Benutzer:Verzettelung/Lankwitzer Bombennacht

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Ziel im ANR: Lankwitzer Bombennacht

Als Lankwitzer Bombennacht wird die Nacht vom 23. zum 24. August 1943 bezeichnet, in der Berlin-Lankwitz und -Südende bei Luftangriffen der Allierten jeweils zu rund 85 Prozent zerstört wurden. Das ursprüngliche Angriffsziel war das Regierungsviertel an der Wilhelmstraße, jedoch kamen die meisten Bomber von der geplanten Route ab und verfehlten das Zielgebiet um über 9 Kilometer, sodass das Flächenbombardement vor allem Lankwitz und das benachbarte Südende traf.

Die Zerstörung

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Gemäß einer Statistik der Steglitzer Bezirksverwaltung von 1943 sind die Gebäude- und Wohnungsschäden der Bombennacht im Ortsteil Lankwitz wie folgt zu beziffern:[1]

Insgesamt 20.000 Wohnungen beschädigt, davon:

  • 7.200 Totalschäden
  • 2.500 schwere Schäden
  • 1.900 mittlere Schäden
  • 8.400 leichte Schäden

Insgesamt 5.310 Gebäude beschädigt, davon:

  • 1.161 Totalschäden
  • 615 schwere Schäden
  • 616 mittlere Schäden
  • 2.918 leichte Schäden

Beschädigte Gebäude

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  • Käseglocke (Parkwohnhaus Bernkastler Platz) > Brandbombe, Dachstuhl ausgebrannt
  • Ratswaage > Dachstuhl zerstört
  • Rathaus > Dach mit Glockenturm, Rathausuhr, alle Fenster und die gesamte Inneneinrichtung zerstört (Luftminen)[2]
  • Dreifaltigkeitskirche > schwer beschädigt, Turm herabgestürzt[3][4]
  • Tierheim Lankwitz[5]
  • 16. Volksschule in der Seydlitzstraße (heute Paul-Schneider-Grundschule) > stark beschädigt[6]
  • Kasernengebäude des Hindenburgblocks in der Gallwitzallee/Eiswaldtstraße (Garde-Train-Kaserne, heute Polizeidirektion 4)
  • Kasernengebäude des Emmichblocks in der Malteserstraße (Kraftfahrerkaserne, 1949–1980 Pädagogische Hochschule Berlin, seit 1980 Campus der FU)
  • Gebäude der vormaligen Heil- und Pflegeanstalt Berolinum, ehemalige Frauenabteilung südlich der Leonorenstraße zerstört, nördliche Gebäude beschädigt[7]

Zerstörte Gebäude

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  • Dorfkirche > bis auf die Grundmauern niedergebrannt, wiederhergestellt[8]
  • Mater Dolorosa > bis auf die Grundmauern niedergebrannt, wiederhergestellt[9]
  • Realgymnasium Lankwitz (erbaut 1905)[10]
  • Lankwitzer Schloss[11]
  • Villa Louise > ausgebrannt[12]
  • 15. Volksschule in der Schulstraße: Gelbes Schulhaus zerstört (erbaut 1877), benachbarte Baracke abgebrannt (heute Alt-Lankwitzer Grundschule)[13]
  • Bahnhofsgebäude
  • Hauptgebäude des ehemaligen Pestalozzistift (1905–1926) / Werner-Schule des Deutschen Roten Kreuzes (ab 1926)[14]
  • Kneipp-Sanatorium (1936–1943)[15]
  • Kloster der Christkönigschwestern[16]

Sonstige Zerstörungen

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  • Dorfaue Alt-Lankwitz[17]

Ab 1940 wurden auf Führerbefehl ein Zivilschutz- (ein Hoch- und vier Tiefbunker) sowie ein Militärbunker in Lankwitz errichtet.[18]

Ziviler Luftschutz

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Die Luftschutzbunker in Lankwitz:

  • Dessauerstraße 21–25 Ecke Zietenstraße (Tiefbunker, „Tierheimbunker“; heute nicht mehr existent)[19][20]
  • Eiswaldtstraße 17 (Lage, Hochbunker, erbaut 1940−1941; heute Baudenkmal)[21]
  • Nicolaistraße 69 (Lage, Tiefbunker, erbaut 1940–1942; heute noch existent)[22][23]
  • Ruthstraße 6 (Lage, Tiefbunker; heute vom Gartenbauamt genutzt)
  • Kurfürstenstraße 29a (Lage, Tiefbunker; heute noch existent)

