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Internationaler Frauentag - Überarbeiten

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Clara Zetkin (links) mit Rosa Luxemburg (1910)

Die Idee dazu kam aus den USA. Dort hatten Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas (SPA) im Jahr 1908 ein Nationales Frauenkomitee gegründet, das beschloss, einen besonderen nationalen Kampftag für das Frauenstimmrecht zu initiieren. Dieser erste Frauentag in den USA am 28. Februar 1909[1] war ein Erfolg – auch weil sich bürgerliche Frauenrechtlerinnen (Suffragetten) den Forderungen nach dem Frauenwahlrecht anschlossen und gemeinsam mit den Sozialistinnen demonstrierten. Die Idee, diese Form des Protestes zu wiederholen, war schnell geboren, und so kam es auch 1910 im Februar zu nordamerikanischen Frauendemonstrationen für das Wahlrecht. Während die US-Amerikanerin May Wood Simons die Idee zu einem solchen Tag nach Kopenhagen brachte, waren es die deutschen Sozialistinnen Clara Zetkin und Käte Duncker, die sich auf dem Treffen in Kopenhagen für den Frauentag einsetzten und den Beschluss forcierten.

Der Beschluss in Kopenhagen lautete:

„Im Einvernehmen mit den klassenbewussten politischen und gewerkschaftlichen Organisationen des Proletariats in ihrem Lande veranstalten die sozialistischen Frauen aller Länder jedes Jahr einen Frauentag, der in erster Linie der Agitation für das Frauenwahlrecht dient. […] Der Frauentag muß einen internationalen Charakter tragen und ist sorgfältig vorzubereiten.“[2]

Der erste Frauentag wurde dann am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert. Mit der Wahl des Datums sollte der revolutionäre Charakter des Frauentags hervorgehoben werden, denn der Vortag, der 18. März, war der Gedenktag für die Gefallenen während der Märzrevolution 1848. Außerdem hatte auch die Pariser Kommune 1871 im März begonnen.

Das alles beherrschende Thema der ersten Jahre war die Forderung nach dem freien, geheimen und gleichen Frauenwahlrecht. Dieses Anliegen fußte auf den Erklärungen der Sozialdemokratie, die sich als einzige Partei vor 1900 für ein Frauenwahlrecht ausgesprochen hatte. Die Sozialdemokraten sahen im Wahlrecht unter anderem eine Chance, ihre Anhängerschaft zu vergrößern. Aus Sicht der Organisatorinnen verlief der erste Internationale Frauentag im deutschen Kaiserreich erfolgreich. Luise Zietz, Beisitzerin im sozialdemokratischen Parteivorstand, beurteilte ihn als „glänzend gelungen“ und auch der Vorstand des sozialdemokratischen Parteitages schätzte ihn als „wuchtige sozialdemokratische Kundgebung für das Frauenwahlrecht“ ein.[3] Die SPD profitierte vom ersten Internationalen Frauentag auf deutschem Boden. So stieg die Zahl der weiblichen Mitglieder von 82.642 im Jahr 1910 auf 107.693 im Jahr 1911, und die Abonnentenzahl der sozialistischen Frauenzeitung Die Gleichheit wuchs um fast 10.000.

Es verwunderte daher nicht, dass die Partei auch 1912 einen Frauentag durchführen wollte. Dieser wurde auf den 12. Mai gelegt, die Beteiligung war noch größer als 1911, und der internationale Frauentag schien sich durchgesetzt zu haben. Eine solche Einschätzung täuscht jedoch, denn als Clara Zetkin daranging, auch für 1913 eine Veranstaltung zu organisieren, musste sie erkennen, „daß in manchen Parteikreisen noch eine ziemliche Abneigung besteht gegen den Frauentag, während die Genossinnen vom agitatorischen Wert überzeugt sind“.[4]

