprachigen Dialektraums war, ist es möglich, dass parallele Verschiebungen unabhängig im Deutschen und im Langobardischen stattgefunden haben. Die noch erhaltenen Wörter des Langobardischen zeigen jedoch klare Ähnlichkeiten zum Bayrischen. Deshalb sind Werner Benz und andere der Auffassung, dass das Langobardische ein althochdeutscher Dialekt ist. Es bestanden enge Verbindungen zwischen den Langobarden und den Proto- Bayern: Die Langobarden waren bis 568 im „Tullnerfeld“ angesiedelt (etwa 50 km westlich von Wien); einige Gräber der Langobarden sind nach 568 angelegt worden; offenbar sind nicht alle Langobarden im Jahr 568 nach Italien gezogen. Die Verbliebenen scheinen Teil der neu zusammengestellten Gruppe von Bayern geworden zu sein.

Als Columban (Missionar der Lombarden) kurz nach 600 zu den Alemannen am Bodensee kam, ließ er Fässer zerschlagen, die cupa genannt wurden. (englisch cup; deutsch Kufe). So berichtet es Jonas von Bobbio (vor 650) in der Lombarbei. Dies zeigt, dass zur Zeit Columbans die Verschiebung von p zu f weder im Alemannischen noch im Langobardischen stattgefunden hatte. Der Edictus Rothari (643; erhaltene Handschrift nach 650; s. oben) aber belegt die Formen grabworf (‚einen Körper aus dem Grab werfen‘, deutsch Wurf und Grab), marhworf (‚ein Pferd, ahd. marh, wirft den Reiter ab‘) und viele andere Verschiebungsbeispiele. Demnach ist es also am wahrscheinlichsten, die Konsonantenverschiebung als eine gemeinsame Langobardisch-Bayrisch-Alemannische Verschiebung der Jahre 620-640 anzusehen, als die drei Stämme enge Kontakte zueinander hatten.

Beispieltexte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Beispiel für die Folgen der Verschiebung kann man die folgenden Texte aus dem späten Mittelalter vergleichen. Die linke Seite zeigt einen mittelniederdeutschen Ausschnitt aus dem Sachsenspiegel (1220) ohne Lautverschiebung, die rechte Seite zeigt den Text aus dem mittelhochdeutschen Deutschenspiegel (1274), in dem die verschobenen Konsonanten zu erkennen sind. Beides sind verbreitete Rechtstexte dieser Periode.

Sachsenspiegel (II,45,3)Deutschenspiegel (Landrecht 283) De man is ok vormunde sines wives, to hant alse se eme getruwet is. Dat wif is ok des mannes notinne to hant alse se in sin bedde trit, na des mannes dode is se ledich van des mannes rechte. Der man ist auch vormunt sînes wîbes zehant als si im getriuwet ist. Daz wîp ist auch des mannes genôzinne zehant als si an sîn bette trit nâch des mannes rechte.


Unverschobene Formen im Hochdeutschen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hochdeutsche Konsonantenverschiebung, ist ein Beispiel einer Lautveränderung, die keine Ausnahmen zulässt und wird daher häufig von den Junggrammatikern als solche angeführt. Jedoch bezieht das moderne Standarddeutsch, obwohl auf dem Mitteldeutschen basierend, sein Vokabular aus allen deutschen Dialekten. Wenn ein ursprüngliches deutsches Wort (im Gegensatz zu einem Lehnwort) von der Verschiebung nicht betroffene Konsonanten enthält, werden sie gewöhnlicherweise als niederdeutsche Formen erklärt.

Entweder kam die verschobene Form außer Gebrauch, wie bei:

Hafen: Mittelhochdeutsch gab es die verschobene Form habe(n), aber die niederdeutsche Form ersetzt es in der Neuzeit.

oder die zwei Formen existierten Seite an Seite, wie in:

Wappen: hier gibt es auch eine verschobene Form, allerdings mit einer anderen Bedeutung: Waffen.

Weitere Beispiele von gebräuchlichen deutschen Wörtern dieser Kategorie umfassen:

Lippe; Pegel; Pickel

Die überwiegende Mehrheit im Gegenwartsdeutsch jedoch, die bestimmte Muster von Konsonanten enthält, die bei der Verschiebung beseitigt worden waren, werden aus dem Lateinischen, den romanischen Sprachen, Englischen oder den slavischen Sprachen entlehnt:

Paar; Ratte; Peitsche

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Werner König, dtv-Atlas Deutsche Sprache. 12. Aufl. München: Deutscher Taschenbuchverlag 1998, S. 63.
  2. Rückübersetzt aus der englischen Fassung von: Rheinischer Fächer .


Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner König, dtv-Atlas Deutsche Sprache. 12. Aufl. München: Deutscher Taschenbuchverlag 1998. ISBN 3423030259
  • Johan C. Waterman, A History of the German Language. Rev. ed. Long Grove, IL: Waveland Press 1976. ISBN 0881335908
  • Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Aufl. 2002.
  • Wilhelm Schmidt, Helmut Langner, Geschichte der deutschen Sprache. Ein Lehrbuch für das germanistische Studium. 10. Aufl., Stuttgart 2007. ISBN: 9783777614328
  • Judith Schwerdt, Die 2. Lautverschiebung. Wege zu ihrer Erforschung. Heidelberg: Winter 2000. ISBN 382531083