Viele Bewohner suchten Schutz in den Kellern ihrer Häuser. Dies war jedoch deutlich unsicherer als die Unterkunft in einem Luftschutzbunker und führte zu zahlreichen Verschütteten. Die Hohe Zahl von öffentlichen Zivilbunkern hat vielen Lankwitzern in der Bombennacht das Leben gerettet.[18]

Militärischer Luftschutz

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In Lankwitz waren mehrere Flugabwehrkanonen (Flak) stationiert. So standen an der Malteserstraße eine Flak auf dem Luther-Friedhof und eine am Gemeindepark.[24] Im Emmichblock (ab 1932 Kaserne der Flakabteilung 3; damals Marienfelder Straße 74–90 Ecke Emmichstraße) befand sich ein Militärbunker (Lage, heute Jugendfreizeiteinrichtung JugendKulturBunker; heute Malteserstraße 74–100 Ecke Emmichstraße), der die (unbewaffnete) Flakleitstelle Süd beheimatete.

Nach dem Kriegsende

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Die Trümmerfrauen brachten nach dem Kriegsende die Trümmer von Lankwitz zum heutigen Insulaner und zur Marienhöhe in Tempelhof. Der Transport erfolgte mit Lastkraftwagen und Feldbahnwagen, für die extra Schienen durch die Straßen verlegt wurden.[25]

Um 1950 begann der Wiederaufbau. Allmählich wurden alle Baulücken geschlossen, sodass es heute in Lankwitz keine landwirtschaftlich genutzten Flächen und kaum noch Brachflächen gibt.

Zeitzeugenberichte

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„An den ersten Teil dieser Nacht habe ich nur noch wenig Erinnerung. Er ging, wie so viele andere Nächte, mit kräftigem Flakfeuer und Bombeneinschlägen an uns, die wir alle aus unserem Haus stets im Luftschutzkeller versammelt waren, vorüber. Doch als wir dann aber nach der Entwarnung den Luftschutzkeller verließen, war ein Inferno um uns herum. Überall loderten die Flammen. Mit meinen Eltern wohnte ich damals an der Grenze zum hauptsächlich betroffenen Lankwitz, in der Parallelstraße, Ecke Lorenzstraße. Man wußte nicht, wo zuerst gelöscht werden sollte. Irgendjemand koordinierte schließlich die Löscheinsätze, und alle verfügbaren Menschen, die überlebt hatten, gaben in dieser Nacht das Äußerste her was jeder zu leisten vermochte. Es wurden lange Eimerketten gebildet, um hier und dort die brennenden Häuser zu löschen. Unterdessen trugen andere Helfer mit den Betroffenen der kaum noch zu rettenden Häuser deren Hab und Gut auf die Straße...
Da war dann auch ein brennendes Haus, das durch den Wasserketteneinsatz zunächst schnell gelöscht werden konnte. Es dauerte nicht lange, stand es aber plötzlich wieder in hellen Flammen. Das mit den Brandbomben abgeworfene Phosphor hatte sich erneut entzündet. So intensiv, dass mit Wasser da nichts mehr zu retten war. Schockiert mußten wir zusehen, wie die Flammen sich von oben nach unten im Wirbelsturm rasend ausbreiteten... Es war die Hölle in jener schrecklichen Nacht, die man in seinem Leben nicht vergessen kann...“