Innerhalb der nächsten fünf Jahre hatte der Internationale Frauentag seinen Platz in der sozialistischen Bewegung gefunden und war zu einem wichtigen Teil der Propaganda- und Aufklärungsarbeit der Partei geworden. Diese Tendenz setzte sich in den nächsten Jahren fort, wobei es durch den Ersten Weltkrieg zu einer Veränderung des Themas kam. Nicht mehr der Kampf um das weibliche Wahlrecht stand im Zentrum, vielmehr entstand ein Aktionstag gegen den Krieg. Allerdings waren die Frauenveranstaltungen Repressionen ausgesetzt. Durch den mitgetragenen Burgfrieden waren kritische Veranstaltungen nicht mehr erwünscht. Der Internationale Frauentag musste in die Illegalität gehen. Er wurde in allen Kriegsjahren als Propagandatag genutzt, „obgleich die sozialdemokratischen Parteiführungen in Deutschland und Österreich dabei blieben, die Frauen sollten sich auf Festveranstaltungen auf die im Rahmen der „gegebenen Rechtszustände“ zugelassenen Themen beschränken“.[5]

1917 war ein entscheidendes Jahr. Aufgrund massiver Proteste aus den eigenen Reihen, die sich vor allem an der Frage der Bewilligung von Kriegskrediten und der Unterstützung des Krieges entzündeten, wurde im April die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) von enttäuschten Sozialisten gegründet. Diese beschlossen sofort die Fortführung des Internationalen Frauentages und organisierten eine „Rote Woche“ vom 5. bis 12. Mai 1917. Auch im folgenden Jahr wurde der Frauentag von linken Kräften in der USPD vorbereitet und am 5. Mai 1918, dem 100. Geburtstag von Karl Marx, begangen. Am 12. November 1918 schien es dann so, als könne der Frauentag seine Existenzberechtigung verlieren: Die provisorische Reichsregierung – bestehend aus SPD- und USPD-Mitgliedern – verkündete das freie, geheime aktive und passive Wahlrecht für Männer und Frauen über 20 Jahren. Damit war die Vorkriegsforderung des Internationalen Frauentages in Deutschland erfüllt.

Demonstration zum Internationalen Frauentag in Petrograd (heute Sankt Petersburg) 1917

1917 war aber auch aus einem anderen Grund ein entscheidendes Jahr. Am 8. März 1917 – nach dem damals in Russland verwendeten julianischen Kalender der 23. Februar – streikten in Petrograd die Bewohnerinnen der armen Stadtviertel auf der Wyborger Seite. Arbeiterinnen, die Ehefrauen von Soldaten und erstmals auch Bäuerinnen gingen gemeinsam auf die Straße und lösten so die Februarrevolution aus. Zu Ehren der Rolle der Frauen in der Revolution wurde auf der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921 in Moskau auf Vorschlag der bulgarischen Delegation der 8. März als internationaler Gedenktag eingeführt.

Erzählung von einem Streik von Textilarbeiterinnen 1857 in New York[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein noch verbreiteter Mythos beschreibt einen spontanen Streik von Textilarbeiterinnen als Ursprung des Datums, der sich am 8. März 1857 in New York ereignet haben soll. Der Mythos entstand vermutlich in den 1950er Jahren in französischen kommunistischen Kreisen.

Die Nullnummer der französischen Zeitschrift d’Histoires d’Elles vom März 1977 und die Propagierung des 8. März durch die damalige Ministerin für Frauenrechte Yvette Roudy im Jahr 1982 waren Anlass, diese Erzählung zu überprüfen. Weder in der Geschichtsschreibung des amerikanischen Feminismus noch der Arbeiterbewegung ließen sich Verweise auf die angeblichen Geschehnisse des 8. März 1857 – ein Sonntag – finden.[6] 1982 veröffentlichten Liliane Kandel und Françoise Picq ihre Rekonstruktion der Genese des Mythos in Frankreich: Die Zeitschrift Cahiers du communisme, die kommunistische Tageszeitung L’Humanité und France nouvelle (in einem Artikel von Claudine Chomat), damalige Wochenzeitung der Kommunistischen Partei Frankreichs, verwiesen im März 1904 auf die Entscheidung der Sozialistischen Partei Amerikas für einen solchen Kampftag und ein erstes Begehen in New York am 27. Februar 1909. Am 5. März 1955 verwies ein Artikel Chomats auf den angeblichen Streik,[7][8] eine Veröffentlichung Picqs aus dem Jahr 2000 weist auch auf einen Artikel von Yvonne Dumont vom 26. Februar 1955 in der France nouvelle hin, in dem auf den Streik verwiesen wurde.[8]

Die Gewerkschafterin Madeleine Colin (CGT) veröffentlichte in den Cahiers du communisme 1960 weitere Details und berichtete von einem Angriff der Polizei auf die Demonstration der Textilarbeiterinnen 1857.[8] In der Antoinette, Zeitschrift der Frauen in der CGT, wurde die Erzählung seit dem März 1964 beinahe jährlich, ergänzt um Details, wiedergegeben.[7]

Kandel und Picq spekulieren in der Veröffentlichung von 1982 über den Mythos:

« A-t-il paru nécessaire de détacher la journée internationale des femmes de son histoire soviétique pour lui donner une origine plus internationale, plus ancienne que le bolchevisme, plus spontanée aussi que la décision d’un congrès ou l’initiative de femmes affiliées à des partis? La date de 1857 a-t-elle été choisie comme un dernier hommage à Clara Zetkin, née cette année là […] ? »

„War es nötig erschienen, den Internationalen Frauentag von seiner sowjetischen Geschichte zu lösen, um ihm einen internationaleren Ursprung zu geben, älter als der Bolschewismus, auch spontaner als die Entscheidung eines Kongresses oder von mit Parteien verbundenen Frauen? Wurde das Datum 1857 als eine letzte Hommage an Clara Zetkin gewählt, die in diesem Jahr geboren war […]?“

Liliane Kandel, Françoise Picq: Journée des femmes: le mythe des origines (1982)[7]

Sie weisen auch darauf hin, dass die Erzählung in Einklang mit der Mehrheitssicht in der Konferenz von Kopenhagen 1910 stehe, gemäß der der Kampf der Frauen sich in den Klassenkampf einzufügen habe.[7]

Vor dem Hintergrund weiterer Aussagen Colins spekuliert der Artikel Picqs aus dem Jahr 2000, dass die Abgrenzung von der Union des femmes françaises, in Colins Sicht eine Vereinigung hauptsächlich von Hausfrauen und einigen Intellektuellen unter der Leitung von Kommunistinnen,[9] den Mythos motivieren könnte:

« […] opposer une lutte de femmes travailleuses à une célébration communiste des femmes, devenue beaucoup plus traditionaliste et réactionnaire. »

„[…] einen Kampf von Arbeiterinnen einer viel zu traditionalistisch und reaktionär gewordenen kommunistischen Frauenfeier entgegenzustellen.“

Françoise Picq: Journée internationale des femmes: À la poursuite d’un mythe (2000, S. 166)[10]

Die US-amerikanische Geschichtswissenschaftlerin Temma Kaplan schätzte 1985, dass der Frauentag bis etwa 1967 ein kommunistischer Feiertag war, und verweist auf eine Erzählung, nach der eine Frauengruppe an der University of Illinois, teils Töchter amerikanischer kommunistischer Eltern, den Frauentag in den USA wiederbelebt hat.[11] Picq verwies auf einen möglichen Einfluss aus Frankreich oder durch sowjetische Filme als Gründe, dass der 8. März ab 1969 in den USA begangen wurde. Picq beschrieb des Weiteren als neues Phänomen Erzählungen zum 8. März seit den 1990er Jahren, in denen zugleich auf den 8. März 1858 verwiesen und die Rolle Clara Zetkins als Begründerin eines solchen Tages durch die Vereinten Nationen ersetzt werde. Sie brachte dies damit in Zusammenhang, dass Zetkin nicht mehr politisch korrekt sei.[12]

Zweite internationale Konferenz sozialistischer Frauen und Internationaler Frauentag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufruf zur zweiten Internationalen Frauenkonferenz
Plakat für den Internationalen Frauentag 1914 mit der Forderung nach dem Frauenwahlrecht

Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin (1857–1933) schlug auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz am 27. August 1910 in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentages vor, ohne jedoch ein bestimmtes Datum zu bevorzugen.