Ute Altburg-Harms[26]
  • Arbeitskreis Historisches Lankwitz: 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Lankwitzer Bürger erinnern sich an die letzten Tage vor der Kapitulation und an die Zeit danach. Eigenverlag, Berlin 1995 (online; Begleitschrift zur Ausstellung Alles neu – 50 Jahre nach Kriegsende des Bezirksamtes Steglitz).
  • Heinz Becker: Die Lankwitzer Bombennacht im Kriegsjahr 1943. In: Steglitzer Heimat. Heimatverein Steglitz e. V., 47. Jahrgang, Nr. 1/2, Berlin 2003, S. 30–32.
  • Heinz Becker: Vor 50 Jahren... Die Lankwitzer Bombennacht 1943, Eigenverlag Heinz Becker, Berlin 1993.
  • Wolfgang Friese: Warum musste Lankwitz sterben? In: Steglitzer Heimat. Heimatverein Steglitz e. V., 53. Jahrgang, Nr. 1, Berlin 2008, S. 31–37.
  • Paul Hiller: Chronik Lankwitz (= Vorabdruck. Band Nr. 5/6). Wort-& Bild-Specials, Berlin 1989, ISBN 3-926578-19-X.
  • Martin Middlebrook: The Berlin raids. RAF bomber command winter 1943–44. Viking, London 1988, ISBN 978-0-67-080697-3 (englisch).
  • Wolfgang Friese: Bombenangriff in der Nacht vom 23./24. August 1943. In: Gabriele Schuster (Hrsg.), Wolfgang Friese: Lankwitz und seine Geschichte. Teil V – Kloster und Luftangriff. Heimatverein Steglitz e. V., Berlin 2014, S. 8–13.

Einzelnachweise

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  1. Eine Statistik aus dem Jahr 1943. In: 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Arbeitskreis Historisches Lankwitz, S. 34, abgerufen am 24. März 2012.
  2. Paul Hiller: Chronik Lankwitz. S. 111.
  3. Paul Hiller: Chronik Lankwitz. S. 101.
  4. Wolfgang Friese: 100 Jahre ev. Dreifaltigkeitskirche in Lankwitz. In: Steglitzer Heimat. Heimatverein Steglitz e. V., 51. Jahrgang, Nr. 1, Berlin 2006, S. 19–20.
  5. Paul Hiller: Chronik Lankwitz. S. 140.
  6. Paul Hiller: Chronik Lankwitz. S. 80.
  7. * Arbeitskreis Historisches Lankwitz: Zum Gedenken an Sanitätsrat Dr. med. James Fraenkel 1859–1935. Über sein Leben und seine Heil- und Pflegeanstalt in Landwitz. Eigenverlag, Berlin 2001, S. 21.
  8. Paul Hiller: Chronik Lankwitz. S. 96.
  9. Paul Hiller: Chronik Lankwitz. S. 104.
  10. Paul Hiller: Chronik Lankwitz. S. 85.
  11. Paul Hiller: Chronik Lankwitz. S. 32.
  12. Paul Hiller: Chronik Lankwitz. S. 34.
  13. Paul Hiller: Chronik Lankwitz. S. 75.
  14. Paul Hiller: Chronik Lankwitz. S. 124.
  15. Paul Hiller: Chronik Lankwitz. S. 109.
  16. Paul Hiller: Chronik Lankwitz. S. 108.
  17. Paul Hiller: Chronik Lankwitz. S. 130.
  18. a b Wolfgang Friese: Luftschutzbunker in Lankwitz. Lankwitzer Bilderbogen, KiezKontakt, 13. September 2013. Abgerufen am 21. Januar 2014.
  19. „Meine Kinofreundschaft wurde verschüttet“. In: 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Arbeitskreis Historisches Lankwitz, abgerufen am 24. März 2012.
  20. Besetzung durch die Rote Armee. In: 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Arbeitskreis Historisches Lankwitz, abgerufen am 24. März 2012.
  21. Hochbunker Eiswaldtstr. 17. Interessengemeinschaft für historische Militär-, Industrie- und Verkehrsbauten, abgerufen am 24. März 2012.
  22. Tiefbunker Nicolaistr. 69. Interessengemeinschaft für historische Militär-, Industrie- und Verkehrsbauten, abgerufen am 24. März 2012.
  23. Bunker zu verkaufen. Flachbunker in der Nicolaistraße wurde entwidmet und kann abgerissen werden. In: Berliner Woche, 1. September 2010, 28. Jg., S. 1.
  24. „Es ist schlimmer als draußen“. In: 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Arbeitskreis Historisches Lankwitz, abgerufen am 24. März 2012.
  25. Die Trümmerfrauen. In: 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Arbeitskreis Historisches Lankwitz, abgerufen am 24. März 2012.
  26. „Es war ein Inferno um uns herum“. In: 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Arbeitskreis Historisches Lankwitz, abgerufen am 24. März 2012.