Bei der zweiten internationalen Konferenz sozialistischer Frauen 1910 in Kopenhagen wurde auf Antrag von Clara Zetkin, Käte Duncker und weiteren die Durchführung eines Internationalen Frauentags beschlossen. Angeregt wurden sie vom Bericht der Amerikanerin May Wood-Simons über 1909 und 1910 in den USA erfolgreich durchgeführte Frauentage. Organisation und Verwaltung der Veranstaltung übernahm Luise Zietz, die im Rahmen des Aktiontags eine Reihe von deutschlandweiten Demonstrationen für das Frauenstimmrecht organisierte. Der erste Internationale Frauentag 1911 erwies sich unter der Parole „Heraus mit dem Frauenwahlrecht!“ als ausgesprochen erfolgreich. Mehr als eine Million Frauen gingen auf die Straße und forderten soziale und politische Gleichberechtigung. Die radikalen Frauenrechtlerinnen Minna Cauer, Else Lüders und Marie Lischnewska nahmen ebenfalls an Versammlungen des Frauentags teil. Die Gleichheit erschien mit einer 16-seitigen Sondernummer mit dem Titel „Frauenwahlrecht“.[13][14]

Zusätzliches Material[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutsches Digitales Frauenarchiv
  • Britannica[16]


Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vereinte Nationen (UN): History of Women’s Day. In: UN.org. 2020, abgerufen am 6. März 2020 (englisch).
  2. Renate Wurms: Wir wollen Freiheit, Frieden, Recht: Der Internationale Frauentag – Zur Geschichte des 8. März. Marxistische Blätter, Frankfurt/M. 1980, ISBN 3-88012-603-8, S. 6.
  3. Renate Wurms: Wir wollen Freiheit, Frieden, Recht: Der Internationale Frauentag – Zur Geschichte des 8. März. Marxistische Blätter, Frankfurt/M. 1980, ISBN 3-88012-603-8, S. 21.
  4. Siegfried Scholze: Der Internationale Frauentag einst und heute: Geschichtlicher Abriß und weltweite Tradition vom Entstehen bis zur Gegenwart. Trafo Weist, Berlin 2001, ISBN 3-89626-129-0, S. 24.
  5. Siegfried Scholze: Der Internationale Frauentag einst und heute: Geschichtlicher Abriß und weltweite Tradition vom Entstehen bis zur Gegenwart. Trafo Weist, Berlin 2001, ISBN 3-89626-129-0, S. 35.
  6. Françoise Picq: Journée internationale des femmes: À la poursuite d’un mythe. In: Travail, Genre et Sociétés. Nr. 3, 2000, S. 162/163 (französisch; PDF: 31 kB, 8 Seiten auf genreenaction.net).
  7. a b c d Liliane Kandel, Françoise Picq: Journée des femmes: le mythe des origines. In: La Revue d’En face. Nr. 12, Herbst 1982, S. 67–80 (französisch; online auf archivesdufeminisme.fr).
  8. a b c Françoise Picq: Journée internationale des femmes: À la poursuite d’un mythe. In: Travail, Genre et Sociétés. Nr. 3, 2000, S. 164 (französisch; PDF: 31 kB, 8 Seiten auf genreenaction.net).
  9. Françoise Picq: Journée internationale des femmes: À la poursuite d’un mythe. In: Travail, Genre et Sociétés. Nr. 3, 2000, S. 165 (französisch; PDF: 31 kB, 8 Seiten auf genreenaction.net).
  10. Françoise Picq: Journée internationale des femmes: À la poursuite d’un mythe. In: Travail, Genre et Sociétés. Nr. 3, 2000, S. 166 (französisch; PDF: 31 kB, 8 Seiten auf genreenaction.net).
  11. Temma Kaplan: On the Socialist Origins of International Women’s Day. In: Feminist Studies. Band 11, Nr. 1, 1985, S. 163–171, hier S. 170 (englisch; PDF: 3,3 MB, 5 Doppelseiten auf libcom.org).
  12. Françoise Picq: Journée internationale des femmes: À la poursuite d’un mythe. In: Travail, Genre et Sociétés. Nr. 3, 2000, S. 167 (französisch; PDF: 31 kB, 8 Seiten auf genreenaction.net).
  13. Evans, Sozialdemokratie, 1979, S. 228–234.
  14. Scholze, Frauentag, 2001, S. 16–22.
  15. Kerstin Wolff: Die Geschichte(n) des Internationalen Frauentages. 2019, abgerufen am 23. Dezember 2020.
  16. International Women's Day | holiday. Abgerufen am 22. Dezember 2020 (englisch).